Wie gut kennen wir unseren Körper? Wer bestimmt über unseren Körper? Woraus besteht unser Körper? Wem oder welchen übergeben wir die Verantwortung für unseren Körper? Welches Potential schlummert in unserem Körper? Welche Rolle spielt unser Körper im Kontext Identitätsbildung, Selbstverwirklichung, Lebensgestaltung? Wie pflegen wir unseren Körper? Was ist die Minimal-, was die Maximalversion unserer Körper? Worin besteht der Zusammenhang von Identität und Körper? Wie viel Leiden erträgt unser Körper? Welches und wieviel Wissen ist in unserem Körper gespeichert? Wie setzen wir unseren Körper ein? Wer ist mein Körper – wer bin Ich?
Als Performerin spüre ich selbst um wie viel stärker und präsenter ich als Person und Künstlerin bin, wenn mein Körper mit all seinem Wissen und seiner Ausdruckskraft eine tragende Rolle spielen darf.
Über den Körper kommt die Lebens-Lust; das Verlangen das Leben in Gänze anzunehmen und auszukosten. Kunst und Leben verschmelzen miteinander und die früher auch oft von mir separat betrachteten Bereiche von Persönlichem (biografische Arbeit), Subversion (politische Arbeit) und Heilung (spirituelle Arbeit) gehören heute für mich untrennbar zusammen.
Mit der nun hier vorliegenden Arbeit unternehme ich eine „Forschungsreise“ zu weiteren Künstler*innen, die in ihren Performances persönliche und kollektive Geschichte(n) aufarbeiten, Machtverhältnisse und Missstände anprangern, Tabus brechen und Grenzen sprengen. Sie leisten mit ihrer künstlerischen Arbeit aus meiner Sicht einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Wandel- und Heilungsprozess.
Subversion definiere ich als Differenzierungs- und Kritikvermögen und damit als Ausrichtung der eigenen künstlerischen Arbeit auf Veränderung der Verhältnisse und Systeme hin. Heilung verstehe ich in diesem Kontext als prozessuale Praxis der Selbsterkenntnis, Selbstfürsorge und des Selbstausdrucks.
Subversion & Heilung in Kombination betrachtet die Basis und der Motor für Selbstermächtigung und schöpferische Lebensgestaltung.
Aus Respekt vor der radikal persönlichen Auseinandersetzung der vorgestellten Künstler*innen mit ihrer jeweils eigenen Lebensgeschichte verzichte ich bewusst auf Vergleiche der Performances untereinander.
Jede Performerin ist einzigartig. Jede Performance ist unverwechselbar. Über die einzelnen Performances lasse ich im Text dann auch nur die Künstler*innen selbst per Zitate sprechen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 2 Performancekunst – ephemer, intermedial, grenzenlos
- 3 Körpereinsatz in der Performancekunst
- 3.1 Der entblößte und/oder dargebotene Körper
- ○ Yoko Ono
- ○ Ana Mendieta
- ○ Andrea Fraser
- ○ Julischka Stengele
- 3.2 Der verborgene und/oder abwesende Körper
- ○ Lynn Hershmann Leeson
- ○ Sophie Calle
- о Naoko Tanaka
- о Kris Lemsalu
- 3.3 Der kollektive und/oder transformierende Körper
- о Marina Abramovic
- о Moon Ribas
- о Verena Kyselka
- о Okwui Okpokwasili
- 3.1 Der entblößte und/oder dargebotene Körper
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Körpers in der weiblichen/queeren Performancekunst, indem sie die Strategien von Subversion und Heilung beleuchtet, die von Künstlerinnen in ihren Performances eingesetzt werden. Die Arbeit fokussiert auf die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und der eigenen Identität, die Kritik an gesellschaftlichen Machtstrukturen und die Suche nach persönlicher und kollektiver Befreiung.
- Der Körper als Mittel der Subversion und Heilung
- Der entblößte, verborgene und kollektive Körper in der Performancekunst
- Die Auseinandersetzung mit Identität, Macht und Tabus
- Die künstlerische Praxis als Ausdruck von Selbstermächtigung und gesellschaftlichem Wandel
- Die Verbindung von persönlicher Erfahrung, politischer Kritik und spiritueller Heilung in der Performancekunst
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorwort: Die Einleitung beleuchtet die zentralen Fragen und Herausforderungen, die mit der Beziehung zum eigenen Körper verbunden sind und stellt den konzeptionellen Rahmen der Arbeit dar.
- 2 Performancekunst – ephemer, intermedial, grenzenlos: Dieses Kapitel definiert und charakterisiert Performancekunst als eine Kunstform, die sich durch ihre Ephemerität, Intermedialität und Grenzüberschreitung auszeichnet.
- 3 Körpereinsatz in der Performancekunst: Dieser Abschnitt widmet sich der Analyse von verschiedenen Strategien des Körpereinsatzes in der Performancekunst. Die Fokus liegt auf der Darstellung des Körpers als Objekt der Kunst, Instrument der Subversion und Mittel der Heilung. Dieser Abschnitt stellt die verschiedenen Künstlerinnen vor, die im weiteren Verlauf der Arbeit näher beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Performancekunst, Körper, Subversion, Heilung, Identität, Macht, Tabu, Selbstermächtigung, gesellschaftlicher Wandel, weibliche/queere Kunst, Performance-Strategien, Selbstausdruck, Performerin, Körperpolitik, Kunst und Leben, Widerstand, Transformation.
- Citar trabajo
- Sabine Küster (Autor), 2020, Körpereinsatz. Weibliche/Queere Performancekunst: Subversion & Heilung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513660