Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Frauenfiguren im "Parzival" Wolframs von Eschenbach. Dass die Frauen eine besondere Stellung in Wolframs Erzählung einnehmen, wird insbesondere daran deutlich, dass der Erzähler regelmäßig Einschübe mit Aussagen über die Frauen vorbringt und dabei die Frauen immer wieder direkt anredet. Wie werden die Frauen im "Parzival" dargestellt? Und lassen sich ihnen anhand ihrer Darstellung bestimmte Funktionen zuschreiben?
Es wird gezeigt, dass die Frauen im "Parzival" mehr sind als Figuren, die den Verlauf der Handlung bestimmen oder auf Wolframs innovative Geschlechterkonzeption verweisen. Um das zu bewerkstelligen, kann der Fokus der Arbeit nicht allein auf den konventionellen Figuren innerhalb der Handlung liegen. Wolfram hat die Frauen auf unterschiedliche Erzählebenen positioniert. Grundlage der Arbeit sind die sogenannten Frauenpassagen, in denen der Wolframsche Erzähler die Frauen direkt anspricht. Bei diesem Vorgang tritt der Erzähler hervor, unterbricht die Handlung und eröffnet auf diese Weise eine weitere Erzählebene, die poetologische Anklänge offenbart.
Anhand ausgewählter Beispiele werden die Frauenfiguren im "Parzival" näher betrachtet. Es wird untersucht, inwieweit Obiê und Obilôt als entgegengesetzte Handlungsauslöser und Sigûne als Urteilsinstanz fungieren. Des Weiteren werden die beiden Personifikationen Frou Âventiure und Frou Minne hinsichtlich ihrer poetologischen Funktionen analysiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Frauenfiguren außerhalb der Handlungsebene
- 2.1 Die Frauenpassage innerhalb des Prologs (2,23-3,24)
- 2.2 Die Frauenpassage innerhalb der sog. Selbstverteidigung (114,5-115,20)
- 2.3 Die Frauenpassage am Ende des VI. Buches (337,1-30)
- 2.4 Die Frauenpassage innerhalb des Epilogs (827,25-30)
- 3. Frauenfiguren innerhalb der Handlungsebene
- 3.1 Obiê und Obilôt als entgegengesetzte Handlungsauslöser
- 3.2 Sigûne als Urteilsinstanz
- 4. Frauenfiguren zwischen den Erzählebenen
- 4.1 Frou Aventiure
- 4.2 Frou Minne
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle der Frauen im „Parzival“ Wolframs von Eschenbach. Im Zentrum steht die Frage, wie die Frauen im Werk dargestellt werden und ob man ihnen aufgrund ihrer Darstellung bestimmte Funktionen zuschreiben kann. Die Untersuchung beleuchtet die Frauenfiguren sowohl auf der Handlungsebene als auch auf verschiedenen Erzählebenen.
- Die Frauen als Handlungsauslöser und Urteilsinstanzen
- Die Bedeutung des Begriffs „âventiure“ in Verbindung mit Frauenfiguren
- Die Rolle der Frauen in Wolframs poetologischer Konzeption
- Die Frauenfiguren als Ausdruck der innovativen Geschlechterkonzeption Wolframs
- Die Darstellung von Frauen und Gewalt im Kontext des Werkes
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 bietet eine Einleitung in die Thematik der Frauenfiguren im „Parzival“. Das Kapitel beleuchtet die Relevanz der Frauen für Wolframs Erzählung und die Forschungsgeschichte zum Thema. Es werden zentrale Fragestellungen der Arbeit formuliert und die methodische Herangehensweise erläutert.
Kapitel 2 analysiert die Frauenfiguren außerhalb der Handlungsebene. Der Fokus liegt dabei auf den sogenannten Frauenpassagen, in denen Wolfram die Frauen direkt anspricht und seine poetologischen Aussagen macht. Anhand dieser Passagen wird untersucht, wie Wolfram die Frauen in Bezug auf seine Erzählung positioniert und ihnen bestimmte Funktionen zuschreibt.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Frauenfiguren innerhalb der Handlungsebene. Es werden ausgewählte Beispiele wie Obiê, Obilôt und Sigûne analysiert, um zu zeigen, wie sich die in Kapitel 2 identifizierten Funktionen der Frauen auch bei den Figuren innerhalb der Handlung wiederfinden.
Kapitel 4 konzentriert sich auf die Frauenfiguren zwischen den Erzählebenen, die Personifikationen Frou Âventiure und Frou Minne. Diese Figuren werden als Ausdruck von Wolframs poetologischen Aussagen und als Hinweis auf seine innovative Geschlechterkonzeption interpretiert.
Schlüsselwörter
Wolfram von Eschenbach, Parzival, Frauenfiguren, poetologische Funktion, Handlungsauslöser, Urteilsinstanz, âventiure, Geschlechterbeziehungen, Gewalt, Minne, Allegorie.
- Quote paper
- Adriana Lütz (Author), 2016, Wolframs Frauenfiguren. Poetologisches im "Parzival", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513887