In der vorliegenden Hauptseminararbeit wird die Transkription nach der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG) verwendet. Zitate werden jedoch unverändert übernommen.
Der Titel der Arbeit weist bereits auf die zu untersuchende Hauptthese hin. Der Tod (al-maut) der Gazelle ist eine zentrale Textstelle, denn er ist der Auslöser für den Dualismus der Erkenntnisinstanzen – Philosophie (Falsafa) und Mystik (TaÈawwuf) – Hayy ibn YaqãÁns im gleichnamigen Traktat von AbÚ Bakr ibn þAbd al-Malik ibn Muhammad Ibn Óufail al-QaisÍ, besser bekannt als Ibn Óufail (ca. 510/1116-581/1185).
Der junge Inselbewohner Hayy ibn YaqãÁn wird bis zu seinem siebten Lebensjahr von einer Gazelle herangezogen und begleitet. Sie erfüllt für ihn die Rolle einer Mutter und der Junge baut zu ihr eine emotionale Bindung auf. Er entwickelt sich rasch, erwirbt allerlei handwerkliche und kognitive Fähigkeiten und zieht Rückschlüsse aus vielerlei Beobachtungen. Hayy beginnt zudem, die Laute der Gazelle zu imitieren. Da er jedoch ohne jeglichen menschlichen Kontakt heranwächst, spricht Hayy keine Sprache. Allmählich wird ihm bewusst, „[…] dass er von einer ganz anderen Art war als alle anderen Arten von Lebewesen, daß er zu einem anderen Zweck geschaffen worden und zu etwas Großartigem bestimmt war, wie sonst keine andere Art unter den Lebewesen.“ Im Unterschied zu den Tieren, die ihn umgeben, verfügt er – nicht zuletzt aufgrund seines hervorragenden Verstands/Intellekts (þaql) – über die menschliche Veranlagung zur rationalen Erkenntnis und über einen „Göttlichen Funken“ („Divine Spark“) in seiner Seele (an-nafs), die Gott durch die Erfahrung der Mystischen Einheit erkennen und sich ihm zuwenden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Tod der Gazelle
- Das Sezieren der Gazelle als Allegorie des Erkenntnisprozesses von Hayy ibn Yaqzān
- Zum Spannungsverhältnis zwischen Philosophie (Falsafa) und Mystik (Tasawwuf) bei Ibn Ṭufail
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Tod der Gazelle im Traktat „Hayy ibn Yaqẓān“ von Ibn Ṭufail. Ziel ist es, den Tod der Gazelle als zentrale Textstelle zu analysieren und dessen Rolle als Auslöser des Dualismus zwischen Philosophie und Mystik in Hayy ibn Yaqzāns Erkenntnisprozess zu beleuchten.
- Der Tod der Gazelle als Wendepunkt in Hayy ibn Yaqzāns Leben
- Die Bedeutung des Todes für den Beginn von Hayy's Denkprozessen über Leben und Tod
- Die Rolle der Philosophie und der Mystik als Erkenntnisinstanzen bei Ibn Ṭufail
- Das Spannungsverhältnis zwischen Philosophie und Mystik im Traktat „Hayy ibn Yaqẓān“
- Die Suche nach dem Urheber allen Entstehens und Vergehens
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale These der Arbeit vor: Der Tod der Gazelle ist der Auslöser für den Dualismus der Erkenntnisinstanzen Philosophie und Mystik in Hayy ibn Yaqzāns Erkenntnisprozess.
- Der Tod der Gazelle: Dieses Kapitel beschreibt den Tod der Gazelle als Wendepunkt im Leben von Hayy ibn Yaqzān. Der Tod seiner „Ersatzmutter“ löst in Hayy tiefe Trauer aus und ist der Auslöser für seine Denkprozesse über Leben und Tod.
- Das Sezieren der Gazelle als Allegorie des Erkenntnisprozesses von Hayy ibn Yaqzān: Dieses Kapitel analysiert die Rolle des Sezierens der Gazelle als Symbol für Hayy's Erkenntnisprozess und seine Annäherung an die Erkenntnis von Gott und der menschlichen Seele.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Philosophie, Mystik, Erkenntnisprozess, Dualismus, Hayy ibn Yaqẓān, Ibn Ṭufail, Tod, Gazelle und „Divine Spark“.
- Quote paper
- Oliver Borszik (Author), 2005, Der Tod der Gazelle als zentrale Textstelle und Auslöser des Dualismus der Erkenntnisinstanzen des Hayy ibn Yaqzan, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51395