Einleitung
„Wer eingetretene Pfade verlassen und neue Wege gehen soll, tut dies, weil er muss.“1 Vor dem Hintergrund eines modernen, neoliberalen Gesellschaftsmodells und dem zunehmenden Rückzug des Staates aus wichtigen, öffentlichen Verantwortungsbereichen, unterstreicht dieser Ausspruch den Handlungsdruck, der den Stiftungen aus dem sozialwirtschaftlichen Popularitäts- und Bedeutungszuwachs und den damit verbundenen, gewaltigen Herausforderungen an die Stiftungsführung erwächst. So rücken im Zuge des Anwachsens der Stiftungsbewegung in Deutschland vor allem Fragen bezüglich des Wandels der Stiftungsstruktur sowie der Legitimität und Effektivität der Stiftungsarbeit immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.2
Da sich dieser Handlungsdruck möglicherweise durch die Anwendung von ökonomisch- rationalen Managementtechniken am besten bewältigen lässt, jedoch gerade das gewinn- und marktorientierte Verhalten von Unternehmungen auf Stiftungsseite häufig als Ursache der sozialwirtschaftlichen Problematik und damit als ungeeignet zur Verwirklichung der Stiftungsziele angesehen wird, ist es zielführend das Verhältnis von Stiftungen und Unternehmungen einer emotionsfreien und wissenschaftlich fundierten Analyse zu unterziehen. Die Diskussion über die zentrale Frage, ob unternehmerisches Management und Stiftungsführung tatsächlich konfligierende Elemente sind, oder ob die Anwendung von Managementinstrumenten gar zu einer Qualitäts- und Effizienzsteigerung der Stiftungsarbeit beitragen kann, bedarf dabei einer präzisen und objektiven Strukturierung.3
Diese Arbeit soll daher im Kern beleuchten, welchen konkreten Aufgaben und Problemen sich Stiftungen gegenübersehen, ob und mit welchen Mitteln eine erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderungen möglich ist und inwieweit Stiftungen dabei von profitorientierten Unternehmungen lernen können.
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1 Risch (2005), S. 3.
2 Vgl. Rüegg-Stürm/Schnieper/Lang (2004a), S. 5f.
3 Vgl. Letts/Ryan/Grossman (1999), S. 5.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Erläuterungen der begrifflichen Grundlagen
- 2.1 Management als betriebswirtschaftlicher Deutungskomplex
- 2.2 Charakteristische Merkmale und Ausprägungsformen von Stiftungen
- 3 Integriertes Stiftungsmanagement als Erfolgsmodell für die Stiftungsarbeit
- 3.1 Stiftungen und Unternehmungen - Widerspruch oder Impulsgeber?
- 3.2 Prozessuale Ausgestaltung und Erfolgsfaktoren des integrierten Stiftungsmanagements
- 4 Praxisbeispiel: Die Bertelsmann Stiftung als Inbegriff innovativen Stiftungsmanagements
- 5 Zukünftige Bedeutung und Realisierungspotenziale des integrierten Stiftungsmanagements
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Stiftungen Management benötigen. Sie analysiert den Unternehmenscharakter von Stiftungen vor dem Hintergrund eines modernen, neoliberalen Gesellschaftsmodells und dem Rückzug des Staates aus wichtigen öffentlichen Verantwortungsbereichen. Ziel ist es, die Beziehung zwischen Stiftungen und Unternehmungen zu untersuchen und zu klären, ob Managementinstrumente zur Qualitäts- und Effizienzsteigerung der Stiftungsarbeit beitragen können. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen, denen sich Stiftungen gegenübersehen, und zeigt auf, wie diese mit Hilfe von Managementtechniken bewältigt werden können.
- Der Wandel der Stiftungsstruktur
- Die Legitimität und Effektivität der Stiftungsarbeit
- Die Anwendung von ökonomisch-rationalen Managementtechniken in Stiftungen
- Das Verhältnis von Stiftungen und Unternehmungen
- Das Potenzial von Managementinstrumenten für die Stiftungsarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit bietet eine Einleitung und stellt die Relevanz des Themas vor. Das zweite Kapitel definiert die begrifflichen Grundlagen der Arbeit, insbesondere die Begriffe „Management“ und „Stiftung“. Das dritte Kapitel untersucht das Konzept des integrierten Stiftungsmanagements als Erfolgsmodell für die Stiftungsarbeit. Es analysiert die Beziehung zwischen Stiftungen und Unternehmungen und betrachtet die processuale Ausgestaltung und Erfolgsfaktoren des integrierten Stiftungsmanagements. Das vierte Kapitel präsentiert die Bertelsmann Stiftung als Praxisbeispiel für innovatives Stiftungsmanagement. Das fünfte Kapitel beleuchtet die zukünftige Bedeutung und Realisierungspotenziale des integrierten Stiftungsmanagements.
Schlüsselwörter
Stiftungsmanagement, Stiftungsführung, Unternehmenscharakter, neoliberales Gesellschaftsmodell, Rückzug des Staates, ökonomisch-rationale Managementtechniken, Qualitäts- und Effizienzsteigerung, Stiftungsarbeit, integrierte Stiftungsmanagement, Prozessuale Ausgestaltung, Erfolgsfaktoren, Praxisbeispiel, Bertelsmann Stiftung, Zukünftige Bedeutung, Realisierungspotenziale.
- Quote paper
- Jan Boruszewski (Author), 2005, Brauchen Stiftungen Management? Zum Unternehmenscharakter von Stiftungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51502