Der Straßburger Alexander, dessen Entstehungszeit um 1170 datiert wird, setzt einen Roman fort, welcher zwanzig Jahre zuvor von einem Kleriker namens Lambrecht verfasst wurde (Vorauer Alexander). Stilistisch gesehen, wurden im Verlauf der Bearbeitung des Vorauer Alexanderromans einige signifikante Verbesserungen vorgenommen. Die Fortsetzung des Romans wurde nicht wie im Vorauer Alexander nach einer französischen Vorlage geschrieben. Sie basiert auf lateinischen Vorlagen. Trotzdem zeigen sich in dieser Fassung paradoxerweise einige moderne Züge innerhalb des Romans, welche in einem eigenartigen Kontrast zur geistlichen Deutungsperspektive der Alexander-Figur im Gesamtromans stehen. Doch wie äußern sich diese moderne Züge? Kann man den Roman auf Grund dieser Inhalte bereits zur (früh)höfischen Epik zählen oder muss man ihn als eine Heilsgeschichte mit modernen Ansätzen deuten?
Der Frage, ob man die Alexander-Fassung auf Grund seiner modernen Elemente der höfischen Epik oder zumindest als eine Vorstufe in Form eines Mischtypus angesehen kann und welche Besonderheiten der Straßburger Roman in Bezug auf „höfische“ Literaturmerkmale aufweist, wird in dieser Hausarbeit anhand der Candacis-Episode in Alexanders Orientfahrt nachgegangen. Auf die Einleitung folgt zunächst eine komprimierte Darstellung des Entstehungskontextes der Straßburger Alexander-Fassung. Anschließend werden typische Merkmale von „höfischen“ Literaturformen angeführt, die für den Straßburger Alexander und insbesondere für die Candacis-Episode relevant sind. Daraufhin folgt eine systematischen Analyse der für die Fragestellung relevanten Stellen innerhalb der Candacis-Episode, wobei untersucht wird, welche inhaltlichen Darstellungen typisch „höfisch“ sind und wie sich diese äußern. Diese Analyse wird untergliedert, indem zunächst die Darstellung des Palastes der Königin Candacis, also die räumliche Instanz, welche in dieser Episode dominiert, untersucht wird. Darauf folgt eine Analyse der Interaktionen zwischen Alexander und Candacis. Einzelne Stellen aus anderen Teilen des Romans werden nur in der anschließend folgenden Analyse des Stellenwertes der Candacis-Episode im Kontext des Gesamtromans miteinbezogen, wobei außerdem einige Forschungstendenzen dargestellt werden, welche unterschiedliche Standpunkte zu der Gesamtthematik vertreten. Zuletzt wird die Hausarbeit unter Berücksichtigung der eigenen Untersuchungen und dem Einbezug der Forschungstendenzen in Form eines Fazits abgeschlossen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literaturhistorischer Entstehungskontext
- Relevante Merkmale der höfischen Epik
- Die Candacis Episode
- Der Palast von Candacis als höfischer Raum
- Alexander und Candacis
- Stellenwert der Candacis Episode und Forschungstendenzen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den Straßburger Alexander-Roman, eine mittelalterliche Fassung der Alexandergeschichte, und seine Nähe zur (früh)höfischen Epik. Sie analysiert, ob die moderne literarische Technik des Romans und die Einbindung höfischer Elemente ihn als Vorläufer oder Teil dieser Gattung qualifizieren.
- Die Rezeption des antiken Königs Alexander im Mittelalter
- Die Entwicklung der höfischen Epik und ihre Merkmale
- Die Analyse der Candacis-Episode im Straßburger Alexander-Roman
- Der Einfluss der höfischen Elemente auf die literarische Gestaltung
- Die Positionierung des Romans im Spannungsfeld zwischen geistlicher Tradition und höfischer Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problematik des Straßburger Alexander-Romans und dessen möglicher Zuordnung zur höfischen Epik ein. Sie stellt den historischen und literarischen Kontext des Romans vor und skizziert den Aufbau der Arbeit. Das zweite Kapitel beleuchtet den literaturhistorischen Entstehungskontext des Romans, wobei der Fokus auf die Rezeption der französischen Literatur im deutschen Raum um 1170 liegt. Das dritte Kapitel präsentiert relevante Merkmale der höfischen Epik, die für die Analyse der Candacis-Episode im Straßburger Alexander-Roman relevant sind. Die Candacis-Episode wird in Kapitel 4 im Detail untersucht. Zuerst analysiert die Arbeit die Darstellung des Palastes von Candacis als höfischer Raum und untersucht anschließend die Interaktionen zwischen Alexander und Candacis. Kapitel 5 setzt sich mit dem Stellenwert der Candacis-Episode im Gesamtromans auseinander und berücksichtigt dazu Forschungstendenzen, die verschiedene Standpunkte zum Thema vertreten. Abschließend wird die Hausarbeit in Form eines Fazits die Ergebnisse der Untersuchung zusammenfassen.
Schlüsselwörter
Straßburger Alexander, höfische Epik, Candacis-Episode, Alexandergeschichte, mittelalterliche Literatur, höfische Elemente, Palast, Interaktion, Forschungstendenzen, literarische Technik, geistliche Tradition, weltliche Literatur, Frankreich, Deutschland.
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- Anonym (Autor), 2015, Der Straßburger Alexander-Roman im Kontext der (früh)höfischen Epik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/515109