Einleitung
Estland – die nördlichste der drei baltischen Republiken – ist ein relativ junger, erst im 20. Jahrhundert entstandener Nationalstaat.1 In zahlreicher einschlägiger Literatur wird Estland immer wieder als eines der „erfolgreichsten EU-Beitrittsländer“2 bezeichnet und seine politische Entwicklung wird meist lobend hervorgehoben. Gerade im Hinblick auf seine kommunistische Vergangenheit als Teil der Sowjetrepublik scheint die Frage berechtigt, inwieweit die Europäische Union, als ein Verbund von Demokratien, im Rahmen ihrer Erweiterungsstrategie richtig handelte und Estland im Mai 2004 als vollwertiges Mitglied aufnahm. Wann ist ein Staat eine pluralistische Demokratie? Und hat der politische Transformationsprozess seit Beginn 1990 in Estland eine solche hervorgebracht?
Diese Fragen stehen im Mittelpunkt meiner Hausarbeit. Unter Transformation in einem politischen Kontext ist die Umwandlung von Gesellschaftssystemen zu verstehen. Als Synonyme werde ich dabei auch Begriffe wie „sozialer Wandel“ und „Modernisierung“ verwenden. „Die Union beruht auf den Grundsätzen der Freiheit, der Demokratie, der Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten sowie der Rechtsstaatlichkeit; diese Grundsätze sind allen Mitgliedsstaaten gemeinsam“.3 Da Estland im Mai 2004 in diese Gemeinschaft aufgenommen wurde, vertrete ich die These, dass das heutige Estland eine pluralistische Demokratie darstellt. Diese These gilt es nun durch den Vergleich der allgemeinen Merkmale einer solchen pluralistischen Demokratie mit dem derzeitigen Ist- Zustand Estlands entweder zu verifizieren oder zu falsifizieren. Beginnen möchte ich meine Ausführungen mit einer Definition des Begriffs „pluralistische Demokratie“, bei welcher ich mich vor allem an Naßmachers Definition4 orientieren werde. Anschließend werde ich den Prozess der Transformation Estlands seit 1990, speziell im politischen und gesellschaftlichen Bereich, beschreiben und bewerten...
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1 Vgl. Maier, Konrad: Estland: Tiger im Baltikum?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (1998), B37, S. 17.
2 Vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Bertelsmann Transformation Index 2003. Estland, 2004, S. 1.
(<http://www.bertelsmann-transformation-index.de/176.o.html am 30.11.04).
3 Läufer, Thomas (Hrsg.): Vertrag von Nizza, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2002, S. 26.
4 Naßmacher, Hiltrud: Politikwissenschaft. Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft, 5.Aufl., Oldenbourg 2004.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition des Begriffs „pluralistische Gesellschaft“
- Der Transformationsprozess in Estland seit 1990
- Vergleich der Ergebnisse des Transformationsprozesses im heutigen Estland mit den Merkmalen einer pluralistischen Gesellschaft
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den politischen Transformationsprozess Estlands seit 1990 und analysiert, ob dieser zu einer pluralistischen Demokratie geführt hat. Die Arbeit beleuchtet den Verlauf der Transformation, untersucht die Ergebnisse und bewertet diese im Kontext der Merkmale einer pluralistischen Gesellschaft.
- Definition und Merkmale einer pluralistischen Demokratie
- Analyse des Transformationsprozesses in Estland seit 1990
- Bewertung der Ergebnisse des Transformationsprozesses in Bezug auf die Merkmale einer pluralistischen Demokratie
- Minderheitenfrage und Umgang mit Minderheiten in Estland
- Einfluss der Europäischen Union auf den Transformationsprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Entwicklung Estlands zu einer pluralistischen Demokratie nach dem Transformationsprozess seit 1990. Dabei wird der Fokus auf die Frage gerichtet, inwieweit Estland die Kriterien einer pluralistischen Demokratie erfüllt und ob der Transformationsprozess selbst gewählt oder von der EU beeinflusst wurde.
Definition des Begriffs,,pluralistische Demokratie"
Dieses Kapitel analysiert den Begriff "pluralistische Demokratie", indem es die Kernelemente "Demokratie" und "Pluralismus" untersucht. Es werden wichtige Prinzipien wie Partizipation, Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Repräsentativprinzip und Parteienwettbewerb erläutert.
Der Transformationsprozess in Estland seit 1990
Dieses Kapitel beschreibt den politischen und gesellschaftlichen Transformationsprozess Estlands seit 1990. Es untersucht die Herausforderungen und die politischen Entwicklungen während dieser Zeit, insbesondere den Umgang mit der Minderheitenfrage.
Vergleich der Ergebnisse des Transformationsprozesses im heutigen Estland mit den Merkmalen einer pluralistischen Gesellschaft
Dieses Kapitel vergleicht die Ergebnisse des Transformationsprozesses in Estland mit den Kriterien einer pluralistischen Demokratie. Es untersucht, ob die wichtigen Merkmale einer pluralistischen Gesellschaft im heutigen Estland vorhanden sind.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind: Transformationsprozess, Estland, pluralistische Demokratie, Minderheiten, EU-Beitritt, Partizipation, Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, politische Entwicklung, Vergleich, Bewertung.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2004, Führte der Transformationsprozess in Estland zu einer pluralistischen Demokratie Bewertung des politischen Transformationsprozesses seit 1990, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51522