„Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“. Eine Studie seines Schülers Martin Offenbacher, welche nachwies, dass Protestanten in Baden, Leipzig und Tübingen gebildeter und reicher waren, als die Katholiken in diesen Gebieten, machte Weber auf einen möglichen Zusammenhang aufmerksam. Mit dem Gegenstand seiner Forschung war Weber dann auf einer Amerika-Reise direkt konfrontiert worden. Diese Reise und „Der moderne Kapitalismus“ von Werner Sombart haben ihn wohl dazu bewegt, diese Untersuchungen zur Diskussion über Zusammenhänge von Religion und Wirtschaftsordnung aufzunehmen. Die darin vertretene These vom Zusammenhang zwischen der Ethik reformierter Bevölkerungsteile und dem Entstehen modernen kapitalistischen Handelns ist die wohl bekannteste, am häufigsten rezipierte und umstrittenste Aussage aller Schriften Max Webers. So viel auch zu diesem Thema diskutiert wurde, soweit ist die Forschung noch heute von einer abschliessenden Aussage über den Wert jener Arbeit entfernt.
Inhalt
1. Kurze Vorstellung Max Webers und seiner Arbeit
2. Methoden
2.1. Die wissenschaftlichen Methoden Webers
2.2. Fragestellungen und Vorgehensweise
3. Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus - Inhalt
3.1. Der „Geist“ des Kapitalismus
3.2. Die protestantische Ethik
3.3. Die „Wahlverwandtschaft“
4. Kritik an Bedeutung und Haltbarkeit der These
5. Die korrekte Richtung
6. Literatur
1.Kurze Vorstellung Max Webers und seiner Arbeit
Max Weber, am 21. April 1864 in Erfurt als Karl Emil Maximilian Weber geboren, gilt als Begründer der modernen Sozialwissenschaft. Er wurde 1889 mit seiner Arbeit zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter promoviert und habilitierte 1891/92 mit der Untersuchung über die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht. Schon 1892 beteiligte er sich entscheidend an der Enquete[1] über die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland. Hierbei waren Besonderheiten moderner kapitalistischer Betriebsführung ausschlaggebend. Diese, sich hier als negativ auf kulturelle Entwicklung auswirkend, beschriebenen Eigenarten des Kapitalismus sollten für Max Weber zum Thema eines Großteils seiner Arbeit über Religion, Ökonomie und Politik werden. Politisch maß er dem Nationalstaat höchste Bedeutung bei, war zeitweilig gar leidenschaftlich national orientiert. Im Zusammenhang mit seiner Bewunderung parlamentarischer Regierungen idealisierte er die plebiszitäre Führerdemokratie. 1919, kurz vor seinem Tod am 14. Juni 1920 in München, begann Max Weber die Arbeit an einer umfassenden Herausgabe seiner Gesammelten Aufsätze zur Soziologie der Weltreligionen, sowie einer Neubearbeitung seiner Manuskripte über Wirtschaft und Gesellschaft. Elementarer Teil der Aufsätze zur Soziologie der Weltreligionen und wohl ausschlaggebend für die Untersuchungen war seine Arbeit unter dem Titel „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“. Eine Studie seines Schülers Martin Offenbacher, welche nachwies, dass Protestanten in Baden, Leipzig und Tübingen gebildeter und reicher waren, als die Katholiken in diesen Gebieten, machte Weber auf einen möglichen Zusammenhang aufmerksam.[2] Mit dem Gegenstand seiner Forschung war Weber dann auf einer Amerika-Reise direkt konfrontiert worden. Diese Reise und „Der moderne Kapitalismus“ von Werner Sombart haben ihn wohl dazu bewegt, diese Untersuchungen zur Diskussion über Zusammenhänge von Religion und Wirtschaftsordnung aufzunehmen. Die darin vertretene These vom Zusammenhang zwischen der Ethik[3] reformierter Bevölkerungsteile und dem Entstehen modernen kapitalistischen Handelns ist die wohl bekannteste, am häufigsten rezipierte und umstrittenste Aussage aller Schriften Max Webers. So viel auch zu diesem Thema diskutiert wurde, soweit ist die Forschung noch heute von einer abschliessenden Aussage über den Wert jener Arbeit entfernt.
2.Methoden
Der folgende Aufsatz soll sich nun auf „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ beziehen und dabei die Vorgehensweise Max Webers, dessen Ergebnisse und Aussagen sowie die Diskussion über dieses Thema in der gebotenen Kürze erläutern.
2.1. Die Wissenschaftlichen Methoden Webers
Max Weber selbst betonte die wahrheitssuchende Aufgabe des Forschers. Aus dieser heuristischen Wissenschaftsauffassung resultiert eine universalhistorische Ausrichtung, die er für sein gesamtes Wirken in Anspruch nimmt. Wenngleich auch der Vorwurf besteht, er habe mit Untersuchungen zum Hinduismus, Buddhismus, Islam und Christentum lediglich versucht, seine These vom „Kapitalistischen Geist“ aus puritanischer[4] Lebensführung zu festigen. Derart äußerte sich Professor Dr. Dieter Schellong in seiner kritischen Ablehnung Webers populärer These zu seinem Abschied in den Ruhestand 1993.[5] Er sieht auch Webers Methode des Idealtypus als nicht gerechtfertigt an. Diese basiert auf Webers Annahme, dass das vom Menschen Erkannte nicht die tatsächliche Wahrheit zu erfassen in der Lage ist. Als Ausweg bietet Weber die Methode des Idealtypus an, welcher bewusst nicht die exakte historische Wirklichkeit erfasst, sondern unter Ausblendung von Gegebenheiten, welche ohne Wert für die vorliegende Fragestellung aus der entsprechenden Perspektive sind und unter Hervorhebung von wesentlichen Merkmalen, ein Modell schafft. Ein solches Modell wird deduktiv aus allgemeinen tatsächlichen Bedingungen des Lebens hergeleitet. Diese Modelle grenzen sich von wertenden Darstellungen deutlich ab und stellen einen Raum logischer Vollkommenheit dar. In einem solchen Raum arbeitet Weber hier. Er spart bei seiner Korrelationsthese von Protestantismus und Kapitalismus nicht relevante Details zur Entwicklung der Reformation ebenso aus, wie außerreligiöse Einflüsse auf die Entwicklung der kapitalistisch orientierten Gesinnung des modernen Menschen. Die, im Idealtypus entwickelte These kann dann induktiv an einzelnen Tatsachen belegt werden. Die Anwendung dieser Methode bietet zweifellos Angriffspunkte, auf deren Relevanz ich später zu sprechen kommen werde. Weber wendet sich mit seiner These nun klar gegen materialistische Geschichtsauffassungen, denen zu Folge nicht die geistige Einstellung einer Zeit ihr Gesellschaftssystem schaffe, sondern umgekehrt. Also hätte sich der Kapitalismus als Folge wirtschaftlicher Umstände entwickelt und dann den Menschen entsprechend geprägt. „Die protestantische Reformation sei somit eine direkte Folge der Entwicklung des Kapitalismus und nicht umgedreht.“[6] Auch auf Webers Konfrontation mit jener Sichtweise soll noch eingegangen werden. Im Ganzen stellt sich Weber gegen jeden kritisch-dialektischen Ansatz und die Suche nach einem Sinn in der Historie. Der Gedanke, dass die Geschichte gar von Gesetzen geleitet ihren Weg in eine „gute“ Ordnung nehmen würde, wie ihn der Marxismus mit seinem Anspruch auf Totalität vertritt, steht im scharfen Gegensatz zu Webers wertfreier empirisch-analytischer Arbeitsweise. Allgemein könnte eine deterministische[7] Geschichtsauffassung wohl kaum in das Bild eines wahrheitssuchenden Forschers passen. Dem entsprechend zeigt Weber keineswegs eine fortschrittliche Bewegung auf dem Weg zu einer besseren Welt auf, wenn er die Entwicklung eines „Kapitalistischen Geistes“ aus religiösen Wurzeln, speziell den reformatorischen, nachvollzieht. Vielmehr passt er diesen Vorgang, trotz seiner Bewunderung für den Kapitalismus und einer gewissen Anglophilie[8], in einen drohenden kulturellen Verfall des Okzidents ein. Verdeutlicht wird dies in folgendem Zitat: „Dann aber könnte für die ‚letzten Menschen’ dieser Kulturentwicklung das Wort zur Wahrheit werden: ‚Fachmenschen ohne Geist, Genussmenschen ohne Herz: dies Nichts bildet sich ein, eine nie vorher erreichte Stufe des Menschentums erstiegen zu haben.’“[9]
2.2. Fragestellungen und Vorgehensweise
Nachdem ich nun, als Grundlage, kurz Bezug auf Webers wissenschaftliche Vorgehensweise und seine Geschichtsauffassung genommen habe, möchte ich mich im Folgenden genauer dem Inhalt der vorliegenden Arbeit widmen. Dies soll aufzeigen, was genau Max Weber in „Die protestantische Ethik“ und „Der Geist des Kapitalismus“ tatsächlich für Zusammenhänge erklärt und welche Bedeutung er den Begriffen „Protestantische Ethik“ und „Kapitalistischer Geist“ zu Grunde legt. Danach soll verdeutlicht werden, wo diese Arbeit so umfangreichen Stoff zu Diskussionen geboten hat und wie Weber selbst zu entsprechenden Reaktionen der Fachwelt Stellung bezogen hat. Als Ergebnis soll schließlich sichtbar werden, was dieses Werk zu einem der Bedeutensten der Religionssoziologie und der Soziologie im allgemeinen macht. Aber es soll auch auf mögliche Mängel in der Argumentation und Nachvollziehbarkeit Webers hingewiesen werden. Meine Arbeit soll also, im begrenzten Rahmen einer Proseminar-Arbeit, Ordnung in das Chaos von Kritik und Antikritik auf „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ bringen.
[...]
[1] „Mit Enquete wird im engeren Wortsinn die vorherige Prüfung aller Verhältnisse und Gegebenheiten bezeichnet, die in einem Gesetzgeberischen Verfahren geordnet werden sollen. Im weiteren Wortsinn werden auch andere amtliche nichtparlamentarische Ermittlungen und Nachforschungen so bezeichnet.“: Formulierung entnommen von http://de.wikipedia.org/wiki/Enquete.
[2] Afhüppe, Sven: Gottgewollter Reichtum, in http://www.zeit.de/archiv/1999/34/199934.biblio-serie.xml.
[3] Als Ethik bezeichnet man jenen Teil der Philosophie, welcher sich mit dem menschlichen Handeln beschäftigt. Sie unterscheidet gutes und schlechtes Handeln auf der Grundlage von Sittlichkeit und Moral.
[4] (lateinisch: puritas = Reinheit) Der Puritanismus ist die englische Ausprägung des reformierten Christentums. Der Name entstammt der Absicht der Reformatoren, die englische Staatskirche von Einflüssen der Römisch-Katholischen Kirche zu reinigen.
[5] Schellong, Dieter: Wie steht es um die „These“ vom Zusammenhang von Calvinismus und Geist des Kapitalismus, in Paderborner Universitätsreden Heft 47, Paderborn 1995.
[6] Guttandin, Friedhelm: Einführung in die ,,Protestantische Ethik" Max Webers, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 1998, S. 138.
[7] (lateinisch: determinare = betimmen) Eine deterministische Geschichtsauffassung geht davon aus, dass die gesamte Geschichte durch Gesetze vorherbestimmt ist. Demzufolge gäbe es keinen Zufall und bei Kenntnis der Gesetze keine unerwarteten Entwicklungen.
[8] Lichtblau, Klaus [Hrsg.]: Die „Protestantische Ethik“ und der „Geist“ des Kapitalismus : Textausgabe auf der Grundlage der ersten Fassung von 1904/05 mit einem Verzeichnis der wichtigsten Zusätze und Veränderungen aus der zweiten Fassung von 1920, Bodenheim 1993, S. X.
[9] Weber, Max, Gesammelte Politische Schriften. Potsdamer Internet-Ausgabe http://www.uni-potsdam.de/u/paed/pia/index.htm - Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus und Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus, S. 205.
- Arbeit zitieren
- Steve Nowak (Autor:in), 2005, Max Webers Theorie von der protestantischen Ethik und dem Geist des Kapitalismus - Richtungweisend oder überbewertet?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51733
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