In dieser Sammlung unterrichtspraktischer Entwürfe geht es um die Begegnung mit der vielfältigen analogen Lebenswirklichkeit. Lebendige und inspirierende Unterrichtsprojekte sollen anschaulich vorgestellt und hinsichtlich ihres pädagogischen und didaktischen Gehalts analysiert werden. Analog statt digital, das ist das provokante Motto dieses Beitrags zu einer Unterrichtspraxis, die entgegen des allgemeinen Credos von Bildungspolitikern und so genannten Bildungsexperten, die die Schule vollständig digitalisieren wollen, die lebendige Wirklichkeit wieder stärker in das Zentrum schulischer Unterrichtsprojekte stellen will.
Schüler, vor allem in der Grundschule, brauchen in einer Welt, die fast völlig mediatisiert ist, in erster Linie Erfahrungen mit der nicht aufbereiteten und vorstrukturierten Realität. Diese These vertritt auch Helmut Schreier in seinem Buch "Krise der Kindheit", in dem er die wachsende Naturferne der heutigen Kinder mangels unmittelbarer Erfahrungen mit der sie umgebenden Natur kritisch beleuchtet. Ohne den unvermittelten und grundlegenden Wirklichkeitsbezug werden Kinder abhängig von virtueller und damit manipulierter Wirklichkeit. Abgesehen von möglichen gesundheitlichen Folgen (Depressionen, ADHS, Adipositas u.a.m.) nimmt das jungen Menschen die Autonomie der ungefilterten und selbständigen Wirklichkeitserfahrung und macht sie zu Opfern fremdbestimmter Wahrnehmung.
Nicht die Naturferne allein ist das Problem, sondern die Wirklichkeitsferne generell. Diese umfasst nicht nur die natürlichen Lebensgrundlagen, sondern auch die soziale, politisch-gesellschaftliche und naturwissenschaftlich-technische Lebenswirklichkeit. Somit bewirkt die zunehmende Digitalisierung eine umfassende und weitreichende Entfremdung junger Menschen von der realen Welt. Das hat natürlich Folgen. Diese betreffen auch die für ein demokratisches Gemeinwesen besonders problematische Gefahr der Manipulation in einer digital mediatisierten Welt. Nur wenn junge Menschen ausreichend Erfahrungen in der komplexen Wirklichkeit des Lebens sammeln dürfen, können sie der Gefahr der digitalen Manipulation analoge Erfahrung entgegensetzen und mit modernen Medien souverän, selbstbestimmt und kritisch umgehen. Die in diesem Beitrag vorgestellten Unterrichtsprojekte sollen Schüler dabei unterstützen. Sie sind allerdings nur als beispielhafte Möglichkeiten der Unterstützung analoger Wirklichkeitsbegegnung im schulischen Kontext gedacht, nicht als vorbildhafte Rezepte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Unterrichtsbeispiele zur analogen Begegnung mit der Lebenswirklichkeit
- Gärtnern in der Schule
- Kinder helfen Schmetterlingen
- Eine Klassenfahrt mit Naturerlebnissen
- Eine Klassenfahrt mit Behinderten
- Feuerwehr- und Sanitätsdienst in der Schule
- Theateraufführungen im Seniorenheim
- Fremde Länder in unserer Klasse
- Wir reparieren, löten, schmieden, leimen, sägen, nageln, schrauben für andere Menschen
- Zusammenfassung kritische Würdigung der Unterrichtbeispiele
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Buch stellt eine Sammlung unterrichtspraktischer Entwürfe vor, die sich mit der analogen Lebenswirklichkeit befassen. Es analysiert lebendige und inspirierende Unterrichtsprojekte hinsichtlich ihres pädagogischen und didaktischen Wertes. Der Fokus liegt darauf, die reale Welt wieder stärker in den Mittelpunkt schulischer Unterrichtsprojekte zu rücken, entgegen dem Trend zur vollständigen Digitalisierung der Schule.
- Die Wichtigkeit von analogen Erfahrungen für Kinder in einer digitalisierten Welt
- Die Folgen von Wirklichkeitsferne für Kinder und Jugendliche
- Die Bedeutung von lebensweltnahem Unterricht für die Entwicklung von Kompetenzen
- Die Rolle von analogen Unterrichtsprojekten bei der Stärkung von Selbstbestimmung und kritischem Umgang mit Medien
- Die kritische Betrachtung von Unterrichtsbeispielen anhand von Kriterien wie Ausgewogenheit, Einbezug aller Sinne und Berücksichtigung von Schülerinteressen
Zusammenfassung der Kapitel
Das Buch beginnt mit einer Einleitung, die die Bedeutung von analoger Lebenswirklichkeit für die Bildung von Kindern und Jugendlichen beleuchtet. Es werden verschiedene Gründe für die wachsende Wirklichkeitsferne von Kindern in einer mediatisierten Welt aufgezeigt und die Notwendigkeit von lebensweltnahem Unterricht betont.
Das Hauptkapitel widmet sich der Vorstellung und Analyse von Unterrichtsbeispielen, die die Begegnung mit der analogen Lebenswirklichkeit im Unterricht fördern. Dabei werden Projekte wie Gärtnern in der Schule, Kinder helfen Schmetterlingen, Klassenfahrten mit Naturerlebnissen und Theateraufführungen im Seniorenheim ausführlich beschrieben und anhand wichtiger Kriterien pädagogisch eingeordnet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe des Buches sind: analoge Lebenswirklichkeit, lebensweltnaher Unterricht, digitale Manipulation, Selbstbestimmung, Kompetenzorientierung, Schülerinteressen, Unterrichtsprojekte, Gärtnern, Naturerfahrungen, Behindertenarbeit, Theaterpädagogik.
- Citar trabajo
- Dr. Gerold Schmidt-Callsen (Autor), 2020, Analog statt digital. Erprobte und inspirierende Unterrichtsprojekte für eine Begegnung mit der Lebenswirklichkeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/518404