Das Video im Englischunterricht


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretische Ansätze und Vorschläge zu Verfahrensweisen
2.1. Charakteristika und Einsatz des Mediums
2.2. Methodik und Techniken

3. Roald Dahls “The Landlady“ als Gegenstand im Unterricht der Jahrgangsstufe
3.1. Die Romanvorlage
3.2. Die Verfilmung im Unterricht
3.2.1. Mögliche Lernziele und Vorschläge zur Umsetzung
3.2.2. Probleme mit der Verfilmung

4. Edgar Allan Poe und The Simpsons

5. Zwei Episodenfilme des Regisseurs Jim Jarmusch als Unterrichtsgegenstand
5.1. „Night on Earth“
5.2. „Coffee and Cigarettes“

6. Das Erstellen eigener Videos im Unterricht

7. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Video ist als Medium im Englischunterricht in so vielfältiger Form einsetzbar, dass es aus dem heutigen Unterricht als wichtiger motivationaler Faktor eigentlich nicht mehr wegzudenken sein sollte. Die Verbindung auditiver und visueller Reize macht es zu einem Medium, dass in seiner Zugänglichkeit anderen Medien weit voraus ist. Für den Lehrer macht die Möglichkeit, Filme im DVD-Format zu zeigen, den Einsatz von Videos durch die Einteilung in Kapitel, zu denen jederzeit gesprungen werden kann, heute noch um einiges komfortabler. Oft stellt sich jedoch die Frage, wie dem Video ein sinnvoller Einsatz im Rahmen einer Unterrichtsreihe gewährt werden kann, so dass es nicht nur als bloßer Lückenfüller dient und die passive Sehhaltung der Schüler weiter ausbaut, die ihnen die Ähnlichkeit mit dem häuslichen Medium Fernsehen suggeriert. Welche Möglichkeiten gibt es also, den Unterricht mit Kamera oder Videorekorder zu ergänzen, und welche Lernziele können damit erreicht werden?

Um diese Fragen zu beantworten soll hier zunächst auf die Charakteristika des Mediums eingegangen werden, dass einiges mehr an Filmmaterial umfassen kann, als womöglich vielerorts angenommen wird. Nachdem dann näher auf mögliche Methoden und Techniken eines Videoeinsatzes eingegangen wurde, werden als Beispiele für den Vergleich einer Verfilmung mit einer literarischen Vorlage Umsetzungen zu Roald Dahls „The Landlady“ und Edgar Allan Poes „The Raven“ analysiert. Dann soll der Einsatz zweier Episodenfilme von Jim Jarmusch im Unterricht der Oberstufe thematisiert und kritisch hinterfragt werden. Abschließend wird noch auf die Möglichkeit eingegangen, mit den Schülern unterschiedlicher Klassenstufen eigene Videos zu erstellen. Dabei sollen immer auch Aspekte thematisiert werden, die für die Behandlung im Unterricht problematisch sein könnten.

2. Theoretische Ansätze und Vorschläge zu Verfahrensweisen

2.1. Charakteristika und Einsatz des Mediums

Zunächst einmal sind die verschiedenen Arten von Filmmaterial zu nennen, die hier unter den Begriff Video gefasst werden sollen:

1. Speziell für Sprachlern- und Lehrzwecke entwickelte Sendungen,
2. fremdsprachliche Filme, Cartoons, Musikvideoclips, Werbe-, Informations-, Nachrichten- und Sportsendungen,
3. Spielfilme in Originalversion, eventuell mit Untertitel,
4. selbst erstellte Videos und
5. geeignete deutschsprachige Sendungen.

In der Fachliteratur herrscht Einigkeit über den überaus positiven Effekt des Mediums Video im Englischunterricht, solange die Gefahr unweigerlich auftauchender Schwierigkeiten technischer Art mit guter Vorbereitung im Vorhinein so weit wie möglich gebannt wird. Hermes betont die Authentizität, die Videofilme wie kein anderes Medium erreichen können, da sie alle positiven Aspekte von akustischen und optischen Medien vereinen. Sie bieten nicht nur, wie beispielsweise Radiosendungen, authentische Sprache, sondern auch einen Handlungshintergrund, der direkt Rückschlüsse bei Verständnisschwierigkeiten ziehen lässt. Der landeskundliche Aspekt kommt auch bei der Beobachtung von Personen in Filmen zum Tragen, ebenso bei der Umgebung, in der der Schauplatz angesiedelt ist und natürlich bei Details wie Straßenschildern oder Geschäftsfassaden, die einen realistischen fremdsprachlichen Kontext bieten.

Neben Authentizität und sichtbarem Handlungshintergrund ist ein weiteres wichtiges Charakteristikum des Videos, dass es die Möglichkeit von Unterbrechungen und Wiederholungen bietet, eine Technik die so oft wie möglich angewendet werden sollte, um dem „geistigen Abschalten“ der Schüler vorzubeugen, die mit Videos naturgemäß eher Entspannung und eine passive Zuschauerhaltung assoziieren.[1] Dem kann der Lehrer aber mit vielen Techniken zum funktionsgerechten Einsatz des Mediums entgegenwirken, auf die im nächsten Kapitel eingegangen wird.

Wird das Video also fachgerecht eingesetzt, so kann es überaus motivierend wirken. Thaler schlägt speziell zu Musikvideoclips acht Lernziele zur Förderung kognitiver, affektiver und prozeduraler Fertigkeiten vor, die jedoch auch auf das Medium Video allgemein übertragen werden können. Er nennt die Förderung von Fähigkeiten in den Bereichen Phonetik, Lexis, Grammatik/Sprachbetrachtung, Literatur, Pragmatik, Landeskunde/interkul-turelles Lernen, Medienkompetenz und Fächerübergreifendes Denken, wobei bei ersteren Lernzielen der Hauptschwerpunkt kognitiver Fertigkeiten hervortritt, bei Pragmatik und Landeskunde eher das affektive, und bei den letztgenannten Zielen dann das prozedurale Lernen.[2] Allgemein gilt, dass den Schülern die Arbeitsziele und die Funktion des Videos möglichst frühzeitig dargelegt werden sollten.

Natürlich sind auch praktische und organisatorische Aspekte zu beachten, so dass ein reibungsloser Unterrichtsablauf gewährleistet ist. Dazu zählt nicht nur die Überprüfung der Verfügbarkeit des Filmmaterials, sondern eventuell auch der eigene Mitschnitt von deutsch- oder englischsprachigen Sendungen zuhause, sowie die Reservierung eines Video- oder DVD-Rekorders, und das Besorgen von nötigem Zusatzmaterial. Dabei sollte immer bedacht werden, dass das Material altersgerecht, nicht zu lang, interessant für die Adressaten und deren Grad der Sprachbeherrschung angemessen sein sollte. Äußerst wichtig ist auch bei der besten Vorbereitung eine Ersatzplanung, da unvorhergesehene, meist technische, Schwierigkeiten niemals ausge-schlossen werden können.[3]

2.2. Methodik und Techniken

Um das Video im Unterricht sinnvoll einsetzen zu können, sollte der Lehrer vorher Aufgaben entwickeln, die der Erarbeitung der jeweiligen Lernziele dienen. Enter nimmt eine Einteilung dieser Aufgaben in drei Phasen vor, die auch Porteous-Schwier und Ross in ihrer Unterrichtsreihe verwenden: Pre-viewing, While-viewing und Post-viewing tasks.[4] Zu den Pre-viewing tasks gehören jegliche Einführungen in das Thema, dazu zählt er beispielsweise auch die Behandlung einer literarischen Vorlage. Außerdem beinhaltet diese Phase das Testen des Vorwissens und die Lenkung der Seherwartung der Schüler, z.B. durch Spekulationen über den Film nach Betrachten eines kurzen Ausschnittes, sowie eventuell die Bereitstellung von Sprachmitteln. Es ist wichtig, dass dies im Vorhinein geschieht, wobei Hermes aber davor warnt, das Video zur Vermittlung neuer Grammatikphänomene oder von Wortschatz einzusetzen, da sonst durch die Überforderung mit neuen Strukturen zusätzlich zu der geforderten Interpretation von optischen und akustischen Signalen keine Sprachanlässe entstünden.[5] Ich würde jedoch die Einführung von neuem Wortschatz in geringem Maß nicht ganz ausschließen wollen, es wird sich im Gegenteil in der Realität wohl kaum vermeiden lassen, dass unbekannte Vokabeln vorkommen, die zum Verständnis geklärt werden müssen.

Pre-viewing activities können zu jeder Zeit der Behandlung eines Videos wieder eingesetzt werden, beispielsweise bevor das Ende eines Filmes gezeigt wird, der sonst bereits fast in seiner Gänze behandelt wurde. Nach Enter eignen sich zur Vorbereitung auch sehr gut das Erarbeiten von eigenen Arbeitsblättern oder Diagrammen, die dann im weiteren Verlauf eingesetzt werden, wie ein story board mit Informationen zu den Fragen When, Who, What, Where, Why und How, oder andere Übersichten wie Skripte zu kurzen Einzelszenen.

Die while-viewing tasks bestehen dann vor allem im Ausfüllen und Bearbeiten solcher Arbeitsblätter, sowie im note-taking zu vorher gestellten Beobachtungsaufgaben und dem Kommentieren bestimmter Aspekte des Films. Diese Phase dauert während der gesamten Zeit der Sichtung des Videos an, wobei sie natürlich jederzeit durch pre- oder post-viewing unterbrochen werden kann, je nach der Bezugsrichtung der zu bearbeitenden Aufgabe.

Post-viewing tasks können nach dem ersten Sehen zunächst die Form von Informationssammlungen mithilfe von Brainstorming, Cluster oder Mind-Map annehmen, folgen dann aber generell nach der vorbereitenden und sammelnden Phase einer kritischeren Herangehensweise. Sie können überaus vielfältig sein, und unter anderem die Gestalt von Rollenspielen, Simulationen, Nachgestalten durch Schreiben einer Drehbuchszene und/oder Drehen eines eigenen Videos, Diskussionen und Wertungen annehmen. Jung und Erdmenger nennen weitere Möglichkeiten wie Dubbing Cartoons, wobei besonders jüngere Schüler als Synchronsprecher tätig werden sollen, oder auch Pillow Talk, inspiriert von dem gleichnamigen Film mit Doris Day und Rock Hudson, bei dem das geteilte Bild Anlass für einen Dialog bildet, der dem Drehbuch folgen oder dieses variieren kann.[6] Im Gegensatz zu Ergebnisorientierung der while-viewing activities zeichnet sich diese Phase eher durch Handlungs- und Produktionsorientiertheit aus.

Um diese Aufgaben der drei Phasen zum active viewing umzusetzen, nennt Enter verschiedene Techniken, so beispielsweise das Abspielen eines Videos ohne Ton oder Bild, das Standbild oder die Zeitlupe zur schrittweisen Erarbeitung des Schauplatzes, sowie das Video-Split, bei dem jeweils eine Hälfte der Klasse nur den Ton hört, während die andere nur das Bild des Filmes sieht. Weiter gehört zu den Techniken das bereits genannte Spekulieren, welches sich auf das Ende eines Filmes, aber auch auf die Gedanken und Gefühle der Charaktere beziehen kann, sowie das Nacherzählen, das Einsetzen des Zwei-Kanal-Tons oder von Untertiteln für Sendungen in der Originalversion.

Es bleibt zu bemerken, dass sich Techniken und Methoden in der Literatur zum Videoeinsatz stark überschneiden, und dass selbst Enter mit seiner recht klaren Einteilung keine Ausnahme bildet.

3. Roald Dahls “The Landlady“ als Gegenstand im Unterricht der Jahrgangsstufe

3.1. Die Romanvorlage

Trotz der Tatsache, dass im Mittelpunkt dieser Unterrichtsreihe für die Sekundarstufe II nach einem Vorschlag von Witte und Zydatiß die Verfilmung zum Thema stehen soll, bietet sich ein Vergleich der literarischen Vorlage und deren Verfilmung sehr an, um die im Vorfeld erwähnte passive Zuschauerhaltung der Schüler zu durchbrechen und sie zu einer kritische Reflektion zu führen. Die Autoren empfehlen, den fiktionalen Text zuerst zu behandeln, da durch dessen andeutenden Charakter noch eine offene Rezeption möglich sei.[7] Die Kurzgeschichte “The Landlady“ von Roald Dahl war 1960 zunächst in der Sammlung Kiss Kiss und später dann in Tales of the Unexpected erschienen und könnte unter dem Oberthema der Groteske behandelt werden, wobei Kenntnisse zur Textanalyse und Textinterpretation in der Oberstufe vorhanden sein sollten.

[...]


[1] Vgl. Liesel Hermes. „Englischunterricht mit Video: Two Days in Summer“ in: Englisch, 24 (1989) 2, S. 47.

[2] Vgl. Engelbert Thaler. „Englisch lernen mit Musikvideoclips“ in: Der Fremdsprachliche Unterricht. Englisch, 36 (2002) 60, S. 6.

[3] Vgl. Hans Enter. „Videos im Englischunterricht“ in: Fremdsprachenunterricht, 42 (51) (1998) 3, S. 168.

[4] Vgl. Hans Enter, S. 166.

[5] Vgl. Liesel Hermes, S. 48.

[6] Udo Jung; Manfred Erdemenger. „Video: Facilitating the Foreign Language Learner’s Task“. In: Der Fremdsprachliche Unterricht. Englisch, 28 (1994) 16, S. 9f.

[7] Stefan Witte; Wolfgang Zydatiß. „Roald Dahls “The Landlady“. Die verfilmte Kurzgeschichte im Englischunterricht“ in: Der Fremdsprachliche Unterricht, 24 (1990) 99, S. 25.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Das Video im Englischunterricht
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
21
Katalognummer
V51869
ISBN (eBook)
9783638477215
ISBN (Buch)
9783656786382
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Video, Englischunterricht
Arbeit zitieren
Anneke Richter (Autor:in), 2005, Das Video im Englischunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51869

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