Der Traum - das Unterbewusstsein spricht. Dargestellt an 'Albertine' in Arthur Schnitzlers 'Traumnovelle'


Dossier / Travail, 2006

14 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Albertine und ihre Rolle in der Gesellschaft

3. Albertines Träume – Ausbruch aus der Einengung.

4. Traumdeutung – das Unterbewusstsein spricht.

5. Resümee

6. Literaturangaben

1. Einleitung

Diese Hausarbeit befasst sich mit der Traumnovelle von Arthur Schnitzler aus dem Jahre 1926[1]. Die Traumnovelle schildert, wie Fridolin und Albertine, ein bürgerliches Ehepaar, versuchen, aus ihrem Ehe-Alltag zu entfliehen. Während Fridolin sich im realen Leben in ein wildes und gefährliches Abenteuer stürzt, flüchtet sich seine Frau Albertine in eine phantastische Traumwelt. Hier lebt sie ihre sexuellen Wünsche und Phantasien aus, die in der Ehe mit Fridolin keine Erfüllung finden.

Das Hauptaugenmerk dieser Hausarbeit liegt auf der Rolle Albertines als Ehefrau und Mutter im bürgerlichen Milieu im Wien zur Zeit des Fin de Siècle. Im Weiteren werden Albertines Träume besprochen, mit dem Versuch einer Interpretation unter Berücksichtigung der Traumanalyse nach Sigmund Freud. Besonders Albertines Traum im fünften Kapitel der Traumnovelle steht bei der Analyse im Vordergrund. Durch seine Deutung sollen die wahren Gedanken und Gefühle Albertines ans Tageslicht gebracht werden. Der Traum wird Aufschluss darüber geben, ob Albertine mit ihrer Ehe und der Rolle, welche sie in der Gesellschaft spielt, zufrieden ist. Ein Lösungsansatz am Ende dieser Hausarbeit zeigt einen möglichen Ausweg aus der Ehekrise von Albertine und Fridolin.

2. Albertine und ihre Rolle in der Gesellschaft

Albertine, die weibliche Protagonistin der Traumnovelle, ist eine junge Frau, deren exaktes Alter im Text nicht explizit genannt wird. Hartmut Scheible bezeichnet Albertine in seinem Nachwort zur Traumnovelle als eine „Frau von dreißig Jahren“[2]. Sie ist verheiratet mit Fridolin, einem Arzt, und hat zusammen mit ihm eine sechsjährige Tochter:

Dann äußerte er sich ganz im allgemeinen über seine ärztliche Tätigkeit an der Poliklinik und seine Privatpraxis und erwähnte, dass er verheiratet, glücklich verheiratet und Vater eines sechsjährigen Mädchens sei[3].

Über eine schulische Ausbildung, einen beruflichen Werdegang oder eine ausgeübte berufliche Tätigkeit Albertines wird in der Traumnovelle nichts erwähnt. Aus der Schilderung ihres Alltags wird jedoch ersichtlich, dass Albertine nicht das Bild der Frau aus der Arbeiterklasse zu Zeiten des Fin de Siècle verkörpert, welches Ann-Louise Shapiro beschreibt als

a woman born in the city and endowed with ‚appropriate female qualities’ who became a seamstress, milliner, hairdresser, clerk, florist or laundress, married a worker capable of supporting his family, and worked only until the arrival of children[4].

Albertine ist eine Dame des gehobenen Bürgertums. Als Arzt ermöglicht Fridolin, ihr Mann, der Familie ein finanziell unbeschwertes Leben in der großbürgerlichen Gesellschaft. Albertine erfüllt die Rolle der Ehefrau und Mutter. „Hausfrau- und Mutterpflichten ließen Albertine kaum länger ruhen“.[5] Bei gesellschaftlichen Ereignissen zeigt sich Albertine an der Seite ihres Mannes und verkörpert somit das Idealbild einer bürgerlichen Familie[6]. Dass die Familie keine einfache bürgerliche Familie ist, wird an einigen Merkmalen sichtbar. Exemplarisch etwa daran, dass sich ein Kindermädchen im Haushalt um die kleine Tochter kümmert, obwohl Albertine keinem Beruf nachgeht und den ganzen Tag zu Hause verbringt. „Das Fräulein trat ein, mahnte die Kleine, den Eltern gute Nacht zu sagen[…]“[7]. Schnitzler hält sich auch mit Informationen zur Handlungszeit bedeckt. Es wird von ihm nicht explizit erwähnt, zu welcher Zeit die Novelle spielt. Lediglich der Ort, Wien, wird dem Leser mitgeteilt. Auch hier lassen sich jedoch wieder aus inhaltlichen Aspekten Rückschlüsse ziehen. Frederic Raphael folgert:

The novella […] was set in Vienna at – I guessed from the absence of cars and taxicabs – in the end of the last century, perhaps earlier[8].

womit also die Epoche, die als Fin de Siècle bezeichnet wird, gemeint ist.

Über Albertines Gedanken und Gefühle lässt Schnitzler den Leser nur indirekt, mittels zweier Träume näheres erfahren. Diese Träume werden in den folgenden Kapiteln betrachtet.

3. Albertines Träume – Ausbruch aus der Einengung.

Auf den ersten Blick führt Albertine ein nahezu perfektes Leben. Sie ist mit ihrer Jugendliebe Fridolin, einem Arzt, verheiratet. Sie hat eine gesunde kleine Tochter und kann das Leben einer Ehefrau der gehobenen Gesellschaft genießen. Jedoch ist Albertine im Inneren mit ihrer Lebenslage unzufrieden und betrachtet ihr Dasein als unerfüllt. Sie übt keinen eigenen Beruf aus, der ihr ein selbständiges Leben ermöglichen würde. Sie ist lediglich Hausfrau und Mutter und finanziell abhängig von ihrem Mann. Fridolin war ihre erste große Liebe und mit knapp 17 Jahren verlobte sie sich bereits mit ihm. Er ist auch der erste und einzige Mann, mit dem sie sexuelle Erfahrungen sammeln konnte, da sie jungfräulich in die Ehe ging.

Du warst kaum siebzehn, als wir uns verlobten. Sechzehn vorbei, ja, Fridolin. Und doch […] lag es nicht an mir, dass ich noch jungfräulich deine Gattin wurde[9].

So reifen in Albertine mit den Jahren im Unterbewussten zwiespältige Gefühle gegenüber ihrem Ehemann. Aus der Liebe auf den ersten Blick und der völligen Hingabe während der ersten Ehejahre entwickelt sich eine abgestumpfte Beziehung. Das Paar entfremdet sich immer weiter. Dies wird auch daran ersichtlich, dass Albertine und Fridolin nicht mehr ehrlich und offen miteinander kommunizieren. „[…] keinem von beiden entging, daß der andere es an der letzten Aufrichtigkeit fehlen ließ […]“[10].

[...]


[1] Die Traumnovelle erschien bereits 1925 in mehreren Ausgaben der Berliner Zeitschrift „Die Dame“ und wurde im Folgenden 1926 vom Fischer Verlag als Buch herausgebracht.

[2] Hartmut Scheible: Nachwort. In: Arthur Schnitzler: Traumnovelle. Die Braut. Stuttgart 2002, S. 118.

[3] Arthur Schnitzler: Traumnovelle. Die Braut. Stuttgart 2002, S. 38.

[4] Ann-Louise Shapiro: Breaking the codes. Female criminality in fin-de-siècle Paris. Stanford California 1996, S. 21.

[5] Schnitzler, S. 12.

[6] Etwa bei der zu Anfang beschriebenen Redoute, einem Ballfest der gehobenen bürgerlichen Gesellschaft. Vgl. Schnitzler, S. 11/12.

[7] Schnitzler, S. 11.

[8] Frederic Raphael: Eyes Wide Open. London 1999, S. 16.

[9] Schnitzler, S. 18.

[10] Ebd., S. 13.

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Der Traum - das Unterbewusstsein spricht. Dargestellt an 'Albertine' in Arthur Schnitzlers 'Traumnovelle'
Université
University Karlsruhe (TH)
Note
2,0
Auteur
Année
2006
Pages
14
N° de catalogue
V51880
ISBN (ebook)
9783638477291
ISBN (Livre)
9783640864805
Taille d'un fichier
523 KB
Langue
allemand
Mots clés
Traum, Unterbewusstsein, Albertine, Traumnovelle, Freud, Arthur Schnitzler, Eyes wide Shut, Traumdeutung
Citation du texte
B.A. Dominik Burger (Auteur), 2006, Der Traum - das Unterbewusstsein spricht. Dargestellt an 'Albertine' in Arthur Schnitzlers 'Traumnovelle', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51880

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