Die Geschichte der Volksbank


Dossier / Travail, 2005

19 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Volksbank zur Zeit des Gründervaters Schulze –Delitzsch
2.1 Historischer Überblick
2.2 Idee und Konzeption von Schulze-Delitzsch
2.3 Vom Vorschussverein zur Volksbank – die Gründungen Schulze –Delitzschs
2.4 Abgrenzung der Volksbank zu anderen Kreditgenossenschaften

3 Volksbanken bis zur Fusion
3.1 Entwicklung der Volksbank in Zahlen
3.2 Entwicklungen in der Geschäftstätigkeit

4 Volks- und Raiffeisenbanken in Ostdeutschland
4.1 Genossenschaftliche Kreditinstitute zu Zeiten der DDR
4.1.1 Volksbanken in der DDR
4.1.2 Raiffeisenbanken in der DDR
4.2 Die Rolle der Kreditgenossenschaften im Hinblick auf die sozialistische Zielsetzung und die daraus entstandene Identitätswandlung

5 Die Genossenschaftsbanken seit dem Mauerfall
5.1 Daten und Fakten nach der Wende
5.1.1 Die Annäherung an den Westen
5.1.2 Kreditinstitute in den neuen Bundesländern 1990
5.1.3 Ausgewählte Strukturdaten von Genossenschaftsbanken in West- und Ostdeutschland 1990
5.2 Die Situation heute – die aktuelle Lage der VR Banken
5.2.1 Das Image der Volks- und Raiffeisenbanken in Ostdeutschland
5.2.2 Strukturdaten

6 Fazit

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Institutsgruppen in den ostdeutschen Bundesländern per 31.12.1990

Tabelle 2: Ausgewählte Strukturdaten von Genossenschaftsbanken in Ost- und Westdeutschland 1990

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Durchschnittliche Bilanzsummen von Volks- und Raiffeisenbanken in Millionen DM

Abb. 2: Mitgliederentwicklung von Volks- und Raiffeisenbanken in Ostdeutschland

1 Einleitung

Deutsche Bank, Sparkasse, Volksbanken, Raiffeisenbanken, Postbank… Bei einem aktuellen Blick auf den heutigen Bankenmarkt zeigt sich uns eine Vielzahl von Kreditinstituten und nicht selten stellen wir verwundert fest, dass diese mit fast homogenen Leistungen um Kunden werben. „All Finance“ ist der werbewirksame Slogan der meisten Banken, natürlich gekoppelt an die individuelle Betreuung eines jeden Kunden. Dass die Geschichte hinter jedem dieser Kreditinstitute verschiedenen Ursprungs ist, ignorieren wir leicht, noch weniger ist uns zumeist bekannt, dass auch Struktur und Rechtsform jedes Institutes eine völlig andere sein kann.

Die vorliegende Arbeit möchte dem über 150 Jahre alten Weg der Volksbanken folgen, von der Gründung Schultze-Delitzschs bis hin zur Fusion von Volks- und Raiffeisenbanken im Jahre 1972. Hierbei soll besonders die Herkunft der Volksbanken detailliert beschrieben werden, um der besonderen Bedeutung dieser Bank als ein genossenschaftliches Kreditinstitut gerecht werden zu können. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Betrachtung des genossenschaftlichen Bankenwesens zu Zeiten der DDR. Wie hat sich dieses in fast einem halben Jahrhundert der Planwirtschaft verändert? Ist es nach dem Mauerfall möglich, eine Angleichung an westliche Verhältnisse zu schaffen?

2 Die Volksbank zur Zeit des Gründervaters Schulze –Delitzsch

2.1 Historischer Überblick

Mit dem von Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883) 1950 gegründeten „Eilenburger Vorschussverein“ entstand erstmalig eine gewerbliche Krediteinrichtung, die als Vorläufer der modernen Kreditgenossenschaften betrachtet werden kann. Jedoch schon vor 1850 war die genossenschaftliche Grundidee zum Teil weit verbreitet und lässt sich in einfacher Form bis auf die germanischen Stämme zurückführen, die sich in Sippen und Marktgenossenschaften zusammenschlossen, um eine gemeinwirtschaftliche Nutzung der Ressourcen anzustreben.

Im Mittelalter entwickelten sich, abseits von bäuerlichen Verbänden, genossenschaftliche Vereinigungen in den Städten, die Gilden des Handels und die Zünfte des Handwerks.[1]

Bereits im 18. Jahrhundert führte die Genossenschaftsbewegung zur Gründung der ersten Sparkassen, teils in öffentlicher, teils in privater Trägerschaft oder zu Zwecksparvereinen wie sie beispielsweise auf den in der Berliner Armenfürsorge tätigen G.S. Liedke zurückgehen.[2]

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts führt die beginnende Industrialisierung zu einer neuen Welle von genossenschaftlichen Vereinigungen, aus denen heraus auch die Schultze – Delitzschen Volksbanken entstehen.

Umwälzende wirtschaftliche und politische Änderungen wie die Entwicklung der Eisenbahn, die Einführung der Gewerbefreiheit, die Bauernbefreiung und die Entstehung der modernen Geldverkehrswirtschaft bedingten tief greifende strukturelle Änderungen.

Das daraus entstehende Problem formuliert Gustav Schmoller 1870 wie folgt:

„Der Handwerker war früher ein technischer Arbeiter, tätig für eine Anzahl ihm persönlich nahe stehender Familien. Jetzt dagegen tritt das Verkaufen fertiger Waren immer mehr in den Vordergrund; der Handwerker muss die Stoffe einkaufen, Lager halten, mit Vorräten spekulieren...“[3]

Dafür benötigte Betriebsmittelkredite konnten allerdings nicht in ausreichender Weise zur Verfügung gestellt werden. Handwerker verarmten oder nahmen Wucherkredite in Anspruch, um schlussendlich an diesen zu Grunde zu gehen.

2.2 Idee und Konzeption von Schulze-Delitzsch

Als Richter, Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung 1948/49, des späteren preußischen Abgeordnetenhauses und des Reichstags, interessierte Schulze-Delitzsch in seinen politischen Bestrebungen besonderes die soziale Komponente. Sein Kampf richtete sich gegen sozialdemokratische und sozialistische Arbeiterbewegungen so wie gegen jeden Staatseingriff in das wirtschaftliche Leben. „Die Genossenschaften dienten Schulze-Delitzsch als ein vielseitig einsetzbares Instrument zur Durchsetzung seiner nationalen, demokratischen und sozialen Absichten.“[4]Er erstrebte eine „Konkurrenzbefähigung der Mittellosen“ ; nicht nur das Recht der Mitbeteiligung des Bürgers am Staat, sondern auch seine Mitverantwortlichkeit.[5]

Hieraus lässt sich auch das Konzept seiner 1854 erstmals erwähnten Volksbanken deutlich umreißen. Ein auf Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung basierender genossenschaftlicher Vorschuss- und Darlehensverein, der staatliche Hilfen kategorisch ablehnt.

2.3 Vom Vorschussverein zur Volksbank – die Gründungen Schulze –Delitzschs

Erstmals tritt Schulze-Delitzsch 1946 als Gründer eines Hilfskomitees in seinem Heimatort Delitzsch in Erscheinung. Seine an genossenschaftlichen Prinzipien orientierte Organisation erwarb Getreide in großen Mengen, erzeugte Brot und verkaufte dieses zu günstigen Preisen bzw. verschenkte es. Nur drei Jahre später gründeten er und politische Mitanhänger in Delitzsch sowie dem Nachbarort Eilenburg Kranken- und Sterbekassen sowie Bezugs- und Absatzgenossenschaften für einzelne Handwerke. Ob diese bereits das für Schulze-Delitzsch bezeichnende Prinzip der vollständigen Selbsthilfe beinhalten, ist strittig.

Bezug nehmend auf Schulze-Delitzsch „Mitteilungen über gewerbliche und Arbeiterassoziationen“ (1850) sagt Schramm:[6]

„Sie (die Genossenschaften d. A.) lassen erkennen, dass es sich bei diesen zunächst lediglich um Vereine mit zum Teil noch karitativer Zielsetzung handelte, (...). Der für die späteren Schulze-Delitzsch Genossenschaften so bezeichnende Begriff der Selbsthilfe taucht noch nicht auf.“

Im Gegensatz dazu Kluge:[7]

„Während die Kranken- und Sterbekasse Elemente der Selbst- und der Fremdhilfe mischten, realisierten die Handwerksgenossenschaften das Prinzip der Selbsthilfe ohne Einschränkung.“

1850 gründet Schulze-Delitzsch mit dem Vorschussverein zu Delitzsch die erste am gewerblichen Bereich orientierte Krediteinrichtung, den Vorläufer der späteren Volksbanken mit dem Ziel, Handwerkern günstige Kredite zur Verfügung stellen zu können. Seine Grundsätze hebt Schulze-Delitzsch in seiner 1955 erschienenen Schrift „ Vorschussvereine- und Kreditvereine als Volksbanken“ hervor:

„Die Mitglieder der Vereine sind Träger und Kunden des Bankgeschäftes zugleich, weshalb ihnen auch Risiko und Gewinn gemeinsam sind. Das erforderliche Kapital wird durch Mitgliederbeiträge und durch Anleihen Dritter aufgebracht. Für die Verpflichtungen haften alle Mitglieder solidarisch. Auf sein eingezahltes Geschäftsguthaben erhält jedes Mitglied eine Dividende, die, solange der Geschäftsanteil nicht voll eingezahlt ist, diesem zugeschlagen wird.“[8]

Bereits diese Grundsätze entsprechen den allen Genossenschaftsbanken gemeinen Strukturprinzipien der Selbsthilfe (Mitgliederbeiträge), der Selbstverantwortung (Solidarhaftpflicht der Mitglieder) und der Selbstverwaltung (Mitgliederverwaltung). Die Veröffentlichung eben dieser Schrift mit „praktischen Anweisungen zur Einrichtung und Gründung von Volksbanken“, ließ die Neugründungen von Kreditgenossenschaften in hohem Maße anschwellen. Durch die noch fehlende Rechtspersönlichkeit allerdings hatten diese zum Teil mit großen behördlichen Schwierigkeiten zu kämpfen.[9]Auf Schulze-Delitzsch Antrag beschloss der „Erste Vereinstag deutscher Vorschuss- und Kreditvereine, welche auf Selbsthilfe der Kreditbedürftigen aus dem kleinen und mittleren Gewerbebestande beruhen“[10]ein zentrales Korrespondenzbüro einzurichten, dessen Leitung Schulze-Delitzsch übernahm. Hieraus ging 1864 der Allgemeine Verband der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften hervor (AV).

1867 erhielten die Genossenschaften auf Initiative von Schulze-Delitzsch eine einheitliche Rechtsgrundlage. Der bis in die heutige Zeit gültige § 1 GenG enthält den Grundsatz, wonach Genossenschaften Gesellschaften sind, „welche die Förderung des Erwerbs oder der Wirtschaft ihrer Mitglieder mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes unterstützen.[11]

Kurz vor seinem Tod beteiligte sich Schulze-Delitzsch an der Gründung der reichsweit operierenden Vereinigung der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften (RV).

2.4 Abgrenzung der Volksbank zu anderen Kreditgenossenschaften

Welche Charakteristika besitzt die von Schulze-Delitzsch konzipierte Idee der Volksbank und anhand welcher Kriterien lässt sie sich von anderen Kreditgenossenschaften abgrenzen ?

Schulze-Delitzsch entwickelte die Idee einer Kreditgenossenschaft, die überwiegend im städtischen Bereich zum Tragen kommt, das heißt Handel und Gewerbe mit kurzfristigen Krediten unterstützen soll. Im Gegensatz dazu stehen Raiffeisengenossenschaften, die sich mit ihrer Kreditvergabe auf den landwirtschaftlichen Bereich konzentrierten und auch den Warenverkehr mit in ihre Leistungen einbezogen. Im Gegensatz zu Raiffeisen war Schulze-Delitzsch auch gegen jede Finanzierung, die nicht von den Mitgliedern getragen wurde.

[...]


1 Vgl.: Viehoff, Felix Dr. (1979): Zur mittelstandsbezogenen Bankpolitik des Verbundes der

Genossenschaftsbanken, Teil II: Frankfurt a.M.: S.47.

[2]Vgl.: Kluge, Holger Arnd (1991):Geschichte der deutschen Bankgenossenschaften:

Frankfurt a.M.: S.43.

[3]Schmoller, Gustav (1870) Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im

19.Jahrhundert: Halle 1870 in: : Zörchner, Jürgen (1996): Zwischen Markt und Hierarchie - Zur Ökonomie der

Schulze-Delitzschen Volksbanken: Göttingen: S.13

[4]Kluge, A.H. (1991): S.101.

[5]Vgl.: Schramm, Berhard (1982): Die Volksbanken und Raiffeisenbanken, 2. Auflage: Frankfurt a.M.:

S.13ff.

[6]Ebenda S.13.

[7]Aldenhoff, Schulze-Delitzsch, S.61 f; Born, Geld, S.217; Faust, Geschichte, S.207f.; Ruhmer,

Entstehungsgeschichte, S.97ff, 103,106,109,134; Schulze-Delitzsch, VCV, S.78.

In: Kluge, A.H. (1991): S.46.

[8]Schulze-Delitzsch, Hermann (1976): Vorschuss und Kreditvereine als Volksbanken:

Praktische Anweisung zu deren Einrichtung und Gründung

5., völlig umgearbeitete Auflage, Leipzig 1976.

[9]Vgl.: Schramm, B. (1982): S.1.

[10]Kluge, A.H. (1991): S.259.

[11]Klein-Heßling, Reinhild (1992): Die Wettbewerbsfähigkeit der Kreditgenossenschaften: in Kooperations- und

Genossenschaftswissenschaftliche Beiträge, Band 30, Münster: S29.

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Die Geschichte der Volksbank
Université
University of Trier
Note
1,7
Auteur
Année
2005
Pages
19
N° de catalogue
V51921
ISBN (ebook)
9783638477543
ISBN (Livre)
9783656775744
Taille d'un fichier
614 KB
Langue
allemand
Mots clés
Geschichte, Volksbank
Citation du texte
Jochen Leuf (Auteur), 2005, Die Geschichte der Volksbank, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51921

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