Diese Arbeit beschäftigt sich mit der kretischen Sklaverei in der Antike. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der großen Gesetzesinschrift von Gortyn und den darin überlieferten Termini "dolos" und "woikeus" als Bezeichnung der Unfreien. Es stehen vor allem die vielfach angenommenen rechtlichen Privilegien dieser Gruppen im Fokus der Untersuchung.
Bei Athenaios finden sich Begriffe für Unfreie in den kretischen Poleis. Er spricht von "chrysonetoi", "amphamiotai", "klarotai" und "mnoia". Zu der Vielfalt der Begriffe kommt erschwerend hinzu, dass die Quellenlage, zu den oben genannten, von antiken Autoren überlieferten Begriffen, nicht sehr umfassend ist. Die schriftlichen Quellen stammen zudem überwiegend aus der hellenistischen Zeit und sind folglich später datiert, als der hier angesetzte Untersuchungszeitraum. Auch wenn sie weitgehend kompatible Bilder von Unfreiheit auf Kreta liefern, sind viele der Beschreibungen inkonsistent.
Eine Ausnahme bildet hingegen die Gesetzesinschrift von Gortyn. Hierin findet sich keiner der zuvor genannten Termini wieder, stattdessen ist von woikeis und doloi die Rede. Die Inschrift bietet zwar weitaus mehr Anhaltspunkte, die Rückschlüsse auf das Sklavensystem erlauben, wirft jedoch wiederum neue Probleme auf. Im Gegensatz zu den Schriftquellen, handelt es sich hierbei um eine Quelle ohne konkrete Überlieferungsabsicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die kretische Gesellschaftsstruktur
- Identischer Status von woikeis und doloi
- Sonderrechtliche Stellung der gortynischen Unfreien
- Unverkäuflichkeit
- Eherecht
- Besitzrecht
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, ein klares Bild der unfreien Bevölkerungsgruppen im archaisch-klassischen Kreta zu schaffen. Hierzu werden verschiedene Forschungspositionen einbezogen und im Kontext älterer Publikationen analysiert. Die Arbeit verzichtet auf Vollständigkeit, fokussiert sich aber auf im Diskurs häufig zitierte Autoren und einschlägige Sekundärliteratur.
- Die kretische Gesellschaftsstruktur und ihre verschiedenen Schichten
- Der rechtliche Status von woikeis und doloi im Gesetz von Gortyn
- Eine mögliche sonderrechtliche Stellung der gortynischen Unfreien im Vergleich zu anderen Sklaven
- Analyse der Unverkäuflichkeit, des Ehe- und Besitzrechts der Unfreien
- Synthese der Forschungspositionen zu den Unfreien auf Kreta
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die bestehende Kontroverse um die Sklaventerminologie im archaisch-klassischen Kreta und die Herausforderungen, die sich aus der Vielfalt der antiken Begriffe und der lückenhaften Quellenlage ergeben. Sie hebt die Bedeutung der Gesetzesinschrift von Gortyn hervor, die zwar mehr Informationen liefert, aber auch neue Interpretationsprobleme aufwirft, bedingt durch den kontextuellen Wissensverlust und die Unvollständigkeit der Texte. Die Einleitung benennt die Forschungsarbeiten, auf die sich die vorliegende Arbeit stützt und deren Zielsetzung.
2. Die kretische Gesellschaftsstruktur: Dieses Kapitel beschreibt die soziale Struktur des archaisch-klassischen Kreta, im Gegensatz zur minoischen Palastkultur. Es werden die verschiedenen Schichten der Gesellschaft dargestellt: die freien Bürger mit ihren Integrationskreisen (Hetairie, Oikos), die apetairoi als eine Gruppe von Freien mit geringerem Status, und die Unfreien (woikeis und doloi). Die Rolle der Dorier als herrschende Schicht und ihre Einwirkung auf die soziale Struktur wird erläutert. Das Kapitel legt den Grundstein für das Verständnis der Rolle der Unfreien innerhalb des gortynischen Gesellschaftssystems.
3. Identischer Status von woikeis und doloi: Dieses Kapitel analysiert die unterschiedlichen Auffassungen zum rechtlichen Status von woikeis und doloi. Es werden die Positionen von Willets, der woikeis als privilegierte Gruppe ansieht, und Gagarin, der zwar auch auf Unterschiede hinweist, aber dennoch beiden Gruppen Rechte zugesteht, gegenübergestellt. Die Arbeit argumentiert für die These der Synonymität beider Begriffe basierend auf dem Wortlaut der Gesetzesinschrift, wobei ein Beispielgesetz zur Vergewaltigung und Ehebruch herangezogen wird, um die wechselnde Verwendung der Begriffe zu illustrieren.
Schlüsselwörter
Kreta, archaisch-klassisches Kreta, Unfreiheit, Sklaverei, woikeis, doloi, Gortyn, Gesetzesinschrift, Gesellschaftsstruktur, Hetairie, Oikos, apetairoi, Forschungsliteratur, Althistorie, rechtlicher Status, Statusunterschiede.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Unfreie Bevölkerungsgruppen im archaisch-klassischen Kreta"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die unfreie Bevölkerungsgruppe im archaisch-klassischen Kreta. Sie analysiert den rechtlichen Status von woikeis und doloi, berücksichtigt verschiedene Forschungspositionen und interpretiert die Gesetzesinschrift von Gortyn.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Das Hauptziel ist es, ein umfassendes Bild der unfreien Bevölkerungsgruppen auf Kreta zu erstellen. Die Arbeit analysiert verschiedene Forschungsansätze und konzentriert sich auf wichtige Sekundärliteratur, ohne dabei Vollständigkeit anzustreben.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der kretischen Gesellschaftsstruktur und ihren verschiedenen Schichten, dem rechtlichen Status von woikeis und doloi, einer möglichen Sonderrechtstellung der gortynischen Unfreien im Vergleich zu anderen Sklaven, der Analyse von Unverkäuflichkeit, Ehe- und Besitzrecht der Unfreien und einer Synthese der Forschungspositionen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur kretischen Gesellschaftsstruktur, zum Status von woikeis und doloi, ein Fazit und eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel. Es werden die bestehenden Kontroversen um die Sklaventerminologie und die Herausforderungen durch die lückenhaften Quellen beleuchtet.
Welche Rolle spielt die Gesetzesinschrift von Gortyn?
Die Gesetzesinschrift von Gortyn ist eine zentrale Quelle für die Arbeit. Sie liefert wichtige Informationen, wirft aber auch neue Interpretationsprobleme auf, da Teile des Kontextes verloren gegangen sind und die Texte unvollständig sind.
Wie wird der rechtliche Status von woikeis und doloi betrachtet?
Die Arbeit analysiert unterschiedliche Auffassungen zum rechtlichen Status von woikeis und doloi, vergleicht die Positionen verschiedener Autoren (z.B. Willets, Gagarin) und argumentiert für die Synonymität beider Begriffe basierend auf der Gesetzesinschrift von Gortyn.
Welche gesellschaftlichen Schichten werden in der Arbeit beschrieben?
Die Arbeit beschreibt die freien Bürger mit ihren Integrationskreisen (Hetairie, Oikos), die apetairoi als Gruppe von Freien mit geringerem Status und die Unfreien (woikeis und doloi). Die Rolle der Dorier und ihre Einwirkung auf die soziale Struktur wird ebenfalls erläutert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kreta, archaisch-klassisches Kreta, Unfreiheit, Sklaverei, woikeis, doloi, Gortyn, Gesetzesinschrift, Gesellschaftsstruktur, Hetairie, Oikos, apetairoi, Forschungsliteratur, Althistorie, rechtlicher Status, Statusunterschiede.
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- Anonym (Author), 2019, "Dolos" und "Woikeus". Unfreiheit in der Gesetzesinschrift von Gortyn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520672