Am 8. Mai 1985, dem 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges, hielt der damalige Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland Richard von Weizsäcker eine bemerkenswerte Rede im Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Er definierte diesen Tag für die Deutschen als Tag des Erinnerns an die Gräueltaten und Verbrechen des Nazi-Regimes und zugleich als Tag des Nachdenkens über den Verlauf der Geschichte bis heute. „Erinnern heißt, eines Geschehens so ehrlich und rein zu gedenken, daß es zu einem Teil des eigenen Innern wird.“ Diese zentrale Forderung betont er weiter damit, dass, wenn man die Augen vor der Vergangenheit schließt, blind in der Gegenwart lebt und somit die Gefahr besteht, dass sich solche Verbrechen wiederholen könnten. Er nimmt hier insbesondere die jüngere Generation, die Schülerinnen und Schüler jeder Altersklasse, in die Pflicht und argumentiert mit deren politischer Verantwortung. „Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.“ Die Lehrer, Erzieher und Eltern fordert er auf, der Jungend die Bedeutung der Geschichte mit allem Eifer bewusst zu machen.
Diese Rede erhielt sehr viel Aufmerksamkeit und das deutsche Schulsystem sah es nun verstärkt als ihre Aufgabe an, die Bedeutung des Erinnerns und speziell des ‚Nicht-Vergessen‘ verstärkt in den Schulalltag zu integrieren. In dieser Arbeit sollen die Bemühungen durch die Soziologie analysiert werden, wie eine ‚Erziehung nach Auschwitz‘ umgesetzt werden könnte. Dazu wird neben den theoretischen Vorschlägen von Theodor von Adorno auch der Lehrplan des Faches Geschichte analysiert, in wie weit heute erinnerungspolitische Inhalte aufgenommen wurden und mit welchem Einsatz und Umfang diese heute auf den Schulen Anwendung finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Grundriss
- Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau
- Erinnerungskultur in Deutschland nach 1945
- Erinnerungsorte und Gedenkstätten
- ,,daß Auschwitz nicht noch einmal sei\" - Adornos 'Erziehung nach Auschwitz'.
- Soziologische Bedeutung
- Der Holocaust im Unterricht
- Der Holocaust in der Schulrealität
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Bemühungen der Soziologie, eine „Erziehung nach Auschwitz“ umzusetzen. Sie untersucht dazu die theoretischen Vorschläge von Theodor W. Adorno sowie den Lehrplan des Faches Geschichte, um herauszufinden, inwiefern erinnerungspolitische Inhalte heute aufgenommen wurden und mit welchem Einsatz und Umfang diese auf den Schulen Anwendung finden.
- Die Bedeutung des Erinnerns und des „Nicht-Vergessens“ im deutschen Schulsystem
- Die soziologische Bedeutung von „Erziehung nach Auschwitz“ nach Adorno
- Die Integration von erinnerungspolitischen Inhalten in den Geschichtslehrplan
- Der Einsatz und Umfang der Anwendung von erinnerungspolitischen Inhalten in der Schulrealität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Rede von Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges vor und beleuchtet den Einfluss dieser Rede auf das deutsche Schulsystem. Die Bedeutung des Erinnerns und die Forderung nach einem „Nicht-Vergessen“ werden als zentrale Themen hervorgehoben.
Der Abschnitt „Historischer Grundriss“ gibt einen Überblick über die Geschichte des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau und die Entwicklung der Erinnerungskultur in Deutschland nach 1945. Er beleuchtet die Last der deutschen Vergangenheit, die sich aus der Erinnerung an den Nationalsozialismus und den Völkermord ergibt, sowie die Rolle der Erinnerungskultur in der deutschen Gesellschaft.
Der Abschnitt „,,daß Auschwitz nicht noch einmal sei\" - Adornos 'Erziehung nach Auschwitz'“ widmet sich den theoretischen Vorschlägen von Theodor W. Adorno zur „Erziehung nach Auschwitz“. Er analysiert die soziologische Bedeutung dieses Konzepts und beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus der Integration von erinnerungspolitischen Inhalten im Unterricht ergeben.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Erinnerungskultur, „Erziehung nach Auschwitz“, Theodor W. Adorno, Holocaust, Nationalsozialismus, Geschichtslehrplan, Erinnerungspädagogik, Schulrealität.
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- Marcus Kizina (Autor), 2018, Was bedeutet es für die Schule, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520793