Lemberg, Lwów, L`viv – zu allen Zeiten wurde die Stadt, von der hier die Rede sein soll, von Einwohnern und Belagerern, von Händlern und Reisenden, Herrschern und Beherrschten mit jeweils eigenen Namen bedacht. Ich habe mich im Rahmen dieses Aufsatzes für die durchgehende Verwendung des deutschen Namens Lemberg entschieden, da mir dieser im Gegensatz zum polnischen Lwów oder ukrainischen L`viv neutraler erschien und einer eventuellen Parteinahme im Konflikt, um den es hier gehen soll, vorbeugt.
Nach einem kurzen Überblick über die Geschichte der Stadt bis 1772 und unter den Habsburgern bis 1914, wende ich mich dem polnisch-ukrainischen Kampf um Lemberg im Herbst 1918 zu, um dann mein Augenmerk auf die verschiedenen Erinnerungskulturen und städtischen Öffentlichkeiten der Zwischenkriegszeit zu legen, die ich anhand zweier Thesen von Christoph MICK und von Anna Veronika WENDLAND beleuchten möchte. MICK behandelt Lemberg als Fallbeispiel für Totengedenken und die Konstruktion nationaler Identitäten über Totenkult und Kriegsdeutung, die sich in osteuropäischen Staaten komplizierter als in westeuropäischen vollziehen würden, da „ethnische und religiöse Konflikte die Leistungsfähigkeit herkömmlicher Symbole überforderte(n)“. In enger Verbindung dazu steht WENDLANDS These von Lemberg als einer Stadt mit nationalisierten, „durch ethnisch-konfessionelle Identitätskonstrukte vorstrukturierte(n), teilweise voneinander abgeschottete(n) Teilöffentlichkeiten“. Am Schluß soll ein kurzer Ausblick auf zweiten Weltkrieg und Entwicklung bis zur Gegenwart stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lemberg bis 1772
- Lemberg unter den Habsburgern
- Krieg und Bürgerkrieg
- Erinnerungskultur und städtische Öffentlichkeiten
- Schluß
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Geschichte Lembergs im 20. Jahrhundert, insbesondere mit der Erinnerungskultur und den städtischen Öffentlichkeiten in der Zwischenkriegszeit. Der Fokus liegt auf den polnisch-ukrainischen Konflikten und den daraus resultierenden nationalen Identitätskonstruktionen. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Erinnerungskulturen, die sich in Lemberg entwickelten, und untersucht, wie diese die städtische Öffentlichkeit prägten.
- Nationale Konflikte im Lemberg der Zwischenkriegszeit
- Erinnerungskulturen und städtische Öffentlichkeiten
- Die Konstruktion nationaler Identitäten
- Der Einfluss von Krieg und Bürgerkrieg auf die städtische Gesellschaft
- Der Einfluss von Kriegserfahrungen auf die Erinnerungskultur
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Stadt Lemberg vor und erläutert die Bedeutung des deutschen Namens Lemberg für die Arbeit. Sie skizziert die Themen und die These der Arbeit.
- Lemberg bis 1772: Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick über die Geschichte der Stadt bis 1772, beginnend mit ihrer Gründung im 13. Jahrhundert. Es beleuchtet die Entwicklung der Stadt als Handelszentrum und ihre Rolle als Bollwerk der westlichen Zivilisation gegen den Osten.
- Lemberg unter den Habsburgern: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der Stadt unter der Herrschaft der Habsburger von 1772 bis 1914. Es beschreibt die Umwandlung Lembergs in eine austro-deutsche Stadt und die Konflikte zwischen den Einwohnern und der österreichisch-ungarischen Regierung. Es beleuchtet den Prozess der Polonisierung der Stadt und die Entstehung der ruthenisch-ukrainischen Nationalbewegung.
- Krieg und Bürgerkrieg: Dieses Kapitel beschreibt die dramatischen Ereignisse des Ersten Weltkriegs und des Bürgerkriegs in Lemberg, die zu einer Radikalisierung der sozialen Beziehungen führten. Es beleuchtet den Kampf um die Stadt zwischen Polen und Ukrainern und die Rolle der jüdischen Gemeinde in diesem Konflikt.
- Erinnerungskultur und städtische Öffentlichkeiten: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Erinnerungskulturen, die sich in Lemberg in der Zwischenkriegszeit entwickelten. Es untersucht den Kult um die „Obrona Lwowa“ (die Verteidigung Lembergs) und die Rolle, die dieser Kult für die nationale Identität der Polen spielte. Es beleuchtet auch die ukrainische Erinnerungskultur und die Rolle der jüdischen Gemeinde in der Erinnerung an den Bürgerkrieg.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Lemberg, Lwów, L'viv, Erinnerungskultur, städtische Öffentlichkeiten, nationale Konflikte, polnisch-ukrainischer Konflikt, Bürgerkrieg, Totenkult, Kriegsdeutung, nationale Identität, ethnische Gemengelage, multiethnische Stadt, polnische Obrona-Erinnerung, ukrainische Erinnerungskultur, jüdische Gemeinde, Zwischenkriegszeit, Habsburgermonarchie, Selbstbestimmungsrecht der Völker, ZOL (Verband der Verteidiger Lembergs), „Prosvita"-Gesellschaft, „Narodni Dom", „Chwila".
- Quote paper
- Kay Ramminger (Author), 2004, Kriegserinnerungen und Teilöffentlichkeiten. Nationale Konflikte im Lemberg der Zwischenkriegszeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52083
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