Wenn ein Diplomat „ja“ sagt, meine er „vielleicht“; wenn er „vielleicht“ sagt, meint er „nein“; und wenn er „nein“ sagt, ist er kein Diplomat. Wenn eine Dame „nein“ sagt, meint sie „vielleicht“; wenn sie „vielleicht“ sagt, meint sie „ja“; und wenn sie „ja“ sagt, ist sie keine Dame. (Voltaire)
Sprechakte sind in der sprachwissenschaftlichen Forschung seit etwa 50 Jahren ein Begriff, beginnend mit der von John L. Austin 1955 erstmals vorgestellten Theorie in „How To Do Things With Words“, die zunächst von John Searle und später von Paul H. Grice in Bezug auf indirekte Sprechakte und Implikatur weiterentwickelt wurde. Heute sind sie ein bedeutender Teilbereich verschiedener Felder der Sprachwissenschaft. Diese Arbeit beschäftigt sich mit Sprechakten und ihrer Verbindung zu Satzmodi mit besonderem Augenmerk auf indirekten Sprechakten, allgemein sowie speziell im Spanischen. Hierzu soll zunächst auf Austins allgemeine Sprechakttheorie aus Sicht Stephen C. Levinsons eingegangen werden. Dabei werden die philosophischen Hintergründe der Sprechakttheorie beleuchtet, beispielsweise frühe Versuche der Klassifikation scheinbar „bedeutungsloser“ Aussagen wie die Doktrin des logischen Positivismus, um später auf den Begriff der Illokution und schließlich auf die indirekten Sprechakte einzugehen. Ausgangspunkt dabei ist John R. Searles 1975 in „Syntax and Semantics, Vol.3“ vorgestellter Aufsatz über indirekte Sprechakte, der 1979 in seinem Werk „Expression and Meaning“ veröffentlicht wurde.
Um auf den Zusammenhang zwischen Satzmodi und Sprechakten eingehen zu können, müssen die Begriffe Modus und Modalität im Allgemeinen geklärt werden, um dann das Konzept der Satzmodi im Speziellen zu behandeln. Dabei orientiert sich diese Arbeit vorrangig an den Theorien Peter Schifkos in „Subjonctif und subjuntivo“ aus dem Jahre 1967. Zuletzt soll auf die von Grice 1967 ausgearbeitete Theorie der Implikaturen, ausgehend von seinem eigenen Werk „Logic and Conversation“ sowie den Überlegungen von Eckard Rolf, eingegangen werden. Mit ihr erklärte Searle indirekte Sprechakte anhand von sprechakttheoretischen Prinzipien und Gesprächsrekonstruktionen, während Grice sich mit den allgemeinen Konversationskonzepten beschäftigte, auf denen Kommunikation basiert.
Anhand von spanischsprachigen Beispielen soll diese Arbeit zeigen, welche Besonderheiten im Vergleich zu anderen Sprachen im romanischen Raum und speziell im Spanischen bezüglich der Sprechakttheorie auftreten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Sprechakttheorie
- Philosophische Hintergründe
- Assertion und Konstatierung
- Illokution
- Indirekte Sprechakte
- Modus und Modalität
- Satzmodi und ihre Beziehung zu Sprechakten
- Implikaturen
- Konversationale Implikaturen
- Schluss
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Verbindung zwischen Sprechakten und Satzmodi, insbesondere mit indirekten Sprechakten im Spanischen. Sie analysiert die philosophischen Grundlagen der Sprechakttheorie, untersucht das Konzept der Illokution und beleuchtet die Besonderheiten indirekter Sprechakte.
- Die Sprechakttheorie nach Austin und Searle
- Der Zusammenhang zwischen Satzmodi und Sprechakten
- Indirekte Sprechakte im Spanischen
- Implikaturen und ihre Rolle in der Kommunikation
- Vergleichende Betrachtung der Sprechakttheorie in verschiedenen romanischen Sprachen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und führt in das Konzept der Sprechakte ein, wobei sie auf die historische Entwicklung der Sprechakttheorie und ihre Bedeutung in der Sprachwissenschaft eingeht.
- Die Sprechakttheorie: Dieses Kapitel behandelt die grundlegenden Prinzipien der Sprechakttheorie nach John L. Austin und John R. Searle. Es beleuchtet die fünf Kategorien von Sprechakten nach Searle, diskutiert die philosophischen Hintergründe der Theorie und erklärt den Begriff der Illokution.
- Modus und Modalität: Dieses Kapitel erläutert die Begriffe Modus und Modalität im Allgemeinen und geht dann auf das Konzept der Satzmodi im Speziellen ein, wobei es sich auf die Theorien von Peter Schifko bezieht.
- Satzmodi und ihre Beziehung zu Sprechakten: Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen Satzmodi und Sprechakten. Es analysiert, wie verschiedene Satzmodi mit unterschiedlichen Sprechakten verbunden sind und wie die Wahl des Satzmodus die Interpretation des Sprechaktes beeinflusst.
- Implikaturen: Dieses Kapitel befasst sich mit der Theorie der Implikaturen, die von Paul Grice entwickelt wurde. Es untersucht die verschiedenen Arten von Implikaturen und erläutert, wie diese die Kommunikation beeinflussen können.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Konzepten der Pragmatik, insbesondere mit den Themen Sprechakttheorie, Satzmodi, indirekte Sprechakte, Implikaturen und Modalität. Es werden außerdem wichtige Begriffe aus der spanischen Grammatik wie Konjunktiv und Subjuntivo behandelt.
- Citation du texte
- Antje Lehmann (Auteur), 2005, Satzmodi und (indirekte) Sprechakte im Spanischen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52154