Analyse der Pro-Immigrationsdiskurse in Barcelona - Soziale und diskursive Praktiken im Kontext von Immigration und Integration


Swiss Diploma Thesis, 2006

132 Pages, Grade: noch nicht benotet


Excerpt


Index

1. Einleitung
1.1. Definieren des Forschungsziels
1.2. Relevanz des Forschungsbeitrages
1.3. Forschungsstand und Einbettung des Forschungsbeitrages
1.4. Eingrenzung des Forschungsfeldes
1.5. Zentrale Forschungsfragen
1.6. Aufbau der Arbeit

2. Theoretischer Rahmen
2.1. Theoretische Hintergründe der Diskursanalyse
2.1.1. Soziale Konstruktion von Wirklichkeit
2.1.2. Soziale Handlung und speach act
2.1.3. Diskurs als soziale Handlung
2.1.4. Verschiedene Ansätze der Diskursforschung
2.2. Kritische Diskursanalyse
2.2.1. Kritik an und im Diskurs
2.2.2. Macht und Diskurs
2.2.3. Ideologie und Diskurs
2.3. Neue Soziale Bewegung, Ideologie und Diskurs
2.3.1. Neue Soziale Bewegung und Unterstützung der ImmigrantInnen
2.3.2. Solidarisierung, Neue Soziale Bewegung und Partizipation
2.4. Diskursive Ebene des Immigrationsphänomens
2.4.1. Der Diskurs der ImmigrantInnen
2.4.2. Der rassistische Diskurs
2.4.3. Öffentliche Meinung zum Thema Immigration
2.4.4. Diskursive Logiken des „engagierten Diskurses“
2.4.5. Autorität in der Diskursgemeinschaft
2.4.6. Neue Technologien als Mittel der diskursiven Praktiken

3. Methodisches Vorgehen
3.1. Wahl der methodischen Vorgehensweise
3.1.1. Qualitative Forschung
3.1.2. Ansatz der Grounded Theory
3.1.3. Das Prozessmodell der Grounded Theory
3.1.4. Methodische Vorgehensweise der Kritischen Diskursanalyse
3.2. Konkrete Forschungsfragen
3.3. Sondierung des Forschungsfeldes und der Diskursebene
3.4. Datenerhebung
3.4.1. Diskursgemeinschaft und Sampleauswahl
3.4.2. Datenauswahl und Korpusbildung
3.4.3. Teilnehmende Beobachtung, Feldnotitzen und Feldtagebuch
3.4.4. Textliche Daten
3.4.5. Interviews
3.4.6. Datenanalyse
3.5. Geltungsbegründung

4. Annäherung ans Forschungsfeld
4.1. Sozialhistorischer Kontext der Immigration
4.2. Besonderheiten der Immigration in Barcelona
4.3. Kontext der Immigrationspolitik in Spanien
4.4. Kontext der Integrationspolitik
4.5. Netzwerke und Rolle der Zivilgesellschaft in Barcelona

5. Empirischer Teil
5.1. Soziale Praktiken im Bereich Immigration
5.1.1. Das Netzwerk der Institutionen im Immigrationsbereich
5.1.2. Soziale Bewegung der Unterstützung?
5.1.3. Struktur und Organisation der sozialen Bewegung
5.2. Der Pro-Immigrationsdiskurs
5.2.1. Konjunktur und Dynamik des Diskurses
5.3. Schlüsselereignisse und deren diskursive Reproduktion
5.3.1. Der ausserordentliche Regularisierungsprozess
5.3.2. Grenzüberschreitungen in Ceuta und Melilla
5.4. Diskursinhalt
5.4.1. Wahrnehmungen des Migrationsphänomens
5.4.2. Diskursvarianten und Problemwahrnehmung von Limiten
und Grenzkontrollen
5.4.3. Problehmwahrnehmung des Ausländergesetzes
5.4.4. Problehmwahrnehmung des interkulturellen Zusammenlebens
5.5. Diskursstrategien
5.5.1. Argumentationsstrategien
5.5.2. Bilder, Bezeichnungen und Rollen für „ImmigrantInnen“
5.5.3. Rhetorisch-stilistische Merkmale
5.6. Ideologische Merkmale der Diskusvarianten
5.7. Einbettung der Diskursvarianten in den Gesamtdiskurs
5.7.1. Intradiskursive Differenzen nach Akteuren und Standpunkten
5.7.2. Verhältnis zum dominanten Immigrationsdiskurs
5.7.3. Diskursive Wirkung

6. Konklusionen

7. Abschliessende Reflexion

Bibliographie

Index der Tabellen und Graphiken

Anhang

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abkürzungen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. EINLEITUNG

1.1. Definieren des Forschungsziels

Diese Forschungsarbeit soll einen Beitrag für einen verständnisvolleren Umgang mit dem Immigrationsphänomen leisten. Es geht um die Erfassung der Sichtweisen und Problemwahrnehmungen der ansässigen spanischen Bevölkerung auf das noch relativ neuartige Einwanderungsphänomen. Der Fokus wird dabei auf den Teil der Bevölkerung gelegt, der sich durch seine „offene“ Haltung gegenüber den ImmigrantInnen charakterisiert. Über die Erforschung der sozialen Praktiken und diskursiven Handlungen im Feld der Immigrations- und Integrationsdebatte soll dieser Beitrag die vorhandenen Potentiale der engagierten Akteure erfassen.

Der Zugang zu diesem Forschungsgegenstand kann am besten über qualitative Forschungsmethoden erlangt werden, da es sich um eine mehr oder weniger klar abgegrenzte Akteursgruppe handelt. Konkret soll hier der Pro-Immigrationsdiskurs[1] erfasst und analysiert werden. Räumlich schränkt sich diese Forschung auf eine Stadt (Barcelona), und zeitlich auf eine Periode von mehr oder weniger einem Jahr ein.

Die Annahme, dass Diskurse sowohl sozial konstituiert, aber gleichzeitig auch sozial konstitutiv sind, bedeutet, dass die Beteiligung an einem Diskurs einer sozialen Handlung gleichkommt (Fairclaugh/ Wodak 1997). Indem Menschen diskursiv handeln, formen sie ihren Kontext mit. Dieses Verständnis von diskursivem Handeln ist zentral, um die Macht oder den Einfluss des Diskurses zu verstehen, die er auf die Umgebung ausüben kann. Für diese Untersuchung ist dies insofern von Bedeutung, als dass im Pro-Immigrationsdiskurs ein Potential für eine alternative, positivere Umgangsweise mit dem Thema Immigration gesehen wird. So lassen sich aus den Diskursen Handlungsbedarf und Forderungen der Akteure nach einem sozialen Wandel ableiten.

Neben der Erfassung der sozialen Handlungen, der Aktionen und Programme der engagierten Akteure und Institutionen, erlaubt die Ergänzung durch eine Analyse des Diskurses rund um diese Praktiken, hinter die blossen Taten zu sehen und zu erfahren, welche ideologischen Denkmuster vorhanden sind, und wie die Akteure über ihre soziale Umwelt denken. Wie sich dieser hier fokussierte Subdiskurs in die diskursive Ordnung eingliedert, unter welchen Machtverhältnissen er steht und welches Potential von ihm ausgeht, sind Fragen, die diese Studie ebenfalls zu beantworten versucht (siehe dazu Fairclough 1992, Bourdieu 1984; 1991).

1.2. Relevanz des Forschungsbeitrages

Aus verschiedenen Forschungen ist ersichtlich, dass die Medien, indem sie einen bestimmten Diskurs produzieren oder repräsentieren, zur Verbreitung von negativen Stereotypen der ImmigrantInnen in der Bevölkerung beitragen (vgl. hierzu Bañón 2002; Íñiguez 2003; van Dijk 2004; Wodak/ Matouschek 1998; Zaguirre 2004). Umgekehrt kann auch davon ausgegangen werden, dass alternative Gegendiskurse Einfluss auf die Wahrnehmung, die Auseinandersetzung und den politischen Umgang mit dem Immigrationsphänomen haben können. Zur Erlangung eines Wandels, in sozialer wie in politischer Sphäre, sind Diskurse allein jedoch nicht ausreichend. Die Beziehung zwischen Diskurs und Aktion ist zweidimensional, d.h. der Diskurs konfiguriert und legitimiert die Aktionen, und umgekehrt geben die Aktionen dem Diskurs seine Form (Fairclough 1992). Dieser Forschungsbeitrag beschäftigt sich mit dem eben erwähnten Zusammenspiel von diskursivem Handeln und praktischem Handeln im Bereich der Immigrations- und Integrationspolitik, wobei der Schwerpunkt auf erst genanntem gelegt wird.

Indem sich Akteure am Pro-Immigrationsdiskurs beteiligen, nehmen sie dabei Einfluss auf die Konstituierung der öffentlichen Meinung und indirekt auf die Immigrations- und Integrationspolitik, wenn auch nur marginal. Dieses vom engagierten Teil der Bevölkerung ausgehende Potential könnte ein Gegengewicht zu den diskriminierenden und rassistischen Diskursen und Handlungen darstellen. Indem konstruktive Vorschläge und solidarische Handlungsmuster ins Zentrum der Betrachtung gestellt werden, wird diesem Diskurs mehr Legitimität verliehen. Anhand einer kritischen Untersuchung des Sprachgebrauchs und durch die Aufforderung zur Reflexion dieser brisanten Themen kann an das Bewusstsein aller beteiligter Akteure − der Interviewpartner sowie der Forscherin − appelliert werden.

Für die Sozialwissenschaften, die Migrationsforschung und die Ethnologie im Besonderen, ist dieser Beitrag eine Ergänzung zu den bereits untersuchten negativen Einstellungen und Umgang mit dem Immigrationsphänomen[2]. Der hier verwendete Fokus auf die „Immigrations-freundlichen“ Netzwerke und Diskurse einerseits, sowie die methodisch-theoretische Herangehensweise der Diskursanalyse andererseits, eröffnen eine neue Perspektive auf die Thematik.

1.3. Forschungsstand und Einbettung des Forschungsbeitrages

Bisher wurde der Ansatz der Diskursanalyse interdisziplinär in der Migrations-, aber v.a. in der Rassismusforschung eingesetzt (für Spanien siehe Bañón 2002; van Dijk 1993, 1996, 2003c; Zaguirre 2004 und für Deutschland siehe Höhne 2004; Niehr/ Böke 2004). Das Interesse liegt in den meisten Studien jedoch auf der Ebene der öffentlichen Meinung und deren Reproduktion in den Medien (Actis et al. 2005; Colectivo IOÉ 1995; van Dijk 2004b), auf den „Elitendiskursen“ (van Dijk 1993, 2003c; Wodak/ Matouschek 1998), oder auf der Gegenperspektive der ImmigrantInnen in Spanien (Maderuelo 2005). Der Blickwinkel auf den Pro-Immigrationsdiskurs kann diesen Perspektiven eine Ergänzung sein.

Die Zentren für sozialwissenschaftliche Forschung CIS[3] und das CIDOB[4] verfügen über breites Dokumentationsmaterial und Statistiken zu verschiedensten Themen im Bereich der Migration. Zur Aufnahme und Akzeptanz der Immigration in Spanien gibt es reichlich neue Forschungsbeiträge (siehe Aubarell et al. (2003), Actis et al. (2005), Zapata-Barrero (2005), Pérez Díaz et al. (2001) u.a.m.). Dem gegenüber gibt es zur Debatte um die ImmigrantInnen und ihre soziale Bewegung in Barcelona noch kaum wissenschaftliche Arbeiten (siehe aber Olmo Bau 2001). Noch weniger ist das Unterstützungsnetzwerk der Bewegung und das Geflecht der Vereinigungen und Organisationen im Immigrationsbereich dokumentiert.

1.4. Eingrenzung des Forschungsfeldes

Das Phänomen, das hier im Zentrum des Forschungsinteressens steht, ist die Immigration und deren diskursive Rezeption in einem konkreten lokalen Kontext. Dabei soll sich der Fokus auf den Teil der ansässigen Bevölkerung richten, der sich aktiv an der Konstituierung eines alternativen Diskurses über Immigration, bzw. aktiv an Prozessen der Aufnahme und Integration der ImmigrantInnen beteiligt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Das Feld der Immigrationsdiskurse. Eigene Graphik.

Aus dem Diskursfeld der Immigrationsdiskurse[5] wird hier demnach nur ein konkreter, aber nicht klar abgrenzbarer Subdiskurs untersucht. Für die Analyse des Gesamtdiskurses über Immigration, anderer Subdiskurse und die interdiskursiven Machtverhältnisse, fehlen in dieser Studie Zeit und Ressourcen. Die Betrachtung des politisch-offiziellen Diskurses sowie der öffentlichen Meinung, welche den hier so genannten dominanten Diskurs konfigurieren, dienen dieser Studie lediglich zur Abgrenzung und Einbettung des diskursiven Kontextes.

Ein weiterer Eckpfeiler des Forschungsfeldes befindet sich auf der Analyseebene. Durch die Analyse von Texten und Interviews wird eine deskriptiv-interpretative Analyse vorgenommen. Das heisst, das Ziel ist in erster Linie den Diskurs in seinen Eigenschaften, seiner Breite zu erfassen, zu beschreiben und interpretieren und seine Wirkung zu analysieren.

Die thematische Einschränkung liegt auf den beiden Dimensionen (bzw. Diskurssträngen oder Teildiskursen): Immigrations- und Integrationspolitik. Die erste Dimension erfasst die Makroebene der Problematik, die debattiert wird. Es geht hier in erster Linie um politisch-rechtliche Aspekte, während die zweite Dimension eher die Mikroebene oder die gesellschaftlich-sozialen Aspekte fokussiert: das interkulturelle Zusammenleben, die gesellschaftliche Aufnahme und die soziale Partizipation.

1.5. Zentrale Forschungsfragen

Die leitende Forschungsfrage dieser Studie ist: Welche sozialen Realitäten werden durch diesen Pro-Immigrationsdiskurs konstruiert? Dabei interessiert, wer sich für einen offeneren Umgang mit dem Immigrationsphänomen engagiert, wie sich der Diskurs rund um die beiden Dimensionen Immigrations- und Integrationspolitik konstituiert, wie die Realität des Migrationsphänomens wahrgenommen, und was durch die diskursiven Handlungen konkret gefordert und bewirkt wird.

1.6. Aufbau der Arbeit

Die Arbeit ist in zwei Hauptteile gegliedert: in einen theoretischen und einen empirischen Teil. An erster Stelle wird der theoretische Rahmen vorgestellt, welcher Begriffsdefinitionen, und die in dieser Studie angewendeten theoretischen Ansätze sowie andere berücksichtigte Forschungsarbeiten einschliesst. In diesem Abschnitt soll erklärt werden, auf welche theoretischen Ausgangspunkte sich die empirische Arbeit stützt. Danach wird der diskursive Kontext beleuchtet, und ein knapper Überblick über die verschiedenen kursierenden Immigrationsdiskurse geschaffen. Dabei dienen bereits vorhandene Studien und Meinungsumfragen zum interdiskursiven Vergleich der Subdiskurse.

Im Methodenteil werden einerseits die methodologischen Ansätze und Instrumente vorgestellt sowie andererseits die Umsetzung derselben im Forschungsprozess erläutert. Hier werden ausserdem die konkreten Fragen an den Forschungsgegenstand präzisiert und die Erstellung des Datenkorpus erläutert.

Als Übergang zur Empirie wird das konkrete Forschungsfeld verortet. Dabei soll der konkrete sozialhistorische und politische Kontext der Immigration in Spanien, und in Barcelona im Besonderen, erläutert werden.

Im empirischen Teil geht es um die Präsentation der deskriptiv-interpretativen Datenanalyse und der Resultate der Forschung. In erster Linie werden die sozialen Praktiken zur Unterstützung der ImmigrantInnen, danach die Diskursgemeinschaft, Inhalt und Form der verschiedenen Diskursvarianten, die ideologischen Verknüpfungen, sowie die Vorschläge und Forderungen, welche sich daraus ergeben, beschrieben.

Im Anhang werden die Listen der verwendeten Dokumente im Datenkorpus, der NRO und Vereinigungen beigelegt. Drei Interviewleitfäden und ein Leitfaden zur Dokumentenanalyse werden zur Illustration angefügt.

2. THEORETISCHER RAHMEN

2.1. Theoretische Hintergründe der Diskursanalyse

Zu Beginn sollen die wegleitenden Ansätze der Diskursanalyse vorgestellt werden, um die theoretische Basis dieser Forschung zu skizzieren. Dabei wird auf Theorien der sozialen Konstruktion von Wirklichkeit, sowie der sozialen und diskursiven Handlung eingegangen. Ein weiterer Abschnitt beschäftigt sich mit den konkreten Anwendungsmöglichkeiten der Diskursanalyse in verschiedenen Forschungen und Disziplinen.

2.1.1. Soziale Konstruktion von Wirklichkeit

Diese Arbeit stützt sich auf das Paradigma des sozialen Konstruktionismus, der die soziale Eingebundenheit allen Wissens und Erfahrung in den Mittelpunkt des Interessens stellt. Beeinflusst von der amerikanischen postmodernen Kulturanthropologie, welche durch Diskursanalyse untersuchte, wie unterschiedliche Diskursgemeinschaften soziale Wirklichkeit herstellen und Sinn gemeinsam aushandeln, wird dieses Paradigma von Kenneth J. Gergen (2002) für die Psychologie übernommen. Er ist vielleicht der prominenteste Autor der Linie des sozialen Konstruktionismus.

Das Hauptargument, dass Wirklichkeit durch Interaktion und Kommunikation sozial konstruiert wird, geht auf die Phänomenologen und Sozialkonstruktivisten Berger und Luckmann (1968) zurück. Ihr Interesse liegt auf der Alltagswelt der Menschen, auf der Erfahrung und dem Wissen, das von den Menschen im alltäglichen Leben gesammelt und angewandt wird. Die beiden Soziologen betonen, dass die Wirklichkeit, die im Alltag als solche wahrgenommen wird, nur eine unter vielen konstruierten Wirklichkeiten ist. In anderen Worten: Wirklichkeit ist relativ und ist in einen zeitlichen und räumlichen Kontext eingebettet (Berger/ Luckmann 1968:44). Im Gegensatz zum konstruktivistischen Ansatz, der davon ausgeht, dass sich jedes Individuum seine eigene Wirklichkeit und seinen eigenen Sinn konstruiert, vertreten Gergen und die Sozialkonstruktionisten die These, dass die verschiedenen Realitäten sozial, also in der Gesellschaft oder in der Gruppe ausgehandelt werden. Dabei spielen die Interaktion und der sprachliche Austausch für die kollektive Sinngebung eine zentrale Rolle[6].

2.1.2. Soziale Handlung und speach act

Wirklichkeit wird durch soziale Handlung konstituiert. Die Theorie der sozialen Handlung ist einerseits durch die philosophische Phänomenologie von Edmund Husserl (1973) und Max Scheler (1960), und anderseits durch die Soziologie des Handelns und Verstehens von Max Weber (1995) beeinflusst. Der pragmatische Ansatz des englischen Philosophen John Austin (1980; 2002) weitet die Theorie der sozialen Handlung weiter auf die sprachliche Interaktion aus. Seine Theorie des speach act verbindet Sprechen und Handeln in dem Sinne, dass jede verbale Aussage einen wörtlichen und proportionalen Sinn hat, sowie eine beabsichtigte, vorsätzliche Intension und einen Effekt im Zuhörer auslöst. Austin unterscheidet zwischen Feststellungen (konstativen Aussagen: z.B. „es regnet“) und „Wirklichkeits- formenden Aussagen“ (z.B. „ich verspreche dir morgen das Geld zu geben“). Durch einen einfachen sprachlichen Akt (speach act) wird nicht nur ein Versprechen „gesagt“, sondern ein Versprechen „gemacht“, so dass die Aussage eine konkrete Konsequenz auf die erfahrbare Wirklichkeit hat. Sprache hat somit nicht lediglich eine deskriptiv-repräsentative Funktion, sondern auch eine performative Aufgabe. Austins Theorie des speach act ist Ausgangspunkt für die diversen Diskurstheorien.

2.1.3. Diskurs als soziale Handlung

Fairclough (1992:73) erstellt ein dreidimensionales Modell des Diskurses[7]: Auf der untersten Ebene steht der Text, welcher in die Dimension des diskursiven Handelns eingebettet ist, welche ihrerseits in der Dimension des sozialen Handelns liegt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Dreidimensionales Modell nach Fairclough (1992:73)

Wenn also der Diskurs als soziale Handlung verstanden wird, muss die dialektische Beziehung zwischen dem konkreten diskursiven Akt und der Situation, der Institution und der Sozialstruktur, in die er eingebettet ist, betrachtet werden. Der Kontext (situativ, institutionell und strukturell) gibt dem diskursiven Akt seine Form, zur selben Zeit wie dieser den Kontext gestaltet (Fairclough/ Wodak 1997:258). Damit sagen die Autoren, dass der Diskurs sozial konstitutiv wie auch sozial konstituierend ist. Dieses Verständnis ist zentraler Ausgangspunkt für die Diskursanalyse[8].

Diskursive Handlung umfasst Prozesse der Produktion, Distribution, Konsumation und Auslegung von Texten, die je nach sozialen Akteuren variieren (Fairclough 1992:78).

Auch Van Dijk (2000) versteht den Diskurs als eine menschliche Handlungsweise, die kontrolliert und beabsichtigt ist. Durch den Gebrauch von Sprache und Text gehen die Menschen eine sozial oder politisch beabsichtigte Handlung ein (ebd.:28). Wenn die Sprache als Indikator einer sozialen Wirklichkeit aufgefasst wird, können durch die Analyse dieses Sprachgebrauchs oder Diskurses Rückschlüsse auf diese Wirklichkeit gezogen werden.

2.1.4. Verschiedene Ansätze der Diskursforschung

Die Diskursanalyse (DA) bzw. die kritische Diskursanalyse (KDA) sind als Forschungsperspektiven zu verstehen, welche Forschungsprogramme erarbeitet haben, aber keine eigentlichen Methoden sind, wie man aus dem Begriff entnehmen könnte. Die DA und die KDA sind Perspektiven, die auf verschiedenen Theorien und Disziplinen aufbauen[9]. Die sozialwissenschaftliche Diskursforschung interessiert sich für Aussagen und Praktiken als Manifestationen gesellschaftlicher Wissensressourcen in Diskursen. Sie untersucht Prozesse der sozialen Konstruktion und Kommunikation symbolischer Ordnung in institutionellen Feldern der Gesellschaft (Keller 2004:65).

Der Ursprung der Diskurstheorien geht auf die Linguistik von Ferdinand de Saussure zurückgeht. Mit Claude Lévi-Strauss fand die so genannte „linguistische Wende“[10] Einzug in die Ethnologie und Kulturanthropologie, und generell in die Sozialtheorie. Die Bedeutung des Sprachgebrauchs in der Erforschung der sozialen Interaktion wuchs seither in allen Disziplinen stetig an.

Während der Strukturalismus Diskurse als abstrakte und objektive Regelstrukturen begreift und untersucht, wendet sich der Poststrukturalismus stärker den Wechselwirkungen zwischen (abstrakten) symbolischen Ordnungen und dem konkreten Sprach- und Zeichengebrauch zu, d.h. eben dem Verhältnis zwischen Strukturen und Ereignissen (Keller 2004:15). Der renommierteste Vertreter der strukturalistischen und später poststrukturalistischen Diskurstheorie ist zweifellos der französische Philosoph Michel Foucault (z.B.1974, 1988, 1996), der die diskursiven Praktiken mit der Performativität der Sozialstruktur verband. In seinem Werk Archäologie des Wissens (1988) skizziert er ein umfassendes sozialwissenschaftliches Forschungsprogramm, das die gesellschaftliche Herstellung und Ordnung von Praktiken, Objekten, Ideen, und Realitätszusammenhängen untersucht[11]. Der Begriff „Diskurs“ bezeichnet nach Foucault eine Menge von an unterschiedlichen Stellen erscheinenden Aussagen, die nach demselben Muster gebildet worden sind, deshalb ein- und demselben Diskurs zugerechnet werden können und ihre Gegenstände konstituieren (Keller 2004:44).

Die postmarxistische Diskurstheorie von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe (1995) knüpft an Foucaults und Althussers Ideologietheorie und an Gramscis Hegemoniekonzept an. Sie sehen Diskurse als Sinnkonstituierung, als Systeme von Differenzbildungen an, die verschiedene individuelle und kollektive Identitäten abgrenzen. So entstehen z.B. hegemoniale Diskurse, die umfassende Weltbilder entwickeln, in denen alle sozialen Beziehungen in eine Gesamtstruktur eingeordnet werden.

2.2. Kritische Diskursanalyse

Die Beziehung zwischen Machtstrukturen, Ideologien, sozialer Kontrolle, sozialer Ungleichheit, deren Legitimation einerseits und den diskursiven Praktiken andererseits interessierte diejenigen Forscher, die sich der kritischen Diskursanalyse (KDA) zuwandten. Der englische Sprachwissenschafter Norman Fairclough (1989, 1992, 1997, 1998, 2000), die österreichische Linguistin Ruth Wodak (1996, 2000, 2003), die spanische Linguistin Luisa Martin Rojo (1998, 2003), und der niederländische Linguist Teun van Dijk (1993, 1996, 2000 2003a/b/c, 2004) sind prominente VertreterInnen dieser Richtung. Im deutschsprachigen Raum hat Siegfried Jäger (1997, 1999, 2003) am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung DISS einen eigenständigen Ansatz der Kritischen Diskursanalyse entwickelt. Es geht in der KDA um eine besondere Perspektive auf soziale Probleme, da davon ausgegangen wird, dass soziale Probleme in hohem Masse durch Diskurse konstituiert, d.h. behandelt und ausdiskutiert werden (Scollon 2003). Nach der Annahme, dass jeder Diskurs zeitlich-räumlich determiniert ist, ist die Einbeziehung des Kontextes in die Analyse in diesem Forschungsansatz ausschlaggebend. Die KDA interpretiert den Diskurs – den Sprachgebrauch beim Sprechen und im Text – als eine Form der sozialen Praktik:

Describing discourse as social practice implies a dialectical relationship between a particular discursive event and the situation(s), institution(s) and social structure(s) which frame it. A dialectical relationship is a two-way relationship: the discursive event is shaped by situations, institutions and social structures, but it also shapes them. (Fairclough/ Wodak 1997:258)

Das methodische Vorgehen folgt einem Prozess der hermeneutischen Interpretation der Daten, also einem Versuch des Verstehens, Auslegens und Interpretierens des Textes (Meyer 2003). Bis hierhin unterscheidet sich die KDA noch nicht merklich von den übrigen Perspektiven der Diskursanalyse. Im Zentrum der kritischen Diskursanalyse stehen jedoch die Konzepte „Kritik“, „Ideologie“ und „Macht“.

2.1.1. Kritik an und im Diskurs

In der Tradition der Frankfurter Schule wird „Kritik“ v.a. als Distanz der Forscher zu den Daten, als Selbstkritik und -reflexion, und als politische Stellungsnahme im Forschungsfeld verstanden (Wodak/ Meyer 2003). Die Forscher sind sich der Subjektivität im Feld und ihrer sozialen Verantwortung bewusst und dürfen oder müssen sogar einen sozialpolitischen Standpunkt einnehmen und ihn verteidigen (van Dijk 2003a)[12]. Ein Ziel der KDA ist folglich, durch die kritische Hinterfragung und Analyse von Diskursen, Sprachgebrauch und Lexika, eine Reflexion in den Gesprächspartnern (z.B. in Interviews) oder Autoren (bei Texten, Artikeln) zu provozieren. Indem z.B. rassistische Argumentationen in den Medien aufgedeckt werden, kann eine Sensibilisierung der Journalisten oder aller Beteiligten, inklusive der Forscher eingeleitet werden. Die KDA weist somit einen emanzipatorischen und gesellschaftskritischen Aspekt auf und hat einen sozialen Auftrag zu erfüllen. Ziel ist, kritisches Bewusstsein des Sprachgebrauchs zu provozieren (vgl. dazu Íñiguez 2003:158 und Durant 1998:128ff).

2.2.2. Macht und Diskurs

Ein weiterer zentraler Aspekt der KDA liegt in der Macht und den Machtverhältnissen, welche in der Interaktion durch den Diskurs reproduziert und verfestigt werden[13]. Dabei muss unterschieden werden zwischen der Macht des Diskurses, Macht über den Diskurs und Macht im Diskurs (Fairclaugh/ Wodak 2000).

Die Macht oder der Einfluss des Diskurses ist deutlich erkennbar in den Medien, wo öffentliche Meinung produziert und reproduziert wird. In diesem Kontext wird Macht definiert als Kontrolle, und zwar als Kontrolle über das Handeln. Da der Diskurs eine Form des Handelns darstellt, kann Kontrolle über ihn sowie über seine Eigenschaften hergestellt werden: über den Kontext, den Stil und die Thematik. Angenommen, dass Diskurse das Denken der Empfänger beeinflussen, können folglich die dominanten Machtinhaber auf indirekte Weise Einfluss nehmen auf die Denkweise und Meinungsbildung anderer Menschen und diese nach ihrem (z.B. politischen) Interesse manipulieren (van Dijk 2003:47). Auch Fairclough (1992) verteidigt den Standpunkt, dass diskursive Handlungen bestehende Machtbeziehungen naturalisieren und legitimieren.

Die Macht über den Diskurs wird durch den Zugang zu entsprechenden Medien und „Sprachrohre“, welche den jeweiligen Diskurs verbreiten, geregelt. Hier spielt die Institutionalität eine entscheidende Rolle: wo offizielle Unterstützung und Legitimation und somit Ressourcen und Zugänge zu Medien vorhanden ist, hat ein Diskurs grössere Chancen, an ein breites Publikum zu gelangen. Die Autorität derer, die einen Diskurs produzieren, ist also ausschlaggebend für den Erfolg des Diskurses (siehe dazu Bourdieu 1991: 57ff). Neben autorisierten Diskursen sind unautorisierte zu finden, neben legitimierten Diskursen diskreditierte, und gegenüber (dominanten) Mehrheits-Diskursen stehen Minderheits-Diskurse. Die diskursive Ordnung spiegelt somit die soziale Ordnung der Ungleichheit wider (Martín Rojo 2003:168 und Fairclough 1998:51ff)). Das Zirkulieren von Diskursen wird im Interesse der Machtinhaber so kontrolliert, dass unerwünschte oppositionelle oder alternative Diskurse zum Schweigen gebracht werden, indem ihnen Autorität oder ganz konkret z.B. Medienpräsenz verwehrt wird.

In seinem Werk Qué significa hablar?/ Was heisst sprechen? (1984:11) geht Bourdieu davon aus, dass jeder linguistische Austausch, jede Kommunikation nicht bloss eine symbolische Interaktion, sondern eine Beziehung symbolischer Macht zwischen den Sprechern und den Zuhörern ist.

Eine andere Form der Dominanz besteht darin, einen hegemonialen Diskurs zu verbreiten, und zwar so, dass die Bevölkerung dazu gebracht wird, so zu denken und zu handeln, wie es die dominanten „Meinungsbildner“ erwarten und auf subtile Weise steuern[14]. Im Rahmen des Immigrationsdiskurses beispielsweise können die westlichen Regierungen die Haltungen ihrer Bevölkerung gegenüber den Einwanderern beeinflussen, indem sie vor den scheinbar verheerenden wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen der Immigration alarmieren (vgl. hierzu van Dijk 2000:43). Die hegemoniale Macht über Informationsquellen und -verbreitung ist v.a. da möglich, wo es an Alternativen fehlt, oder wo diesen jegliche Legitimation abgesprochen wird.

Macht im Diskurs wird durch kulturelles Kapital (Bourdieu 1991) gesteuert, durch die rhetorischen Mittel, welche in gewissen Sektoren und Rängen der Bevölkerung entwickelter sind als in anderen. So haben professionelle Eliten, Wissenschaftler oder Politiker (ganz besonders Populisten) mehr Kapazität in der rhetorischen Ausdrucksform und verschaffen sich somit mehr Autorität und Legitimität als der Durchschnitt der Bevölkerung. „Rhetorische Machtkämpfe“ und Lenkung eines Diskurses sind gerade auch in Interviews, Gruppendiskussionen oder Versammlungen auffindbar.

Des Weiteren bestimmend ist das symbolische Kapital des Akteurs, d.h. seine soziale Anerkennung, ob institutionell oder nicht, durch die Gruppe (Bourdieu 1984)[15]. Hiermit wird klar, dass allein die linguistische Logik eines Diskurses nicht reicht, um Anerkennung und Legitimation zu erfahren, sondern dass ebenso soziale Faktoren im Kampf um die Macht des Diskurses mitspielen. Bourdieu beharrt darauf - und kritisiert hiermit Austin und Habermas -, dass die Macht nicht in der linguistischen Substanz des Diskurses liegt, sondern dass die Autorität und Legitimation eines besonderen Diskurses aus dem symbolischen Kapital des Sprechers resultiert (ebd: 67).

Die Aussage eines Diskurses kann so gesteuert werden, dass das Selbstbild positiv dargestellt wird, während die Opposition oder die Fremddarstellung negativ gezeichnet ist. Dies kann über die Benutzung von positiven und negativen Metaphern geschehen (wie z.B. die Gleichsetzung von Immigration mit „Invasion“ oder „Lawine“), die Wortwahl, die Bestimmung von Schlagzeilen in den Medien, etc.

Van Dijk (2000:48) unterstreicht jedoch, dass eine Macht immer auch von einer Gegenmacht herausgefordert wird. Wenngleich ein bestimmter Diskurs die öffentliche Meinung dominiert, so wird die Macht darüber, was und wie thematisiert und problematisiert wird, täglich zwischen den sozialen Gruppen ausgehandelt und modifiziert. In diesem Sinne weist das Feld der Diskurse eine hohe Dynamik und Prozesshaftigkeit auf. Standpunkte, Vormachtstellungen und Ideologien müssen ständig legitimiert werden. „Gegendiskurse“ oder „alternative“ oder „abtrünnige“ Diskurse stellen eine Schranke für hegemoniale Diskurse dar (vgl. z.B. Bañón Hernández 2002; Zaguirre Altuna 2004; van Dijk 2000). Foucault meint, dass der Diskurs Macht transportiert, produziert und sie stärkt, gleichzeitig aber auch exponiert, schwächt und der Kritik aussetzt (1974:133).

2.2.3. Diskurs und Ideologie

Diskurse nehmen eine zentrale Funktion für die Verbreitung und Verfestigung von Ideologien ein. Verschiedenste Autoren greifen diese Beziehung auf (Mannheim 1995; van Dijk 2003b; Laclau/ Mouffe 1995), und doch ist die Definition des Konzeptes „Ideologie“ sehr unklar geblieben.

Das meist verwendete und entwickelte Konzept von Ideologie geht auf den französischen Marxisten Louis Althusser (1977) zurück. Ihm zufolge gilt Sprache als Materialisierung von Ideologien[16]. Diese wiederum sind Bedeutungssysteme, die die Einzelnen in imaginierte Beziehungen zu den realen Beziehungen setzen, in denen sie leben. Der in der Folge verwendete Ideologie-Begriff geht jedoch über die „klassisch-marxistische“ Interpretation hinaus, die die Ideologie als Legitimierung der dominanten Gruppe oder des Herrschaftssystems versteht.

Die Ideologien geben der Welt nicht nur Sinn (aus der Sicht einer Gruppe), sondern fundieren auch soziale Praktiken. So gesehen gibt z.B. eine rassistische Ideologie den diskriminierenden Handlungen eine Basis, und rechtfertigt diese. Die Menschen übernehmen Ideologien durch die alltägliche Imitation anderer Mitglieder der Gruppe, doch viel häufiger noch werden sie über Diskurse übertragen. Durch Lesen und Hören in der Schule, in der Kirche, in den Medien, etc. werden Ideologien aufgenommen und reproduziert. In diesen Situationen sind sich die Menschen meist nicht bewusst, dass sie Ideologie verbreiten bzw. aufnehmen. Es gibt allerdings ganz explizite Ideologie-Verbreitungsweisen wie politische Propaganda, Katechismus, Missionierung, etc. (vgl. Van Dijk 2003b:46). Ohne Konflikte, Interessen, ohne Wettbewerb und Kampf zwischen Gruppen hätten Ideologien keine Basis. Viel mehr entstehen sie dort, wo eine Gruppe sich gegen eine andere abzugrenzen hat, ihre eigenen Ziele und Interessen verteidigen muss. Somit gibt eine Ideologie zugleich einer Gruppe oder einer Gemeinschaft ihre kollektive Identität.

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass Ideologien sowohl eine sinnstiftende und identitätsstiftende Funktion haben, als auch Machtverhältnisse reproduzieren und legitimieren.

Für die KDA sind die ideologischen Hintergründe insofern von Interesse, als sie Aussagen, Standpunkte, Argumentationsweisen und Deutungsmuster im diskursiven Feld markant mitbestimmen. Die Gruppenidentität einer Diskursgemeinschaft wird durch geteilte ideologische Standpunkte gestärkt und getragen, wenngleich die gemeinsamen Schnittpunkte auch klein sind.

2.3. Neue Soziale Bewegung, Ideologie und Diskurs

Da die Diskursgemeinschaft der Pro-Immigrationsgruppe zu einem bedeutenden Teil aus AktivistInnen einer sozialen Bewegung besteht, ist es sinnvoll, theoretische Ansätze zu diesem Phänomen einzubeziehen.

Wenn man eine Neue Soziale Bewegung (NSB) untersuchen will, sind die beiden Konzepte von Ideologie und Diskurs unbedingt mitzudenken. Wie oben hergeleitet, ist die Rolle, die der Diskurs im Rahmen von sozialen und politischen Bewegungen und Wandel spielt, sehr zentral. Dieser Logik folgend, ist der Diskurs ein wichtiges Instrument jeder Bewegung, um ihre Ideologien, Interessen und Forderungen zu artikulieren.

Um das Funktionieren der NSB besser zu verstehen, soll hier kurz die Definition beleuchtet werden, die ihr aus der Sozialtheorie zugeschrieben wird[17]. Laut Dalton und Kuechler (1992) charakterisieren sich die Neuen Sozialen Bewegungen durch direkte Aktion, durch partizipative Entscheidungsfindung, durch ihre dezentralisierte und demokratische Struktur und ihre Opposition gegen die herkömmliche hierarchische politische Ordnung. Diese neue Art von kollektiver Aktion nahm ihren Anfang in den Studentenbewegungen der 1960er Jahre und umfasst seither vielfältige Themen und Forderungen - Menschenrechte, Umweltschutz, Frieden, Homosexualität, Feminismus, etc. (Crossley 2002). Im Gegensatz zu den „klassischen“ sozialen Bewegungen geht es den NSB um soziale und kulturelle Probleme, um ideologische und ethische Aspekte und kollektive Ziele, die nicht einer spezifischen sozialen Schicht angehören, sondern von einer so genannten „Ideen-Gemeinschaft“ ausgehen (Dalton/ Kuechler 1992: 32). Sie weisen einen tiefen Grad an horizontaler und vertikaler Differenzierung auf und betonen die gemeinsame kollektive Identität, die nicht unbedingt auf einer gemeinsamen sozioökonomischen Herkunft beruht, wie dies in den klassischen Arbeiterbewegungen beispielsweise der Fall war (Plotke 1995). Und doch sind die NSB typischerweise eher Mittelklassbewegungen. Ziel der meisten NSB ist, politischen Druck auszuüben (ausserhalb des institutionellen, bürokratischen Rahmens), Einfluss auf die öffentliche Meinung und Medienpräsenz zu suchen, Protestaktionen durchzuführen und zu sensibilisieren.

2.3.1. Neue Soziale Bewegungen und Unterstützung der ImmigratInnen

Über das Ausmass und die Eigenheit von NSB im Feld der Immigration ist noch kaum Literatur vorhanden[18]. Vivanco (2000) detailliert die NSB und unterscheidet drei Richtungen von Solidaritätsbewegungen: die eine beschäftigt sich mit der „Neuen Armut“, die zweite mit dem Nord-Süd-Gefälle und den globalen Ungleichheiten und die dritte mit der Immigration und Integration. Letztere wurde von Olmo Bau (2001) im Rahmen der im Jahre 2001 aufkommenden Bewegung in Spanien, in Anbetracht der Protest- und Solidaritätsbewegungen der ImmigrantInnen in einer Studie genauer untersucht. Die Strategie, die von den AktivistInnen dieser Bewegung verfolgt wurde, war die des zivilen Ungehorsams bzw. die aktive Unterstützung des zivilen Ungehorsams der Immigrantengruppen, wie beispielsweise die Besetzung von Kirchen, Universitäten, Plätzen und Lokalen oder Hungerstreiks. Während die sin papeles[19] die Hauptprotagonisten der Bewegungen sind, wird diese durch eine Solidaritätsbewegung aus der ansässigen Bevölkerung unterstützt und begleitet.

Um die Interessen des marginalisierten Kollektivs der sin papeles herum ist in mehreren Städten die Entwicklung eines Netzwerks zu beobachten, welches einerseits Zivilpersonen wie Einheimische, ImmigrantInnen und sin papeles, und Institutionen und Nicht-Regierungsorganisationen (NRO) andererseits umfasst (vgl. hierzu auch Trenz 2001; Vivanco 2000; van Dijk 2004b). Kennzeichnend für diese Form der Mobilisierung des Protests für die Immigranteninteressen ist ihre vornehmlich lokale Wirkung und ihr punktuelles Auftauchen, sowie eine lockere Verbindung zwischen meist ethnisch strukturierten Immigrantenkollektiven und Solidarisierungsgruppen. Demgegenüber sind Antirassismus-Bewegungen eher transnationalen Charakters (in Europa), da sie von NRO angeführt werden, welche Verbindungen zu Organisationen über die Landesgrenzen hinaus pflegen (vgl. Trenz 2001:194). Die Gruppe der „Solidarisierer“ setzt sich erfahrungsgemäss in erster Linie aus Vertretern der Neuen Linken, aber auch aus konfessionellen Organisationen zusammen. Wie sich die Mobilisierungsgruppe in Barcelona zusammensetzt, wird später präzisiert.

2.3.2. Solidarisierung, NSB und Partizipation

Die Mobilisierung und Aktionen für die Interessen der ImmigrantInnen und sin papeles betrachtend, stellt sich die Frage, welche Motive hinter der Partizipation an dieser Bewegung stehen mögen, welche Interessen die Individuen dabei verfolgen. Wie oben gesehen, charakterisieren sich die NSB dadurch, dass sie durch eine kollektive Identität und postmaterialistische Werte der AktivistInnen getragen werden (Dalton/ Kuechler 1992:83). Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass die Beteiligung an NSB in erster Linie durch ideologische Ziele motiviert ist. Im Vordergrund steht der Kampf um kollektive Güter, und weniger der konkrete Eigennutz (ebd.:32). Der Eigennutz jedoch kann anderswo liegen, und zwar beispielsweise in der individuellen Sinngebung durch solidarisches Handeln, wie dies Sander (1998) behauptet. Ihm zufolge bedeutet Solidarität in der heutigen Gesellschaft eine „lebenspraktisch motivierte Standardisierung neuer Sozialbeziehungen, die nicht nur den politischen Kampf um Rechte einschliesst, sondern ganz wesentlich auch die profanen Hilfe- und Unterstützungsleistungen des alltäglichen Lebens“ (ebd:193). Es wäre jedoch voreilig, in Anbetracht der Protestaktionen der einheimischen Bevölkerung zur Unterstützung der Forderungen der ImmigrantInnen von „Solidarität“ zu sprechen. Wenn auch ein solidarischer Diskurs rund um die Geschehnisse der Papierlosen auszumachen ist, darf nicht vorab von einer altruistischen Motivation ausgegangen werden.

Trotzdem wird bei der Betrachtung solcher Aktionen um die Immigranteninteressen augenscheinlich, dass nicht nur direkt Betroffene – also ImmigrantInnen – sich beteiligen, sondern auch Individuen und ganze Netzwerke nicht direkt Betroffener. Dieses für die NSB typische Phänomen lässt sich dadurch erklären, dass die Beteiligung an solchen kollektiven Aktionen die rationalen Selbstinteressen übersteigert. Melucci formuliert dies folgendermassen: „We feel a bond with others not chiefly because we share the same interests, but because we need this bond in order to make sense of what we are doing. [...] Solidaristic identities have an emotional dimension which cannot be reduced to cost-benefit calculation” (1996:71). Diese also nicht durch den persönlichen Profit motivierte Beteiligung an NSB oder Solidaritätsaktionen zieht notwendigerweise eine relative Unverbindlichkeit mit sich, was bedeutet, dass sie nur von kurzfristiger Bedeutung sind und auf die Dauer kaum verpflichten. Sander meint „Solidarität lässt sich in modernen Gesellschaften mit den richtigen Mitteln kurzfristig immer provozieren, wenn damit keine längerfristigen Konsequenzen für die Solidarisierenden verbunden sind. […] Spontane Formen der Solidarität, deren Motivation zunehmend der Beliebigkeit zufälliger Ereignisse, individueller mentaler Stimmungen oder medial inszenierter Modeerscheinungen überantwortet wird, zeigen sich zwar massenhaft, verschwinden jedoch ebenso spontan, wie sie entstanden sind“ (Sander, 1998:202). Da nicht die eigenen Interessen auf dem Spiel stehen, könnten die solidarischen Aktionen zu einer Beliebigkeit verkommen.

Warum trotzdem mit einer kontinuierlichen Beteiligung von (v.a. politischen) Gruppen in NSB gerechnet werden kann, könnte damit begründet werden, dass Protestaktionen und Massenmobilisierungen gute Plattformen für ideologische Kundgebungen darstellen. Die solidarischen Handlungen im öffentlichen Raum bieten Gelegenheit zur Reproduktion ideologischer Identitäten und kollektiver Sinngebung.

Abgesehen davon ist die Partizipation an jeglicher Form von Bewegungen, Mobilisierungen und Protestaktionen ein Weg zur sozialen Integration, die über gemeinsame Sinnerfahrung und Handlungsorientierung läuft (Meyer 1997:324). Auf diese Weise können Gruppenidentitäten gefestigt werden, Ideologien und Ziele gruppenintern diskursiv verhandelt und nach aussen getragen werden. Ausserdem bietet die gemeinsame soziale Partizipation von Zugewanderten und Ansässigen eine Möglichkeit der interkulturellen Integration. Dies ist jedoch eher als Nebeneffekt denn als beabsichtigte Motivation zu verstehen.

2.4. Die Diskursive Ebene des Immigrationsphänomens

Rund um die Immigrationsdebatte in Spanien haben sich laut Bañón (2002) drei verschiedene Hauptdiskurse gebildet:

1) der fordernde Diskurs (der ImmigrantInnen selbst)
2) der diskriminierende Diskurs
3) der sozial engagierte Diskurs

Diese drei Felder sind verschiedenen sozialen Akteuren zuzuschreiben, welche sich für die Diffusion ihrer Diskurse unterschiedlicher Mittel bedienen. Im Folgenden sollen diese drei Diskursstränge genauer betrachtet werden (ebd.:14;282)[20].

2.4.1. Der Diskurs der ImmigrantInnen

Den ImmigrantInnen (aber v.a. den papierlosen ImmigrantInnen) stehen wegen fehlender finanzieller Mittel oder sprachlich-kommunikativer Beschränkungen Diskurs- und Aktionsstrategien wie die der Demonstration, der Besetzung von symbolbehafteten Gebäuden wie Universitäten und Kirchen, des Marsches, der Kundgebung oder des Sitz- oder Hungerstreikes zur Verfügung (ebd.:130). Ihre Forderungen und Proteste werden durch zwei Hauptstrategien an die Öffentlichkeit getragen: durch die Mobilisierung von Repräsentanten des ganzen Kollektivs und durch die „Sichtbarmachung“ ihrer Probleme und Anliegen. Die Mobilisierung der ImmigrantInnen ist relativ einfach zu organisieren, da die Mobilisierungsmotive diese meist ganz persönlich betreffen. Im Fall der sin papeles könnte vermutet werden, dass diese weniger provokativ in die Öffentlichkeit treten, aus Angst vor polizeilicher Verfolgung und den radikalen Konsequenzen, die dies mit sich tragen könnte. In Wirklichkeit ist jedoch genau das Gegenteil festzustellen: die sin papeles sind gerade wegen ihrer prekären Lage meist zu mehr Risiko bereit und greifen zu jedem möglichen Mittel, welches eine Erlösung aus ihrer Situation versprechen könnte. Je nach Mobilisierungsvariante gibt es RepräsentantInnen oder SprecherInnen, die im Namen des Kollektivs die Forderungen öffentlich formulieren. Normalerweise handelt es sich dabei um ImmigrantInnen, die schon längere Zeit in der Aufnahmegesellschaft verbracht haben und die offizielle Sprache sprechen (siehe dazu Cissé 2002; Bañón 2002; Actis et al.2005). Die Forderungen sind meist sehr pragmatisch und von begrenzter Reichweite.

Die diskursiven Handlungen der ImmigrantInnen sind demnach weniger verbaler Natur, als in erster Linie bestehend aus symbolischen Aktionen. Dieses Charakters wegen erscheint der Handlungsrahmen der ImmigrantInnen – mit und ohne Papiere – am ehesten als Neue Soziale Bewegung (Touraine 1999).

2.4.2. Der rassistische Diskurs

Rassismus im Diskurs ist Objekt verschiedener Forschungen, und typischerweise der Kritischen Diskursanalyse (KDA).[21] Der Fokus dieser Diskursanalysen liegt einerseits auf dem Elitendiskurs der politischen Akteure, und andererseits auf den Massenmedien, verantwortlich für die Produktion und Reproduktion der öffentlichen Meinung.

Bañón (2000) unterscheidet hier wiederum zwischen einem präventiven, einem billigenden und einem diskriminierenden Diskurs. Bei ersterem geht es den sozialen Eliten (Politiker, Erzieher, Journalisten) darum, durch alarmierende Aussagen präventiv gegen die Immigration und die ImmigrantInnen vorzugehen. Eine gängige Strategie dieses Diskurses ist, ein Thema wie die Immigration auf übertriebene Weise zu problematisieren und negative Effekte zu prophezeien, die es präventiv zu vermeiden gilt. Typisch sind dabei rhetorische Strategien wie die Verwendung von Synonymen für Immigration wie „Invasion“, oder das in der spanischen Debatte weit verbreitete Argument des „efecto llamada[22]. Die Prävention spielt somit die Rolle der Rechtfertigung von Kontrollmassnahmen oder Gesetzesänderungen vor der Bevölkerung. Diese Argumentationsweise ist sehr verbreitet. Sie schützt das Bild des Sprechers, da dieser nicht explizit als rassistisch, xenophobisch oder diskriminierend wahrgenommen wird. Wenngleich eine klar diskriminierende und Fremdenfeindlichkeit schürende Motivation dahinter stecken mag, scheint dieser Diskurs in der Öffentlichkeit Legitimität zu haben (ebd.:46f).

Der „billigende“ Diskurs toleriert durch sein Schweigen und seine Passivität diskriminierende und rassistische Taten. Touraine meint dazu „das grosse Problem von heute ist nicht die Bedrohung durch Aggressivität, sondern durch die Passivität“ (zitiert in Verdú 1993:14). Die Nicht-Reaktion der Polizeieinheiten während der rassistischen Attacken von Teilen der Bevölkerung auf ImmigrantInnen in El Ejido im Jahre 2000 beispielsweise, oder das mediale Schweigen um die Ereignisse kommen somit einer Komplizität gleich (vgl. dazu van Dijk 2003; SOS Racismo 2001). Der soziale Rassismus wird somit durch einen institutionellen Rassismus gestützt, indem Handlungen wenn nicht legitimiert, dann doch toleriert und gebilligt werden.

In Spanien ist keine explizit rassistische oder xenophobische Rechtspartei in der Regierung vertreten. Doch viel vom ideologischen Gedankengut, das in anderen europäischen Ländern durch rechtspopulistische Parteien vertreten wird, ist in Spanien in der rechtskonservativen Volkspartei (PP) zu finden. Der politische Diskurs dieser ehemaligen Regierungspartei (bis 2004) ist geprägt von diesen vorher beschriebenen präventiven und diskriminierenden Argumentationslinien. Um die Verhärtung des Ausländergesetzes 8/2000 zu legitimieren, wurden von den politischen Eliten des PP z.B. Argumente verwendet, die die „illegale Immigration“ kriminalisierten und so die Ausschaffung der gefassten sin papeles legitimierten[23] (vgl. hierzu Martín Rojo/ van Dijk 1998; Pérez-Díaz et al. 2003: 110f).

Der diskriminierende oder präventive Diskurs aus der Politetage hat meist subtilen Charakter. Navas (1997) erklärt dies damit, dass die grosse Mehrheit der westlichen Bevölkerung sich als antirassistisch sehen will. Die westlichen demokratischen Regierungen verteidigen gegen aussen die Gleichheit aller Menschen sowie die Menschenrechte, und kreieren Institutionen zum Wohl der ImmigrantInnen und anderer Minderheiten der Gesellschaft. Werte wie Toleranz und Respekt, Demokratie und Gleichheit werden hoch gehalten und verhindern so explizit diskriminierende und rassistische Aussagen in Politik und Öffentlichkeit. Diese Haltung gegen aussen verbirgt jedoch oftmals den indirekten und subtileren Ausdruck von negativen Vorurteilen und Ressentiments gegenüber ImmigrantInnen oder ethnischen Minderheiten (ebd.:223). Dieser so genannte „Neorassismus“ zeigt sich in Form von Xenophobie, Eurozentrismus und Überheblichkeit gegenüber Menschen anderer Herkunft oder Ethnien und basiert weniger auf biologisch (rassischen) Differenzen als auf kulturellen Vorurteilen. Der Diskurs des „Kulturzusammenstosses“ (in spanisch choque de culturas) trägt ganz beträchtlich zur Diffusion der Vorstellung der kulturellen Unverträglichkeit bei. Mit diesem Kulturessentialismus werden Praktiken der Diskriminierung einzelner spezifischer Gruppen und Minderheiten gerechtfertigt[24]. Beispielsweise sind muslimische ImmigrantInnen in Spanien weniger erwünscht als LateinamerikanerInnen, mit dem Argument, erstere seien kulturell zu anders, als dass sie sich integrieren könnten. Somit wird eine neue Subkategorie für die ImmigrantInnen entwickelt: die „Unintegrierbaren“, die „Unassimilierbaren“ oder die „Unverträglichen“. Gerade Menschen aus islamischen Ländern werden so zweifach diskriminiert[25] (vgl. hierzu die Artikel von Castells 2005 und Zaguirre 2004).

Der rassistische oder neorassistische Diskurs funktioniert – so van Dijk (2003b:58) – nach einem ihm inhärenten Schema: die positiven Aspekte des Selbst oder des Wir werden ebenso betont, wie die negativen Aspekte des/der Anderen. Umgekehrt werden die negativen Informationen der Wir-Gruppe möglichst abgeschwächt, ebenso wie die positiven Informationen der Anderen[26].

2.4.3. Öffentliche Meinung zum Thema Immigration

Die öffentliche Meinung wird zu grossen Teilen von den Medien gebildet und durch politisch einflussreiche Eliten und Institutionen genährt. Sie entsteht also nicht in erster Linie aus persönlichen Erfahrungen, sondern eher aus einem kollektiven Wissensvorrat der Bevölkerungsmehrheit. Insofern ist die öffentliche Meinung ein sehr abstraktes „soziales Konstrukt“, welches je nach Belieben von den dominanten Gruppen geformt werden kann. Meinungen und Wissen, welches meist „von oben“ in die Welt gesetzt wird, werden von der Bevölkerung reproduziert und somit perpetuiert. Das Centro de Investigaciones Sociológicas (CIS) gibt fast jährliche eine umfangreiche Studie durch Umfragen und qualitative Forschung über die „actitudes ante la inmigración“ (Haltungen gegenüber der Immigration) und einen Barometer heraus, welche die Haltung und die Meinung der Bevölkerung untersuchen (siehe u.a. Campo Ladero 2004 und Actis et al. 1995).

Es geht hier jedoch nur darum, die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung, die Tendenz der öffentlichen Meinung skizzenhaft aufzuzeigen, da sie sich auf den hier empirisch untersuchten Diskurs auswirkt.

Aus einer Untersuchung von Pérez Díaz et al. (2001) geht hervor, dass die Tendenzen der öffentlichen Meinung, erfasst durch Umfragen des CIS, ziemlich genau mit den Haltungen und Diskursen der dominanten politischen Parteien übereinstimmen. Was dabei auffällt, ist der Wandel in der Wahrnehmung der Immigration seitens der spanischen Bevölkerung. Bis Ende 1999 spielt das Thema Immigration eine mindere oder nicht Besorgnis erregende Rolle für die Bevölkerung, und Spanien galt im europäischen Vergleich als offene, „immigrationsfreundliche“ Aufnahmegesellschaft (ebd:139f)[27]. Ab dem Jahr 2001 nimmt klar die Wahrnehmung der Immigration als Problem zu und gewinnt seit dann immer mehr Punkte im Problem- ranking. Im 2004 liegt bei den Befragten die Immigration an dritter Stelle der sozialen Probleme mit fast 19%, nach Arbeitslosigkeit (57%) und Terrorismus (58%), vor der sozialen Unsicherheit (18%) und der Wohnsituation (16%). Wie aus der Studie hervorgeht, geht diese veränderte Wahrnehmung nicht einher mit einer wirtschaftlichen Krise oder einschneidenden Gesetzesänderungen, sondern mit der medialen und politischen Thematisierung der „illegalen Einwanderer“ aus dem afrikanischen Kontinent, die in der Meerenge von Gibraltar vermehrt mit ihren Booten aufgefangen wurden (Campo 2004:124).

Die Sichtbarkeit des Phänomens − der Einwanderung einerseits und der rassistischen Reaktionen andererseits − sowie die Problematisierung und Alarmierung der damaligen Regierung und von den Medien übernommenen Verbindungen zwischen ImmigrantInnen und Kriminalität, sowie zwischen Immigration und der bedrohten sozialen Sicherheit trugen zu einer vermehrten Aufmerksamkeit in der Zivilgesellschaft und allmählich zu einer negativen öffentlichen Meinung betreffend der Immigration bei (Pérez Díaz 2003).

Tabelle 1: CIS-Studie zu: „Sieben zentrale Probleme, die momentan in Spanien existieren“. 2000-2004.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: CIS- Barometer in Actis et al. 2005; eigene Übersetzung.

Tabelle 2: CIS-Studie zu „Typologien der Haltungen der SpanierInnen gegenüber der Immigration“. 1996-2004.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: CIS- Barometer in Actis et al. 2005; eigene Übersetzung

Im Jahre 2000 befand sich Spanien, gemessen am Anteil der Bevölkerung, der sich durch eine tolerante Haltung gegenüber der Immigration auszeichnete, noch auf Platz drei der europäischen Länder. Dieser Anteil ist nicht merklich gesunken, doch hat sich seither die Zahl der BürgerInnen mit ablehnender Haltung in der Bevölkerung auf alarmierende Weise verdreifacht (Actis et al. 2005:8). Nur Flüchtlinge und Asylbewerber stossen in der spanischen Bevölkerung auf noch relativ hohe Akzeptanz (Birsl. 2003:139f).

2.4.4. Diskursive Logiken des „engagierten Diskurses“

Als letztes soll hier der von Actis et al. (2005) so genannte „engagierte Diskurs“ berücksichtigt werden. Ausgehend von diesen vorher kurz dargestellten Studien über die öffentliche Meinung haben die Autoren Actis, Prada und Pereda (2005) eine Typologie der Diskurse über Immigration entwickelt, die auf drei verschiedenen Logiken basieren: die nationalistische, die kulturalistische und die egalitäre. Während die beiden ersteren Logiken die Differenzen zu betonen versuchen, basiert die egalitäre Logik auf der Grundannahme, dass die Menschen mehr verbindet als sie unterscheidet. Die Differenzen werden also minimiert und Gleichheit hervorgehoben. Unter dieser diskursiven Logik der Gleichheit subsumieren sich wiederum drei verschiedene Auslegungen, die hier von Interesse sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Immigrationsdiskurse. Graphik abgeleitet von Actis et al. (2005:17 ff).

Der „individualistische Universalismus“ geht davon aus, dass der Erfolg oder Misserfolg im Leben auf individuellem Verdienst basiert, immer wenn Chancengleichheit gewährleistet ist. Nationale Grenzen und Abgrenzungen werden aus dieser Perspektive abgelehnt, da sie die Chancengleichheit gefährdet. Den ImmigrantInnen soll nach dieser Logik die Möglichkeit gewährt werden, dort zu wohnen und zu arbeiten, wo sie für sich bessere Chancen sehen, unabhängig davon, ob die Arbeitslosenrate in der Aufnahmegesellschaft hoch liegt. Das Individuum wird fast ausschliesslich als homo economicus gewertet. Dabei gibt es wiederum zwei verschiedene Perspektiven, die beide auf den zentralen Werten der Modernität basieren: des Individualismus und des Universalismus. Die eine folgt einer neoliberalen Logik und beschränkt sich auf die Kritik der Barrieren des freien Personenverkehrs. Wenn die Grenzen offen wären, könnte jedes Individuum sich seinen Weg frei wählen. Die andere Logik basiert auf dem sozialen Liberalismus, der die staatliche Unterstützung für Arme genau so für Einheimische als auch für Ausländer fordert, aber keine weiterreichende Massnahmen vorschlägt fürs Zusammenleben und die Regulierung der Integrationspolitik (Actis et al.1995:94f).

[...]


[1] Dieser Begriff wird in der Folge verwendet, um den hier fokussierten Subdiskurs vom Gesamtdiskurs über Immigration zu unterscheiden. Das Gesamtdiskursfeld der Immigration besteht aus einem dominanten Mehrheitsdiskurs und vielen Subdiskursen, die über verschiedene Beziehungen, Spannungsfelder und Winkel miteinander verbunden sind. Einige dieser Subdiskurse mögen in Opposition zum dominanten Diskurs stehen, andere mögen sich an diesen lehnen.

[2] Siehe dazu Beiträge von Actis et al.1995; 2005; Bañón 1996; 2002; Barbadillo 1997; Birsl et al. 2003; Campo Ladero 2004; Colectivo IOÉ 1995; Martín Rojo 2003; Martín Rojo/ van Dijk 1998; Niehr/ Böke 2004; Pérez Díaz et al. 2001; van Dijk 2003c; Zaguirre 2005; u.a.m..

[3] Das Centro de Investigaciones Sociológicas führt seit Jahren Meinungsforschungen in der spanischen Bevölkerung zu verschiedenen Thematiken, wie u.a. Immigration, durch. Siehe www.cis.es.

[4] Centro de Investigación, docencia, documantación y divulgación de relaciones internacionales y desarrollo. Siehe www.cidob.es.

[5] In der Folge wird hierfür auch der Begriff „Gesamtdiskurs“ verwendet, da er alle Subdiskurse zum Thema Immigration subsumiert.

[6] „Der soziale Konstruktionismus stimmt mit den Konstruktivisten darin überein, daß wir die Welt konstruieren, aber diese Konstruktionen sind grundsätzlich linguistischer Natur und nicht psychologischer (biologischer oder kognitiver) [...]. Diese Konstruktionen erlangen ihre Bedeutsamkeit nicht dadurch, daß sie unsere Handlungen irgendwie vom Kopf her dirigieren, sondern weil wir sie in unseren Beziehungen mit anderen benutzen." (Gergen 1994:122).

[7] Für Fairclough hat der Diskurs drei bedeutende Effekte: er konstituiert 1) soziale Identitäten, 2) soziale Beziehungen zwischen den Menschen und 3) Wissens- und Glaubenssysteme (1992:64).

[8] Dieser Ansatz geht weiter als die strukturfunktionalistische Sichtweise des Diskurses, die den Diskurs lediglich als Akt des Ausdrucks von Werten und Normen sieht, und sich somit auf die reine Inhaltsanalyse von Diskursen beschränkt, um Haltungen und Werte der handelnden Subjekte zu analysieren (Vallés 2000:369).

[9] Basierend auf den oben beschriebenen Annahmen lässt sich der Ansatz der Diskursanalyse an der Schnittstelle zwischen der Linguistik und der Phänomenologie einbetten. Er findet jedoch in den verschiedenen Disziplinen eine jeweils eigene Ausprägung. Einige der bedeutendsten Anwendungsgebiete der Diskursanalyse sind die linguistische Anthropologie (Duranti 1997), Ethnographie der Kommunikation (Gumperz/ Hymes 1972), symbolischer Interaktionismus der Mikrosoziologie (Goffman 1997, Mead 1968), Ethnomethodologie und Konversationsanalyse (Garfinkel 1967), Soziolinguistik (Bourdieu 1991; Foucault 1996), Pragmatik (Austin 2002; Searle 2003), kritische Diskursanalyse (van Dijk 1993; 1996; 2000; 2003a/b/c; 2004, Fairclaugh/ Wodak 1997, 2000; Jäger 1999; 2003; Wodak 1996), historische Diskursanalyse (Foucault 1988; 1996), etc. (vgl. Calsamiglia/ Tusón 1999:20). Ausserdem fand die Diskursforschung in den Cultural Studies (z.B. Hall 1997), in den Gender Studies, der Feministischen Theorie, in der Literaturwissenschaft und in den Postcolonial Studies wichtige Anwendungsgebiete.

[10] Im Laufe des 20. Jahrhunderts, aber v.a. in den 1970er und 80er Jahre, war eine linguistische Wende auszumachen, die von der Philosophie und der Linguistik in die Sozial- und Geisteswissenschaften und in die Psychologie einfloss. Bekannt wurde der Begriffe „linguistic turn“ durch den amerikanischen Philosophen und Pragmatiker Richard Rorty (1967). In Kürze geht es dabei darum, dass der Sprachgebrauch, sowohl als Repräsentation des Wissens als auch der Realitäten ins Zentrum des Interessens rückt und so in den verschiedenen Wissenschaften eine neue Sichtweise auf die Konstitution von Wissen und Wirklichkeit erlaubt. Die linguistische Wende erreichte eine bedeutende Tragweite und trug entscheidend zur Entwicklung der Diskursanalyse bei (Ibáñez 2003).

[11] Die Archäologie „ist eine Aufgabe, die darin besteht, nicht – nicht mehr – die Diskurse als Gesamtheiten von Zeichen (von bedeutungstragenden Elementen, die auf Inhalte oder Repräsentationen verweisen), sondern als Praktiken zu behandeln, die systematisch die Gegenstände bilden, von denen sie sprechen.“ (Foucault 1988:74).

[12] Vertreter der KDA sind der Meinung, dass keine Sozialforschung frei ist von subjektiven Stellungnahmen und Vorabwertungen. Statt also eine (unmögliche) Objektivität im Forschungsprozess zu ersuchen, sollten die Forscher offen zu ihrer Position stehen (Meyer 2003).

[13] Zum Thema Macht und Sprache/ Diskurs siehe Bourdieu (1984, 1991), Foucault (1974), Martín Rojo/ Whittaker (1998), Fairclough (1989), Wodak (1996).

[14] Der hier verwendete Hegemoniebegriff wird von Gramscis Konzept abgeleitet: „Hegemony is leadership as much as domination across the economic, political, cultural and ideological domains of a society […] Hegemony is about constructing alliances, and integrating rather than simply dominating subordinate classes, through concessions or through ideological means, to win their consent.” (Fairclough 1992:92).

[15] Das symbolische Kapital bezeichnet die öffentlich als legitim anerkannte Form der anderen Kapitalien (kulturelles, soziales und ökonomisches). Der Sprachgebrauch eines Individuums ist durch den erworbenen Habitus geprägt. Der gesellschaftliche Stellenwert von Aussagen hängt aber immer auch von dem institutionellen Ort, der sozialen Position in einem Feld ab, von der aus sie formuliert wird. Als Zeichen gesellschaftlicher Anerkennung und sozialer Macht bzw. sozialer Gewalt verleiht das symbolische Kapital Prestige, Privilegien und Positionen (Bourdieu 2005).

[16] Althusser (1977) verlässt dabei ein allzu enges Verständnis von Marx’ Überbau- Unterbau-Theorie, und sieht Ideologien als relativ autonome, von der ökonomischen Basis relativ unabhängige Gebilde. Er geht von drei Zusammenhängen zwischen Ideologien und materialen Institutionen aus: Erstens materialisieren sich Ideologien in institutionellen Praktiken. Zweitens formen sie das Selbstverständnis von Subjekten (durch Positionierungsprozesse im Sinne von Klassen- oder Ethniezugehörigkeit). Drittens geschieht dasselbe in verschiedenen gesellschaftlichen Institutionen wie Familie, Bildungswesen, Medien, etc.

[17] Klassische Autoren und Theoretiker der NSB sind Jürgen Habermas (1987), Claus Offe (1990), die Funktionalisten Samuel Eisenstadt (1972) und Talcott Parsons, Vertreter des symbolischen Interaktionismus wie Ralph Turner (1969), Joseph Gusfield (1979), sowie Alberto Melucci (1996) und Alain Touraine (1981).

[18] Dies ist vielleicht damit zu erklären, dass die Mobilisierungen und Protestaktionen der ImmigrantInnen – und v.a. der „Papierlosen“ in Europa noch ein relativ neues Phänomen darstellen und deshalb noch nicht so stark als soziale Bewegungen wahrgenommen werden, sondern eher als punktuelle Aktionen.

[19] In der Folge wird dieser spanische Begriff für „papierlose“ oder „undokumentierte“ ImmigrantInnen benutzt.

[20] Bañón (2002) hat wohl eine der umfassendsten Studien (Kritische Diskursanalyse) über Immigration und Rassismus in Spanien präsentiert, wobei er durch die Analyse verschiedenster Printmedien die verschiedenen Diskurse und ihre Verflechtungen aufzeichnet. Sein Fokus liegt auf dem rassistischen Diskurs und dem Diskurs der ImmigrantInnen. Schon Jahre zuvor hat er sich durch eine linguistisch-semiotische Analyse in seinem Forschungsbeitrag Racismo, discurso periodístico y didáctica de la lengua (Bañón 1996) tiefgründig mit dem Thema Rassismus beschäftigt.

[21] Zum Thema Rassismus im Diskurs siehe: Barbadillo 1997; Campo Ladero 2004; Colectivo IOÉ 1995; Martín Rojo 2003; Martín Rojo/ Whittacker 1998; van Dijk 1993, 1996, 2003c, 2004; Zaguirre 2004; Pérez-Díaz et al. 2003, u.a.m.

[22] Damit sind die Bedenken gemeint, ein attraktives Ziel für die Immigration zu werden. Dieses Argument des “efecto llamada” wurde von der Volkspartei dazu benützt, das Gesetz 4/2000, welches eine permanente Regularisierungsoption für ImmigrantInnen offen hielt, die sich mehr als zwei Jahre „illegal“ in Spanien aufgehalten haben, zu reformieren. Die restriktiven Massnahmen der Ausschaffung etc. wurden durch die Warnung vor einem „Massenansturm“ begründet und legitimiert (Pérez-Díaz 2003: 111; Marín Rojo/ van Dijk 1998).

[23] Laut aktueller Gesetzgebung können undokumentierte ImmigrantInnen ausgeschafft werden. Vor der Ausschaffungsfrist kann, nach gerichtlichem Beschluss, der/die Immigrant/in während maximal 40 Tagen in Ausschaffungshaft gestellt werden (siehe dazu Observatori del Sistema Penal i els Drets Humans 2005).

[24] Kulturessentialismus ist nach Zaguirre (2004:13f) eine Form des Neorassismus, da das veraltete Konzept „Rasse“ lediglich durch „Kultur“ ersetzt wird, aber weiterhin die Überlegenheit des Eigenen (Kultur oder Zivilisation) propagiert wird.

[25] Der ehemalige Aussenminister des PP Abel Matutes meinte in der Debatte um die Gesetzesreform der Ley de Extranjería 4/2000, dass die katholische und spanischsprachige Immigration wünschenswert sei, da somit die Integration gewährleistet wäre (Zaguirre 2004:15).

[26] Van Dijk hat durch die Untersuchung der Rassismus-Ideologie diese diskursive Strategie abgeleitet, und nennt diese Struktur das „ideologische Quadrat“, da sie auf den genannten vier Argumentationsvarianten beruht.

[27] Aus der repräsentativen CIS-Umfrage 2000 ging beispielsweise hervor, dass 96% der SpanierInnen meinen, dass „alle das Recht haben sollten, da zu arbeiten und zu leben wo sie wollen, auch wenn nicht im eigenen Land“. 71% war dafür, dass ImmigrantInnen ein allgemeines Wahlrecht haben sollten, und 92% dafür, dass ImmigrantInnen auch Arbeitslosengeld beziehen dürften (Pérez-Díaz et al. 2003:141). Die persönliche Einstellung gegenüber der Immigration hängt von verschiedenen sozialdemographischen Faktoren ab: Geschlecht, Alter, Bildungsstand, politische Ideologie, Arbeitstätigkeit, Einkommen, subjektive Schichtzuordnung, Religiosität und die Grösse der Gemeinde (Actis et al. 2005:8).

Excerpt out of 132 pages

Details

Title
Analyse der Pro-Immigrationsdiskurse in Barcelona - Soziale und diskursive Praktiken im Kontext von Immigration und Integration
College
University of Zurich  (Ethnologisches Institut)
Grade
noch nicht benotet
Author
Year
2006
Pages
132
Catalog Number
V52217
ISBN (eBook)
9783638479899
ISBN (Book)
9783656773771
File size
1041 KB
Language
German
Keywords
Analyse, Pro-Immigrationsdiskurse, Barcelona, Soziale, Praktiken, Kontext, Immigration, Integration
Quote paper
Silvia Schönenberger (Author), 2006, Analyse der Pro-Immigrationsdiskurse in Barcelona - Soziale und diskursive Praktiken im Kontext von Immigration und Integration, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52217

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