Geld und Geldwirtschaft. Zu Georg Schimmels "Soziologie des Geldes" und Max Webers "Geist des Kapitalismus"


Hausarbeit, 2004

28 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Geld als bewegende Kraft der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung

2. Geldwirtschaft als historisch-dominantes Funktionsprinzip der Vergesellschaftung
2.1 Moralische Urteile zum Geld
2.1.1 Geld und Geldfunktion
2.1.2 Eigenschaften der Geldwirtschaft
2.1.3 Rolle des Geldes
2.1.4 Zur ethischen Beurteilung
2.2 Max Weber als Gesellschaftstheoretiker und Modernisierungsforscher
2.2.1 Konfession und soziale Schichtung
2.2.2 Der "Geist" des Kapitalismus
2.2.3 Die Berufsethik des asketischen Protestantismus
2.2.3.1 Die religiösen Grundlagen der innerweltlichen Askese
2.2.3.2 Askese und kapitalistischer Geist
2.3 Geld als Determinante der Moderne bei Simmel
2.3.1Grundlagen der Philosophie des Geldes
2.3.1.1 Wissenschaftlicher Kontext
2.3.1.2 Fragestellung des Werkes
2.3.2 Analytischer Teil der Philosophie des Geldes: Geld ist Relation
2.3.2.1 Die „Doppelrolle des Geldes“
2.3.2.2 Überlegungen zum relativen Wert des Geldes
2.3.2.3 Prozess der Preisbildung und Zweifel am Wertrelativismus
2.3.2.4 Die Zeit als neue Dimension
2.3.3 Synthetischer Teil der Philosophie des Geldes: Geld hat Relation
2.3.3.1 Entwicklung und Wachstum der Geldwirtschaft
2.3.3.2 Rationalisierung
2.3.3.3 Individualisierung und deren Kehrseite
2.3.3.4 Soziale Differenzierung
2.3.3.5 Reflexivität und Freiheit

3. Von der Geldtheorie zur Theorie der Moderne

4. Literaturverzeichnis

5. Erklärung

1. Geld als bewegende Kraft der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung

„Geld ist ebenso oft die Frucht des Bösen wie die Wurzel desselben“ (Henry Fielding)

„Geld ist ökonomische Macht“ (Walter Bagehot)

„Geld ist in der Tat die wichtigste Sache der Welt; jede gesunde und erfolgreichindividuelle wie nationale Moral sollte diese Tatsache als Basis haben“ (George Bernhard Shaw)(Samhaber 1964)

Die Liste wertender, um nicht zu sagen moralisierender Urteile über das Geld ließe sich fast beliebig verlängern. In zahlreichen religiösen Schriften, angefangen mit der Bibel, bei Philosophen aus allen Zeiten und in einer Vielzahl literarischer Werke findet sich eine Fülle derartiger, überwiegend negativer Äußerungen über das Geld. Auch über seine Wirkung im Leben der Menschen und auf diese selbst existieren ähnliche Äußerungen.

Fast immer liegt solchen Sprüchen sprachliche Nachlässigkeit zugrunde, nämlich die Gleichsetzung von Geld und Reichtum beziehungsweise Vermögen. Als Folge der synonymen Begriffsverwendung werden dann dem Geld als solchem alle Probleme zugerechnet, die mit dem Reichtum und dem, was zu seinem Erwerb unternommen wird, sowie seiner ungleichen Verteilung verbunden sein können. So richtig es zwar ist, dass erst der Übergang zur Geldwirtschaft modernes Wirtschaften in seiner vielfältigen Ausprägung, davon nicht zuletzt die der Finanzsphäre, ermöglicht hat, sowenig ist es angebracht, das Geld selbst sozusagen zum umfassenden Symbol alles Wirtschaftens und insbesondere dessen Auswüchsen zu stilisieren.

2. Geldwirtschaft als historisch-dominantes Funktionsprinzip der Vergesellschaftung

2.1 Moralische Urteile zum Geld

2.1.1 Geld und Geldfunktion

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der nüchternen Analyse der Ökonomen wird Geld (aus mittelhochdeutsch gelt: Zahlung, Vergütung; altsächsisch geld: Bezahlung, Opfer, Lohn (Samhaber 1964)) von seinen Funktionen her definiert, das heißt, Geld ist alles, was die Geldfunktionen erfüllt Geld ist gegen wirtschaftliche Güter (Waren und Dienstleistungen) eintauschbar und wird innerhalb eines bestimmten Geltungsbereichs als Tauschmittel akzeptiert. Ferner werden in der Geldwirtschaft Kredite in Geldform gegeben und Schulden durch Geldzahlungen getilgt, insofern geht die Zahlungsmittelfunktion über die Tauschmitteilfunktion hinaus. Die moderne arbeitsteilige Wirtschaft ist ohne diese Dienste des Geldes undenkbar. Geld ist in entwickelten Wirtschaftsgesellschaften das allgemeine Tausch- und Zahlungsmittel, das den marktbehindernden Tauschhandel der Naturalwirtschaft überflüssig macht. Geld dient auch als Wertaufbewahrungsmittel: Die durch den Verkauf eines Wirtschaftsgutes erlangte Kaufkraft kann in Form von Geld als Vermögenswert gelagert werden. In einer Naturalwirtschaft existieren nur relative Preise, der Wert eines Gutes bestimmt sich aus den jeweiligen Austauschverhältnissen gegenüber anderen Gütern. In der Geldwirtschaft erhalten Güter, die am Markt angeboten und nachgefragt werden, auch einen absoluten, einen Geldpreis. Durch das Geld als Recheneinheit werden alle Güter vergleichbar und addierbar; ohne Geld wäre nur Realtausch möglich.

Geldwirtschaft als vorherrschende Wirtschaftsform entwickelte sich im Zuge der zunehmenden Arbeitsteilung in der frühen Neuzeit und war umgekehrt die Voraussetzung für die fortschreitende Arbeitsteilung und das damit einhergehende Anwachsen des Produktions- und des Handelsvolumens, für die Industrialisierung und die Entwicklung des Kapitalismus und für die sich rasch herausbildende Dominanz des Prinzips der Gewinnmaximierung.

2.1.2 Eigenschaften der Geldwirtschaft

Wichtigste Voraussetzung für die Geldwirtschaft ist das Vertrauen der Wirtschaftssubjekte in die allgemeine Akzeptanz dieses Tauschmittels: Wer ein Gut gegen Geld abgibt, muss darauf vertrauen können, dieses Geld in Zukunft wieder gegen andere Güter eintauschen zu können. Die Verwendung von Geld reduziert den Aufwand des Tauschs im Vergleich zur Naturalwirtschaft in einem kaum zu überschätzenden Ausmaß. So entfällt die Suche nach einem geeigneten Partner für den direkten Tausch, lange Ketten des möglicherweise nötigen Zwischentausches werden überflüssig. Der Geldbesitz verleiht über Landesgrenzen hinaus unmittelbare Zahlungsfähigkeit und damit höchste Liquidität. Die Bedeutung der Funktion der Recheneinheit kann verglichen werden mit dem Nutzen, der aus der Einführung einheitlicher Maße für Länge, Gewicht usw. resultiert. „Geldwirtschaft ermöglicht personale und zeitliche Trennung von Abtausch und Eintausch, Befreiung von der Abgestimmtheit der sachlichen Tauschmittel aufeinander, womit erst die Möglichkeit der Marktverbreiterung, d.h. der Verbreiterung der Marktchancen, geschaffen sind.“ (Weber 1924, S.5f.)

Diese Vorteile gehen allerdings um so mehr verloren, je schneller sich der Wert des Geldes verändert. Vor allem in Zeiten extremer Inflation, also rapider Minderung des Geldwertes, wird die Fiktion einer unveränderten Recheneinheit („Euro = Euro“) unhaltbar; an die Stelle des Rechnens mit einer konstanten Einheit, etwa dem Euro, treten dann Korrekturen entsprechend dem Wertverlust (Indexierungen) oder die Angabe in einer anderen, stabilen Währung. Wegen des grassierenden Wertverlustes werden die Wirtschaftssubjekte bemüht sein, die Kassenhaltung zu minimieren und Geld möglichst rasch wieder auszugeben; die Währung wird immer weniger akzeptiert und durch Waren („Zigarettenwährung“) oder eine stabile fremde Währung weitgehend verdrängt.

2.1.3 Rolle des Geldes

Nach Ansicht der klassischen Nationalökonomen gibt es nichts Unwichtigeres als Geld. Damit ist gemeint, dass sich die relativen Preise, auf die es letztlich ankommt, entsprechend der relativen Knappheit der Güter, das heißt nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage, bilden, also genau so wie in der Naturalwirtschaft. Die Geldwirtschaft legt über diese realen Größen quasi nur den „Schleier“ von Geldpreisen. Preise sind die aus den marktwirtschaftlichen Wechselspielen von Angebot und Nachfrage resultierenden oder die aufgrund von Machtverhältnissen festgelegten Bewertungen von Gütern und Leistungen in Geldeinheiten. Geld fungiert somit in der entwickelten Wirtschaftsgesellschaft als „Sondersprache“, als spezifische „Steuerungssprache“, als „symbolisches Tauschmedium“. Diese Auffassung lebt in der ökonomischen Theorie weiter im Konzept der Neutralität des Geldes, der Vorstellung einer Geldwirtschaft, in der die Existenz des Geldes die Relativpreise nicht beeinflusst. Inwieweit eine Geldwirtschaft tatsächlich dieser Neutralitätsbedingungen genügen kann bzw. soll, bleibt nach wie vor umstritten. Vor allem in Gesellschaften mit einer höher entwickelten Produktionsstruktur und Arbeitsteilung, in denen direkte, unmittelbare Austauschprozesse Produkt gegen Produkt beziehungsweise gegen Leistung immer weniger praktikabel sind, ist für die Abwicklung wirtschaftlicher Tauschvorgänge Geld als neutraler, stark differenzierter Bewertungs- und Vergleichsmaßstab sowie als allgemeines, weitgehendes Tausch- und Zahlungsmittel unerlässlich. Geld fungiert somit als Medium, als Mittler zum Erwerb und Absatz von Waren und Leistungen.

Diese Funktion des Geldes, die Rechnung möglich zu machen, einen Generalnenner herzustellen, auf welchen alle Güter bezogen werden können, ist von größter Bedeutung; denn dadurch erst ist die Voraussetzung für die rechnerische Rationalität des Handelns gegeben, ist „Rechenhaftigkeit“ denkbar geworden. Sie ermöglicht es der „Erwerbswirtschaft“, sich ausschließlich an Marktchancen zu orientieren, wie dem „Haushalt“, seinen „Wirtschaftsplan“ über die Verwendung zur Verfügung stehender Geldbeträge nach Maßgabe des „Gesamtnutzens“ dieser Beträge vorzunehmen.“(Weber 1924, S.5f.)

Die ökonomische Theorie weist dem Geld eine dienende Rolle zu, in populärer Ausdrucksweise wird das Geld entsprechend auch als „Schmiermittel“ bezeichnet, das den reibungslosen Ablauf des Wirtschaftsgeschehens gewährleisten soll. Diese Rolle kann das Geld freilich nur in einer Marktwirtschaft befriedigend erfüllen. Dort eröffnet das Geld als Zahlungsmittel den uneingeschränkten Zugang zur Warenwelt, der Lohnempfänger erhält ein allgemeines Tauschmittel – und nicht wie unter dem „Trucksystem“ Produkte seines Unternehmens, die er erst wieder verkaufen muss-, und über die freie Konvertierbarkeit in andere Währungen verkörpert das Geld die ökonomische Kehrseite. Wie ist es dann aber zu erklären, dass die meisten moralischen Urteile über das Geld so eindeutig negativ ausfallen?

2.1.4 Zur ethischen Beurteilung

Zum ersten liegt dies an der erwähnten synonymen Verwendung der Begriffe Geld und Reichtum. Wie wenig sinnvoll diese sprachliche Gleichsetzung jedoch ist, geht schon aus der einfachen Überlegung hervor, nach der jemand über ein riesiges Vermögen in Form von Grundbesitz usw. verfügen kann, dabei aber nur relativ wenig Bargeld hält.

Zum zweiten führt die immer weiter ausgreifende Geld-Rechnung leicht zu ethischen Fehlschlüssen. So wird nicht nur der Wert des Sozialprodukts in Geld ausgewiesen, sondern es werden zum Beispiel auch die Kosten ermittelt, die entstehen, wenn es gilt, Menschenleben dadurch zu retten, dass eine Straße ausgebaut, ein Krankenhaus errichtet oder moderne medizinische Geräte angeschafft werden. Moralische Entrüstung, hier werde der Wert eines Menschenlebens in Geld bemessen – das damit zum Maß aller Dinge gerate -, ändert nichts daran, dass, solange Knappheit herrscht, es immer wieder zu entscheiden gilt, an welcher Stelle Mittel eingesetzt werden und an welcher nicht.

Die „ethische Dimension“ des Geldes führt zum dritten auf den Menschen selbst und sein Verhalten zurück. Es liegt an ihm, was er aus und mit dem Geld macht. Was man dem Geld sozusagen als in seiner Existenz begründet „vorwerfen“ kann, ist die Tatsache, dass es modernes Wirtschaften erst ermöglicht und das Geld damit in einem instrumentalen Sinne zu einem erheblichen Teil „verantwortlich“ ist für die schlechten, aber auch für die guten Erscheinungsformen des Wirtschaftens. Dies hat das Geld mit anderen „Instrumenten“ gemein, wie beispielsweise der Technik, der sich der Mensch zum Guten wie zum Bösen bedienen kann.

Die Verwendbarkeit von Geld beruht auf der allgemein verbreiteten, die Tauschpartner verpflichtenden Erwartungshaltung, dass ein geregelter Tausch von Waren und Dienstleistungen besteht. Die Stabilität dieser gegenseitigen Erwartungen und Verpflichtungen kann durch Störungen des Geldmechanismus, insbesondere durch eine beschleunigte Inflation untergraben werden. Diese Geldentwertung trifft vor allem die Sparer und die sozial Schwachen; in vielen Entwicklungsländern trägt sie zur Verarmung bei und stellt eines der schwersten Hindernisse für die Entwicklung dar. Stabiles Geld kann im Rahmen der staatlichen Gesamtordnung letztlich nur durch eine geeignete Geldverfassung – insbesondere Unabhängigkeit der Notenbank und deren Verpflichtung auf das Ziel Preisstabilität – gesichert werden.

2.2 Max Weber als Gesellschaftstheoretiker und Modernisierungsforscher

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Max Weber (*Erfurt 21.04.1864, +München 14.07.1920) ), zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Soziologie und hat aufgrund seiner historisch-soziologischen Analysen wesentlich zu einer Professionalisierung des Fachs beigetragen. Der Volkswirtschaftler und Wirtschaftshistoriker, kritisiert und ergänzt die materialistische Geschichtsauffassung durch eine religionssoziologisch begründete Theorie der Entstehung des modernen Kapitalismus. Als Reaktion auf die marxistische Theorie, so wie er sie interpretierte, bezog Weber in seine wirtschaftswissenschaftlichen Untersuchungen die gesellschaftliche und religiöse Entwicklung mit ein. In seiner wissenschaftlichen Arbeit spricht Weber von einem kausalen Zusammenhang einer rationalen Wirtschaftsgesinnung mit einer rationalen Produktion, der in bestimmten Formen des asketischen Protestantismus besonders zu beobachten sei. Die protestantische Religion, schrieb Weber, treibe die Menschen zu harter Arbeit an und verbiete ihnen ein Luxusleben. Asketische Lebensführung sei darum die Ursache für die Kapitalanhäufung der Protestanten. In einem seiner bekanntesten Werke, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus von 1905, stellte er den von ihm als ursächlich angesehenen Zusammenhang zwischen kalvinistisch geprägter Lebensführung und kapitalistischer Wirtschaftsweise heraus. Fast ein halbes Jahrhundert lang jedoch fand diese These Webers kaum Beachtung. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde darüber diskutiert. Inzwischen ist Weber zum vielgelesenen Klassiker aufgerückt. Der deutsche Philosoph Karl Jaspers bezeichnete seinen Freund Weber einmal als "den größten Deutschen unseres Zeitalters".

2.2.1 Konfession und soziale Schichtung

Ausgangspunkt seiner Studien war für Max Weber eine Arbeit seines Schülers Martin Offenbacher. Darin stand, versteckt in langen Zahlenkolonnen: Die Protestanten in Baden, Leipzig und Tübingen sind nicht nur gebildeter, sondern auch reicher als die Katholiken. Denn während die Katholiken lieber in kleinen Handwerksbetrieben arbeiteten, saßen die Protestanten an der Spitze der Großindustrie. Protestantismus gleich Kapitalismus - so die vereinfachte Formel - war für den Ökonomieprofessor Weber zur Jahrhundertwende eine völlig neue Entdeckung.

Weber ging von einer banalen Wirtschaftsstatistik aus. In dieser wurde ermittelt, dass in Baden auf je 1000 Evangelische ein Kapitalrentensteuerkapital von 954.060 Mark, auf je 1000 Katholiken eines von 589.000 Mark und auf je 1000 Juden eines mit über 4 Millionen Mark entfällt. Das veranlasste Weber zu prüfen, ob und wenn ja welchen Einfluss religiöse Lehren auf das Wirtschaftsverhalten haben, die diese markanten Unterschiede erklären können. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse galt sein Leben lang der Wirtschaftssoziologie. Die Ökonomie war für ihn ein System "zweckrationalen Handelns", wie er es nannte. So kreisten nach dem Lesen der Studie seine Gedanken um die Frage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religion und wirtschaftlichem Erfolg? Max Weber gab die Antwort in einer Aufsatzsammlung, bekannt unter dem Titel Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus und - neben dem posthum veröffentlichten Buch Wirtschaft und Gesellschaft - eines seiner herausragenden Werke. Gedruckt wurde Die protestantische Ethik in der Zeitschrift Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, deren Mitherausgeber Weber war. In diesem Werk ging es ihm, wie der Titel bereits aussagt, um den Protestantismus, den er mit dem Katholizismus vergleicht.

Webers Aufsätze zur protestantischen Ethik enthalten einerseits die Entwicklung einer empirischen Hypothese in mehreren Schritten und den Versuch ihrer Verifikation, andererseits eine Reihe von weit darüber hinausgreifenden Überlegungen zur historischen und theoretischen Relevanz dieser Zusammenhänge. Gleich zu Beginn knüpft Weber an die These an, dass es einen Zusammenhang von Protestantismus und "kapitalistischem Geist" gebe, zu Beginn dieses Jahrhunderts eine allgemein akzeptierte These. Die historisch-empirischen Belege weisen aber darauf hin, dass "nicht alle protestantischen Denominationen" in gleicher Weise "dem kapitalistischen Geist förderlich gewesen" sind (Weber 2000, S.37), sondern der Kalvinismus und bestimmte Sekten wie Quäker und Mennoniten offenbar stärker als beispielsweise das Luthertum. Einige der gängigen Erklärungen für dieses Phänomen (z.B. der Hinweis auf eine Minderheitensituation oder die angebliche materialistische oder doch wenigstens antiasketische "Weltfreude") widerlegt Weber - mit der Schlussfolgerung, dass "eine innere Verwandtschaft bestimmter Ausprägungen des altprotestantischen Geistes und moderner kapitalistischer Kultur ... in seinen rein religiösen Zügen" gesucht werden müsse (Weber 1993, S.38). Um hier weiterzukommen, sieht sich Weber veranlasst, wenigstens eine vorläufige "Veranschaulichung", nicht aber eine "Definition" dessen zu geben, was er "kapitalistischer Geist" nennt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Geld und Geldwirtschaft. Zu Georg Schimmels "Soziologie des Geldes" und Max Webers "Geist des Kapitalismus"
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Allgemeine Soziologie)
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
28
Katalognummer
V52276
ISBN (eBook)
9783638480321
ISBN (Buch)
9783638662048
Dateigröße
581 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Historisch-soziologische, Beurteilung, Wirtschaftsgesinnungen, Gesellschaften, Beispiel, Soziologie, Geldes, Georg, Simmel, Geist, Kapitalismus, Weber
Arbeit zitieren
Felicitas Söhner (Autor:in), 2004, Geld und Geldwirtschaft. Zu Georg Schimmels "Soziologie des Geldes" und Max Webers "Geist des Kapitalismus", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52276

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