Romananalyse "Der Boxer" von Jurek Becker


Dossier / Travail, 2004

21 Pages, Note: 2,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zusammenfassung

3. Erzählweise
3.1 Erzählperspektive
3.2 Der Ich-Erzähler
3.3 Erzähltempus

4. Handlungsablauf

5. Die Hauptfigur Aron Blank
5.1 Biographie und Charakter
5.2 Politische und Religiöse Gesinnung
5.3 Arons Verhältnis zu Mark
5.4 Arons Verhältnis zu Frauen
5.5 Arons Verhältnis zu Ostwald und Kenik

6. Die Titelmetapher

7. Aron Blank und Jurek Becker – Die Parallelen

8. Kritik/Rezeption des Romans

9. Schlussbemerkung

10. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der 1976 im Rostocker Hinstorff Verlag erschienene Roman „Der Boxer“ gehört neben „Jakob der Lügner“ und „Bronsteins Kinder“ zu der von Jurek Becker verfassten Trilogie über die Judenvernichtung im dritten Reich und deren Folgen für die Opfer nach Beendigung des zweiten Weltkriegs. Mit dem Juden Aron Blank hat Becker einen Charakter erschaffen, der den Faschismus zwar überlebt hat, sich jedoch zeitlebens als Opfer sieht und nicht mehr in ein “normales“ Leben zurückfindet. Im Vordergrund meiner Hausarbeit stehen zwei zentrale Themen. Im Mittelpunkt meiner Hausarbeit steht die Hauptfigur Aron Blank. Neben einer Charakterisierung werde ich Aron Blank in Bezug zu anderen Figuren setzen, um so Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Des Weiteren werde ich kurz auch auf Parallelen zwischen dem Roman und Beckers Leben eingehen. Zum Abschluss werde ich mich mit der Rezeption des Romans befassen.

2. Zusammenfassung

Im Roman „Der Boxer“ erzählt Aron Blank einer nicht näher beschriebenen Person seine Lebensgeschichte. Während des zweiten Weltkriegs hat Aron sowohl seine Frau als auch zwei seiner Kinder verloren, sein drittes Kind Mark wird vermisst. Nach seiner Entlassung aus dem KZ lässt sich Aron in Ostberlin nieder und legt sich eine neue Identität zu. Mit Hilfe der Organisation Joint findet Aron schon bald seinen vermissten Sohn. Es bleibt jedoch ungeklärt, ob es sich tatsächlich um seinen Sohn handelt, einzelne Punkte sprechen dagegen. Mark ist fortan Arons neuer Lebensmittelpunkt. Ansonsten führt Aron ein sehr kontaktarmes Leben. Zwei Beziehungen zu Frauen zerbrechen, Freunde hat er kaum. Lediglich Ostwald und Kenik, ebenfalls zwei ehemalige KZ Häftlinge zählen zu seinen Bekannten. Mit der Zeit verliert Aron jeglichen Bezug zu seiner Umwelt. Mark und Kenik wandern nach Israel aus, Ostwald erhängt sich und seine Lebensgefährtin Irma zieht aus der Wohnung aus. Arons Leben ist von Verdrängung, Einsamkeit und Alkohol gekennzeichnet.

3. Erzählweise

3.1 Erzählperspektive

Gerade im Hinblick auf die Erzählperspektive ist der Roman sehr komplex strukturiert. Erzählt wird die Lebensgeschichte des Juden Aron Blanks von einem anonym bleibenden Ich-Erzähler. Diese Perspektive wechselt jedoch zwischenzeitlich. Direkt in der Anfangsszene dominiert das Ich des Erzählers, welches über die gegenwärtige Situation berichtet. Neben dem berichtenden Ich werden während des Interviews immer wieder Kommentare des Erzählers in Ich-Form eingeschoben. Diese subjektiven Einschübe werden teilweise durch Klammern gekennzeichnet. Des Weiteren werden Dialoge während des Interviews zum Teil in wörtlicher Rede wieder gegeben, so dass nicht nur der Erzähler in der Ich-Form redet sondern auch Aron. Erzählt wird die Lebensgeschichte zumeist in der dritten Person, also in der Personalen Erzählform. Diese unterschiedlichen Erzählperspektiven ermöglichen dem Leser einen Einblick in beide Figuren. Man lernt nicht nur Aron Blank kennen, sondern auch, durch den Einschub von Kommentaren, den Erzähler. Das Erzählverhalten des Ich-Erzählers wechselt zwischen geduldig zuhörend, kritisch anmerkend und interessiert nachfragend. Wobei er nur sehr widerstrebend den Ausführungen Arons lauscht ohne gewisse Zwischenfragen zu stellen. Oft musste der Erzähler sich mit Andeutungen zufrieden geben, Unterbrechungen und die Bitte um mehr Ausführlichkeit empfand Aron zumeist als störend. „Also habe ich, sooft es nur ging, auf Zwischenfragen verzichtet, lieber zeitweilige Unklarheiten in Kauf genommen […].“ (Becker 1979, S. 9)

3.2 Der Ich-Erzähler

Der Ich-Erzähler ist eine Person, über die der Leser kaum Informationen erhält. Während regelmäßiger Zusammentreffen über eine Zeitspanne von zwei Jahren sammelt dieser in Form eines Interviews Informationen über Arons Leben und schreibt letztendlich die Lebensgeschichte nieder. Über die Intention dieses Interviews erfährt der Leser nichts. Die Person des Erzählers bleibt namenlos, man erfährt lediglich, dass es sich um einen geduldigen, jungen Zuhörer handelt, der ebenfalls in Ostberlin lebt. Nur an einer Stelle des Buches verliert der Erzähler die Geduld und schreit Aron an (vgl. Becker 1979, S.248). Da der Erzähler das politische Desinteresse an Aron bemängelt, kann man davon ausgehen, dass er in dieser Hinsicht einen festen Standpunkt hat.

Durch die Wahl eines Ich-Erzählers handelt es sich nicht nur um den Bericht einer Lebensgeschichte. Durch die Zwischenfragen, Kommentare und Wertungen dieser Instanz bringt Becker Leben in die Geschichte. Der Ich-Erzähler veranlasst Aron immer wieder zu Bemerkungen, die ohne Zwischenfragen wahrscheinlich nicht gefallen wären. So wird beispielsweise auch deutlich, dass Aron sich mit seiner Opferrolle abgefunden hat, da er sein psychisches Leiden nicht bewältigen kann. „Ich habe mir nicht ausgesucht, was mit mir geschehen ist.“ (Becker 1979, S.248) Diese Antwort bekommt der Erzähler auf die Frage, ob Aron für seine Einsamkeit nicht selbst verantwortlich sei. Solche Fragen entstehen aus der vom Erzähler bevorzugen, objektiven Haltung, die wiederum von Aron bemängelt wird.

Letztendlich entsteht die Biographie eines Opfers des Faschismus, welche jedoch auch ein gewisses Maß an Selbstreflektion enthält, ausgelöst durch die Rückfragen des Ich-Erzählers. „Es geht nicht in erster Linie um historische Faktizität oder gar um Übereinstimmung mit tradierten Geschichtsbildern, vielmehr soll aus der subjektiven Perspektive des Befragten – und das schließt gerade Verdrängung und Manipulation der Erinnerung ein – ein möglichst authentisches Bild eines Überlebenden des Holocaust nachgezeichnet werden.“ (Jung 1998, S. 148)

Am Resultat des Interviews ist Aron wenig interessiert. Mehrmals bittet der Ich-Erzähler ihn um Lektüre der Aufzeichnungen. Zum einen hält er das Ergebnis nicht für seine Geschichte. „Du behauptest, du hast meine Geschichte aufgeschrieben, und ich behaupte, dass du dich irrst, es ist nicht meine Geschichte. Im günstigsten Fall ist es etwas, was du für meine Geschichte hältst.“ (Becker 1979, S.10) Zum anderen wird deutlich, dass es Aron primär um das Gespräch ging und nicht darum, im Endeffekt seine Lebensgeschichte zu lesen. Aron gibt zu, dass ihn egoistische Gründe zu diesem Interview getrieben haben. „Ich sollte ja nicht glauben, es sei dabei nur um mich gegangen. Oder ob ich ihn etwa für den Samariter hielte, der sich hinsetzt, um mir einen Gefallen von zwei Jahren Länge zu erweisen? Natürlich hätten unsere Gespräche für ihn Bedeutung gehabt, natürlich sei er froh gewesen, dass endlich jemand gekommen sei, um sich alles anzuhören.“ (Becker 1979, S. 11)

Es lässt sich jedoch vermuten, dass die zu Anfang auf beiden Seiten eigennützigen Absichten sich im Verlauf des zweijährigen Interviews zu einer zwischenmenschlichen Beziehung entwickeln. „Entweder unsere Bekanntschaft beginnt jetzt, oder sie hat nie existiert, das Bisherige war eine Art gegenseitiger Dienstleistung, höchstens ein Anknüpfungspunkt.“ (Becker 1979, S. 304)

3.3 Das Erzähltempus

Das Erzähltempus wechselt zwischen Präsens und Präteritum. Der Erzähler berichtet über Arons Lebensgeschichte im Präteritum, es werden jedoch häufig Zitate eingebracht, die wiederum im Präsens stehen, ebenso wie die Kommentare des Erzählers. Durch die häufige Verwendung des Präsens wird dem Leser eine gewisse Flexibilität und Aktualität suggeriert. Es wird nicht nur eine Lebensgeschichte erzählt, die in ihren Details schon feststeht. Der Erzähler bringt sich und seine Meinung in die Geschichte ein und veranlasst Aron zu Erklärungen und teilweise auch zum Überdenken seiner eigenen Ansichten. Es finden Diskussionen statt, welche wiederum auch den Leser zu einer Meinungsbildung veranlassen.

4. Der Handlungsablauf

Der Roman beginnt mit einer Szene, die zeitlich gesehen am Ende des Handlungsablaufs steht. Daher bekommt man als Leser das Gefühl, die Handlung des Romans direkt erfassen zu können. Der Erzähler berichtet über den Ablauf des in den vergangenen zwei Jahren stattgefundenen Interviews und bittet Aron letztendlich um die Lektüre seiner Aufzeichnungen. Nach dieser einführenden Szene setzt im ersten Kapitel Arons Lebensgeschichte ein, beginnend im Jahre 1945. Die Jahreszahl im Konkreten wird nicht genannt, aus dem Zusammenhang wird jedoch deutlich, dass der zweite Weltkrieg gerade erst beendet wurde. Die weitere Handlungsabfolge des Romans ist zum größten Teil chronologisch, zwischenzeitlich wird die Handlung jedoch von Einschüben des Erzählers unterbrochen. Bei diesen Einschüben handelt es sich entweder um Kommentare bzw. Beschreibungen des Erzählers oder aber um Diskussionen über die von Aron getätigte Aussagen. Während die unmittelbare Nachkriegszeit noch recht ausführlich beschrieben wird, setzt im weiteren Verlauf eine immer größere Zeitraffung ein. Insgesamt wird eine Zeitspanne von etwa 30 Jahren beschrieben. Das Interview findet somit Mitte der siebziger Jahre statt.

[...]

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Romananalyse "Der Boxer" von Jurek Becker
Université
University of Duisburg-Essen
Note
2,3
Auteur
Année
2004
Pages
21
N° de catalogue
V52426
ISBN (ebook)
9783638481441
ISBN (Livre)
9783656782360
Taille d'un fichier
504 KB
Langue
allemand
Mots clés
Romananalyse, Boxer, Jurek, Becker
Citation du texte
Antje Höfs (Auteur), 2004, Romananalyse "Der Boxer" von Jurek Becker, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52426

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