Viele Wissenschaftlicher sprechen von den Ländern Lateinamerikas auch als Hinterhöfen der Weltpolitik. Aufgrund dieser scheinbaren "Vergessenheit" des Kontinents ist sowohl das Volumen verfügbarer Literatur als auch die Presseberichterstattung äußerst knapp bemessen.
Vergessen wurde damit auch, daß Bolivien sich in einem Krieg befindet, dem "Drogenkrieg" der Vereinigten Staaten, in den 80er Jahren förmlich von Präsident Reagan verkündet. Viele Tote hat dieser Krieg gefordert, und doch ist er kein Krieg zwischen zwei Nationen, es ist vielmehr der Krieg einer entwickelten Nation gegen die Drogenproduktion und den Drogenhandel in einem Entwicklungsland. Hauptleidtragende sind dabei die Kokabauern: die Vernichtung ihrer Ernte (Sicht der Kokabauern), bzw. die Vernichtung der zur Kokainproduktion angedachten Kokaproduktion (Sicht der Konsumentenländer) ist eines der Kernziele des Drogenkriegs.
In der hier vorgelegten Hausarbeit geht es um das Thema der externen Einwirkungen auf den drogenpolitischen Prozeß in Bolivien, die Haltung der mit dieser Aufgabe beauftragten Akteure innerhalb und außerhalb Boliviens sowie innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft und die Auswirkungen dieser Politik in die Zeitspanne von 1988 bis heute.
Die Annahme in dieser Arbeit ist, daß die Drogenpolitik Boliviens eine von externen Akteuren designte Politik ist, welche die Realität im ärmsten lateinamerikanischen Staat verkennen. Zu dieser Realität gehören Kultur, Ökonomie und - besonders wichtig - soziale Verhältnisse.
Inhaltsverzeichnis
- KOKA UND KOKAIN IN BOLIVIEN
- Geographische Beobachtungen
- Die soziokulturelle Bedeutung der Kokapflanze in Bolivien
- Die Ökonomische Bedeutung der Koka in Bolivien: von der koka zum kokaingeschäft
- DIE BOLIVIANISCHE REGIERUNG
- Die ursprüngliche Drogenpolitik der bolivianischen Regierung: Politik des "Laisser-faire"
- Die wirtschaftliche Abhängigkeit: Minderung nationalstaatlicher Selbständigkeit
- DER US "WAR ON DRUGS" : KRIEG GEGEN DIE ANDENLÄNDER
- Ursache und Definition aus US-Amerikanischer Sicht
- Die USA als Motor einer repressiven Drogenpolitik in Bezug auf Bolivien
- Monroe-Doktrin
- Drogenkultur
- "public opinion"
- Hegemoniale Stellung der USA in Lateinamerika
- Instrumentalisierung der Entwicklungshilfe
- Der US Certification Act von 1986
- Der Einfluß in den internationalen Kreditinstituten
- HALTUNG DER EU IN BEZUG AUF DAS KOKA- UND KOKAINPROBLEM UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER BRD
- VÖLKERRECHTLICHE BESTIMMUNGEN
- "single convention" on narcotic drugs von 1961
- Wiener Konvention von 1988
- IMPLEMENTIERUNG DER DROGENPOLITIK UNTER BERÜCKSICHTIGUNG EXTERNER EINFLÜSSE
- Das bolivianische Antidrogen Gesetz : Ley 1008 (1988)
- Entstehung des Ley 1008 del Régimen de la Coca y sustancias controladas 107
- Inhalt des Ley 1008
- Praktische Anwendung des Ley 1008
- Der Würde-Plan (Plan Dignidad 1998-2002)
- Entstehung des Würdeplans
- Inhalt des Würdeplans
- Anwendung des Würdeplans
- Projekte der bolivianischen Regierung und der UNDCP zur alternativen Entwicklung
- Statements der Cocaleros
- Soziale Unruhen in Bolivien
- Erkärungsansätze für die Rechtsdurchsetzung unter Banzer
- STAATLICHE VERBOTSPOLITIK, UND IHRE BERECHTIGUNG IM HINBLICK AUF ERFOLGE UND SOZIALE VERTRÄGLICHKEIT
- Der Marktgesetze als schwierigste Hürde
- Abwägung der Anforderungen an Produzenten- und Konsumentenländer in der Koka- und Kokainproblematik
- Mögliche Szenarien für die Zukunft
- Beibehaltung des gegenwärtigen politischen Kurses
- Koka als legales Exportprodukt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit den externen Einwirkungen auf den drogenpolitischen Prozess in Bolivien, untersucht die Haltung relevanter Akteure innerhalb und außerhalb des Landes sowie innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft und analysiert die Auswirkungen dieser Politik seit 1988 bis heute.
- Die Rolle der Kokapflanze und des Kokaingeschäfts in der bolivianischen Geographie, Gesellschaft und Wirtschaft
- Die Position der bolivianischen Regierung zum Koka- und Kokainproblem und die externen Zwänge, denen sie unterworfen ist
- Der US-War On Drugs, seine Motivationen und Interventionsmechanismen
- Die völkerrechtliche Absicherung der gegenwärtigen Drogenpolitik in Bezug auf Bolivien
- Der Einfluss externer Faktoren auf den drogenpolitischen Prozess in Bolivien seit 1988 und die konkrete Gestaltung der aktuellen Drogenpolitik in Bolivien.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 beleuchtet die Rolle der Kokapflanze und des Kokaingeschäfts in der bolivianischen Geographie, Gesellschaft und Wirtschaft. Es analysiert die traditionelle Bedeutung der Koka und untersucht die Ursachen für die Zunahme des Kokaanbaus zur Kokainproduktion.
- Kapitel 2 behandelt die Position der bolivianischen Regierung zum Koka- und Kokainproblem. Es beleuchtet die ursprüngliche Drogenpolitik und die wirtschaftlichen Abhängigkeiten, die die nationale Selbständigkeit Boliviens einschränken.
- Kapitel 3 analysiert den US-War On Drugs, seine Motivationen und Interventionsmechanismen. Es beleuchtet die Rolle der USA als Motor einer repressiven Drogenpolitik in Bezug auf Bolivien und die verschiedenen Instrumente, die zur Durchsetzung dieser Politik eingesetzt werden, darunter die Monroe-Doktrin, die Instrumentalisierung der Entwicklungshilfe und der Einfluss auf internationale Kreditinstitute.
- Kapitel 4 untersucht die völkerrechtliche Absicherung der gegenwärtigen Drogenpolitik in Bezug auf Bolivien. Es beleuchtet die "single convention" on narcotic drugs von 1961 und die Wiener Konvention von 1988.
- Kapitel 5 analysiert den Einfluss externer Faktoren auf den drogenpolitischen Prozess in Bolivien seit 1988. Es untersucht die konkrete Gestaltung der aktuellen Drogenpolitik in Bolivien und ihre Auswirkungen.
- Kapitel 6 diskutiert die staatliche Verbotpolitik in Bezug auf ihre Erfolge und ihre soziale Verträglichkeit. Es analysiert die Herausforderungen, die der Markt für die Drogenpolitik darstellt, und die Abwägung der Anforderungen an Produzenten- und Konsumentenländer in der Koka- und Kokainproblematik. Schließlich werden mögliche Szenarien für die Zukunft der Drogenpolitik in Bolivien vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Drogenpolitik, Bolivien, Kokapflanze, Koka, Kokain, US-War On Drugs, internationale Staatengemeinschaft, Entwicklungshilfe, völkerrechtliche Bestimmungen, soziale Verträglichkeit, Marktgesetze, alternative Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- Daniel Bosch (Autor:in), Robert Stemmler (Autor:in), 2001, Drogenpolitik in Bolivien - eine Analyse des Drug Policy-Making in Bolivien unter Berücksichtung systemexogener Einflüsse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5248