Kommunikation: Erklärungsansätze und Modelle


Hausarbeit (Hauptseminar), 2000

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Eingrenzung des Kommunikationsbegriffs

3. Bedeutungsträger von Kommunikation

4. Grundlegende Modelvorstellungen

5. Elemente und Typen des Kommunikationsprozesses
5.1 Interaktion und symbolische Interaktion
5.2 Die Reflexivität
5.3 Kommunikationssituation / Anwesenheit
5.4 Reziprozität
5.5 Sprachlichkeit

6. Schluß

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, in das Handlungs- und Untersuchungsfeld der Kommunikation einzuführen. Aufgrund der Vieldimensionalität und Unabgrenzbarkeit des Gegenstandfeldes Kommunikation kann an dieser Stelle nur auf einige wenige, grundlegende Fragestellungen eingegangen werden.

Die Arbeit beginnt mit dem Versuch, den sehr weiten Kommunikationsbegriff etwas einzugrenzen. Anschließend wird auf die Bedeutungsträger der humanen, sozialen Kommunikation eingegangen, die auch Bestandteil der im folgenden erläuterten, grundlegenden Kommunikationsmodelle sind.

Im zweiten Teil der Arbeit wird näher auf einzelne Elemente und Typen des Kommunikationsprozesses eingegangen. Bezug genommen wird dabei auch auf unterschiedliche philosophische soziale und sprachwissenschaftliche Theorien, die zu diesem Thema Erklärungsansätze liefern.

Nicht berücksichtigt wurden biologische und anthroposophische Voraussetzungen, also die Fragestellung, ob der Mensch als einziges Lebewesen zu komplexer Kommunikation fähig ist und welche Faktoren ihn dazu befähigen.

Insgesamt stellt die vorliegende Arbeit einen pointierten Überblick über einige Erkenntnisse zur Kommunikation und dem Kommunikationsprozeß dar, erschöpfende Erklärungen, soweit sie die Wissenschaft bisher überhaupt liefern kann, würden den Rahmen dieser Arbeit sprengen.

2. Eingrenzung des Kommunikationsbegriffes

Der Begriff „Kommunikation“ wird für viele verschiedene Sachverhalte gleichermaßen angewendet, weshalb es verständlich ist, daß er keine verbindliche Bedeutung besitzt. Als Synonyme für Kommunikation werden u.a. Mitteilung, Übertragung, Verständigung und Interaktion gebraucht.

Die semantische Richtung des Begriffs wird durch die etymologische Ableitung aus dem lateinischen ,com-munis‘, was soviel heißt wie ,gemeinsam verpflichtet‘ und dem Agens- Suffix ,c[a]‘, also ,machen‘ (von facere), deutlich.

Die Bandbreite der gegenwärtigen Definitionen und Verwendungen kann dadurch jedoch nicht erklärt werden.

Im alltäglichen Gebrauch besteht noch immer eine vage Übereinstimmung über das allgemeine Bedeutungsfeld, hier wird „Kommunikation“ zwischen oberflächlicher, zweckdienlicher Verständigung und tieferem Verständnis angesiedelt.

Zu Verständnisschwierigkeiten kommt es, wenn dem Kommunikationsbegriff eine ganz bestimmte, exklusive Bedeutung zugeordnet wird, dies aber in den unterschiedlichsten Bereichen geschieht.

Die heute gängigen begrifflichen Elemente von ,Kommunikation‘ stammen aus ganz verschiedenen Sachgebieten und Bedeutungshintergründen. Sie sind zum einen wissenschaftlicher Natur und beziehen sich hier auf die fortschreitenden Erkenntnisse und empirischen Befunde über die soziale und persönliche Relevanz von Kommunikation, also auch auf deren Bedeutung und Macht.

Die sogenannte kommunikative Kompetenz, die Kommunikationsfähigkeit, ist in der dem Menschen von allen Lebewesen ureigensten, einmaligem Fähigkeit, in der Sprache, manifestiert.

Hier spielt auch die individuelle Bedeutung der Kommunikation eine Rolle, denn gelingende Kommunikation wird als essentiell für den Menschen angesehen und Kommunikationsstörungen werden als Ursache oder auch als Folge persönlicher und sozialer Desorientierung angesehen.

Zum anderen sind diese begrifflichen Elemente des Kommunikationsbegriffes technischer Natur und weisen hier auf die rasante Verbreitung von Kommunikationsapparaten und –techniken hin, die mit der Erfindung des Telegrafen begann und sich über das Telefon und die Massenmedien bis hin zur heutigen „Kommunikationsgesellschaft“ mit den unzähligen Möglichkeiten der Mikroelektronik entwickelte.

Schließlich verweisen die Motive und Begründungen für die Wichtigkeit von Kommunikation auch auf gesamtgesellschaftliche, sogenannte makrostrukturelle Analysen, nach denen die modernen Industriegesellschaften in komplizierte, eng verflochtene Dienstleistungs- und Informationsgesellschaften hinüberwachsen, deren elementaren Rohstoffe und Produktionsfaktoren nicht mehr allein materielle Güter, nicht mehr nur Arbeit und Kapital, sondern auch Informationen, Ideen, Konzeptionen und Daten sind. Stoffliche Güter sollen letztendlich nur noch von den weniger entwickelten Gesellschaften dieser Welt, mit ihren niedrigeren Arbeitskosten und ihrer einfacheren Industrieproduktion hergestellt werden.[1]

Die Schwierigkeit einen so vielseitig verwendeten und unbestimmten Begriff zu definieren, ist offensichtlich. Der Kommunikationswissenschaftler Klaus Merten unterzog 160 Definitionen des Kommunikationsbegriffs einer systematischen Begriffs- und Prozeßanalyse und kam zu dem Schluß, daß „[...] Interaktion [...]“, erweitert um sechs weitere Kriterien, nämlich „[...] Reziprozität, Intentionalität, Anwesenheit, Sprachlichkeit, Wirkung und Reflexivität [...]“[2], die zutreffendste Definition sei.

Da u.a. die systemtheoretischen Prämissen, angelehnt an den Bielefelder Soziologen Niklas Luhmann, bei dieser Definition schwerlich zu übersehen sind, gibt es mittlerweile etliche neuere Definitionsversuche. Das systemtheoretische Denken faßt alles soziale Leben grundsätzlich als identifizierbare Korrelationen von Strukturen und Funktionen auf, die in ihrem Kosmos, dem „System“, rational, zumindest systemstiftend und –erhaltend funktionieren.

Entscheidend eingegrenzt werden kann der Kommunikationsbegriff, indem man einen weiteren von einem engeren unterscheidet.

Der weitere umfaßt alle Arten des Austausches bzw. der Übertragung. Bei allen Prozessen innerhalb von lebenden Organismen spricht man beispielsweise von Biokommunikation, bei der Übertragung innerhalb oder zwischen technischen Systemen von technischer Kommunikation und bei Austausch speziell zwischen Tieren von animalischer Kommunikation etc.

Der engere Kommunikationsbegriff bezieht sich ausschließlich auf die Interaktion von Menschen.

3. Bedeutungsträger von Kommunikation

Grundlegende Philosophien betonen die Exklusivität der humanen Kommunikation, da sich der Mensch durch seine Vernunft- und Sprachbegabung von allen andern Lebewesen unterscheidet.

Es ist notwendig, sich die grundlegenden Bedeutungsträger der menschlichen Kommunikation bewußt zu machen, um selbst die einfachsten Kommunikationsmodelle zu verstehen.

Zu diesen Bedeutungsträgern zählt man die Signale, die Zeichen und schließlich die Sprache.

Signale gelten in der Semiotik als Teilmenge oder Unterklasse von Zeichen oder auch nur als materielle Zeichenträger. Trotz zahlreicher unterschiedlicher Definitionen kann man von Signalen sagen, daß die Beziehung zwischen Ausdruck und Inhalt, also die Beziehung zwischen den beiden elementaren Konstituenten des Zeichens, eindimensional determiniert ist. Bei Signalen gibt es keine wechselseitige Verschiebung zwischen Ausdruck und Inhalt, was beim Zeichen möglich ist. Signale kennen keinen Bedeutungsspielraum und durch ihre fixe Verbindung sind sie semantisch eindeutig, weshalb sie universell, z.B. im Flugverkehr, verwendet werden können.

Zeichen beruhen auf willkürlichen, nur konventionell entstandenen Beziehungen zwischen Ausdruck und Inhalt. Sie sind dem kollektiven Wandel und begrenzt auch der individuellen Modifikation unterworfen. Dadurch entsteht ihre Bedeutungsvielfalt und somit auch Interpretationsbedarf. Mißverständnisse können hier nie ganz ausgeschlossen werden. Ferdinand de Saussure spricht von der, auch als arbiträr beschriebenen, Korrelation zwischen Vorstellung und materieller Form bzw. zwischen Bezeichnetem und Bezeichnendem.

Sie wird in der sprach- und kulturgeschichtlichen Konvention festgelegt und immer wieder modifiziert; dementsprechend erfährt sie in der sprachwissenschaftlichen und philosophischen Erkenntnis divergierende Auffassungen und Terminologien.[3]

Die klassische Quelle findet sich in Platos „Kratylos oder über die Richtigkeit der Wörter“. Dort widerspricht Hermogenes in einem Gespräch mit Sokrates der Auffassung: „[...] daß die Richtigkeit der Namen auf etwas anderem beruhe als auf Verabredung und Übereinkunft. Denn jeder Name, so scheint mir, den man einer Sache gibt, ist richtig; und wenn man ihn wieder mit einem anderen vertauscht und den bisherigen nicht mehr braucht, so ist der spätere nicht minder richtig als der frühere [...].“[4]

Außerdem sind Zeichen durch ihre kommunikative Mehrdimensionalität bestimmt. Die systematische Grundlegung einer Theorie des sprachlichen Zeichens geht vor allen Dingen auf den amerikanischen Philosophen und Sprachwissenschaftler Charles S. Peirce (1839-1914) zurück. Er begründete die heute noch gängige Tradition der triadischen Zeichenmodelle, die als wesentlichen Faktor den Sprecher bzw. den Sprachbenutzer mit in ihre Systematik einbeziehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Relation zwischen Inhalt und Ausdruck bzw. zwischen Objekt und Zeichenträger (Mittel) wird um eine dritte Komponente, den Zeichenverwender bzw. den Interpretanten, erweitert.

Laut Peirce ist das Zeichen ein gedankliches Konstrukt, also ein im Bewußtsein des Interpretanten geschaffenes relationales Gefüge: „Nichts ist ein Zeichen, wenn es nicht als Zeichen interpretiert wird“.[5] Ein Zeichen wird also von einem Interpretanten für ein Objekt geschaffen und in einem Zeichenträger übersetzt ausgedrückt bzw. materialisiert.

Nur in der Theorie verläuft dieser Prozeß der Zuordnung und Benennung willkürlich und für jedes Individuum quasi autonom bestimmbar. Tatsächlich ist er in ein enges, normierendes Geflecht kultureller, semiotischer und sprachlicher Konventionen eingebunden und elementar fixiert. Verständigung wäre sonst nicht möglich. Peirce und andere frühe Semiotiker berücksichtigten diese externe, soziale Determination der Zeichenproduktion nicht ausreichend und setzten sie theoretisch nicht um.

Charles W. Morris systematisierte das triadische Zeichenmodell nach Peirce weiter und erhob es zum Ordnungsprinzip der Semiotik und ihrer Teildisziplinen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Hans-Dieter Kübler: Kommunikation und Massenkommunikation: Ein Studienbuch. Münster; Hamburg 1994, S.6.

[2] Klaus Merten: Kommunikation. Eine Begriffs- und Prozeßanalyse. Opladen 1977, S.88.

[3] Winfried Nöth: Handbuch der Semiotik. Stuttgart 1985, S.85-89.

[4] Zitiert nach Wolf Gewehr: Grundprobleme der Linguistik: ein Reader zur Einführung. Baltmannsweiler 1969, S.17.

[5] Zitiert nach Nöth: Handbuch der Semiotik, S.36.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Kommunikation: Erklärungsansätze und Modelle
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)  (Institut für Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Hauptseminar: Medien vom Mittelalter bis zum Buchdruck
Note
1,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
20
Katalognummer
V526
ISBN (eBook)
9783638103619
Dateigröße
546 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikation
Arbeit zitieren
Christine Schwall (Autor:in), 2000, Kommunikation: Erklärungsansätze und Modelle, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/526

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