Ein wichtiges Kriterium jeder der zahlreichen Weltreligionen ist es, den Gläubigen eine Welt nach dem Tod anzubieten und zu erklären. Das Jenseits spielt eine große Rolle als Horizont der gläubigen Gesellschaften.
Da im Christentum, nach dem Sturz der Engel eigentlich nur die Hölle und der Himmel in den heiligen Schriften thematisiert worden sind, hatte der mittelalterliche Mensch nur die Möglichkeit, entweder ein asketisches Leben zu führen, oder die ewige Verdammnis zu erfahren. Im Laufe der Jahrhunderte des Mittelalters wurde diese Situation der zwei Möglichkeiten gemildert: Der Begriff der Hölle wurde durch die Entwicklung des Fegefeuers entschärft.
Das Mysterium des Purgatoriums ist dennoch stark mit dem Begriff der Hölle und der darin herrschenden Teufel verknüpft. Es greift Motive auf, die bereits in früheren Religionen bekannt sind: Finsternis, Feuer, Martern, Prüfung, etc. Der "Mittlere Weg" - d h. der Ort, an dem die Seelen weder als gut noch als böse klassifiziert werden, begegnet einem schon im Hinduismus, in Form der Reinkarnation. Die guten Seelen werden nach einer Reise ins Licht in Brahmas Welt aufgenommen, die Bösen werden als Würmer und Insekten wiedergeboren, und nur die Durchschnittlichen werden als Menschen reinkarniert. Das Fegefeuer enthält ähnliche Motive: der Vergleich der Finsternis und des Lichts, die Vorstellung eines mittleren Heilswegs, eine Zeit der Prüfung und der positiven Veränderung des Seelenzustandes zwischen dem Tod und dem Gericht.
In dieser Arbeit wird die Entwicklung der Idee des Fegefeuers dargestellt, indem antike Religionen betrachtet und Bezüge zu den "moderneren" mittelalterlichen Vorstellungen aufgezeigt werden. Im weiteren Verlauf wird die Blütezeit des Fegefeuers im Mittelalter betrachtet, die Etablierung dieser Idee und ihre Spiegelung in der Dichtung.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Christliche Kultur
- Paulus Apokalypse
- Augustinus
- Stagnation
- Das Rechtswesen des Fegefeuers
- Thomas von Aquin
- Dante Alighieri und die Geographie des Purgatoriums
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Idee des Fegefeuers im Wandel der Zeit. Der Fokus liegt auf der Entstehung und Etablierung dieses Begriffs im Mittelalter, insbesondere im christlichen Kontext. Ziel ist es, die Entwicklung des Fegefeuers von den frühen christlich-jüdischen Wurzeln bis hin zu seiner Bedeutung in der mittelalterlichen Literatur nachzuzeichnen.
- Entwicklung des Fegefeuerbegriffs von den frühen christlich-jüdischen Wurzeln bis zum Mittelalter
- Einfluss antiker Religionen auf die Entstehung des Fegefeuers
- Theologische und philosophische Grundlagen des Fegefeuers im Mittelalter
- Die Bedeutung des Fegefeuers in der mittelalterlichen Literatur
- Die Funktion des Fegefeuers als Ort der Reinigung und Wiedergutmachung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung des Jenseits für gläubige Gesellschaften und stellt die Entwicklung des Fegefeuerbegriffs als eine Erweiterung der traditionellen christlichen Vorstellung von Himmel und Hölle dar.
- Christliche Kultur: Dieser Abschnitt untersucht die Rolle der Apokalypseschriften, insbesondere der Paulus-Apokalypse, für die Entstehung des Fegefeuerkonzepts. Die Unterscheidung zwischen oberer und unterer Hölle in der Paulus-Apokalypse bildet eine Grundlage für die spätere geografische Vorstellung des Fegefeuers.
- Augustinus: Das Kapitel widmet sich der Bedeutung des Kirchenvaters Augustinus für die Entwicklung des Fegefeuerbegriffs. Augustinus prägte wichtige Begrifflichkeiten wie "purgatorius", "temporarius" und "transitorius" und bejahte die Wirksamkeit des Betens für die Toten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Fegefeuer, Mittelalter, christliche Kultur, Apokalypse, Theologie, Philosophie, Literatur, Jenseitsvorstellung, Reinigung, Wiedergutmachung, Himmel, Hölle, Strafe, Seelenheil, Augustinus, Dante, Thomas von Aquin.
- Citar trabajo
- Bartosz Nowak (Autor), 1999, Das Fegefeuer im Wandel der Zeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52747