Sind Menschen mit geistiger Behinderung "normal"? - Reflexionen zur Normalismusdiskussion


Proyecto/Trabajo fin de carrera, 2006

72 Páginas, Calificación: 2,7


Extracto


INHALTSVERZEICHNIS

0. EINLEITUNG
0.1 Aufbau der Arbeit

1. NORMALITÄT
1.1. Etymologie
1.1.1 Normal, Normalität
1.2. Normativität
1.3 Normenkonzepte
1.3.1 Die Statistische Norm
1.3.2 Technische Normen
1.3.3 Biologische/funktionelle Normen
1.3.4 Idealnorm
1.3.5 Soziale Norm
1.3.5.1 Bestandteile der sozialen Norm
1.3.5.3 Normverbindlichkeiten
1.4 Normalismus
1.4.1 Protonormalismus
1.4.2 Der Flexible Normalismus
1.5 Zusammenfassung - 1.Kapitel

2. NORMALITÄT und GEISTIGE BEHINDERUNG
2.1 Behinderung
2.1.1 WHO-Klassifikationen
2.1.2 Sozialpolitische Definition
2.1.3 Soziologische Definition
2.1.4 Definition: geistige Behinderung (behindertenpädagogisch)
2.1.4.1 Medizinische Sichtweise
2.1.4.2 Psychologische Sichtweise
2.1.4.3 Soziologische Sichtweise
2.1.5 Statistische Häufigkeit
2.2 Behinderungen als Abweichung
2.3 Zusammenfassung - 2.Kapitel

3. BEHINDERUNG als NORMALITÄT
3.1 Behinderung auf dem Weg zur Normalität
3.2 Verschiedenheit als neue Normalität
3.3 Integration als Aussonderungsabsage
3.4 Zusammenfassung – 3.Kapitel

4.FAZIT/ STELLUNGNAHME zur FRAGESTELLUNG

5. LITERATUR

0. EINLEITUNG

In meiner Arbeit gilt es herauszufinden, ob Menschen mit geistiger Behinderung ‘normal’ sind. Der Begriff des ‘Normalen’, der ‘Normalität’ scheint eindeutig zu sein - im Alltag wird er ganz selbstverständlich benutzt. Doch es gibt kaum einen Begriff wie den der ‘Normalität’, der so verworren und so vieldeutig ist. Auf die Frage, ob Menschen mit geistiger Behinderung normal sind, können verschiedene Menschen unterschiedlich antworten. So können zwei Personen der Ansicht sein, dass sie Menschen mit Behinderung nicht normal finden und doch etwas Unterschiedliches damit meinen, den Begriff des Normalen unterschiedlich deuten. Der Erste könnte meinen, dass es nicht normal ist, behindert zu sein, weil er ‘normal’ mit der biologischen Norm gleichsetzt, welcher Menschen mit Behinderung nicht entsprechen; der Zweite könnte ‘normal’ mit seinem Alltag vergleichen, in dem Menschen mit Behinderung nicht (oder nur in unterdurchschnittlicher Anzahl) vorkommen. Zwei weitere Personen, die die Ansicht vertreten, dass Menschen mit Behinderung normal sind, übersetzen diesen Begriff für sich wieder anders. Der Erste findet Behinderung normal, da Behinderung für ihn eine natürliche Daseinsform darstellt und der Zweite, weil er in einer Werkstatt für Menschen mit geistiger Behinderung arbeitet und jeden Tag mit dieser Personengruppe im Kontakt kommt und es so für ihn zu seiner persönlichen Normalität geworden ist. An diesen Beispielen wird deutlich, dass es eben nicht die eine, richtige Definition von ‘Normalität’ gibt und sich die verschiedensten Bedeutungen hinter ihr verbergen.

Umso mehr verwundert es, dass dieses Wort so selbstverständlich verwendet wird - und das nicht nur im alltäglichen Sprachgebrauch. Auch in der Wissenschaft wird Normalität bisher weitestgehend unreflektiert benutzt. Selbst die Sonder- und Heilpädagogik hat sich mit dem Begriff der ‘Normalität’ nur sehr sporadisch beschäftigt und das, obwohl die Dichotomisierung[1] zwischen Behinderung und Normalität der Sonderpädagogik fundamental ist und Behinderung seit jeher als Abweichung vom ‘Normalen’ definiert wurde, was sich in Begriffen wie ‘anormal’ oder auch ‘Anomalien’ widerspiegelt (vgl. Kap. 1.1). Link (1996) bezeichnet Normalität und Behinderung als „diskurstragende Kategorien“, ohne die „das heilpädagogische Theoriegebäude wie ein Kartenhaus’ in sich zusammenfallen würde, würde man ihm diese Kategorien entziehen“ (Link 1996, zit. n. Waldschmidt 2004, 98). Die Sonder- und Heilpädagogik lebt sozusagen von dieser Unterscheidung. Aus diesem Grund ist es besonders für die Heil- und Sonderpädagogik von Bedeutung, sich nicht nur mit dem Phänomen der Anormalität oder der Abweichung zu beschäftigen, sondern auch Normalität theoretisch zu fundieren.

Doch trotz der fehlenden theoretischen Fundierung hat der Normalitätsbegriff Hochkonjunktur - gerade auch in der Behindertenpädagogik. Ein Beispiel dafür ist die Aktion Grundgesetz, die 1997 eine Werbekampagne ins Leben rief, die den Begriff der Normalität in den Vordergrund setzte, um für mehr Anerkennung Behinderter in der Öffentlichkeit zu werben. Die Plakate arbeiteten mit Slogans, die alle den Begriff des Normalen verwendeten: ‘Was ist schon normal?’, ‘Sind Sie etwa normal?’, ‘Geistig behindert ist auch normal!’ (vgl. Heiden 1997). Diese Slogans bringen wieder unterschiedlichste Bedeutungen mit sich. Einmal scheint Normalität als etwas Erstrebenswertes (‘Geistig behindert ist auch normal’), ein anderes Mal scheint Normalität etwas zu sein, dass nicht durchweg positiv zu verstehen ist („Sind Sie etwa normal?“) - was auch an einem Beispiel aus der ‘Krüppelbewegung’ verdeutlicht werden kann; hier lautet ein Leitspruch: ‘Lieber lebendig als normal’(vgl. Mattner 2000, Waldschmidt 2003).

In meiner Arbeit wird es um Fragen gehen, die ein wenig ‘Licht ins Dunkle’ des Normalitätsbegriffs bringen sollen, um mit dieser ‘Klarheit’ den unterschiedlichen Definitionen und Erklärungsmodellen näher zu kommen und die Ausgangsfrage (Sind Menschen mit geistiger Behinderung ‘normal’?) aus unterschiedlichen Perspektiven beantworten zu können:

Was meint Normalität, und was ist normal? Was meint Normativität und ist normal gleich Norm? Welche Normen gibt es und welchen muss man entsprechen, um ‘normal’ zu sein?

Dann: Welche Strategien gibt es in unserer Gesellschaft, um Normalität zu produzieren, und wie wirken sich diese auf Menschen mit geistiger Behinderung und deren Position im ‘Normalfeld’ aus; was ist mit ‘Normalfeld’ eigentlich gemeint? Wie werden Menschen mit (geistiger) Behinderung klassifiziert und werden sie durch diese Klassifikation als ‘anormal’ stigmatisiert?

Meine Arbeit erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und kann lediglich einen Überblick über dieses Thema und die Diskussion bezüglich des Normalitätsbegriffes in der Behindertenpädagogik bieten.

Obschon diese Arbeit in der Geistigbehindertenpädagogik verfasst wird, wird vorwiegend die gesamte Personengruppe der Menschen mit Behinderung ins Blickfeld genommen, da dieses Thema in weiten Teilen die gesamte Behindertenpädagogik betrifft. Da es aber zwischen den Behinderungsarten neben vielen Gemeinsamkeiten auch Unterschiede in Bezug auf das Thema und die Fragestellung gibt, werden diese für Menschen mit geistiger Behinderung noch einmal speziell herausgearbeitet.

0.1 Aufbau der Arbeit

Wie bereits angedeutet, werde ich so vorgehen, dass zunächst der Bereich der Normalität möglichst genau skizziert wird. Hier werden Normalität, Normativität, Normen, Normalismus und seine Strategien vorgestellt, begriffsgeschichtlich aufgearbeitet und miteinander verglichen, um Unterschiede klarer zu machen und so die Abgrenzung der Konzepte zueinander deutlicher werden zu lassen. Teilweise werde ich auch im ersten Teil, besonders, wenn es um die Normenkonzepte geht, schon Bezüge zum Personenkreis der Menschen mit (geistiger) Behinderung herstellen.

Im zweiten Teil meiner Arbeit werde ich dann den Personenkreis der Menschen mit (geistiger) Behinderung aus unterschiedlichen Perspektiven genau definieren und immer wieder den Bezug zur Normalität herstellen und auf diesen hinweisen. Es werden die im ersten Teil erarbeiteten normalistischen Strategien auf die Kategorie der Behinderung angewendet und so untersucht, ob und inwieweit sich Behinderung im Normalfeld etablieren kann und welche Fortschritte ‘auf dem Weg in die Normaliät’ bereits gemacht wurden.

Der letzte Teil stellt sozusagen einen Ausblick dar. Es sollen traditionelle Denk- und Gesellschaftsmuster abgelöst und Verschiedenheit als neue Normalität etabliert werden.

In einem Fazit werde ich abschließend Stellung zu meiner Ausgangsfrage nehmen und diese zusammenfassend beantworten.

1. NORMALITÄT

Bevor ich im Einzelnen auf den Begriff der Normalität, seine unterschiedlichen Bedeutungen und auf das Verhältnis zwischen Normalität und Normativität eingehe, folgt zunächst ein begriffsgeschichtlicher Exkurs des Normen- und Normalitätsbegriffs.

1.1. Etymologie

Der Begriff der Normalität und der Norm geht etymologisch auf den lateinischen Begriff ‘norma’ zurück, der so viel bedeutet wie ‘Winkelmaß’ und in der antiken Architekturlehre das rechtwinklige Werkzeug eines römischen Baumeisters bezeichnete. Der Ausdruck des Winkelmaßes hat sich im Laufe der Zeit auch auf das menschliche Denken und Handeln übertragen; die „Natur als Baumeisterin, die das rechte Maß und den Maßstab für jegliches menschliches Handeln vorgibt“ (Gröschke 2002, 185) und im übertragenen Sinne wurde daraus die „Regel“ oder „Vorschrift“ (vgl. Weinmann 2001, 427). Etwa 1050-1350 entstand aus dem lateinischen ‘norma’ das deutsche Substantiv ‘Norm’, das viele Bedeutungen enthielt (und teilweise bis heute enthält): Richtschnur, Regel, Maßstab, sittliches Gebot oder Verbot, Rechtsvorschrift als Grundlage der Rechtsordnung, Leistungssoll, Arbeitsleistung, Richtwert (für Arbeitsaufwand, Materialeinsatz), Größenanweisung für die Technik.

Im Laufe der Jahrhunderte leiteten sich mehrere Begriffe aus dem Terminus ‘Norm’ ab:

Anfang des 18. Jahrhunderts das Adjektiv normal: „der Norm entsprechend, regelrecht, vorschriftsmäßig, allgemein üblich, gewöhnlich, durschnittlich, geistig gesund“ (vgl. Ritter 1984).

Anfang des 19. Jahrhunderts: das Verb normieren, das so viel bedeutete wie ‘nach dem Winkelmaß abmessen’, ‘so wie es angenehm ist, einrichten, vereinheitlichen’.

Im 20. Jahrhundert: das Verb normen: regeln, einrichten, nach einem Vorbild, Muster einheitlich festsetzten, gestalten, (Größen) regeln.

Gleichzeitig entstand das Substantiv Normung: Festsetzung von Normen, Größenregelungen, einheitliche Gestaltung, Vereinheitlichung.

Ebenfalls in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand das Verb normalisieren: normal gestalten, auf ein normales Maß zurückführen, den normalen Zustand wieder herstellen, wieder normal werden, einheitlich machen.

Nach Canguilhem (1974, 161f.) taucht der Begriff normal 1759 und der Begriff normalise 1834 im französischen Sprachgebrauch über die Institutionen des Gesundheits- und des Erziehungswesens erstmals auf.

Die Gegensatzbegriffe zu den vorangegangenen Termini lassen sich ebenfalls in ihrer Entstehung historisch und etymologisch verorten:

Um 1700 taucht das Substantiv Anomalie auf: Abweichung von der Regel, vom Normalen, Ausnahme.

Anfang des 19. Jahrhunderts entsteht das Adjektiv anomal: von der Regel abweichend.

Substantiv Anomalie und Adjektiv anomal gehen zurück auf: ‘an-omalos’ bzw. ‘an-omalia’ (gr.): uneben, ungleichartig, ungleichmäßig, nicht glatt.

Das griechische Wort ‘an-omalos’ setzt sich zusammen aus ‘a’ bzw. ‘an’ und ‘homalos’; ‘homalos’ bedeutet: gleich, eben(mäßig), glatt, ist verwandt mit ‘homos’: gemeinsam, ein und derselbe, gleich, ähnlich, eben.

Um 1800 entstand das Adjektiv abnorm: nicht normal, krankhaft, ungewöhnlich, gegen die Regel.

Zu dem Adjektiv abnorm gehören das Adjektiv abnormal und das Substantiv Abnormität: Regelwidrigkeit, ungewöhnliche Erscheinung, krankhaftes Verhalten, Missbildung.

Der Terminus ‘normal’ steht im 19. Jahrhundert für den Prototyp der Schule (Normalschule) und für den organischen Gesundheitszustand. „Ausgehend vom Bereich der Medizin, ist im 19. Jahrhundert der Begriff ‘Gesundheit’ allmählich durch den der ‘Normalität’ ersetzt worden“ (Ritter 1984 vgl. dazu Kap. 1.1). Auch in der philosophischen Tradition Griechenlands wurde ‘normal’ mit ‘naturgemäß’ gleichgesetzt (vgl. Kudlien, 1984). “Hier liegt die bis heute erhaltene Verquickung von ‘normal’ und ‘natürlich’ bzw. von ‘anormal’ und ‘abnormal’ als un- oder gar widernatürlich” (vgl. Gröschke 2002, 185) begründet. Diese Verquickung fand ebenso in der Medizin wie in der Psychologie statt, ‘normal’ wurde mit ‘gesund’ gleichgesetzt und das Gesunde als das von Natur aus Gegebene gesehen (vgl. Kapitel 2.1.1).

1.1.1 Normal, Normalität

Für den Normalitätsbegriff gibt es, wie eingangs angesprochen, keine einheitliche, für alle zugängliche Definition. Stattdessen gibt es viele verschiedene ‘Normalitäten’, die sich in der Literatur und in unserem Sprachgebrauch ‘tummeln’ und darüber hinaus schwer zu fassen sind.

Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff des Normalen meist mit dem Gewöhnlichen, dem Regelmäßigen und dem Häufigen gleichgesetzt. Es gelten Phänomene als normal, die dem Menschen vertraut vorkommen. Das, was wir jeden Tag erleben und sehen, das, was uns jeden Tag begegnet, stellt für uns das ‘Normale’ oder die ‘Normalität’ dar.

Man kann verschiedene Definitionsansätze von Normalität grob in drei Erklärungsbereiche aufteilen, die ich im Folgenden aufzeigen möchte.

Eine erste Definition setzt Normalität und Normativität kongruent[2].

Im Duden ist eine Definition zu finden, die den Begriff ‘normal’ mit „der Norm entsprechend, regelrecht; üblich, gewöhnlich“ (Duden. Das Herkunftswörterbuch 2001, 563) definiert und damit Normalität und Normativität gleichsetzt. Auch in der Alltagskommunikation wie in Teilen der Wissenschaft wird der Bereich der Normalität meist mit dem Begriff des Normativen, den ich im Weiteren noch genau skizzieren und definieren werde, gleichgesetzt. In der „Enzyklopädie der Sonderpädagogik und ihrer Nachbargebiete” wird beispielsweise diese Definition von Normalität gegeben:

„Normalität, Verhalten, das den herrschenden Normen entspricht. Solche Handlungsmuster, an denen sich menschliches Verhalten ausrichtet, werden beobachtbar mit einer unterschiedlichen Häufigkeit tatsächlich befolgt und bilden auf diese Weise statistische Normen oder anders ausgedrückt, das gesellschaftlich Normale“(Dupuis/Kerkhoff 1992, 453).

Normal ist, nach diesem Ansatz, was der Norm entspricht - regelrechtes Verhalten.

Der zweite Definitionsansatz von Normalität sieht diese als eine Unterkategorie der Normativität. Normativität steht in diesem hierarchischen Verhältnis über der Normalität, welche als statistische Normalität der Normativität[3] unterzuordnen ist.

‘Normalität’ (im Sinne von Normativität) beinhaltet demnach zwei Facetten: zum einen das Regelrechte, das der Norm entsprechende Verhalten, und zum anderen das Übliche, das Gewöhnliche, sprich das regelmäßige Verhalten. Sohn und Mehrtens (1999) beschreiben diesen Sachverhalt wie folgt:

„Qualitativ betrachtet, bezeichnet Normalität die einer Norm entsprechende Eigenschaft oder Beschaffenheit; quantitativ betrachtet die Verteilung von Typen bzw. von ausgewählten Merkmalen im Mittelbereich einer Normalverteilung“ (Sohn/ Mehrtens 1999, 9 zit. n. Weinmann 2001).

Ritter (1984) beschreibt die Zweideutigkeit des Begriffes wie folgt und verweist in seiner Erklärung auf die Etymologie:

„Von der Etymologie her bedeutet ‘normal‘ das, was der Regel gemäß, regelmäßig ist: das, was sich weder nach rechts noch nach links neigt, sich also in der richtigen Mitte hält. Daraus leiten sich zwei Bedeutungen her: im gebräuchlichsten Wortsinn das, was für die Mehrzahl der Vertreter einer bestimmten Gattung zutrifft oder was den Durchschnitt bzw. die Maßeinheit eines messbaren Merkmals ausmacht. Der Begriff kann demnach sowohl eine Tatsache bezeichnen als auch einen ‘Wert‘, welcher der Tatsache vom Sprecher aufgrund eines von ihm übernommenen allgemeinen Urteils beigelegt wird“(Ritter 1984, 921).

Eine dritte Sichtweise auf Normalität sieht diese als Gegensatz zur Normativität. Normalität kann als statistische Normalität verstanden werden und steht dichotom zur Normativität.

Im Folgenden möchte ich diese dritte Sicht auf Normalität, die die Notwendigkeit der Unterscheidung zwischen Normativität und Normalität aufzeigt, nach Jürgen Link genau skizzieren.

Seine Studie „Versuch über den Normalismus. Wie Normalität produziert wird“ (1997) ist angelehnt an den französischen Medizinhistoriker und Epistemologen George Canguilhem (1904-1995) sowie an den Philosophen und Diskurstheoretiker Michel Foucault (1926-1984) und stellt eine umfassende Theorie zur Normalität dar (vgl. Weinmann 2003, 43).

Link beschreibt die Kategorie der Normalität als eine diskursabhängige, keine allgemein natürliche, sprachhistorisch einzuschränkende und vom Bereich der Normativität streng zu trennende Kategorie, die sich als eigener strategischer Zweig seit ca. 1800 mit Ausbreitung der Statistik im “sozialen Raum” in den westlichen Kulturen durchsetzten konnte (vgl. Weinmann 2003, 45, Waldschmidt 1998) und gilt für Link als „historisch spezifische Errungenschaft“ (Link 1997). Damit ist gemeint, dass er es ablehnt, ‘normal’ mit ‘natürlich’ gleichzusetzen, da es sich eben nicht um eine „allgemein natürliche“ (ebd.) Kategorie handelt, die etwas von ‘Gott gegebenes’ bezeichnet, sondern eine Kategorie, die sich erst mit der Verbreitung der Statistik im sozialen Raum durchsetzten konnte. Auch sprachhistorisch taucht der Begriff des ‘Normalen’ erst Anfang des 19. Jahrhunderts auf (vgl. Kap. 1.1).

Wie oben bereits beschrieben, werden ‘Normativität’ und ‘Normalität’, in der Wissenschaft und in der Alltagskommunikation häufig miteinander vermischt und deckungsgleich benutzt, was Link zufolge sich aus der etymologischen Abstammung der beiden Begriffe vom selben Wort (‘norma’) erklären lässt (vgl. 1.1). Außer des selben Ursprungs haben diese Begriffe, laut Link, nichts gemeinsam und sind zu unterscheiden. Er sieht es als falsche These an, „dass ‘normal’ einfach das Adjektiv zu ‘Norm’ im Sinne von ‘Regel’ oder ‘Vorschrift’ wäre, und dass das Substantiv ‘Normalität’ dementsprechend das Gleiche bedeuten würde wie das Substantiv ‘Norm’, also ‘Regel’“ (Link 2004, 130). Wenn jemand umgangssprachlich sagt, dass er ‘ganz normal ticke’ meine er, zumindest in den meisten Fällen, nicht, dass er nach den Regeln lebe und sich immer Normkonform verhalte. Er meine, so Link, dass er sich so verhalte, wie die Meisten es tun (vgl. auch 1.2).

Normalität in diesem Sinne ist, im Gegensatz zur Normativität, deskriptiv (beschreibend) und orientiert sich an Mittelwerten und Normalverteilungen (vgl. Weinmann 2003). Deskriptive Normen beschreiben das, was im Allgemeinen geschieht (vgl. Gröschke 2002, 186). Sie beschreiben lediglich Sachverhalte und werten diese nicht (Ritter 1984, 918). Beschreibende Normen sind demnach „Normen, die eine Regelmäßigkeit im Verhalten oder in einem Handlungsablauf ausdrücken“ (Stinkes 2003). Sie bietet den Individuen erst nachträglich (ex post) und im Vergleich mit anderen „flexible Spielräume der Orientierung für verschiedene Verhaltensweisen […]“ (Weinmann 2003, 46) oder anders ausgedrückt, die als üblich erlebten und dokumentierten Verhaltensweisen oder Merkmale können für den Einzelnen zu Richtschnüren und Maßstäben werden (vgl. Waldschmidt 1998, 10). Normalität ist demnach nicht auf äußere Regeln bezogen, „sondern beinhaltet den Vergleich mit anderen auf einer eigenen [...] Orientierungs- und Kontrollebene“ (vgl. Weinmann 2003, 46; Link 1997, 343f.), womit hier die Normalverteilungskurve (vgl. 1.3.1), als „Feld des Üblichen“ (Waldschmidt 1998) gemeint ist. „Die Menschen werden nicht auf eine Norm hin ausgerichtet, sondern vor dem Hintergrund eines Maßstabes miteinander verglichen“ (Waldschmidt 2004, 100). Trotzdem ist die Normalität, auch wenn sie nicht von Regeln im normativen Sinne beeinflusst wird, nicht wertfrei. In die Beschreibung von Menschen, ihrem Verhalten und ihrer Merkmale (durch die statistische Normalverteilung), gehen „über die Kategorienbildung, die Definition der Standartabweichung und des Mittelwertes“ (vgl. Waldschmidt 1998, 11) Wertungen ein. Diese werden willkürlich gesetzt. Nach Waldschmidt (1998, 2003) geschieht das jedoch erst im Nachhinein, nach der Herstellung einer statistischen Mitte, der die objektive, „auf Zahlenmaterial beruhende Deskription“ (Waldschmidt 1998, 11) voraus geht.

Es existieren nach wie vor soziale Normen, an denen sich die Individuen orientieren, allerdings hat sich die statistische Normalität im Laufe des 20. Jahrhunderts „als eine spezielle Gabelung herausgebildet, die heute neben der Normativität ebenfalls menschliches Verhalten beeinflusst“ (Waldschmidt, 2003, 87). Durch die Tatsache, dass alle Subjekte einer Gesellschaft die Normalität ‘schaffen’, ist sie weniger statisch und weniger stabil. Wenn sich die Subjekte ändern, ändert sich dadurch die Normalität. Normalität in diesem modernen Sinne beruht demnach auf Veränderung.

1.2 Normativität, normative Normen

Aus soziologischer Sicht ist die Normativität die „Wirkmächtigkeit“ von sozialen und juristischen Normen „oder mit anderen Worten, die Problematik, dass eine gesellschaftliche Regel existiert, die durchgesetzt werden soll“ (Peuckert 1995 zit. n. Waldschmidt 2003, 87). Sie umfasst juristische Regeln, Gesetze und ethische Normen. Sie beschreibt einen Zustand, wie er sein sollte - einen Idealzustand, eine Sollvorschrift, und wirkt damit präskriptiv auf die Subjekte einer Gesellschaft.

Normative Normen sind Normen, „die einen Anspruch auf Richtigkeit formulieren, weil hier bestimmte Verhaltensvorschriften ins Spiel kommen“

(Stinkes 2003), sie geben vor, wie sich die Mitglieder einer Gesellschaft verhalten sollen.

Für Jürgen Link (2004) stellt die normative Norm im Bereich der Normativität, eine Bedeutung des Normalen dar, die einen „juristischen Beigeschmack“ hat. Für die Einhaltung dieser sozialen Normen sorgen bestimmte Kontrollmechanismen, die Strafen und Sanktionen bei Nichteinhaltung bereithalten.

„Diesen normativen Normen ist gemeinsam, dass sie bestimmten Menschen in bestimmten Situationen klare Regeln für das Verhalten geben und dass sie bei Verstößen Sanktionen androhen“ (Link 2004, 132). Die normative Norm kann, nach Waldschmidt (2003), demnach als eine “Punktnorm” beschrieben werden. Es wird von den Individuen verlangt, sich ‘auf den Punkt genau’ zu verhalten. Sie funktionieren nach dem „Ja oder Nein“-Prinzip - entweder man hat sich norm(en)konform verhalten oder nicht. Ein ‘Dazwischen’ gibt es nicht.

Die Form der normativen Normen gibt es in jeder Gesellschaftsstruktur und gab es auch in der Vergangenheit in jeder bisherigen Gesellschaft - im Unterschied zur Normalität, die sich nach Link erst 1800 mit der Statistik entwickeln konnte. Laut Link (1999) ist eine Gesellschaft weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft ohne Normativität denkbar, denn ihre gesellschaftliche Funktion ist, Stabilität und Konformität zu schaffen und damit gleichwohl Chaos und Aufruhr zu verhindern (vgl. Waldschmidt 2003).

Alles, was vom (normativ gesetzten) Sollzustand in die eine oder andere Richtung abweicht, ist von der Norm abweichend und somit nicht mehr normal.

Die Unterschiede zwischen der Normativität und der Normalität im modernen Sinne (nach Link) sollen in folgender Tabelle noch einmal verdeutlicht werden:

Abb.1: Normativität vs. Normalität nach Link (1997/1999)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: vgl. Dederich 2003, Link 1999, Waldschmidt 2004, Weinmann 2003)

1.3 Normenkonzepte

Normen erfüllen innerhalb gesellschaftlicher Ordnungen zentrale Aufgaben und stellen Instrumente gesellschaftlichen Handelns dar. Sie produzieren gleichzeitig Abweichung, denn sie bilden die Basis, vor der Abweichung sichtbar wird. Eine bestimmte Norm schreibt mir genau vor, wie ich mich in einer bestimmten Situation verhalten soll und macht eine Abweichung erst sichtbar. Gäbe es diese Norm nicht, wäre mein Verhalten ohne Bezug zu einer Norm und demnach nicht abweichend. Normal im Sinne der (normativen) Norm ist es, sich entsprechend der Norm zu verhalten. ‘Abweichung’ kann es demnach nicht ohne ‘Normalität’ (in welchem Sinne auch immer) geben.

„Wie bei allen klassischen Dichotomien braucht das eine das andere als Grundlage seiner Existenz. Das Kriterium einer Abweichung lässt sich nur bestimmen durch die Beschreibung dessen, was als Normalität, als normal gilt“ (Palmowski/Heuwinkel 2002, 24).

Im Folgenden werden die unterschiedlichen Normen definiert und ihre Funktion für die Gesellschaft erläutert sowie teilweise ihre Auswirkung auf den Personenkreis der Menschen mit (geistiger) Behinderung vorgestellt. Es werden vor allem die traditionellen Normenbegriffe hervorgehoben, die jeweils einen „Grundtypus“ (Humphreys/ Müller 1996, 57) der Norm darstellen.

Jeder dieser folgenden Begriffe nimmt Einfluss auf den Begriff der Norm bezüglich dessen, was als Norm-Begriff in den allgemeinen Sprachgebrauch sowie in die wissenschaftlichen Begriffssysteme einfließt (vgl. Humphreys/ Müller 1996).

Nach Link (2004), beziehe ich mich damit auf den ersten der drei Normbegriffe. Er teilt Normen drei Bedeutungen zu;

Erstens (und am Häufigsten) bedeutet demnach Norm so viel wie Regel oder Vorschrift und bezieht sich auf den Bereich der Normativität, der sich immer und eindeutig auf Regeln im Sinne von Ver- und Geboten, deren Bruch gesellschaftlich verpönt ist und bestraft wird.

Die zweite Bedeutung bezeichnet er als die „Schwellennorm“, die Grenzwerte aller Art beinhaltet. Hier nennt er das Beispiel der Olympianorm, die zur Aufgabe hat, eine besonders hohe Grenze zu schaffen und deshalb das Gegenteil von Normalität darstellt. An dieser Norm sieht Link noch einmal seine These bestätigt, dass Normen im Sinne der Normativität von der Normalität zu unterscheiden sind. Wäre es ‘normal’, gleich der Norm zu handeln, würde die Olympianorm keinen Sinn ergeben, denn sie setzt absichtlich die ‘Messlatte’ an der Stelle an, an welcher der Großteil der Menschen, die ‘Normalen’, keine Chance hätten, beispielsweise an den olympischen Wettkämpfen teilzunehmen.

Die dritte Bedeutung, die seit dem 20. Jahrhundert nur noch selten und missverständlich gebraucht wird, setzt Norm mit Normalität gleich (vgl. Link 2004).

In den meisten Quellen, gerade wenn es sich um Lexika oder andere Nachschlagewerke handelt, wird der Begriff der Normativität nicht eindeutig von dem der Normalität, wie es in Links Sinne angemessen wäre, abgegrenzt. Zumeist findet man unter den Stichworten „Norm, normal“ wie beispielsweise im „Enzyklopädischen Handbuch der Sonderpädagogik und ihrer Nachbargebiete“ eine Differenzierung zwischen statistischen, idealen, funktionalen Normen (vgl. Piel 1969). Wenn ich im Folgenden die Normenkonzepte wiedergebe, werde ich ebenso nicht systematisch zwischen deskriptiver Normalität und wertbezogener Normativität unterscheiden und Normalität hier eher kongruent zu dem Bereich der Normativität erläutern. Die statistische Norm bildet hier eine Ausnahme; sie möchte ich einmal als Norm - der Normativität untergeordnet - vorstellen, aber auch aus der Richtung der modernen Form von Normalität, da sie für diese, im Sinne Links, die entscheidende Rolle spielt, diese sogar in gewisser Weise darstellt (Normalität = statistische Norm).

Allerdings wird der Unterschied (zwischen Normativität und Normalität) nur zur Vorstellung der Normenkonzepte außen vor gelassen, im Laufe meiner Arbeit räume ich der Normalität im deskriptiven Sinne, besonders, wenn es um normalistische Entwicklungen in der (Geistig-) Behindertenpädagogik geht, verstärkt Bedeutung ein. In meiner Arbeit soll dadurch diejenige Sichtweise auf Normalität (und Abweichung), die Normalität eher in Richtung des Normativen denkt, auch zum Tragen kommen (vgl. 0.1).

Es lassen sich in der Literatur verschiedene Arten von Normen finden: statistische Normen, funktionale Normen, ideale Normen, ästhetische Normen, ethische Normen. Ebenso gibt es verschiedene Funktionsbereiche von Normen: Biologische Normen, Baunormen, Technische Normen (DIN), Logische Normen, Juristische Normen und Soziale Normen.(s.o.) Im Folgenden werde ich einige Arten und Funktionsbereiche näher beschreiben, mich dabei auf diejenigen beschränken, die auf irgendeine Weise Auswirkungen auf den Personenkreis von Menschen mit Behinderung haben.

1.3.1 Statistische Norm

Die statistische Norm bezeichnet „den durchschnittlichen Wert eines Merkmals in einer Population (deskriptiv-statistischer Normenbegriff), etwa bei der Normierung von Testverfahren“ (Lamnek 2000, 470). Die mathematisch beschriebenen Messwerte ergeben zumeist eine ‘Normalverteilung’, auch ‘Gaußsche Verteilung’ oder ‘Gaußsche Glocke’ genannt, in der sich die Messwerte in der Mitte häufen und zu den Rändern immer weiter abflachen. Im Normalfall treten mittlere Werte am häufigsten und extreme Messwerte am seltensten auf (vgl. Gymnich 1999, 81).

„Die Struktur einer solchen Verteilungskurve ist grob dreigeteilt wie die Verteilung eines Massenmarathons am Ziel: Die übergroße Mehrheit der Individuen befindet sich im breiten Mittelfeld – das ist der ‘normale Bereich’ - oder das ‘normale Spektrum’, englisch ‘normal range’. Dieser Normalbereich ist groß und umfasst die übergroße Mehrheit. Je näher beim Durchschnitt, je normaler, umso mehr Individuen befinden sich dort. An den beiden Extremen der Verteilung, […], befinden sich immer weniger Individuen, […] Riesen und Zwerge bei der Körpergröße, Genies und [...] ‘geistig Behinderte’ beim IQ“ (Link 2004, 134, vgl.2.1.5).

Das ‘arithmetische Mittel’, das den Durchschnitt der Variablenwerte bezeichnet oder ‘der Modus’, der den häufigsten (dichtesten) Wert, die am häufigsten vorkommende Merkmalsausprägung bei klassierten Merkmalen angibt, werden häufig mit Normalität gleichgesetzt. Darüber hinaus wird auch ein ‘Normalbereich’ durch ein zusätzliches Parameter, das willkürlich gesetzt wird, die ‘Standartabweichung’, der ‘Normalbereich’ festgelegt und damit auch, wie viel Abweichung vom ‘arithmetischen Mittel’ noch normal ist (vgl. Humphreys/Müller 1996).

Normal ist demnach, was in einer Gruppe/Gemeinschaft am häufigsten vorkommt. Aus Sicht dieser statistischen Norm kann es auch normal sein, Drogen zu sich zu nehmen, wenn es nur genug Leute gibt, die diesem Verhalten nachgehen. Wenn 60% einer Gesellschaft beispielsweise Kokain nehmen würden, wäre es demnach normal, dies zu tun. Eigentlich ‘pathologische’ Phänomene (Kriminalität, Suizid, Drogenkonsum) können somit ‘normal’ sein, wenn sie sich als statistisch häufig erweisen (Gröschke 2002, 471).

Eine weitere Kritik am statistischen Normenmodell besteht darin, dass qualitative Differenzen nicht erfasst beziehungsweise neutralisiert, standardisiert und ins ‘Normaldispositiv’ eingeschmolzen werden. Es ist blind für Besonderheiten, welche stets nur Variationen des Allgemeinen und eine Ausnahme von der Regel darstellen (ebd., 193).

Die statistische Norm wird, im Sinne Links (1999), zu den deskriptiven Normen gezählt, da sie die Merkmale einer Gesellschaft in erster Linie lediglich abbildet. Doch mit Hilfe des Parameters der ‘Standardabweichung’ und mit ihr dem des ‘Normalbereichs’, welche beide willkürlich gesetzt sind (vgl. Waldschmidt 2003), werden die Grenzen gezogen, außerhalb derer eine Gesellschaft etwas als ‘normabweichend’ ansieht. Jeder kennt Parameter wie beispielsweise die ‘Normalgröße’ oder das ‘Normalgewicht’, die sich an der Mehrheit einer Gesellschaft orientieren und diejenigen ausgrenzt, die kleiner oder größer sind als ‘normal’.

[...]


[1] Dichotomisierung; Zweiteilung (Fremdwörterduden 1992, 108)

[2] kongruent: übereinstimmend, deckungsgleich (Duden, Fremdwörterbuch 1992, 244)

[3] Zur Begriffsklärung siehe Kapitel 1.2

Final del extracto de 72 páginas

Detalles

Título
Sind Menschen mit geistiger Behinderung "normal"? - Reflexionen zur Normalismusdiskussion
Universidad
University of Cologne  (Heilpädagogische Fakultät )
Calificación
2,7
Autor
Año
2006
Páginas
72
No. de catálogo
V52889
ISBN (Ebook)
9783638484763
ISBN (Libro)
9783656790556
Tamaño de fichero
813 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Sind, Menschen, Behinderung, Reflexionen, Normalismusdiskussion
Citar trabajo
Christina Bohlen (Autor), 2006, Sind Menschen mit geistiger Behinderung "normal"? - Reflexionen zur Normalismusdiskussion, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52889

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