Anicius Manlius Torquatus Severinus Boethius (ca. 480 - 525 n. Chr.) verlor aus nicht geklärten Gründen die Gunst des Ostgotenkönigs Theoderich und wurde wegen Hochverrats verurteilt und hingerichtet. Während der Zeit seiner Inhaftierung verfasste er die „consolatio philosophiae“. Anlass dafür war, dass er sich ungerecht behandelt fühlte. In seinem Werk, das einen fiktiven Dialog mit der Philosophie darstellt, beklagt er zunächst den Verlust seines früheren Glücks, um schließlich mithilfe der Klärung philosophischer Fragen Trost in seiner unglücklichen Lage zu finden.
Er lässt sich im Folgenden von der Philosophie über die Beschaffenheit des wahren Glücks (Buch II und III) aufklären, das darin bestehe, dass es im vollkommenen Guten, das bedeutet letztendlich in Gott, zu finden sei. Die Frage, die sich daraus entwickelt, nämlich warum Gott - das vollkommene Gute - das Schlechte zulässt und warum gerade die Guten unter dem Schlechten leiden müssen - wie er selbst -, wird im Buch IV erörtert (Theodizee). Nachdem die Philosophie festgestellt hat, dass diese Ungerechtigkeit nur eine scheinbare ist, und Boethius nach „weiterer Belehrung über die Ursachen des scheinbaren Unglücks der Guten“ verlangt, erfährt er, „dass das gestellte Problem eine ganze Reihe der schwierigsten Dinge in sich schließe. Fünf Punkte werden ausdrücklich aufgeführt: erstens dieVorsehung,zweitens dieVerkettung des Schicksals,drittens derZufall,viertens dasVorauswissen Gottesund fünftens dieFreiheit der menschlichen Entscheidung.“(S. 357). Während die ersten zwei dieser Probleme -VorsehungundSchicksal- im Buch IV geklärt werden, werden die weiteren drei Probleme im Buch V behandelt,Kontingenz,die Zufälligkeit in Hinsicht auf eine übergeordnete schicksalhafte Notwendigkeit,Vorauswissen Gottesund dieFreiheit der menschlichen Entscheidung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil: Buch VI, Kap. 1-3
- 1. Kapitel
- Prosa
- Lyrik
- 2. Kapitel
- Prosa
- Lyrik
- 3. Kapitel
- Prosa
- Lyrik
- Schlussgedanke
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Werk befasst sich mit der „Consolatio Philosophiae“ des Boethius, verfasst während seiner Inhaftierung unter dem Verdacht des Hochverrats. Das Buch beleuchtet die Frage nach dem wahren Glück und dessen Zusammenhang mit dem göttlichen Plan. Es untersucht insbesondere, wie Gott das scheinbare Übel in der Welt zulassen kann, und befasst sich mit der Problematik von Vorsehung, Schicksal, Zufall, Vorauswissen Gottes und menschlicher Freiheit.
- Die Beschaffenheit des wahren Glücks und seine Verbindung mit dem Göttlichen
- Die Problematik des scheinbaren Übels und die Theodizee
- Die Rolle der Vorsehung und des Schicksals in der menschlichen Existenz
- Die Frage nach der menschlichen Freiheit im Kontext von Gottes Vorauswissen
- Die Definition des Zufalls und seine Bedeutung für die menschliche Entscheidungsfreiheit
Zusammenfassung der Kapitel
1. Kapitel
Das erste Kapitel des Buches V widmet sich der Frage nach dem Zufall. Boethius hinterfragt, ob es ein Ereignis ohne jegliche Ursache gibt, und die Philosophie argumentiert, dass ein vollkommener Zufall nicht existiert. Sie bezieht sich dabei auf die Erkenntnis der Vorsokratiker, dass nichts aus nichts entstehen kann. Der scheinbare Zufall wird als Zusammentreffen unabhängiger Ursachenreihen erklärt, wobei die Philosophie sich auf Aristoteles und seine Untersuchung des Zufalls in der Physik beruft. Am Beispiel eines Mannes, der beim Umpflügen seines Ackers einen vergrabenen Geldschatz findet, wird gezeigt, dass der Zufall das unerwartete Ergebnis eines Zusammentreffens von Ursachen in dem ist, was zu irgendeinem Zweck unternommen wurde.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieses Werkes sind Boethius, Consolatio Philosophiae, Vorsehung, Schicksal, Zufall, Vorauswissen Gottes, menschliche Freiheit, das wahre Glück, Theodizee. Das Werk befasst sich mit philosophischen Fragestellungen, die bis heute aktuell sind und den Menschen in seiner Beziehung zu Gott und der Welt beschäftigen.
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- Beate Leiter (Author), 2006, Boethius - De consolatione philosophiae: Vorauswissen und Kontingenz - Das Problem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52893