Versuch dieses Kommentars soll sein, zwei Theorien von Habermas in Bezug zu setzen. Zum einen die des kommunikativen Handelns und zum anderen die einer postnationalen Konstellation und der Zukunft der Demokratie. Funktioniert das System einer deliberativen Politik eines Nationalstaates auch über die Grenzen eines staatlichen Territoriums hinaus, und wie legitimiert sich eine solche internationale Politik? Wie und bei welchen Staaten lassen sich eventuelle Ansätze für eine Verständigung und einen normativen Konsens finden? Aus dem Essay über die postnationale Konstellation soll hierbei das nationalstaatliche Öffnungs- und Schließungsprinzip untersucht werden und im Anschluß die Frage gestellt werden, ob sich die Normfindung für eine postnationale Konstellation an der Theorie des kommunikativen Handelns anlehnen läßt und ob es möglich ist über eine adäquat vollzogene Demokratie - oder auch andere Herrschaftsformen – die Individuen und ihre Regierung zur Öffnung für überstaatliche Institutionen und Regelungsgremien zu gewinnen.
Die Probleme des Nationalstaates mit der fortschreitenden Globalisierung, im wichtigsten Punkt die der Ökonomie, sind spiralförmig.
a) Speziell in der Bundesrepublik wird die fiskalische Grundlage der Sozialpolitik immer schmaler.
b) Dem Nationalstaat fehlt die Fähigkeit zur wirtschaftlichen Makrosteuerung.
Folge: Der Staat hat Probleme sich zu legitimieren. Sein Handlungsspielraum wird zunehmend eingeschränkt und dies verunsichert folglich die kollektive Identität und läßt die Integrationskraft im Nationalstaat sinken.
Politische Maßnahmen, dem zu begegnen, bestehen in diesem Fall aus einer a), gezielten Schließung und einer b), bewußten Öffnung der Grenzen.
zu a) defensive Rhetorik: Die Schließung der Schleusen beruht auf dem politischen Willen den Staat zu schützen, in erster Linie vor von außen eingebrachten Waffen, Drogen, Kapital, Immigranten und Flüchtlingen.
zu b) offensive Rhetorik: Die liberale Variante der Öffnung muß politisch bzw. weltpolitisch geregelt werden, denn nur eine transnationale Politik kann den global vorhandenen Netzwerken begegnen. Darüber hinaus muß sich eine solche Handhabung der Politik legitimieren können und dies kann sie nicht allein über ein Kriterium wie das der Ökonomie.
„Die Dynamik des Öffnungs- und Schließungsprozesses erweitert die Horizonte der Lebenswelt, die Maschen der sozialen Integration, die Spielräume differentieller Lebensentwürfe und die individuellen Lebensentwürfe.“
Inhaltsverzeichnis
- Die postnationale Konstellation
- Die Herausforderungen des Nationalstaates im Zeitalter der Globalisierung
- Funktionale und Soziale Integration
- Die Bedeutung von Öffnung und Schließung
- Die Rolle des Individuums in der Theorie des kommunikativen Handelns
- Die Übertragung der Theorie des kommunikativen Handelns auf die internationale Ebene
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Kommentar setzt sich zum Ziel, zwei Theorien von Jürgen Habermas in Beziehung zu setzen: die des kommunikativen Handelns und die einer postnationalen Konstellation und der Zukunft der Demokratie. Er untersucht, wie die Prinzipien der deliberativen Politik eines Nationalstaates über die Grenzen eines staatlichen Territoriums hinaus funktionieren können und wie sich eine solche internationale Politik legitimieren lässt.
- Die Herausforderungen des Nationalstaates durch die Globalisierung
- Das Konzept der postnationalen Konstellation und die Zukunft der Demokratie
- Die Theorie des kommunikativen Handelns und ihre Anwendung auf die internationale Politik
- Die Rolle von Öffnung und Schließung im Prozess der globalen Integration
- Die Bedeutung von Normenfindung und Konsensbildung in einer postnationalen Welt
Zusammenfassung der Kapitel
- Die postnationale Konstellation: Habermas analysiert die Herausforderungen des Nationalstaates im Zeitalter der Globalisierung. Er beleuchtet die zunehmende Entgrenzung der Nationalstaaten und die daraus resultierenden Probleme für die nationale Identität und die Legitimation politischer Entscheidungen.
- Öffnung und Schließung: Habermas stellt das Konzept von Öffnung und Schließung als zentrale Prinzipien für die Integration in einer globalisierten Welt vor. Er betont die Bedeutung der Balance zwischen den beiden Polen und deren Auswirkungen auf die funktionale und soziale Integration.
- Die Theorie des kommunikativen Handelns: Habermas’ Theorie des kommunikativen Handelns wird vorgestellt und ihre Anwendung auf die internationale Politik diskutiert. Die Bedeutung des „zwanglosen Zwangs des besseren Arguments“ im Diskurs zwischen Individuen und Staaten wird hervorgehoben.
- Die Anwendung der Theorie auf die europäische Integration: Das Beispiel der Europäischen Union wird verwendet, um die Anwendung der Theorie des kommunikativen Handelns auf die internationale Ebene zu veranschaulichen. Die Bedeutung von gemeinsamen Werten und der Konsensfindung für eine erfolgreiche Integration wird betont.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen dieses Kommentars sind: Postnationale Konstellation, Globalisierung, Nationalstaat, kommunikatives Handeln, Deliberative Demokratie, Öffnung und Schließung, soziale und funktionale Integration, Normenfindung, Konsensbildung, transnationale Politik.
- Citation du texte
- Benjamin Pauwels (Auteur), 1999, Kommentar zu Jürgen Habermas "Die postnationale Konstellation", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53031