Die Polenpolitik Heinrichs II


Essay, 2005

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Vor Allem außenpolitisch stellt der Übergang von Otto III. zu Heinrich II. einen Wendepunkt dar. Denn nicht zuletzt die Politik im Osten sorgte in der Nachfolge Ottos für Kontroversen. Während der jugendliche Kaiser Otto mit den Polen eine Politik der Freundschaft führte, war Heinrichs Regierungszeit im Wesentlichen durch kriegerische Auseinandersetzungen im Osten geprägt.

In der vorliegenden Arbeit sollen die Grundzüge der Polenpolitik Heinrichs dargestellt werden, wobei der erste Teil einen kurzen Abriss zur Ausbreitung der Slawen und der damit untrennbar verbundenen Entstehung des Staates Polen darstellt. Die Etablierung der Piastenherrschaft auf polnischer Seite und die freundschaftlichen Beziehungen zu Otto III. sollen einerseits den weiteren Verlauf der Arbeit bilden, andererseits aber auch eine Art Vergleichsbasis bezüglich der Polenpolitik Heinrichs II.

Abschließend wird versucht zu klären, worin die Ursachen des Wandels in den Beziehungen zu Polen zu suchen sind.

Um Christi Geburt lebten die Völker slawischer Sprache in Osteuropa, vor Allem im Stromgebiet des mittleren und oberen Dnjepr.1 In den folgenden Jahrhunderten aber drangen sie bis an die Elbe, bis in die Alpen und bis an die Adria vor und besiedelten dabei viele Gebiete, die in der Völkerwanderungszeit von germanischen Stämmen verlassen worden waren. Die gewaltige räumliche Ausdehnung der Slawen in der Zeit nach der Völkerwanderung führte zu ihrer Aufgliederung in Ost,- Süd- und Westslawen. Die nördliche Gruppe der Westslawen bestand im frühen Mittelalter aus den Elb- und Ostseeslawen sowie aus den Stämmen, die dann seit dem 10. Jahrhundert zum polnischen Volk zusammenwuchsen.

Der wichtigste dieser Stämme war der der Polanen, dem Polen auch seinen Namen verdankt. Er saß im Bereich der Warthe, in der Landschaft, die seit dem Mittelalter „Großpolen“ heißt. Östlich von den Polanen, an der mittleren Weichsel, waren die Masowier ansässig, weiter südlich, am Oberlauf des Stromes, die Wislanen. In Niederschlesien lebten hauptsächlich die Slenzanen, in Oberschlesien die Opolanen und Golensizen. Nördliche Nachbarn der Polanen – zwischen unterer Weichsel und Oder – waren die Pomoranen, ein ostseeslawischer Stamm.

Durch das Gebiet der Pomeranen und Polanen führten seit etwa 900 Handelswege, die Skandinavien mit dem Schwarzen Meer und weiterhin mit dem Orient verbanden. Manche Mittelpunkte des Fernhandels in den slawischen Ländern wurden zu Keimzellen von Herrschaftsbildungen. Das galt vor Allem für die Orte Posen und Kruschwitz, denn von

1 Meyer, Enno, Grundzüge der Geschichte Polens, 3. erweiterte Auflage, Darmstadt 1990, S. 1.

hier nahm die Herrschaft der Piasten ihren Ausgang. Der erste piastische Fürst, Mieszko, verfügte über bedeutenden Reichtum und eine stattliche bewaffnete Gefolgschaft.2 In den rund dreißig Jahren seiner Herrschaft konnte sich Mieszko nicht nur eine angesehene Stellung in der christlichen Welt verschaffen, sondern auch seinen Machtbereich festigen und zeitweilig durch Unterwerfung der Pomoranen erweitern. Durch Annahme des Christentums sowie durch Bindung an Kaiser und Papst fügte Mieszko sein Land und damit das spätere polnische Volk in die vom römischen Christentum bestimmte Welt ein. Er sah seinen gesamten Herrschaftsbereich als Patrimonium, d.h. als gemeinsamen erblichen Besitz seines Hauses, das der Piasten, an. Nach seinem Tode (992) wurden dessen Mitglieder Erben seines Besitzes, doch setzte sich bald sein Sohn Boleslaw I. (992-1025) als Alleinherrscher durch. Er unterstützte auch 996 den Bischof Adalbert von Prag, der ihn um Hilfe bei der Bekehrung der heidnischen Prußen gebeten hatte. Als Adalbert bei den Prußen das Martyrium erlitten hatte, kaufte Boleslaw (Chrobry = der Tapfere) ihnen dessen Leichnam ab und ließ ihn in Gnesen bestatten, wo sich der Überlieferung zufolge, auch bald Wunder ereignen sollten. Nach der Heiligsprechung Adalberts wurde Gnesen zum kirchlichen Zentrum Polens und sakraler Mittelpunkt des Piastenlandes.

Otto III., inzwischen deutscher Kaiser, wollte, auch wegen seiner geistigen Nähe zu Adalbert, Boleslaw als Mitstreiter bezüglich der renovatio imperii, der geistigen Erneuerung des Römischen Reiches gewinnen und

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Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Polenpolitik Heinrichs II
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Historisches Institut)
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
13
Katalognummer
V53041
ISBN (eBook)
9783638485951
ISBN (Buch)
9783638751728
Dateigröße
458 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Polenpolitik, Heinrichs
Arbeit zitieren
Christian Gräber (Autor:in), 2005, Die Polenpolitik Heinrichs II, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53041

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