In Schillers bürgerlichem Trauerspiel Kabale und Liebe sind die Ausübung und der Erhalt von Macht ein zentrales Thema. Mitglieder von zwei in gesellschaftlicher und in moralischer Hinsicht voneinander getrennten Bevölkerungsgruppen geraten durch die unstandesgemäße Liebe eines adeligen Sohnes zu einem bürgerlichen Mädchen in einen schweren Konflikt.
Der Vater des Majors fürchtet den Machtverlust, der eintreten würde, sollte sein Sohn die Heirat mit einer fürstlichen Mätresse verweigern. Der Vater des Mädchens dagegen fürchtet um seine Ehre, die in seinen Kreisen hohen Stellenwert genießt. Die Absichten der Väter stehen also in Widerspruch zu den Wünschen der Kinder. Diese wiederum rechtfertigen ihr Verhalten mit Bezug auf eine höhere Autorität, einen „Gottvater“. Auch hier herrscht keine Einigkeit, denn die Konzepte eines Gottvaters unterscheiden sich und sind unvereinbar.
Macht ist immer eine Frage der Legitimation. Der Anspruch auf Macht kann sich auf eigene Stärke begründen oder auf eine höhere Autorität. Die Macht des Vaters als Familienoberhaupt ist in der im Stück vorgestellten Gesellschaft unbestritten, sowohl im Adel als auch im Bürgertum. Das Patriarchat geht hier noch auf biblische Grundlagen zurück. Aufklärerische Gedanken keimten in Deutschland gerade erst auf, und die durch die Ideale von Freiheit und Gleichheit in Gefahr geratene Legitimation des Patriarchats wurde später durch eine polaristische Geschlechterphilosophie gerettet.
Diese Arbeit wird untersuchen, welche konkrete Macht die „Väter“ in dem Stück ausüben bzw. zu erhalten versuchen. Dazu wird nach der Legitimation dieser Macht gefragt und schließlich nach dem Einfluss, den die unterschiedlichen Bilder von einem Gottvater auf die Personen und die Handlung nehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der „Landesvater“
- Die Familienväter
- Präsident von Walter
- Miller
- Der „Gottvater“
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ausübung und den Erhalt von Macht im bürgerlichen Trauerspiel Kabale und Liebe von Friedrich Schiller. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der "Väter"-Figuren und ihren Machtstrukturen innerhalb der Gesellschaft und der Familien.
- Die unterschiedlichen Formen von Macht, die von den "Vätern" ausgeübt werden (weltliche Macht, Macht über die Familie, religiöse Macht)
- Die Legitimation der Macht der Väter im Stück und die Rolle des Patriarchats
- Der Einfluss der unterschiedlichen Konzepte des „Gottvaters“ auf die Figuren und die Handlung
- Die Konflikte zwischen den Wünschen der Väter und den Wünschen der Kinder
- Die Bedeutung der Ehre und des Ansehens innerhalb der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das zentrale Thema des Stücks, die Macht und ihre Ausübung, vor. Sie führt die beiden Hauptkonfliktlinien ein: den Konflikt zwischen dem Adel und dem Bürgertum und den Konflikt zwischen den Wünschen der Väter und den Wünschen der Kinder.
Der zweite Abschnitt behandelt den „Landesvater“, den Herzog, dessen Machtfülle und Handlungsweise beschrieben werden. Die Autorität des Herzogs wird als gottähnlich dargestellt, allerdings mit menschlichen Bedürfnissen und einer fehlenden Furcht vor göttlicher Gerechtigkeit.
Der dritte Abschnitt konzentriert sich auf die Familienväter, beginnend mit dem Präsidenten von Walter. Seine Machtfülle im gesellschaftlichen und familiären Kontext wird untersucht, seine Motivation durch Machterhalt und -ausbau wird analysiert.
Im vierten Abschnitt wird der „Gottvater“ als ein weiteres Konzept von Macht und Legitimation untersucht, wobei die unterschiedlichen Interpretationen des „Gottvaters“ und ihre Auswirkungen auf die Figuren und die Handlung beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Macht, Vater, Familie, Adel, Bürgertum, Konflikt, Legitimation, Ehre, Gottvater, Patriarchat, Kabale und Liebe, Friedrich Schiller, Gesellschaft, Handlung, Figuren.
- Quote paper
- Magister Artium René Filippek (Author), 2004, Familienvater - Landesvater - Gottvater. Die Macht der Väter in Schillers 'Kabale und Liebe', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53426