Lernen an Stationen - Eine Möglichkeit kindgerechten Lernens


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2001

17 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhalt

1. Vorwort

2. Grundidee

3. Ursprung und Entwicklung

4. Reformpädagogische Gedanken

5. Allgemeine Ziele

6. Einsatzmöglichkeiten

7. Chancen, Möglichkeiten und Risiken

8. Arbeitsmaterial

9. Organisation und Durchführung

10. Eigenverantwortliches, leistungsorientiertes und persönlichkeitsförderndes Lernen

11. „Symmetrische Figuren“ (Ein Praxisbeispiel)
11.1 Lernziele
11.2 Die Stationen
11.3 Ablauf

12. Nachwort

13. Literatur

14. Anhang

1. Vorwort

Kinder denken und handeln unterschiedlich und nutzen die ihnen eigenen Strukturen, um zu lernen und zu arbeiten. Da in der Grundschule alle Kinder in ihrer gesamten Persönlichkeit gefördert und gefordert werden sollen, hat sich die Grundschule wie keine andere Schulform der Herausforderung gestellt, der Individualität der Kinder durch differenzierten Unterricht gerecht zu werden.[1] Doch wie soll dieser aussehen?

Auf Grund von stetig wachsenden Klassengrößen sowie unterschiedlichen intellektuellen Voraussetzungen und Neigungen der Kinder ist es notwendig, Unterrichtsformen zu praktizieren, bei denen nicht mehr immer alle 30 Kinder auf die gleiche Person oder die gleiche Sache ausgerichtet sind, sondern auch öfters auf einen Partner oder eine Sache, einen Lerngegenstand.

Eine Möglichkeit, um u.a. diesem Anspruch gerecht zu werden, ist die Unterrichtsform „Lernen an Stationen“ (Stationenunterricht, Stationsarbeit, Lernzirkel...). Sie gilt im Unterschied zu Projektunterricht, Gruppenunterricht und Unterrichtsgespräch als „eine neue Form offenen Unterrichts, die ihre charakteristische Ausprägung erst in jüngster Zeit erfahren hat“.[2]

In meiner Seminararbeit möchte ich sie etwas näher beschreiben.

2. Grundidee

Die Grundidee von „Lernen an Stationen“ ist, dass den Kindern zu einer übergeordneten Thematik Arbeitsstationen zur individuellen Bearbeitung angeboten werden, welche sie selbstständig, in beliebiger Abfolge und meist auch in frei gewählter Sozialform entsprechend ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten bearbeiten.[3] Diese Arbeitsstationen stehen oder liegen im Klassenzimmer (oder eventuell auch außerhalb) als Arbeitsanweisungen, Versuchsbeschreibungen, Spielangebote, Hinweise auf Buchseiten oder Aufgaben im Buch usw. aus. In einem von der Lehrperson zur Verfügung gestellten zeitlichen und organisatorischen Rahmen wählen die Kinder die für sie passenden Angebote zur Bearbeitung aus.

Im Gegensatz zum lehrerzentrierten Unterricht erfolgt die Ausrichtung der Arbeitsangebote nicht am Durchschnittsschüler, sondern beachtet stärker die vorhandene Bandbreite der Fähigkeiten und Möglichkeiten der Kinder.

Mit Hilfe dieser Arbeitsform soll den Kindern ein optimales Lernen ermöglicht werden, indem die Aktivität beim Lernen auch von ihnen, von den Lernenden, ausgeht.

„Lernen an Stationen“ ist eine vermittelnde Position zwischen offenem und geschlossenem Unterricht .

3. Ursprung und Entwicklung

Im Rahmen der Bestrebungen, den Unterricht zu öffnen und damit die Lernprozesse zu individualisieren, hat „Lernen an Stationen“ in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen.

Doch schon bei den Reformpädagogen zu Beginn unseres Jahrhunderts finden sich Vorformen dieser Unterrichtform.

Célestin Freinet richtete in seinem Klassenzimmer anstelle der frontalen Sitzordnung Arbeitsateliers ein, also ortsfeste Stationen mit Materialen und Arbeitsanleitungen, die von den Kindern zur selbstständigen, freien Arbeit zu verschiedenen Zeiten aufgesucht werden konnten.

Es gab jedoch im Unterschied zu den derzeit praktizierten thematischen Zirkeln keine durchgängige Bindung an ein gemeinsames Unterrichtsthema oder Lernziel, wobei es jedoch auch vorkam, dass an einigen Ateliers das selbe Thema auf unterschiedliche Weise bearbeitet wurde.

1920 führte Helen Parkhurst ihren „Dalton Plan“ ein. Damit wollte sie eine Differenzierung erzielen, die ihr die Arbeit mit altersgemischten Kindern erleichtern sollte. Zu Beginn richtete sie für die individuelle Beschäftigung einzelner Schüler Plätze im Klassenzimmer ein, genannt Gegenstandswinkel. Dann wurden Facharbeitsräume mit Arbeitsmaterial ausgestattet. Mit deren Hilfe konnten die Schüler weitgehend selbstgesteuert ihren Arbeiten und Aufgaben nachgehen.

Etwa 30 Jahre später, 1952, wurde von Morgan und Adamson in England ein Trainingssystem für Leistungssportler entwickelt. Beim „circuit training“ (Zirkeltraining) werden dem Sportler unterschiedliche Übungsstationen zur Verfügung gestellt, die er der Reihe nach oder in freier Auswahl durchläuft. Eine Übertragung dieser Lernform auf Unterrichtsinhalte wurde zunächst in Aidlingen/Baden Württemberg aufgegriffen. Seit Anfang der 80er wird es auch an vielen anderen Schulen praktiziert und stetig weiterentwickelt.

4. Reformpädagogische Gedanken

In die Stationsarbeit sind reformpädagogische Gedanken eingegangen:

Das Kind wird nicht als unselbständiger, unfertiger, kleiner Erwachsener gesehen, sondern als besonders wertvolle Stufe des Menschseins, die von Aktivität und Kreativität geprägt ist. Diese Eigenschaften sollen in der Schule gefördert werden. Die Lehrperson soll für das Kind eine Lernumgebung und ein Materialangebot bereitstellen, so dass diesem die Initiative und gewissermaßen auch die Verantwortung für sein Lernen überlassen wird.

Es wird die Fähigkeit und die Bereitschaft zur Mitgestaltung der Verhältnisse in einer freien, demokratischen Gesellschaft angestrebt.

Die Aspekte, nach denen das Arbeitsmaterial einer Stationsarbeit erstellt und ausgewählt wird (à siehe 8. Arbeitsmaterial), „fußen allesamt auf den Forderungen, die Maria Montessori an ihre Lehrmittel stellte“[4]. Montessori umschrieb die Materialeigenschaften mit den Bezeichnungen: Aktivität, Fehlerkontrolle, Begrenzung und Ästhetik.[5]

5. Allgemeine Ziele

[6] Den Kindern wird bei einer Stationsarbeit viel Freiheit gelassen. Gabriele Faust-Siehl sagt: „Lernen an Stationen ist eine aktuelle Form des Grundschulunterrichts, die den Kindern bei thematischer Festlegung Wahlfreiräume in Bezug auf die Aufgaben und ihre Reihenfolge, die Sozialformen und vor allem hinsichtlich der Lernzeit eröffnet.“[7]

Hieraus ergeben sich folgende wesentliche Zielsetzungen:

Wahlfreiheit in Bezug auf das Arbeitsangebot:

Stationsarbeit bietet Freiheit und kennt dennoch Grenzen. Die Lernangebote sind vom Lehrer vorgegeben und um ein Thema zentriert. Der Schüler hat jedoch die Möglichkeit, individuell eine Auswahl der zu bearbeitenden Stationen zu treffen. Beim Stationenunterricht „hangeln Schüler nicht mehr in einer Horde von Teilaspekt zu Teilaspekt eines Unterrichtsthemas, wobei dem einen oder anderen immer die Gefahr droht, in der Unüberschaubarkeit der Masse Halt zu verlieren. Mit Rücksicht auf die individuellen vitalen Kräfte und Begabungen steht eine Vielfalt an Arbeitsangeboten [...] während der gesamten Arbeitsphase dem Zugriff des Kindes zur Verfügung.“[8]

Wahlfreiheit der Sozialform:

Stationsarbeit sollte geprägt sein durch Aufgabentypen, die unterschiedliche Sozialformen zulassen oder gar bedingen. Dabei sollten sich Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit abwechseln. Dadurch werden die Kinder nicht nur zum eigenständigen Auseinandersetzen mit einem Sachverhalt sondern auch zum sozialen Miteinander erzogen. Zu einem Lerninhalt können entweder Angebote für unterschiedliche Sozialformen bereitgestellt werden, oder die Kinder legen dies selbst bei der Bearbeitung der einzelnen Stationen fest.

Wahlfreiheit hinsichtlich der Lernzeit:

Jeder Schüler kann selbst entscheiden, wie lange sein Aufenthalt an den einzelnen Stationen dauert.

Unsere moderne Lebenswelt ist geprägt von Terminen, Hast, Stress... Eine wichtige Aufgabe der Schule ist es, den Kindern einen Abstand zu diesem Wettlauf mit der Zeit und damit ein intensives Lernen zu ermöglichen, denn:

„Wenn es nicht gelingt, die Schule von der Hast zur Muße zurückzuführen, von der lärmenden Betriebsamkeit zur stillen, verantwortungsvollen Arbeit, von dem Streben nach Sensation zu der Beschäftigung mit dem Alltäglichen, das unser Leben bestimmt, von der stofflichen Qualitätslüsternheit zu einer in Muße gewonnenen Qualität, gehen wir am Erziehungsauftrag für die uns anvertrauten Kinder vorbei, verliert die Schule ihren wichtigen Sinn in der Gesellschaft.“[9]

[...]


[1] Vgl. Cornelsen, Was? Wie? Warum?, S.3

[2] Hegele, Stationenarbeit, S.7

[3] Baumbusch, Herbst, S.1

[4] Krebs/Faust-Siehl, Lernzirkel, S.30

[5] vgl. Krebs/Faust-Siehl, Lernzirkel, S.30

[6] nach: Krebs/Faust-Siehl, Lernzirkel, S.21f

[7] Faust-Siehl, Lernen an Stationen, S.26; in: Krebs/Faust-Siehl, Lernzirkel, S.21

[8] Krebs/Faust-Siehl, Lernzirkel, S.21

[9] Potthoff; in: Krebs/Faust-Siehl, Lernzirkel, S.22

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Lernen an Stationen - Eine Möglichkeit kindgerechten Lernens
Université
University of Education Ludwigsburg
Cours
Einführung in Ansätze eigenverantwortlichen, leistungsorientierten und persönlichkeitsfördernden Lernens
Note
1,0
Auteur
Année
2001
Pages
17
N° de catalogue
V53503
ISBN (ebook)
9783638489416
ISBN (Livre)
9783656770909
Taille d'un fichier
495 KB
Langue
allemand
Annotations
Im Theorieteil wird die Lehr-/Lernmethode "Lernen an Stationen" beschrieben (Grundidee, Ursprung und Entwicklung, Bezüge zu reformpädagogischen Gedanken, allgemeine Ziele, Einsatzmöglichkeiten, Chancen, Möglichkeiten und Risiken, Organisation und Durchführung). Daran schließt sich ein Praxisbeispiel (Symmetrische Figuren) an.
Mots clés
Lernen, Stationen, Eine, Möglichkeit, Lernens, Einführung, Ansätze, Lernens
Citation du texte
Sabine Föll (Auteur), 2001, Lernen an Stationen - Eine Möglichkeit kindgerechten Lernens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53503

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Titre: Lernen an Stationen - Eine Möglichkeit kindgerechten Lernens



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