Alfred Andersch: Sansibar oder der letzte Grund - Die Darstellung der Isolation


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2005

14 Pages, Note: 2


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die einzelnen Figuren in ihrer Isolation
2.1 Der Junge
2. 2 Knudsen
2.3 Helander
2.4 Gregor
2.5 Judith

3. Die Darstellung der Isolation
3.1 Kommunikation
3.1.1 Fehlende Kommunikation
3.1.2 Fehlende Interpunktion
3.1.3 Verhüllte Dialoge
3.2 Handlung
3.3 Erzählperspektive
3.3.1 Erzählsituationen
3.3.2 Präsentation von Gedankenrede

4. Zusammenfassung

1. Einleitung

‘Sansibar oder der letzte Grund’ von Alfred Andersch spielt im Jahre 1937 in der kleinen Hafenstadt Rerik an der Ostseeküste. Die Geschichte handelt von fünf Personen, welche zu einander in keiner Beziehung stehen. Ihre einzige Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie alle, mit Ausnahme des Jungen, durch „die Anderen“ bedroht werden. Es wird geschildert, wie diese Figuren versuchen dieser Bedrohung zu entfliehen oder sich ihr zu stellen. Das ganze Buch ist von der Isolation jeder einzelnen Person durchzogen. Alle sind allein mit ihren Gedanken, mit ihrer Bedrohung.

In meinem Interesse liegt es nun aufzuzeigen, mit welchen Mitteln der Autor versucht diese Isolation darzustellen. Wie er es schafft, dass der Leser diese Grundstimmung fühlt, ohne dass sie im Buch je direkt thematisiert wird. Ich gehe vor allem textanalytisch vor, stütze mich dabei aber auch auf Sekundärliteratur.

Kapitel 2 stellt die verschiedenen Figuren der Geschichte vor und beschreibt deren Isolation. Kapitel 3 nimmt Stellung zum Interesse dieser Arbeit: Wie wird diese Isolation sprachlich dargestellt? Möglichkeiten hierzu finden sich in der Kommunikation (3.1), der Handlung (3.2) und den Erzählsituationen (3.3). Kapitel 4 beinhaltet eine Zusammenfassung über diese erarbeiteten Möglichkeiten und bildet den Abschluss der Arbeit.

2. Die einzelnen Figuren in ihrer Isolation

In den ersten Kapiteln werden die fünf Personen vorgestellt. Sie werden in der Geschichte direkt durch ihre eigenen Gedanken beschrieben oder indirekt, in dem sie im Bewusstseinstrom anderer vorkommen, die z. B. gerade über sie nachdenken oder sie betrachten. So erreicht der Autor, dass der Leser zwar eine relativ subjektive Darstellung der Personen erhält, die Personen aber immer aus mehreren Perspektiven beschrieben werden.

2.1 Der Junge

Der Junge ist im Buch optisch hervorgehoben durch die Kursiv-Schrift. Er lebt alleine mit seiner Mutter und arbeitet als Bootsjunge auf dem Kutter von Knudsen. Sein Vater war ein Säufer und ist auf hoher See umgekommen.

Aber dafür war Vater auch auf See umgekommen. […] wie sie sagten, mein Vater sei wieder einmal stinkbesoffen gewesen, als er umkam. [1]

Im Januar 1937 wird der Junge sechzehn Jahre alt. Während seiner Freizeit liest er die Abenteuer von Huckleberry-Finn, der auch sein Idol ist: „ Alles, was Huck Finn konnte, kann ich auch: […] “.[2] Scheinbar hat er keinen Freund oder Spielkameraden, denn während der gesamten Geschichte ist und bleibt er ein Einzelgänger, der sich immer versteckt, um alleine zu sein: „[…]während man sich auf den Speichern in der Gerberei und unter der Weide nur verstecken konnte.“ [3]

Der Junge gibt dem Buch den Titel, denn er sucht drei gute Gründe um aus Rerik wegzugehen, obwohl er nicht von „den Anderen“ bedroht wird:

Man muβte Rerik verlassen, erstens, weil in Rerik nichts los war, zweitens, weil Rerik seinen Vater getötet hatte, und drittens, weil es Sansibar gibt, […], Sansibar oder den letzten Grund. [4]

2.2 Knudsen

Knudsen lebt in Rerik zusammen mit seiner Frau Bertha, zu der er ein gutes Verhältnis hat. „Ich kann nicht weg, dachte Knudsen, als er ihr nachsah, was soll aus Bertha werden, wenn ich nicht da bin?“.[5] Bertha aber ist geistig verwirrt und kann Knudsen nur im eingeschränkten Sinn eine wirkliche Partnerin sein.[6]

Auch zu seinem Bootsjungen hat Knudsen keine wirkliche Beziehung. Obwohl er täglich mit ihm zusammen ist, kennt Knudsen den Jungen nicht näher. Dies kann man an folgender Stelle im Buch festmachen: Gregor fragt Knudsen, ob der Junge zuverlässig sei. Knudsen antwortet: „Keine Ahnung […] Ich weiß nicht, was diese Jungens heutzutage denken“.[7]

2.3 Helander

Helander ist evangelischer Pfarrer an der Georgenkirche in Rerik. Er lebt allein. Seine Frau ist früh zusammen mit dem Kind gestorben: „[…] die kurze Ehe mit Käthe, ihr und des Kindes Tod im Kindbett, […]“.[8] Er pflegte keine tieferen Beziehungen zu anderen Menschen:

Ich habe oft unter der Askese gelitten, aber wenn ich ehrlich bin, so war es besser, allein zu sein.[9]

Auch von seinem Gott fühlt sich Helander alleingelassen. „Der Pfarrer wusste, dass Gott fern war“.[10]

2.4 Gregor

Gregor ist ein junger KPD-Funktionär, der nach Rerik geschickt wurde, um sich dort mit einem Parteigenossen zu treffen und ihm einen Auftrag zu überbringen. Das Ganze soll anonym ablaufen, ohne irgendeine menschliche Verbindung dabei einzugehen. Auch Gregors Situation ist die eines Einzelgängers. Sein einziger Halt ist die Zugehörigkeit zu seiner Partei, für welche er sich sogar von seiner Vergangenheit losgelöst hat und einen neuen Namen trägt.[11] Doch auch diese Verbindung scheint unsicher:

Aber obwohl die Türme leer waren, fühlte sich Gregor von ihnen beobachtet. Er ahnte, daβ es schwierig sein würde, unter ihren Blicken zu desertieren.[12]

Gregor entdeckt in der Kirche „den lesenden Klosterschüler“. Diese Holzplastik stammt von Ernst Barlach und galt in den Augen der Nazis als entartete Kunst.[13]

[...]


[1] Andersch, Alfred: Sansibar oder der letzte Grund. Zürich: Diogenes 1993. S. 12.

[2] Ebd., S. 21.

[3] Ebd., S. 7.

[4] Ebd., S. 82.

[5] Ebd., S. 64.

[6] Müller, Fred: Alfred Andersch. Sansibar oder der letzte Grund. Interpretation. 1. Aufl. München: Oldenbourg 1988. S. 32.

[7] Andersch, A.: Sansibar oder der letzte Grund. S. 86.

[8] Ebd., S. 148.

[9] Ebd.

[10] Ebd., S. 153.

[11] Müller, F.: Alfred Andersch. Sansibar oder der letzte Grund. Interpretation. S. 30.

[12] Andersch, A.: Sansibar oder der letzte Grund. S. 22.

[13] Universität Lüneburg: Eine Skulptur Barlachs als (sechste) Romanfigur. http://www.fh-lueneburg.de/u1/gym03/expo/jonatur/geistesw/zwischen/entartet/deutsch/lesender.htm (11.11.2005).

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Alfred Andersch: Sansibar oder der letzte Grund - Die Darstellung der Isolation
Université
University of Sheffield
Note
2
Auteur
Année
2005
Pages
14
N° de catalogue
V53539
ISBN (ebook)
9783638489607
ISBN (Livre)
9783656792956
Taille d'un fichier
507 KB
Langue
allemand
Mots clés
Alfred, Andersch, Sansibar, Grund, Darstellung, Isolation
Citation du texte
Petra Biffiger (Auteur), 2005, Alfred Andersch: Sansibar oder der letzte Grund - Die Darstellung der Isolation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53539

Commentaires

  • invité le 27/11/2007

    Anerkennung.

    Ich finde denInhalt sehr passend, kurz beschrieben.Man kann sich dadurch einen guten Eindruckder gesamten Geschichte machen.

  • invité le 15/5/2007

    Kritik.

    Ich finde diesen Beitrag sehr unglaubwürdig und in schlechter sprache geschrieben.

    MGF Dr. Prof: Alexander Werm

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Titre: Alfred Andersch: Sansibar oder der letzte Grund - Die Darstellung der Isolation



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