Unser Ziel besteht im Rahmen dieser Arbeit darin, unter Berücksichtigung des transdisziplinären Charakters der Geographie zu klären, ob klimatisch bedingte Veränderungen der glazialen Massenbilanz in Kirgistan zu einer Intensivierung des zentralasiatischen Wasserkonfliktes führen. Darüber hinaus werden entsprechende Präventions- und Adaptationsstrategien hinsichtlich eines grenzüberschreitenden Wassermanagements in Zentralasien beleuchtet und deren Erfolgsaussichten und Hindernisse an konkreten regionalen Fallbeispielen aufgezeigt.
Die vergletscherten Gebirgsketten des Tien Shan in Kirgistan bilden das größte Reservoir für den Wasserhaushalt weitreichender Gebiete Zentralasiens. Die dynamischen Prozesse glaziologischer Systeme üben in ihrer Kausalwirkung im Allgemeinen einen signifikanten und bedeutsamen Einfluss auf umliegende Geoökosysteme aus. Zum einen ist ein hoher Anteil der verfügbaren Süßwasserressourcen in Gletschern gespeichert und zum anderen reagieren diese vergleichsweise sensibel auf etwaige Klimavarianzen und stellen daher hinsichtlich der Folgewirkungen von Klimaveränderungen wichtige Geoartefakte dar.
Die international diskutierten globalen Klimaänderungen führen zur Veränderung der Gletscherdynamik, die damit auch Gegenstand gegenwärtiger geowissenschaftlicher Forschung ist. Besonders in Zentralasien nehmen die Gletscherregionen einen hohen Stellenwert im regionalen Wasserkreislauf ein. Der überwiegende Teil Zentralasiens weist durch seine kontinentale Lage eine große Entfernung zu Ozeanen auf und ist durch ein trockenes, wenig humides oder gar semi-arides Klima gekennzeichnet, welches keinen großen Einflussfaktor für die Wassermengen der Flüsse darstellt.
Jedoch ist die Hochgebirgslage in den Regionen Kirgistan, Südkasachstan und Tadschikistan zu einem hohen Anteil für die Abflussbildung verantwortlich, da hierbei das Schmelzwasser der Gletscher einen eminent wichtigen Beitrag zum gesamten Wasserdargebot der zentralasiatischen Flüsse leistet. Zudem gehören die fünf zentralasiatischen Staaten – bezogen auf die Bevölkerungszahl – zu der Gruppe der weltweit größten Wasserverbraucher. Die vielfach technisch-ineffiziente hydrologische Logistik und Wassernutzung, sowie fehlende institutionelle Vorkehrungen führen zu häufiger Wasserknappheit und schüren somit zahlreiche Konfliktherde im zentralasiatischen Raum.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geologischer Überblick des Tien Shan
- Glaziologie des Tien Shan
- Aufbau der Kryosphäre und Verbreitung der Vereisungen im Tien Shan
- Bedeutung der Tien Shan-Gletscher für den Oberflächenabfluss in Zentralasien
- Einfluss von Klimavarianz und Areosolbedeckung auf Vereisung und Gletscherschmelze
- Wassernutzung, Wasserkonflikte & Wassermanagement in Zentralasien
- Die Problematik der Wasserversorgung im kirgisischen Naryn-Becken
- Integriertes Wasserressourcenmanagement im Ferghanatal
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die hydrologische Bedeutung der Kryosphäre des westlichen Tien Shan für das Wassermanagement in Zentralasien. Sie befasst sich mit den Auswirkungen klimatischer Veränderungen auf die glaziale Massenbilanz in Kirgistan und deren potenziellen Einfluss auf den zentralasiatischen Wasserkonflikt. Darüber hinaus werden Präventions- und Adaptationsstrategien für ein grenzüberschreitendes Wassermanagement in Zentralasien beleuchtet.
- Die Rolle der Gletscher des Tien Shan im regionalen Wasserkreislauf
- Der Einfluss von Klimaveränderungen auf die Gletscherdynamik
- Die Problematik der Wasserversorgung in Zentralasien und die Bedeutung des Wassermanagements
- Präventions- und Adaptationsstrategien für ein nachhaltiges Wassermanagement in Zentralasien
- Konkrete Fallbeispiele für die Wasserversorgung und -nutzung in Kirgistan
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz der Gletscherregionen des Tien Shan für den Wasserhaushalt in Zentralasien sowie die Auswirkungen von Klimaveränderungen auf die Gletscherdynamik dar. Kapitel 2 bietet einen geologischen Überblick über den Tien Shan, beleuchtet seine Entstehung und die Bedeutung für die Wasserversorgung Kirgistans. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Glaziologie des Tien Shan, beschreibt den Aufbau der Kryosphäre, die Bedeutung der Gletscher für den Oberflächenabfluss und den Einfluss von Klimavarianz auf die Gletscherschmelze. Das vierte Kapitel untersucht die Herausforderungen der Wassernutzung und -konflikte in Zentralasien, mit Schwerpunkt auf der Wasserversorgung im kirgisischen Naryn-Becken und dem integrierten Wasserressourcenmanagement im Ferghanatal.
Schlüsselwörter
Tien Shan, Kryosphäre, Glaziologie, Wassermanagement, Zentralasien, Kirgistan, Klimaveränderungen, Gletscherdynamik, Wasserkonflikt, Wasserressourcenmanagement, Ferghanatal, Naryn-Becken.
- Citation du texte
- Erik Schittko (Auteur), 2018, Die hydrologische Bedeutung der Kryosphäre des westlichen Tien Shan für das Wassermanagement in Zentralasien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/536339