Zum "Wenn-Dann-Plan" von Peter M. Gollwitzer. Theorie und Praxistransfer


Seminararbeit, 2017

24 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Mit dem Wenn-Dann-Plan Ziele erfolgreich erreichen!?

2. Zur Person Peter M. Gollwitzer

3. Die Theorie des „Wenn-Dann-Plans“
3.1. Die moderne Motivationspsychologie
3.2. Das Rubikonmodell als Grundlage
3.3. Wie funktioniert ein Wenn-Dann-Plan?
3.4. Die Studie „Inhibition“ im Kontext der Schulpsychologie

4. Kritische Würdigung

5. Theorie-Praxis-Transfer: Wann und wie kann der Wenn-Dann-Plan im Alltag eingesetzt werden?

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Rubikonmodell der Handlungsphasen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Achtziger, Anja, Gollwitzer, Peter M., Rubikonmodell der Handlungsphasen, 2009, S. 150

Abbildung 2: Durchschnittliche Zielerreichung in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Gawrilow, Caterina, Gollwitzer, Peter M., Oettingen, Gabriele, 2008

Abbildung 3: Durchschnittliche Reaktionszeit in ms

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Gawrilow, Caterina, Gollwitzer, Peter M., Oettingen, Gabriele, 2008

1. Mit dem Wenn-Dann-Plan Ziele erfolgreich erreichen!?

Jeder kennt es: Die guten Vorsätze in der Silvesternacht sind schneller in Vergessenheit geraten, als einem lieb ist. Wer die gut gemeinten Vorsätze umsetzen will, benötigt nicht nur Ziele vor Augen, sondern auch starke Disziplin. Doch sind Fokussierung eines Ziels in Kombination mit vorgenommener Disziplin in einer bestimmten Sache die alleinigen Erfolgsfaktoren? Welche Ursache führt dazu, dass wir unsere Vorsätze in der Schule, im Beruf oder in unserem privaten Umfeld immer nur mühsam erreichen oder relativ schnell vergessen? In zahlreichen Zeitschriften, Foren und Studien wird gegenwärtig so häufig wie nie zuvor über mögliche Strategien zur erfolgreichen Umsetzung von Vorsätzen und Zielen diskutiert.

Die Erklärung des Psychologen Frank Wieber vom Lehrstuhl für Sozialpsychologie und Motivation hierzu lautet: „Wir tendieren dazu, die Wirksamkeit von Zielen zu überschätzen und die vom konkreten Planen, wann, wo und wie wir handeln wollen zu unterschätzen.“ (https://www.n-tv.de/, Zugriff am 13.05.2017).

Mit „dem konkreten Planen“ eines Vorsatzes bzw. Ziels beschäftigen sich auch zahlreiche Wissenschaftler. Einer der davon Bedeutendsten in jüngster Geschichte der Willenspsychologie ist Peter M. Gollwitzer. Dieser entwickelte in der experimentellen Forschung den „Wenn-Dann-Plan“ als Selbstregulationsstrategie. Hierbei werden gesetzte Ziele mit konkreten Plänen „Wenn Situation A eintritt, dann werde ich das Verhalten B ausführen, um das Ziel D zu erreichen“ ausgestaltet. Der Erfolg dieser Strategie ist empirisch belegt und findet in der Praxis weltweit breiten Einsatz (vgl. Faude-Koivisto, Gollwitzer, 2009, S. 208 und Gollwitzer, Schaal, 2000, S. 150).

Welche Faktoren aber beeinflussen und steuern unser Verhalten bei Wenn-Dann- Plänen so, dass wir mit dieser Strategie unsere Ziele erfolgreicher erreichen?

Diese Seminararbeit stellt die von Gollwitzer wissenschaftliche Forschungsleistung und den psychologischen Ansatz von „Wenn-Dann-Plänen“ dar. Nach einem ergänzenden Sachkommentar wird der theoretische Ansatz auf eine gesellschaftliche und alltägliche Situation Anwendung finden.

2. Zur Person Peter M. Gollwitzer

Der Sozial- und Motivationspsychologe Peter M. Gollwitzer ist am 29.06.1950 in Nabburg, Bayern geboren. Peter M. Gollwitzer ist ein weltweit bekannter Wissenschaftler, der durch experimentelle Forschung versucht, verschiedene Faktoren zu definieren, die die Handlungskontrolle beeinflussen. Zudem stellt er sich die Frage, welche Bedingungen gerade für die Steuerung dieser Faktoren besonders förderlich sind (vgl. https://de.wikipedia.org/, Zugriff am 10.07.2017.).

Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn studierte er Bildungsökonomie und Psychologie an der Universität Regensburg. An der Ruhr-Universität Bochum erhielt er im Anschluss 1977 sein Diplom. 1981 promovierte er an der University of Texas at Austin und habilitierte sieben Jahre später an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Bei letzterer arbeitete er in der Abteilung „Motivation und Handeln“ als wissenschaftlicher Mitarbeiter. In der Forschungsgruppe „Intention und Handeln“ war er von 1989 bis 1993 als Leiter tätig. Seither ist er Lehrstuhlinhaber an der Universität Konstanz für Sozial- und Motivationspsychologie. Zudem lehrt er seit 1999 als Professor an der New York University Sozialpsychologie (vgl. http://www.psych.nyu.edu, Zugriff am 05.07.2017.

In seinen bis dahin zahlreich publizierten Artikeln zu den Themen Sozialpsychologie, Kognition und Wahrnehmung sowie organisatorische Psychologie sind seine Ansätze und Antworten auf die Frage, wie Ziele und Pläne Kognition und Verhalten beeinflussen, zu finden. Grundlage für seine Theorien stellen dabei die von Kurt Lewin empirisch belegten Forschungsergebnisse der Motivationspsychologie dar (vgl. Gollwitzer, 1995, S. 531). Bedeutende Forschungsarbeiten und entwickelte theoretischen Ansätze von Gollwitzer sind unter anderem (vgl. http://mentorcoach.com, Zugriff am 10.07.2017):

- Das Rubikonmodell der Handlungsphasen.
- Die Theorie der symbolischen Selbstergänzung.
- Die Unterscheidung zwischen Handlungskontrolle durch Zielintentionen (Absichten) und Durchführungsintentionen (Vorsätze) in der Form von „Wenn-Dann-Plänen“.

Letztere Forschungsleistung von Peter M. Gollwitzer ist wesentlicher Bestandteil dieser Seminararbeit. Wobei das „Rubikonmodell der Handlungsphasen“, welches er zusammen mit Heinz Heckhausen, einem deutschen Psychologen, entwickelt hat, Grundlage für die Unterscheidung zwischen Ziel- und Durchführungsintentionen bei „Wenn-Dann-Plänen“ ist (vgl. Gollwitzer, Oettingen, 2000, S. 409).

Die Begeisterung seiner Forschungsarbeiten für das Thema „Willensbildung“ verstärkte sich grundlegend nach seiner Rückkehr aus den USA im Jahre 1982. Denn mit der Bochumer Forschungsgruppe „Motivation und Entwicklung“, von Heinz Heckhausen ins Leben gerufen, wurde schnell klar, dass Gollwitzers Theorie der symbolischen Selbstergänzung nichts mit der damaligen Motivationsforschung zu tun hatte. Der erforschte Ansatz seiner Dissertation sah vor, dass selbstbezogene Ziele, die nicht erreicht worden sind, durch Symbole vertreten werden, welche ein Ersatzziel darstellen. Beispielsweise kann beruflicher Erfolg durch ein großes Haus zum Ausdruck kommen. Damit stellt das Haus ein typisches Ersatzziel bzw. Symbol dar (vgl. Bayer, Gollwitzer, Wicklund, 2002, S. 193).

Als Leiter der Projektgruppe „Motivation und Volition“ konnte sich Gollwitzer ab 1983 stark auf das Thema Zielrealisierung und den neuen Ansatz, der Trennung zwischen der Wahl von Zielen (Motivation) und die Verwirklichung (Volition), konzentrieren. Unter anderem führte er die Forschungsarbeiten des früh verstorbenen Heckhausens weiter, die mittlerweile auch von vielen anderen Motivationsforschern aufgegriffen wurden (vgl. Gollwitzer, 1991, S. 1 ff..).

Die weitere Forschung von Gollwitzer Anfang und Mitte der 90er Jahre brachte die „Implementation-Intention-Theorie“ (Bed.: Absicht der Durchführung) hervor. Mittlerweile in zahlreichen Studien belegt, sieht diese entwickelte Strategie, zusätzlich zum Setzen einer Zielintention, das Definieren von Wenn-Dann Plänen als erfolgreiche Selbstregulations- bzw. Zielerreichungsstrategie vor (vgl. Faude- Koivisto, Gollwitzer, 2009, S. 211 ff..).

Seither wird dieser Ansatz von Gollwitzer weltweit auf Situationen im Bereich Wirtschaft und Freizeit übertragen und eingesetzt. Die an Gollwitzer verliehenen Auszeichnungen, wie zum Beispiel der Max-Planck-Forschungspreis oder der Transcoop Award von der Alexander von Humboldt Stiftung, bestätigen seine bedeutenden wissenschaftlichen Arbeiten in der Motivationspsychologie.

3. Die Theorie des „Wenn-Dann-Plans“

3.1. Die moderne Motivationspsychologie

Wenn-Dann-Pläne entstanden aus der modernen Motivationspsychologie heraus. Bereits der deutsche Psychologe Narziß Ach (geb. 1871) legte von 1905 bis 1935 das Fundament der heutigen Intentionstheorie (Bed. Intention = sein Streben auf etwas richten), in dem er das Gesetz der speziellen Determination definierte. Dies bedeutete aus seiner Sicht, dass die Realisierung einer Absicht schneller und mit höherer Wahrscheinlichkeit erfolgt, je konkreter die Bedingungen der auszuführenden bzw. beabsichtigten Handlungen formuliert werden. Kurt Lewin und Otto Selz, Kritiker von Narziß Ach, sahen zur gleichen Zeit, dass eine solche konsequente Wiederholung bzw. Konkretisierung der Handlungsbedingungen nur dann gefasst wird, wenn Schwierigkeiten in der Durchführung zu erwarten sind. Im Umkehrschluss ist der Wirkungsgrad dieser Methode nicht abhängig von den einzelnen Intentionen, sondern von der Stärke des übergeordneten Ziels (vgl. Bayer, Gollwitzer, Lengfelder, 1999, S. 327 ff..).

Erst Ende der 80er Jahren wurden Achs' Arbeiten und Ansätze unter anderem im „Rubikonmodell der Handlungsphasen“ von Heckhausen und Gollwittzer wieder aufgriffen. Seither spricht die Literatur von der modernen Motivationspsychologie. Diese unterscheidet sich grundsätzlich von der modernen Motivationspsychologie. Man differenziert zwischen Zielsetzung, auch „goal setting“ genannt und der Zielrealisierung - „goal striving“. Dadurch wird man den jeweils zugrundeliegenden psychologischen Prinzipien gerecht (vgl. Faude-Koivisto, Gollwitzer, 2009, S. 207).

3.2. Das Rubikonmodell als Grundlage

Ein wesentlicher Einfluss auf die Forschungsarbeit der modernen Motivationspsychologie hatte das Ende der 80er Jahre von Heckhausen und Gollwitzer entwickelte Rubikonmodell. Hintergrund dieser Forschungsarbeit war es, die Frage zu beantworten, welche Rolle Motivation für die Initiierung und Ausübung einer Handlung spielt. Alle weiteren Forschungsarbeiten von Gollwitzer, somit auch der Wenn-Dann-Plan, basieren auf dem Ansatz des Rubikonmodells. Dieses wird im Rahmen der Seminararbeit genauer erläutert (vgl. Gollwitzer, 1991, S. 38).

Der Grundansatz der modernen Psychologie, also auch die Unterscheidung zwischen der Wahl von Zielen (goal setting) und der Realisierung dieser gesetzten Ziele (goal striving), wird im Rubikonmodell erstmals gemeinsam in einem theoretischen Ansatz betrachtet. Dabei wurde konkret der psychologische Handlungsablauf analysiert und in verschiedene Phasen definiert, die eine Person während des Abwägens und Planens eines Ziels durchläuft. Eine klare Definition von sogenannten Handlungsphasen (siehe Abb. 1) soll im Rubikonmodell die verschiedenen Problemstellungen von Motivationshandlungen und deren Hintergründe verdeutlichen. Es geht somit um das Herausarbeiten der Prozessschritte, die ein bestimmtes Verhalten bzw. bestimmte Handlungen einer Person automatisiert steuern. Die Bezeichnung „Rubikon“ bezieht sich auf ein historisches Ereignis am Fluss Rubikon, beim dem Julius Cäsar den römischen Bürgerkrieg verursachte (vgl. Faude-Koivisto, Gollwitzer, 2009, S. 208 f.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Achtziger, Anja, Gollwitzer, Peter M., 2009, S. 150

Das Abwägen: In der prädezisonalen Motivationsphase werden Vor- und Nachteile von noch nicht realisierten Wünschen und Zielen bewertet. Dabei stehen die Komponenten Nützlichkeit (Welchen Wert hat das Erreichen des Zieles für einen selbst?) und Erreichbarkeit (Wie wahrscheinlich bzw. realistisch ist die Zielerreichung?) im Fokus. Besteht nach dem Abwägen der beiden Komponenten eine positive Bilanz, entwickelt sich dadurch automatisch eine Intention (Intentionsbildung).

Diese Intention wechselt den Status des zuvor eher unverbindlichen Wunsches in ein verbindliches Ziel. Das bedeutet, die Person verpflichtet sich, diesen Wunsch bzw. das gesteckte Ziel zu verwirklichen. Der „Rubikon“ wird überschritten. Auf das historische Ereignis übertragen bedeutete dies, dass Julius Cäsar durch die Überschreitung des Rubikons nun unwiderruflich den römischen Bürgerkrieg auslöste - es gibt nun kein Zurück mehr (vgl. Gollwitzer, 1991, S. 40 f. und Gollwitzer, 1995, S. 534).

Das Planen: In der präaktionalen Volitionsphase steht konkret die Realisierung des Ziels im Fokus. Wann, wie und wie lange man handeln möchte um das gewünschte Ziel zu erreichen sind elementare Fragen in dieser Phase. Auch die Einordnung und ggf. Abschirmung gegenüber anderen konkurrierenden Ziele wird geregelt. Dabei steht der Begriff „Volition“ für die Bezeichnung der gewollten Umsetzung einer Intention einer Handlung. In diesem Kontext der Volition ist das Planen als erster Schritt, die sogenannte Handlungsinitiierung, zu sehen (vgl. Gollwitzer, 1991, S. 42 f. und Gollwitzer, 1995, S. 535).

Das Handeln: In der aktionalen Volitionsphase ist der zweite Schritt die konkrete Handlungsausführung. Sollte es in dieser Phase nicht zu einem Handlungsabbruch kommen, bspw. durch Fokussierung eines anderen Ziels, wird der angestrebte Zielzustand erreicht. Aber wie kommt es dazu, dass wir nun die Handlung bei mehr oder weniger günstigen Gelegenheiten ausüben? Dies wird von der Stärke der Wünschbarkeit sowie der Realisierbarkeit des Ziels abgeleitet. Diese Stärke wird auch als sog. Volitionsstärke bezeichnet. Sie ist eine linear positive Funktion der zwei genannten Variablen. Bei Aufschiebung der Handlung in einem günstigen Moment kann eine Reduzierung der Volition herbeigeführt werden. Im Gegenzug kann beim Scheitern eines Realisierungsversuchs die nächste passende Gelegenheit umso entschlossener ergriffen werden und somit folglich die Volition gestärkt werden (vgl. Gollwitzer, 1991, S. 45 ff. und Gollwitzer, 1995, S. 536).

Das Bewerten: Mit der Zielerreichung durch das konkrete Handeln folgt die postaktionale Motivationsphase. In dieser letzten Phase wird die Handlung nach dem Erfolg beurteilt. Ist man mit dem Ergebnis zufrieden? Führt man seine geplanten Handlungen fort? Plant man evtl. neue Handlungen? Ist das Niveau des Zielanspruchs zu hoch oder zu niedrig? All diese Fragen werden abgewogen um die weiteren Handlungen zur Zielerreichung neu zu planen. Deshalb spricht man in der letzten Phase auch wieder von einer Motivationsphase, analog der ersten prädezisonalen Phase (vgl. Gollwitzer, 1991, S. 48 f. und Gollwitzer, 1995, S. 537­538).

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Zum "Wenn-Dann-Plan" von Peter M. Gollwitzer. Theorie und Praxistransfer
Hochschule
FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Stuttgart
Note
1,3
Jahr
2017
Seiten
24
Katalognummer
V536579
ISBN (eBook)
9783346128805
ISBN (Buch)
9783346128812
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wenn-Dann-Plan, Rubikon-Modell, Gollwitzer
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Zum "Wenn-Dann-Plan" von Peter M. Gollwitzer. Theorie und Praxistransfer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/536579

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