„Am 22.Juni 1941, zwischen 3.00 und 3.30 Uhr, griff die deutsche Wehmacht die befreundete Sowjetunion an“. Diese Tatsache war Anlass für eine große Historikerkontroverse Mitte der Achtziger Jahre, welche aber noch bis heute anhält. Es geht darum, ob der deutsche Angriff nur eine Präventivmaßnahme war, um einem Angriff der Sowjetunion zuvorzukommen, wie später von den Nationalsozialisten behauptet wurde. Die Kontroverse beschäftigte sich mit der Frage, wer der wirkliche Aggressor war, Hitler oder Stalin. In diese Kontroverse mischten sich viele fachwissenschaftliche Historiker, wie Werner Maser, Joachim Hoffmann, Andreas Hillgruber, Gerd R. Ueberschär und Lew A. Besymenski, aber auch Amateure, wie Ernst Topitsch und Suvorov, ein. Die Ergebnisse laufen weit auseinander: Vom Aggressor Stalin bis zur absoluten Defensivpolitik der Sowjetunion wird alles vertreten. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass diese Kontroverse nicht nur in Deutschland geführt wurde, sondern von Historiker in der ganzen Welt Beachtung fand, vor allem in Russland. Dort sorgte Suvorov mit seinem Buch „Der Eisbrecher“ für Furore.
Die Literatur ist reich an Werken über den deutschen Angriff, jedoch ist es ratsam, dass man zwischen wissenschaftlicher und unprofessioneller Literatur unterscheidet. So befassen sich zum Beispiel die deutsche Historikerin Bianka Pietrow-Ennker und der russische Historiker und Publizist Lew A. Besymenski mit dem Thema, aber auch der oben genannte Viktor Suvorov hat einiges zu diesem Thema publiziert.
Eines der Hauptprobleme der Kontroverse ist, dass es noch nicht genügend Quellen zu diesem Thema gibt und, dass sich Quellen, die für authentisch gehalten wurden, als falsch herausgestellt haben. Auch sind über manche Ereignisse nur unvollständige Quellen zu finden oder sie widersprechen sich, wie zum Beispiel Zeugenaussagen und Gefangenenberichte. Diese Ausarbeitung soll zum Verständnis der Problematik der Präventivkriegsthese beitragen, indem sie verschiedene wichtige Aspekte in die Betrachtung der Präventivkriegsthese mit einbezieht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die sowjetische Verteidigungsstrategie
- Hitlers Ostpolitik
- Hitlers Entscheidung zum Krieg gegen den Bündnispartner
- Der Besuch Molotows in Berlin im November 1940
- Die Rede vom 5.Mai 1941
- Der Shukow-Plan
- Die Kriegsfähigkeit und die Kriegsvorbereitungen der Roten Armee
- Der deutsche Angriff: Präventivschlag oder Überfall
- Die Präventivkriegsthese und ihre Befürworter
- Die Gegner der Präventivkriegsthese und ihre Argumente
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der umstrittenen Frage, ob der deutsche Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 ein Präventivschlag oder ein Überfall war. Sie analysiert die sowjetische Verteidigungsstrategie, Hitlers Ostpolitik und seine Kriegsvorbereitungen, um die Hintergründe der Entscheidung zum Krieg zu beleuchten.
- Die sowjetische Verteidigungsstrategie und ihre Rolle in der Entstehung der Präventivkriegsthese
- Hitlers Ostpolitik und seine Ideologie als Schlüsselfaktoren für den Krieg gegen die Sowjetunion
- Die Kriegsvorbereitungen Deutschlands und die Entscheidung zum Angriff im Kontext der politischen und militärischen Situation
- Die Argumente der Befürworter und Gegner der Präventivkriegsthese
- Die Bedeutung der Quellenlage und die Herausforderungen bei der historischen Rekonstruktion der Ereignisse
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Kontroverse um den deutschen Angriff auf die Sowjetunion dar und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf die Frage des Aggressors.
- Die sowjetische Verteidigungsstrategie: Dieses Kapitel analysiert die sowjetische Verteidigungsstrategie, die eine offensive Verteidigung vorsah und die Unterscheidung zwischen Angriffs- und Abwehrvorbereitungen erschwerte.
- Hitlers Ostpolitik: Dieses Kapitel untersucht Hitlers Ostpolitik, die bereits 1928 in seinem Buch „Mein Kampf“ definiert wurde und die Eroberung des Ostens als strategisches Ziel vorsah.
- Hitlers Entscheidung zum Krieg gegen den Bündnispartner: Dieses Kapitel beleuchtet die deutsche Kriegsvorbereitung gegen die Sowjetunion und Hitlers Überzeugung, dass der Krieg gegen England nur durch die Ausschaltung der Sowjetunion gewonnen werden könne.
Schlüsselwörter
Präventivkrieg, Sowjetunion, Deutschland, Hitler, Stalin, Ostpolitik, Verteidigungsstrategie, Angriff, Überfall, Historikerkontroverse, Quellenlage, Kriegsvorbereitungen.
- Citation du texte
- Annika Werner (Auteur), 2005, Die Präventivkriegsthese, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53714