Körperliche Aktivität im Kindes- und Jugendalter. Auswirkungen auf die motorische Leistungsfähigkeit


Trabajo Escrito, 2019

15 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung und Problemstellung

2 Theoretischer Hintergrund

3 Forschungsstand
3.1 Entwicklung der motorischen Leistungsfähigkeit
3.2 Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die motorische Leistungsfähigkeit

4 Diskussion

5 Schluss

Literaturverzeichnis

1 Einleitung und Problemstellung

Eine zentrale Rolle in der gesamten Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nimmt die körperliche Aktivität ein. Sie ist von hoher gesundheitlicher Relevanz für eine gesunde Entwicklung und wird von vielen Faktoren beeinflusst (Kettner et al., 2018, S. 94). Zahlreiche Studien belegen positive Einflüsse von sportlicher und somit körperlicher Aktivität auf gesundheitsrelevante Parameter. Ebenso besteht ein enger Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und der Leistungsfähigkeit (Bergmann, 2008, S. 1). Die Weltgesundheitsorganisation sieht für Kinder und Jugendliche mindestens 60 Minuten am Tag mäßig bis sehr anstrengende körperlich-sportliche Aktivität vor, um ausreichend körperlich aktiv zu sein (Finger, Varnaccia, Borrmann, Lange, & Mensink, 2018, S. 24f).

Laut Finger et al. (2018, S. 25) wird in Deutschland diese Bewegungsempfehlung von lediglich 25,4 % der Mädchen und 29,4% der Jungen im Alter von 3 bis 17 Jahren erreicht. Dieser Trend zur Verringerung des Aktivitätsniveau ist in den letzten Jahrzehnten zu beobachten und verstärkt sich im Altersverlauf weiter. Die Basis für einen aktiven Lebensstil wird bereits in jungen Jahren gelegt und beeinflusst ebenfalls das Aktivitäts- und Gesundheitsverhalten im weiteren Lebenslauf positiv (Kettner et al., 2018, S. 94). Für eine gesunde Entwicklung ist laut Bös et al. (2009, S. 17) ebenso die Motorik von hohem Stellenwert. Sie geben dem Bewegungsverhalten und der Motorik in Verbindung mit Gesundheitsfragen eine bedeutende Rolle in der Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter. Die Abnahme von Bewegungszeit in Freizeit und Alltag von Kindern und Jugendlichen wirkt sich letztendlich negativ auf die motorische Leistungsfähigkeit aus. Dies zeigt sich überwiegend bei übergewichtigen und adipösen Kindern, die im Gegensatz zu ihren Altersgenossen schlechter abschneiden (Graf, Dordel, Koch, & Predel, 2006, S. 220ff). Somit wird klar, dass durch die Abnahme der körperlichen Aktivität von Kindern und Jugendlichen ein zunehmendes Problem besteht. Von diesem gesellschaftlichen Problem abgeleitet, soll sich diese Seminararbeit mit der Fragestellung „Welche Auswirkungen hat körperliche Aktivität auf die motorische Leistungsfähigkeit im Kindes- und Jugendalter?“ befassen.

Um die Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die motorische Leistungsfähigkeit darzustellen, wird in dieser Hausarbeit zuerst auf die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten eingegangen, um anschließend mithilfe verschiedener Studien Auswirkungen auf die motorische Leistungsfähigkeit aufzuzeigen.

2 Theoretischer Hintergrund

Um die Frage nach den Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die motorische Leistungsfähigkeit zu klären, ist der Begriff der motorischen Leistungsfähigkeit klar zu definieren. Die Begriffe motorische und sportliche Leistungsfähigkeit lassen sich klar voneinander abgrenzen. Motorische Leistungsfähigkeit bezieht sich laut Wagner (2011, S.30) auf die Qualität der motorischen Prozesse. Unter dem Begriff motorische Leistungsfähigkeit versteht er „die, zu einem beliebigen Messzeitpunkt festgestellte, Güte der systemimmanenten motorischen Prozesse“ (Wagner, 2011, S.30). Sportliche Leistungsfähigkeit bezeichnet dagegen den „Ausprägungsgrad einer bestimmten sportmotorischen Leistung“ (Bergmann, 2008, S. 13.), also das beobachtbare Erscheinungsbild der Leistung. Die Qualität der beobachtbaren Leistung hängt letztendlich von den motorischen Fähigkeiten ab. Wie die Mehrzahl der Autoren, nimmt auch Wagner (2011, S. 33ff) an, dass die Motorik ein mehrdimensionales Konstrukt ist. Die erste Ebene lässt sich in zwei Bereiche untergliedern. Auf der einen Seite die energetisch determinierten konditionellen Fähigkeiten, wozu die Kraft und die Ausdauer gehören und auf der anderen Seite die informationsorientierten koordinativen Fähigkeiten, zu denen sich die Koordination zuordnen lässt. Die Schnelligkeit kann beiden Bereichen zugeordnet werden (Wagner, 2011, S.33ff). In der unteren Ebene werden diese vier motorischen Grundfähigkeiten nochmals in neun Fähigkeitskomponenten aufgegliedert. Die Beweglichkeit als fünfte Grundeigenschaft ist weitestgehend anatomisch determiniert und wird somit von manchen Autoren zu den motorischen Fähigkeiten gezählt, während andere die Beweglichkeit nicht als solche anerkennen (Bergmann, 2008, S. 14). In dieser Hausarbeit wird die Beweglichkeit als fünfte motorische Hauptbeanspruchungsform mit betrachtet.

Die Fragestellung zu den Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die motorische Leistungsfähigkeit erfordert ebenso eine Definition des Begriffs körperliche Aktivität. Unter körperlich Aktivität wird „jegliche Bewegung, die durch Skelettmuskeln erzeugt wird und zu einem erhöhten Energieverbrauch führt“ (Finger, Varnaccia, Bormann, Lange, & Mensink, 2018, S. 1) verstanden. Um die Ergebnisse der Studien besser einordnen und vergleichen zu können, wird in dieser Seminararbeit körperliche Aktivität und körperlich-sportliche Aktivität zusammenfassend betrachtet.

3 Forschungsstand

3.1 Entwicklung der motorischen Leistungsfähigkeit

Um im nachfolgenden Kapitel die Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die motorische Leistungsfähigkeit nachzuvollziehen, ist in diesem Kapitel eine Betrachtung der gesamten Entwicklung der motorischen Leistungsfähigkeit im Lebensverlauf notwendig. Dazu werden die verschiedenen Hauptbeanspruchungsformen getrennt untersucht. In der Literatur ist laut Conzelmann und Blank (2009, S.167) meist eine Einteilung der Entwicklung der motorischen Leistungsfähigkeit in drei Phasen zu finden. Im Kindes- und Jugendalter findet ein kontinuierlicher Anstieg statt, worauf im frühen Erwachsenenalter eine Plateauphase folgt. In der zweiten Lebenshälfte gibt es anschließend ein Rückgang der motorischen Leistungsfähigkeit (Conzelmann & Blank, 2009, S.167).

Betrachtet man die Entwicklung der Ausdauer, so muss zwischen aerober und anaerober Ausdauer unterschieden werden (Bergman, 2008, S. 20). Laut Bergmann (2008, S.20) steigt die aerobe Ausdauer bis zum frühen Erwachsenenalter kontinuierlich an und ist dabei relativ unabhängig von der physischen Entwicklung. Es kommt unabhängig vom Alter zu ähnlichen organischen Anpassungen, wodurch die aerobe Ausdauerfähigkeit im Kindesalter auf gleichem Niveau trainiert werden kann, wie im Jugend- oder Erwachsenenalter (Bergman, 2008, S. 20). Geschlechterspezifische Unterschiede soll es nach Bergmann (2008, S. 20) erst ab der Pubertät geben, wobei in dieser Phase die Jungen eine größere aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit aufweisen als Mädchen. Bezüglich der anaeroben Leistungsfähigkeit soll es laut Bergmann (2008, S. 20) keine geschlechterspezifischen Differenzen geben. Allerdings weisen Kinder gegenüber Erwachsenen geringere Fähigkeiten in der laktaziden Energiebereitstellung auf (Bergman, 2008, S. 20).

Die Entwicklung der Kraft und der Bewegungsschnelligkeit verläuft nach Schmidtbleicher (2009, S. 152) parallel. Ihm zu folge nehmen die Kraft- und Schnelligkeitsfähigkeit bis zur Pubertät kontinuierlich zu. Ebenso hängen beide motorischen Grundeigenschaften maßgeblich von dem Verhältnis der Muskel- zu Gesamtkörpermasse ab (Bergmann, 2008, S. 20). Schmitdbleicher (2009, S. 154) berichtet außerdem, dass bis zur Pubertät keine geschlechterspezifischen Unterschiede zu erkennen sind. Ab dem 13. – 14. Lebensjahr werden die Unterschiede, aufgrund der immensen Ausschüttung des Sexualhormons Testosteron bei Jungen, zunehmend größer (Schmidtbleicher, 2009, S.154).

Bei der Entwicklung der Beweglichkeit ist es nach Bergmann (2008, S. 21) schwierig allgemeingültige Aussagen zu treffen. Sie ist ebenso an die jeweilige Körperregion gebunden und kann nicht für den gesamten Körper generalisiert werden. Bis zur Pubertät erfolgt eine Zunahme der Beugefähigkeit im Hüft- und Schultergelenk. Mehrere Studien belegen, dass Frauen in allen Altersklassen eine höhere Beweglichkeit aufweisen als Männer (Bergmann, 2008, S. 21). Dies liegt überwiegend den unterschiedlichen hormonellen Situationen zugrunde (Wydra, 2009, S. 195). Nach Wydra (2009, S. 195) nimmt bei beiden Geschlechtern die Beweglichkeit bis Ende des zweiten Lebensjahrzehnts zu, um anschließend im weiteren Lebensverlauf langsam zurück zu gehen.

Die Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten lässt sich nach Roth und Roth (2009, S.200f) in fünf Abschnitte vom Vorschulalter bis zum späten Erwachsenenalter unterteilen. Vom Vorschulalter, über das frühe, bis hin zum späten Schulkindalter finden sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen ein starker Zuwachs der Koordination statt. In dieser Phase findet ein weitgehend linearer Anstieg statt (Roth & Roth, 2009, S. 201). In der darauffolgenden Pubeszenz erfolgt ein „Bruch“ (Roth & Roth, 2009, S. 202) der koordinativen Fähigkeiten, der sich als eine Stagnation bzw. eine Verschlechterung bemerkbar macht. Der Höhepunkt der koordinativen Ausprägung wird laut Roth und Roth (2009, S. 202) in der Adoleszenz erreicht. Im frühen Erwachsenenalter erfolgt anschließend ein Erhalt der koordinativen Leistungsfähigkeit. Die letzte Phase des mittleren bis hin zum späten Erwachsenenalter ist von einer exponentiellen Abnahme der Koordinationsfähigkeit geprägt.

3.2 Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die motorische Leistungsfähigkeit

Nach Darstellung der Entwicklung der motorischen Leistungsfähigkeit, werden in diesem Kapitel die Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die fünf Grundeigenschaften Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit mithilfe verschiedener Studien aufgezeigt. Der Einfluss von körperlicher Aktivität auf die motorische Leistungsfähigkeit wurde in Deutschland mit unterschiedlichen Schwerpunkten untersucht (Bös et al., 2009, S. 196). Insbesondere die Auswirkungen auf die Ausdauer als Teilbereich der motorischen Leistungsfähigkeit wurde laut Bös et al. (2009, S. 197) besonders intensiv erforscht.

Eine zweijährige Studie untersuchte nach Ketelhut, Mohasseb, Gericke, Scheffler und Ketelhut (2005, S. 1130) die Verbesserung der motorischen Leistungsfähigkeit durch Sport im frühen Kindesalter. Es nahmen 160 Kindergartenkinder im Alter von drei Jahren an einer zweijährigen Bewegungsförderung teil. Diese Bewegungsförderung fand dreimal wöchentlich, jeweils 45 Minuten statt (Ketelhut et al., 2005, S.1130). Dabei wurde die Freude an der Bewegung, sowie die motorischen Grundeigenschaften geschult. Eine Kontrollgruppe von 105 Kindergartenkindern im selben Alter bekam keine bewegungsfördernde Interventionsmaßnahme. Die Kinder beider Gruppen wurden vor der Förderungsmaßnahme, nach einem Jahr und nach Abschluss der Intervention anhand verschiedener Tests untersucht. Zur Erfassung der motorischen Leistungsentwicklung wurden motorische Tests verschiedener Fertigkeiten wie Laufen, Springen, Balance und Koordination durchgeführt (Ketelhut et al., 2005, S.1130). Bereits bei der Untersuchung nach einem Jahr wurden signifikante Unterschiede zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe verzeichnet, während bei der Abschlussuntersuchung diese Differenzen noch weiter ausgeprägt waren. In allen motorischen Tests schnitt die Interventionsgruppe signifikant besser ab, als die Kontrollgruppe. Die Interventionsgruppe erzielte je nach Test zwischen 20% und 50% bessere Leistungszuwächse gegenüber der Gruppe ohne Bewegungsförderung (Ketelhut et al., 2005, S.1133). Genau wie Studien aus den Vorjahren konnten Ketelhut et al. (2005, S. 1133f) positive Effekte von geförderter körperlicher Aktivität auf die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder bestätigen. Ebenso fanden Ketelhut et al. (2005, S.1134) heraus, dass die positiven Auswirkungen mit steigender Interventionsdauer signifikanter erkennbar sind.

Eine weitere Studie von Emrich et al. (2004, S.222) untersuchte Soziale Determinanten des Freizeit- und Gesundheitsverhaltens saarländischer Schülerinnen und Schüler und ging dabei ebenfalls auf Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die motorische Leistungsfähigkeit ein. Anhand Fragebögen wurden Schüler und Eltern nach der Sportaktivität der Kinder befragt. Dabei wurde zwischen den verschiedenen Schulformen, sowie zwischen dem Geschlecht differenziert (Emrich et al., 2004, S.224ff). Während sportlich aktive Jungen durchschnittlich mehr Sport treiben als sportlich aktive Mädchen, ist die körperlich-sportliche Betätigung bei Realschülern pro Woche durchschnittlich höher als bei Schülern des Gymnasiums und der Gesamtschule (Emrich et al., 2004, S. 226). Zwischen dem zeitlichen Aufwand und der sportmotorischen Fitness, die Emrich et al. (2004, S. 226) als Addition der Ergebnisse einzelner motorischer Tests definierten, besteht bei Jungen eine Verbindung. Bei Mädchen wurde dagegen keine Verbindung zwischen dem Zeitaufwand körperlicher Aktivität und der motorischen Leistungsfähigkeit gefunden (Emrich et al., 2004, S. 226). Während der größte Zusammenhang beim „Jump-and-Reach-Test“ und beim „6-Minuten-Lauf“ festgestellt wurde, gab es keine signifikante Verbindung der körperlichen Aktivität mit der motorischen Leistungsfähigkeit beim „Einbeinstand“ und dem „Stand-and-Reach-Test“ (Emrich et al., 2004, S. 226). Somit wird deutlich, dass überwiegend die motorischen Grundfähigkeiten Kraft und Ausdauer von körperlicher Aktivität positiv beeinflusst werden kann. Die Beweglichkeit und die Koordination dagegen sind nach den Ergebnissen von Emrich et al. (2004, S. 226) unabhängig vom Zeitaufwand körperlicher Aktivität.

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Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Körperliche Aktivität im Kindes- und Jugendalter. Auswirkungen auf die motorische Leistungsfähigkeit
Universidad
University of Tubingen
Calificación
1,0
Autor
Año
2019
Páginas
15
No. de catálogo
V538395
ISBN (Ebook)
9783346137739
ISBN (Libro)
9783346137746
Idioma
Alemán
Palabras clave
körperliche, aktivität, kindes-, jugendalter, auswirkungen, leistungsfähigkeit
Citar trabajo
Jeremias Gehrung Rodriguez (Autor), 2019, Körperliche Aktivität im Kindes- und Jugendalter. Auswirkungen auf die motorische Leistungsfähigkeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538395

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Título: Körperliche Aktivität im Kindes- und Jugendalter. Auswirkungen auf die motorische Leistungsfähigkeit



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