Akzeptanz und Thematisierung des am-Progressives im Deutschunterricht. Eine emipirsche Untersuchung


Hausarbeit, 2020

16 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Aktueller Forschungsstand

3. Methode

4. Untersuchung und Ergebnisse

5. Diskussion

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang

1. Einleitung

Seit Jahrzehnten steht die Schulgrammatik im Fokus zahlreicher Linguist/innen und Didaktiker/innen, wobei sie den Wissenschaftlern, wie unter anderem Granzow-Emden (2014), Kopfschmerzen bereitet. Die traditionelle Grammatik scheint teilweise nicht veränderbar, sie setzt auf die altbewährte Satzglied- sowie Wortartenlehre. Dabei sei eben dies der falsche Weg, denn verstaubte Muster werden wohl kaum neue Erkenntnisse aufwirbeln. Die deutsche Sprache befindet sich im Wandel und ihre jungen Phänomene werden im Deutschunterricht kaum beleuchtet. Auch der am - Progressiv, dem diese Arbeit gewidmet ist, ist eine Erscheinung, der bis zu diesem Zeitpunkt im Unterrichtskontext kaum oder geringe Aufmerksamkeit geschenkt wird - Kenntnis über Progressive erlangen Schüler/innen eher im Englischunterricht. Dass der Progressiv jedoch nicht nur eine Erscheinung in der englischen Sprache ist, sondern bereits als universelles Phänomen angenommen werden kann, zeigen unter anderem Anthonissen, De Witt und Mortelmans (2016: 1-30), indem sie darstellen, inwiefern der Progressiv etwa in dem Niederländischen oder auch Französischen Verwendung findet. Im Deutschen zeichnet sich der Progressiv durch seine Präposition am aus. Erwird in die Kategorie Aspekt eingeordnet (Klosa, 1999: 140). Dies bedeutet, dass erein Geschehen aus einer unvollendeten Perspektive zeigt und der Handlungsverlauf betont wird. Die am -Progressiv-Form deutet demnach stärker als das Präsens an, dass eine Handlung oder ein Geschehen gerade in diesem Moment passiert und andauert. Seinen Ursprung verzeichnet der am -Progressiv im dialektalen Umfeld, wobei die Form mittlerweile als mindestens umgangssprachlich angesehen wird (Flick/Kuhmichel 2013: 52f.). Wenngleich sich Belege für die Nennung des am -Progressives in Grammatiken finden lassen, stellt sich das Problem, weshalb dieses Phänomenin der Didaktik immer noch als Randerscheinung behandelt wird. Darausergibt sich die Fragestellung, welche im Zuge der Arbeit untersucht wird: „Wird die Thematisierung des am -Progressives im Deutschunterricht von Lehrpersonen als sinnvoll erachtet und seine Verwendung im Unterrichtskontext akzeptiert?“. Die Beantwortung der Frage soll durch die Durchführung einer empirischen Untersuchung anhand eines Fragebogens erreicht werden. Ziel ist es, bestimmen zu können, ob der am -Progressiv im schulischen Kontext thematisiert werden soll und seine Verwendung akzeptiert wird.

2. Aktueller Forschungsstand

Dem Phänomen des am -Progressives kommt hauptsächlich in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit zu. Zunächst war es strittig, ob diese Form als dialektal einzustufen ist oder ob sie bereits in der Umgangssprache verwendet wird. In literarischen Texten ist die am -Progressiv-Form schon länger beobachtbar, vor allem seit 1970 scheint sich eine Steigerung der Verwendung abzuzeichnen. Klosa (1999: 138) findet Belege der Verwendung hauptsächlich in Dialogen von Figuren. Daraus schließt sie, dass die Form zunächst umgangssprachlich geprägt ist. Flick/Kuhmichel (2013: 52f) zeichnen eine Entwicklung, welche den am -Progressiv nicht dem dialektalen Umfeld zurechnet, sondern eine überregionale Einordnung vornimmt und die Form überdies in einem standardsprachlichen Kontext einbettet. Dass die Verwendung des am -Progressives nicht mehr auf bestimmte dialektal geprägte Regionen beschränkt werden kann, zeigen sie durch Belege im deutschsprachigen Zeitungswesen (Flick/Kuhmichel 2013: 61f.). Diese Entwicklung ist auch durch die Nennung des am -Progressives in Grammatiken erkennbar. Gargyan (2010: 11) zeigt, dass die Form Ende des 20. Jahrhunderts nur wenig, dennoch mit steigender Tendenz, behandelt wird. Während die Duden-Ausgabe von 1984 den am -Progressiv nur beiläufig anspricht, findet sich in der Ausgabe von 1995 bereits eine umfassendere Behandlung der Form. In den letzten 20 Jahren stieg die Nutzung des Phänomens und demnach auch das Bewusstsein innerhalb der Linguistik für diese ursprüngliche Randerscheinung. Dies ist erkennbar durch die steigende Anzahl an Publikationen in diesem Feld (Gargyan 2010: 12f). Aufgrund dieser Befunde könnte davon ausgegangen werden, dass die Verwendung des am -Progressives in der Mündlichkeit sowie in der Schriftlichkeit angemessen ist. Nach Klosa (1999: 140) kann die Verwendung eine Frage des Stils darstellen - der am -Progressiv kann je nach Kontext gezielt eingesetzt werden. Wenngleich eine neutrale Verwendung möglich ist, so ist die Stilfrage auch immer zugleich eine individuelle Einschätzung (Fix 2007: 25). Die aufkommende neutralisierte Behandlung des Phänomens wird im Schulkontext nicht übernommen.Die Akzeptanz ist, vorrangigin derSchriftlichkeit, zumeist nicht gegeben (Hoffmann 2012: 137). Obwoh l die Form nach Tomas (2017: 80) als funktionsfähig gilt und es keine Rechtfertigung für eine Stigmatisierung gibt, wird sie durch die ursprünglich ablehnende Haltung weiterhin als stilistischer Makel betrachtet. Diese Sichtweise führt dazu, dass die Verwendung des am -Progressives im Deutschunterricht als inadäquat betrachtet wird und eine Thematisierung der Form nicht stattfindet. Diese didaktische Sichtweise ist nach Thiel (2008: 1) nicht haltbar. Gründe, welche gegen das unrechtmäßige Ignorieren sprechen, sind beispielsweise die Verbreitung des Progressives, welche über einzelne Regionen hinaus geht. Zudem findet sich der am -Progressiv in mehreren sprachlichen Registern: er wird sowohl in der mündlichen Kommunikation als auch in der Schriftsprache verwendet. Thiel verweist hier speziell auf die Medien, die den am -Progressiv verwenden. Aus deren Gebrauch zeichnet sich die Norm ab (Thiel 2008: 3). Daraus wird geschlossen, dass der Progressiv ein wesentliches Element der deutschen Sprache darstellt und folglich in den Unterricht integriert werden soll. Um diese Eingliederung erfolgreich durchzuführen, sollen es sich nach Thiel (2008: 12) auch Schulbücher zur Aufgabe machen, den am -Progressiv zu thematisieren. Katelhön (2018: 77) spricht sich dabei für eine systematische Vorgangsweise in der Lehre aus. Gargyan (2010: 187) empfindet die am -Progressiv-Form als ein Zeichen eines Wandels in der deutschen Sprache, da sie junge und veränderbare Strukturen aufzeigt. Aus den dargestellten Sichtweisen der derzeitigen dargestellten Forschungsliteratur wird sichtbar, dass Linguist/innen eine Relevanz der Thematisierung des am -Progressives im Unterricht empfinden und eine Akzeptanz der Form einfordern. Im nächsten Kapitel werden diese Sachverhalte durch eine Untersuchung überprüft.

3. Methode

Ziel der Arbeit ist es, möglichst praxisnah vorzugehen und die Sichtweise von Didaktiker/innen zu zeigen. Daher wurde entschieden, dass eine empirische Untersuchung zur Erreichung der Fragestellung notwendig ist. Als Untersuchungsdesign wurde eine Querschnittstudie gewählt, da diese innerhalb eines kurzen Zeitraums durchgeführt werden kann und darüber hinaus eine hohe Anzahl an Proband/inn/en befragt werden können (Bortz/Döring1 2006: 88f.). Dies ist insofern relevant, als induktive Schlüsse als Schlussfolgerung für die Linguistik als auch die Deutschdidaktik bezüglich der gestellten Fragestellung nicht aussagekräftig wären. Deshalb ist es das Ziel, fünfzig Personen zu befragen.

Als Instrument wird der Fragebogen ausgewählt. Diese Form ermöglicht eine umfangreichere Bearbeitung, da mehrere Personen diesen selbstständig ausfüllen und durch diese erhöhte Anzahl die Ergebnisse fundierterpräsentiert werden können. Auch bezüglich der Reichweite bietet sich dieses Instrument an, da dadurch Personen im Raum Österreich und Deutschland sowie in der Schweiz befragt werden können (Mummendey/Grau 62014: 63f.). Bei der Erstellung des Fragebogens erfolgte zunächst ein Brainstorming, bei jenem der Themenbereich in die Oberbegriffe „Thematisierung“ und „Akzeptanz“ aufgeteilt wurde. Hinzugefügt wurde zudem die persönliche Erfahrung mit dem Phänomen des am -Progressives, um Rückschlüsse aus den individuellen Lebensbereichen der Proband/inn/en für den beruflichen Kontext ziehen zu können. Zu diesen übergeordneten Feldern wurde zunächst ein Kanon an Fragen entwickelt, wobei diese im Anschluss reduziert wurden mit dem Ziel, nur essenzielle Sachverhalte zu erfragen, welche der Beantwortung der Forschungsfrage dienen.Nach der Voranfertigung des Fragebogens erfolgte die Erstellung mittels eines technischen Programmes. Dafür wurde die Plattform „Google Formulare“ ausgewählt. Hier konnten die Tools gemäß den Erwartungen eingestellt werden. Zu Beginn des Instruments wurde eine Einführung dargelegt, damit auch Personen ohne Vorwissen über den am -Progressiv an der Untersuchung teilnehmen können. Die endgültige Version des Fragebogens teilte sich wie folgt auf:2 3 4 *5 oder nicht, wobei sie ihre Meinung auch begründen sollen. Schließlich wird erfragt, ob die Verwendung des am -Progressives in Mündlichkeit und Schriftlichkeit eine unterschiedliche Akzeptanz erfährt.

3. In dem letzten Abschnitt wird der Bereich der Thematisierung bearbeitet. Hierbei war es Ziel, das Empfinden einer Notwendigkeit der Thematisierung festzustellen. Ferner wird gefragt, ob didaktische Werke, unter anderem Schulbücher, den am - Progressiv in ihr Repertoire aufnehmen sollten.
4. In letzter Instanz wurde noch ein Abschnitt erstellt, welcher freiwillig bearbeitet werden kann. Ziel ist es, mögliche Umsetzungsvorschläge zu sammeln. Dieser Bereich würde es ermöglichen, Lehrmaterial bezüglich des am -Progressives zu erstellen. Diese Aufgabe überschreitet jedoch den Rahmen dieser Arbeit und soll im Anhang als Anregung dienen.

Als Frageformat fällt die Entscheidung auf einerseits geschlossene und andererseits offene Fragen. Bei geschlossenen Fragen wird das Design Ja/Nein gewählt, da dieses in diesem Zusammenhang die zunächst beste Möglichkeit der Beantwortung darstellt, da dadurch eindeutige Antworten zu erwarten sind. Die offenen Fragen dienen dazu, Begründungen für im Vorhinein getätigte Aussagen zu erhalten. Diese Frageformate wurden vor allem gewählt, um die Gütekriterien der Objektivität, Reliabilität und Validität zu erfüllen (Bortz/Döring 42006: 88f.).

Als Versuchspersonen dienen Lehrpersonen für das Fach Deutsch sowie Studierende des Unterrichtsfachs Deutsch. Die Entscheidung fiel deshalb nur auf Pädagog/inn/en, da diese die Linguistik mit der Schulgrammatik in Beziehung setzen können. Die Suche nach Untersuchungsteilnehmern erfolgt vorzugsweise elektronisch. Zunächst wurde der Fragebogen an Studierende der Universität Salzburg gesendet. Für das Auffinden von Lehrpersonen als Teilnehmer/innen wurde eine Social-Media-Plattform genutzt, in welcher Gruppen gebildet werden können. Hierbei werden die Fragebögen in angemessene Gruppen gestellt.

4. Untersuchung und Ergebnisse

Die Untersuchung wurde innerhalb eines Zeitraumes von zwölf Tagen, Ende Januar 2020, durchgeführt. Planmäßig wurde der Fragebogen an Studierende der Universität Salzburg versendet und in Social-Media-Foren gegeben. Es erfolgte eine hohe Teilnahme in kurzer Zeit (57 Lehrpersonen und Studierende). Viele Personen zeigten sich interessiert an dem Phänomen und Feedback wurde gegeben. Unter anderem gestaltete es sich als problematisch, der Groß-/Kleinschreibung des am -Progressives gerecht zu werden, da viele Werke verschiedene Schreibungen zeigen. Die Entscheidung fiel auf die kleingeschriebene Variante, da diese Schreibung öfter gefunden wurde. Dabei wurde von Teilnehmer/innen angemerkt, dass dieses Phänomen eine Großschreibung verlangt. Auch die Erhebung der Wohnorte der Lehrpersonen wäre relevant gewesen. Da jedoch vorausgesetzt wurde, dass der am - Progressiv mittlerweile als standardsprachlich eingestuft werden kann, wurde die Relevanz der Wohnorte für dieses Thema als nicht primär wichtig erachtet. Die Auswertung der Daten erfolgte automatisiert durch das Programm „Google Formulare“. Für die Evaluation wurden keine weiteren statistischen Mittel benötigt.

[...]


1 wird, wobei die Fragestellungen in Schriftlichkeit und Mündlichkeit aufgeteilt

2 Persönliche Daten sowie persönliche Erfahrungen mit dem am -Progressiv: Zunächst werden Daten wie Geschlecht, Alter und Tätigkeitsbereich abgefragt. Daraufhin soll das individuelle Erleben mit dem am -Progressiv festgestellt werden. Ziel ist es dabei, zu erkennen, inwiefern betroffene Personen mit dem am - Progressiv in Berührung gekommen sind, beispielsweise durch Didaktiken, Grammatiken oder auch im studentischen sowie schulischen Kontext. Aus diesen Daten sollen Rückschlüsse für mögliche Gründe der Akzeptanz oder Inakzeptanz gezogen werden können. Dies spielt auch eine Rolle für die Thematisierung, da diese das Produkt der persönlichen Einstellung ist.

3 Akzeptanz des am -Progressives im Unterricht: In diesem Abschnitt ist es das

4 Ziel zu bestimmen, inwiefern der am -Progressiv im Deutschunterricht akzeptiert

5 werden. Zudem wird explizit danach gefragt, ob sie die Form akzeptieren würden

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Akzeptanz und Thematisierung des am-Progressives im Deutschunterricht. Eine emipirsche Untersuchung
Hochschule
Universität Salzburg  (Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
Deutsche Sprache (Standarddeutsch. Entstehung – Norm – Gebrauch)
Note
1,5
Autor
Jahr
2020
Seiten
16
Katalognummer
V538827
ISBN (eBook)
9783346152978
ISBN (Buch)
9783346152985
Sprache
Deutsch
Schlagworte
am-Progressiv, Deutschdidaktik
Arbeit zitieren
Angelina Lederer (Autor:in), 2020, Akzeptanz und Thematisierung des am-Progressives im Deutschunterricht. Eine emipirsche Untersuchung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538827

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