Im letzten Jahrzehnt bildete sich in den populären Kunstformen immer mehr ein Trend heraus starke weibliche Figuren in kontemporäre Geschichten zu integrieren. Ein Trend der mit dem Wiedererstarken der Frauenbewegung und der Verbreitung feministischer Gedanken einhergeht. Der Unterrepräsentanz von Frauen in modernen Narrativen wird immer aktiver entgegengetreten. Dabei schlaffen auch die großen Filmproduktionen nicht.
Doch bleibt die Frage offen ob diese Figuren wirklich den modernen Standards der feministischen Theorie standhalten. Oft hat man eher den Eindruck, dass patriarchale Strukturen in der Kunst einen Weg suchen die Nachfrage zu befriedigen, ohne die eigene Vormachtstellung einzubüßen. So entpuppen sich vermeintliche feministische Ikonen als Produkte patriarchaler Ideologie.
Unter allen Erzeugnissen der Kulturindustrie des vergangenen Jahrzehnts hatte die HBO Serie Game of Thrones eine große Einwirkung auf das kulturelle Verständnis der heutigen Zeit und verarbeitete viele Fragestellungen der spätkapitalistischen Gesellschaft über eine Gesamtdauer von acht Jahren (2011-2019). Auch die Frauenfrage hat in der Serie eine prominente Rolle bekommen. Starke weibliche Figuren übernahmen die Bildschirme und ließen einige bürgerliche Feminist*innen sie zu neuen Ikonen erheben. Zum Beispiel schreibt Lela London in ihrem Artikel Telegraph (UK) „Brienne of Tarth: from knighthood to heartbreak, how she became GoT's strongest female player“: „I’m just going to put it out there – Brienne of Tarth, or rather Ser Brienne of Tarth, is a feminist icon.“
Natürlich kollidiert die Frage mit der Frage danach wie sehr ist eigentlich Brienne of Tharth, das Produkt der heutigen Zeit und da Game of Thrones ein fantastisches Mittelalter darstellt, wie viel ihrer Vorgängerinnen aus der mittelalterlichen Literatur steckt in Brienne? Waren sie die „feministischen“2 Ikonen ihrer Zeit und haben sie Brienne sogar vielleicht etwas voraus?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kriegerfrauen in der mittelalterlichen Literatur
- Brunhild (Nibelungenlied)
- Bradamante (Orlando Furioso)
- Kriegerfrauen in Game of Thrones am Beispiel von Brienne of Tarth
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Kriegerinnen im Mittelalter und der Postmoderne, indem sie die Figuren Brunhild aus dem Nibelungenlied, Bradamante aus dem Orlando Furioso und Brienne of Tarth aus der HBO-Serie Game of Thrones vergleicht.
- Die Rolle der Kriegerinnen in der höfischen Gesellschaft des Mittelalters
- Die Interaktion zwischen „höfischer Liebe“ und Rittertum
- Die Emanzipation der Frau im Vergleich zum Frühmittelalter
- Die Darstellung von starken weiblichen Figuren in der modernen Populärkultur
- Die Frage, ob diese Figuren den modernen Standards der feministischen Theorie standhalten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Darstellung von Kriegerinnen im Kontext der modernen Populärkultur ein. Sie beleuchtet den Trend, starke weibliche Figuren in zeitgenössische Geschichten zu integrieren und hinterfragt, ob diese Figuren den modernen Standards der feministischen Theorie gerecht werden.
Das zweite Kapitel analysiert die Darstellung von Kriegerinnen in der mittelalterlichen Literatur am Beispiel von Brunhild aus dem Nibelungenlied und Bradamante aus dem Orlando Furioso. Dabei wird der Fokus auf die höfischen Verhältnisse und die Interaktion zwischen „höfischer Liebe“ und Rittertum gelegt.
Das dritte Kapitel untersucht die Figur Brienne of Tarth aus der HBO-Serie Game of Thrones und vergleicht sie mit den mittelalterlichen Vorbildern.
Schlüsselwörter
Kriegerinnen, Mittelalter, Postmoderne, höfische Liebe, Rittertum, Emanzipation, Game of Thrones, Brienne of Tarth, Brunhild, Bradamante, feministische Theorie, Populärkultur.
- Citation du texte
- Julius Zukowski-Krebs (Auteur), 2020, Was bleibt nach der Rüstung? Kriegerinnendarstellungen im Mittelalter und der Postmoderne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/539050