1. Einleitung
Das deutlichste Merkmal an Hannah Arendt’s philosophischem Werk ist dessen humanistische Prägung, vor allem aber dessen thematische und methodische Vielschichtigkeit. Sie entwirft kein klar umrissenes Konzept der politischen Theorie, keine Grundlage für einen stringenten ideologischen Entwurf. Ein zentrales Element ihrer Arbeitauf dessen Grundlage Sie weitere Theorien entwickelt - ist allerdings das Konzept des gemeinschaftlichen politischen Handelns, einer elementaren menschlichen Fähigkeit, deren Zerstörung etwa die Entstehung totalitärer Herrschaften ermöglicht.
Die Verbindung von Denken und Handeln, von Philosophie und Politik, spielt für Arendt dabei eine entscheidende Rolle. Sie entgegnet damit sowohl der denkerischen Hilflosigkeit der neuzeitlichen Philosophen, als auch der Gedankenlosigkeit im Stil Eichmanns und der Gleichschaltung gedankenlos Handelnder, vor dem Erfahrungshorizont des europäischen 20. Jahrhunderts, das Weltkriege und totalitäre Systeme erlebt hat.
Das Konzept des gemeinschaftlichen politischen Handelns entwickelt sie in „Vita activa oder vom tätigen Leben“. Ausgehend von der Frage „Was tun wir wenn wir tätig sind?“ lässt sie in diesem Buch die „höchste und vielleicht reinste“ Tätigkeit - das Denken bzw. die vita contemplativa - außer Acht, und untersucht die grundlegenden Elemente des Tätigseins, die sich in Arbeiten, Herstellen und Handeln aufgliedern.
Die vorliegende Arbeit macht sich das Schlüsselkonzept des Handelns zum Thema. Da es bislang keine umfassende kritische Auseinandersetzung mit dem thematisch und methodisch äußerst vielschichtigen Werk Arendts gibt, und die Stellungnahmen und Lesarten zu ihrer politischen Philosophie sich in sehr unterschiedliche Standpunkte aufteilen, soll das Thema dieser Arbeit vornehmlich anhand des Primärtextes behandelt werden.
Im ersten Teil wird dazu das arendtsche Konzept des Handelns dargestellt, und die Schwierigkeiten, die sich aus dem Handeln für den Bereich des Politischen ergeben, aufgezeigt. Im darauf folgenden Teil wird zunächst behandelt, mit welchen Konzepten die Tradition der politischen Philosophie nach Plato auf die Aporien des Handelns reagiert. Dem wird abschließend der Ansatz von Hannah Arendt gegenübergestellt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Konzept des Handelns
- Grundbedingungen für das Handeln
- Der Bereich des Politischen
- Die Beschaffenheit/Aporien des Handelns
- Umgang mit den Aporien des Handelns
- Lösungsmöglichkeit der Aporien des Handelns
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Hannah Arendts Konzept des politischen Handelns. Ziel ist es, Arendts vielschichtige politische Philosophie anhand des Primärtextes zu analysieren und die Schwierigkeiten aufzuzeigen, die sich aus dem Handeln für den Bereich des Politischen ergeben. Die Arbeit vergleicht Arendts Ansatz mit traditionellen Konzepten der politischen Philosophie.
- Arendts Konzept des Handelns und seine Grundbedingungen
- Der Bereich des Politischen bei Arendt und seine Abgrenzung zu anderen Handlungsformen
- Die Aporien des Handelns und mögliche Lösungsansätze
- Der Vergleich von Arendts Ansatz mit der Tradition der politischen Philosophie
- Die Bedeutung von Pluralität und Natalität für Arendts Theorie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt Hannah Arendts Werk als humanistisch und vielschichtig vor, wobei das Konzept des gemeinschaftlichen politischen Handelns als zentrales Element hervorgehoben wird. Sie betont die Verbindung von Denken und Handeln und die Auseinandersetzung mit der Hilflosigkeit der neuzeitlichen Philosophie und der Gedankenlosigkeit im Angesicht totalitärer Systeme. Die Arbeit fokussiert sich auf Arendts Konzept des Handelns und analysiert es anhand des Primärtextes, da es bislang keine umfassende kritische Auseinandersetzung mit ihrem Werk gibt.
Das Konzept des Handelns: Dieses Kapitel beschreibt Arendts Konzept des Handelns, das sich von Arbeiten und Herstellen durch seine Unabhängigkeit von Dinglichkeit und Materialität unterscheidet. Grundbedingungen für das Handeln sind Pluralität (Gleichheit und Verschiedenheit der Menschen) und Natalität (Geborenwerden als Neubeginn). Die Pluralität ermöglicht Verständigung und Austausch, während die Natalität die Möglichkeit des Neubeginns und der Initiative symbolisiert. Arendt bezieht sich dabei auf Augustinus' Konzept des „Anfangs“ und lehnt die Vorstellung zyklischer Zeit ab.
Der Bereich des Politischen: Das Handeln wird hier als die einzige Tätigkeit dargestellt, die unmittelbar zwischen Menschen stattfindet und eng mit dem Sprechen verbunden ist. Durch Sprechen und Handeln drückt der Mensch seine Einzigartigkeit aus und enthüllt seine Persönlichkeit – den „Subjektiven Faktor“, den Arendt als von anderen politischen Philosophien ignoriert ansieht. Sie definiert den Bereich des Politischen als „Bezugsgewebe menschlicher Angelegenheiten“, im Gegensatz zu Arbeiten und Herstellen, die in Isolation stattfinden können.
Schlüsselwörter
Hannah Arendt, Politisches Handeln, Pluralität, Natalität, Vita activa, Aporien des Handelns, politische Philosophie, Totalitarismus, Denken und Handeln, Subjektiver Faktor.
Häufig gestellte Fragen zu: Hannah Arendts Konzept des politischen Handelns
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Hannah Arendts Konzept des politischen Handelns. Sie untersucht die Grundbedingungen des Handelns, die Aporien (Schwierigkeiten) des Handelns und vergleicht Arendts Ansatz mit traditionellen Konzepten der politischen Philosophie. Die Arbeit basiert auf einer detaillierten Analyse von Arendts Primärtexten.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende zentrale Themen: Arendts Konzept des Handelns und seine Grundbedingungen (Pluralität und Natalität), den Bereich des Politischen bei Arendt und seine Abgrenzung zu anderen Handlungsformen (Arbeiten und Herstellen), die Aporien des Handelns und mögliche Lösungsansätze, den Vergleich von Arendts Ansatz mit der Tradition der politischen Philosophie sowie die Bedeutung von Pluralität und Natalität für Arendts Theorie.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel "Einleitung", "Das Konzept des Handelns" (mit den Unterkapiteln "Grundbedingungen für das Handeln" und "Der Bereich des Politischen"), "Die Beschaffenheit/Aporien des Handelns" (mit den Unterkapiteln "Umgang mit den Aporien des Handelns" und "Lösungsmöglichkeit der Aporien des Handelns") und "Schlussbemerkungen".
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, Arendts vielschichtige politische Philosophie anhand des Primärtextes zu analysieren und die Schwierigkeiten aufzuzeigen, die sich aus dem Handeln für den Bereich des Politischen ergeben. Die Arbeit will Arendts Ansatz mit traditionellen Konzepten der politischen Philosophie vergleichen und eine umfassende kritische Auseinandersetzung mit ihrem Werk bieten.
Was sind die zentralen Begriffe/Schlüsselwörter?
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind: Hannah Arendt, Politisches Handeln, Pluralität, Natalität, Vita activa, Aporien des Handelns, politische Philosophie, Totalitarismus, Denken und Handeln, Subjektiver Faktor.
Wie wird Arendts Konzept des Handelns beschrieben?
Arendts Konzept des Handelns unterscheidet sich von Arbeiten und Herstellen durch seine Unabhängigkeit von Dinglichkeit und Materialität. Grundbedingungen sind Pluralität (Gleichheit und Verschiedenheit der Menschen) und Natalität (Geborenwerden als Neubeginn). Handeln findet unmittelbar zwischen Menschen statt und ist eng mit dem Sprechen verbunden. Durch Sprechen und Handeln drückt der Mensch seine Einzigartigkeit aus.
Wie definiert Arendt den Bereich des Politischen?
Arendt definiert den Bereich des Politischen als „Bezugsgewebe menschlicher Angelegenheiten“, im Gegensatz zu Arbeiten und Herstellen, die in Isolation stattfinden können. Das Handeln ist die einzige Tätigkeit, die unmittelbar zwischen Menschen stattfindet und eng mit dem Sprechen verbunden ist.
Welche Rolle spielen Pluralität und Natalität in Arendts Theorie?
Pluralität ermöglicht Verständigung und Austausch, während die Natalität die Möglichkeit des Neubeginns und der Initiative symbolisiert. Beide sind grundlegende Bedingungen für Arendts Konzept des politischen Handelns.
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- Anonym (Author), 2004, Das Konzept des Handelns bei Hannah Arendt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53928