Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Bedeutung von Sexismus
3 Medien und ihre Inhalte
3.1 Die Kriterien der Medienattraktivitat
3.2 Inszenierung ungleicher Geschlechterverhaltnisse
3.3 ErotikalsMittelderVermarktung
3.4 Im Zwiespalt von Selbstermachtigung und Selbstvermarktung
3.5 Die Prasenz von Sportlerinnen in den Medien
4 Fazit 12 Literatur - und Quellenverzeichnis
1 Einleitung
Weibliche Athletinnen werden iiberdurchschnittlich oft, nicht wegen ihrer sportlichen Leistung ins Rampenlicht der Medien geriickt. Journalisten stellen Fragen iiber ihr Privatleben oder beurteilen ihre Erscheinung. Diese Untersuchung kniipft an die Studie des Universitatsverlages der Cambridge University Press an.1 Medien besitzen eine bedeutende Rolle in unserer Gesellschaft. Die Themen Sport und Sexismus stellen ein relevantes Problemfeld von Sportlerinnen in den Massenmedien dar. In eben diesen Kontext ist die Sexualisierung von Frauen das Thema dieser Hausarbeit. Der Fokus liegt auf der Fragestellung, in welcher Art und Weise sich Hochleistungssportlerinnen in den Medien fur die Vermarktung darstellen lassen.
Das Hauptziel der Arbeit ist es, einen kritischen Blickwinkel auf die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen zu ermoglichen, die sich auch durch die Vorherrschaft der Manner im Machtgefiige der Medien wiederspiegelt. Die vorliegende Arbeit gliedert sich in drei grofie Kapitel: Im ersten Kapitel wird der Begriff Sexismus fur ein leichteres Verstandnis genauer defmiert. Das zweite Kapitel beschaftigt sich mit vermittelten Inhalten fiber Frauen im Allgemeinen in den Medien und viberliefert dazu empirisch fundierte Hinweise. Die Frage danach, welche Position und Presentation die Sportlerinnen bei ihrer medialen Inszenierung einnehmen, wird anschliefiend, beruhend auf dem Hintergrund zentraler Merkmale von Medienattraktivitat herausgearbeitet. Der nachste Abschnitt setzt sich mit der Inszenierung ungleicher Geschlechterverhaltnisse auseinander und hebt dabei Mechanismen hervor, die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern durch sexistische Verhaltensweisen unterstutzen.
Zur Beurteilung der sexualisierten Darstellung von Frauen, wird deshalb auch die Rolle der Erotisierung als Erfolgsmittel in den Blick genommen. Hieran ankniipfend soil heraus gestellt werden, mit welchen Schwierigkeiten Sportlerinnen im Machtgefiige der Medien konfrontiert sind. Es wird auch der Frage nachgegangen, von welchen gesellschaftlichen Zwangen die Athletinnen bei ihrer Vermarktung abhangig sind und welche Verantwortung sie selbst tragen. Zugleich verbindet sich hiermit die Frage, welches Frauenbild durch die Medien produziert und reproduziert wird. Zur Illustration der prekaren Situation von Athletinnen dienen dazu einige Beispiele. Im letzen Kapitel, dem Fazit, setze ich mich mit einigen der vorausgegangenen Argumente und Befunde der Arbeit auseinander. Hinsichtlich der Fragestellung, inwiefern Hochleistungssportlerinnen in den Medien vermarktet werden, gebe ich einen Ausblick fur mogliche Verbesserungen.
2 Die Bedeutung von Sexismus
Mit dem Begriff Sexismus werden Diskriminierungen und Vorurteile bezeichnet, die sich auf die Geschlechtszugehorigkeit eines Menschen beziehen, vorwiegend sind hierbei Frauen betroffen. In denen Frauen unterschwellig oder auch bewusst zu Sexobjekten degradiert werden, fiihren darauf aufbauen diskriminierende Einstellungen, Verhaltensweisen und Handlungen zu einer Abwertung der Frauen in unserer modernen Gesellschaft. Wahrend das mannliche Geschlecht verherrlicht und bevorzugt wird und dies selbstverstandlich ist. Das spiegelt sich auch in den Benachteiligungen wider, die Frauen in Form von schlechteren Ausbildungs-, Berufs- und Karrierechancen und geringerem Lohn bei gleicher Bildung und Arbeit erfahren. Es wirkt das traditionelle Frauenbild nach, das den Frauen die Erledigung der hauslichen Arbeit und die Erziehung der Kinder zuweist. Gerechtfertigt wird diese spezifische Benachteiligung von Frauen vor allem durch Kultur, Erziehung, Medien, Werbung und der wissenschaftlichen Versuche geschlechtstypische Arbeitsteilung zu rechtfertigen. Es werden den Frauen ausschliefilich hausliche Arbeit und die Erziehung der Kinder zugewiesen. 2 '3
Urn den Begriff Sexismus tiefgreifender zu erfassen, werden verschiedene Auspragungsformen ausfuhrlicher erlautert. Moderner Sexismus wird als Leugnung von Diskriminierung und Ablehnung von MaBnahmen defmiert, die darauf abzielen, Ungleichheiten abzubauen.
Neosexismus widerstrebt gegen mutmafiliche Privilegien von Frauen, z.B. Aussagen die verlauten lassen, dass Frauen von der Regierung bereits mehr erhalten haben, als ihnen zustehen wiirde. Und beschreibt den Konfiikt zwischen egalitaren Werten, z.B. dass Frauen und Manner in jeder Hinsicht gleiche Rechte erhalten sollten. Moderner und Neosexismus liefern somit Rechtfertigungen fur bestehende Ungleichheit.4 Der Fachbegriff Hostiler Sexismus, wird von der Uberzeugung gelenkt, dass Manner einen hoherwertigen Status verdienen und diesen gleichzeitig durch Frauen verlieren konnen. Hostiler Sexismus ist vorwiegend gegen Feministinnen und Karrierefrauen gerichtet, die nicht-traditionellen Bildern von Frauen entsprechen. Benevolenter Sexismus, zeigt sich in aufierst zuvorkommenden Verhalten gegeniiber Frauen. Das Verhalten wird dann sexistisch, wenn es ausschliefilich ein Geschlecht betrifft.5 Das Zusammenwirken beider Uberzeugungen halt Geschlechterungerechtigkeit aufrecht und stabilisiert patriarchale Gefiige.6
3 Medien und ihre Inhalte
Der vorliegende Abschnitt beschaftigt sich mit den vermittelten Inhalten in Medien und wirft einen kritischen Blick auf die Darstellung der Frauen im Allgemeinen. Hierbei wird Bezug auf die Kvichenhoff-Studie von 1975 zum Jahr der Frau genommen. Die Bundesregierung gab in Auftrag, das Frauenbild im deutschen Fernsehen genauer zu durchleuchten. Die Ergebnisse der damaligen Zeit sind makaber. Sie stellen allerdings Tatsachen heraus die in unserer heutigen Zeit, immer noch als zentrale Probleme vorzufmden sind, weshalb sich ihre Bedeutung in den Mittelpunkt stellt.7
Es ergab sich laut der Studie, dass eine erhebliche Unterreprasentation von Frauen im deutschen Fernsehen besteht. Des Weiteren besteht die "Mittelschichtorientierung" in der Darstellung der Frauen im Gegenverhaltnis zur realen Gesellschaft. Hinzu kommt das fur die Medien das traditionelle Rollenbild der Mutter und Hausfrau im Vordergrund steht. Daneben wird das Ideal der jungen, unabhangigen und schonen Frau gestellt. Die fehlende Thematisierung der Berufstatigkeit und das Ignorieren von Problemen bei der Frauenarbeit, sowie der doppelten Belastung ist in den Medieninhalten stark ausgepragt und bekommt nur sehr wenig Bedeutung zugeschrieben. Kennzeichnend fur die dargestellte Frau im Fernsehen ist ihre unpolitische Halrung. Sie ist unwissend und ergreift daher kerne politischen oder gesellschafts- und sozialkritischen Aktivitaten. Ein weiterer Punkt ist, dass Medien die Behandlung von Frauenfragen, d.h. die kritische Beschaftigung mit der besonderen Lage der Frau vernachlassigen. Die herausgehobene Stellung der Frau wird in den Programmen kaum beachtet und in keiner Weise kritisch aufgegriffen. Eine ebenfalls deutliche Benachteiligung von Frauen zeigt sich auch bei der internen Verteilung von Rollen in den Fernsehanstalten.8
Aus diesen vorangegangen Befunden, wird verdeutlicht, dass die Medien eine wesentliche Sozialisationsinstanz in unserem Leben darstellen. Die Ursache von Diskriminierungen gegeniiber Frauen und Ungleichheiten zwischen Geschlechtern, lasst einen daher unweigerlich dazu vibergehen, die Wirkmachtigkeit von Medien noch naher zu erkunden.9
3.1 Die Kriterien der Medienattraktivitat
In der Zeitgeschichte des Sports stellen Sportier und Sportlerinnen mit ihrem positiven Imagefaktor anschauliche Personlichkeiten fur die Werbe- und Unterhaltungsindustrie dar. Die Branche ware ohne sie unvollkommen.10 Demnach wird im folgenden Abschnitt der Frage nachgegangen, welche Merkmale insbesondere ftr die mediale Presentation der Sportlerinnen in Frage kommen und welche Position Frauen bei der medialen Inszenierung einnehmen.
Die Kriterien der Medienattraktivitat passen sich den journalistischen Zielvorstellungen an. Der Fokus liegt vornehmlich auf sich verandernden Ereignissen, Popularity, Erfolgen von auBergewohnlichen Leistungen oder extremen Sensationen. Zum besten vermittelbaren Gesamtbild des Frauensports zahlen Erfolg, Erotik und fotogenes Aussehen. Die Attraktivitat von Sportlerinnen lasst sich durch sehr korperbezogene Abbildungen wie zum Beispiel im Playboy Magazin steigern. Jedoch nicht ausschliefilich. Die Personlichkeit ist ein weiteres Kriterium, das dafiir ausschlaggebend ist jemanden zum Idol oder sogar zur positiven Personifizierung des Sports aufsteigen zu lassen. Soziales Engagement erganzt das Image von Sportlern in den Medien. Dies zeigt sich bei Grit Breuer, die sich ftr Kinderarmut und gegen Drogenkonsum einsetzt und ihre sportliche Biografie dadurch interessanter gestaltet.11
Ein weiterer Aspekt sind sogenannte Schicksalsgeschichten und Begebenheiten, wie Trennungen oder durchlebte Affaren. Auch Skandale durch Betrug oder Manipulation, fthren zum Aufsehen des Medieninteresses, sind jedoch sehr negativ behaftet. Die Popularity der betriebenen Sportart ist ein besonderes Merkmal. Das Fernsehen besitzt hierbei eine auBerst grofie Wirkmachtigkeit, es beeinflusst und gibt zugleich die Rangliste von bedeutenden, weniger interessanten, marginalen oder gar ganz zu missachtenden Sportarten vor.12 Denn durch die technischen Moglichkeiten konnen personliche und raumliche Distanz iiberwunden werden, die es den Medien ermoglicht das Verhaltnis von Sportlern und Publikum zu gestalten.13 Der Sport und seine Protagonisten sind in den Medien so wirksam, dass sie zu kauflicher Ware in der Unterhaltungsbrache genutzt werden. Dabei ist zu berucksichtigen, dass der Sportjournalismus iiberwiegend von einer Mannerdomane inszeniert wird. Demzufolge sind es zum GroBteil mannliche Personen, die auf Grund ihrer sportlichen Leistungen, sei es im FuBball oder Basketball als Prasentanten dieser Sportart gezeigt werden. Die mannlichen Vorstellungen und Medien und ihre Inhalte die Personalisierung iiber die ausgewahlten Darstellungen und Inhalte des Sports in den Medien sind aktuell immer noch vorherrschend. Ob es moglich ist, dass Frauen irn Pressewesen innerhalb der publizistischen Zwange die Vorherrschaft aufbrechen konnen oder verbessern bleibt offen. Auch traditionelle Einstellungen und Erwartungen spielen eine Rolle als Kriterium.
Sportier die durch enorme Selbstdarstellung iiber die Medien einen gewaltigen Marketingwert erreicht haben, relativieren dadurch den publizistischen Wert einer errungenen Goldmedaille sowie andere Erfolge und folglich auch die Leistung der Gewinner. Demnach erschliefit sich, dass es nicht mafigeblich ist groBe Ziele wie Weltmeisterschaften, Olympiasiege oder Weltrekorde zu erreichen, urn in den Medien starke Beachtung zu erhalten, durch die eine Aussendung gefordert wird. Der Geschmack des Publikums wird vornehmlich berucksichtigt. Es gelingt nicht jedem ins Rampenlicht der Offentlichkeit und Aufmerksamkeit zu gelangen. Dies zeigt sich z.B. bei Sonja Pfeilschifter die im Schiefien drei Weltmeistertitel errungen hat, jedoch kaum mediale Resonanz mit ihrem Sieg erzielte.14
Als wahrscheinlichstes Erfolgsrezept gilt die Vielfalt von attraktivitatssteigernden Merkmalen in den Medien. Die Sportlerinnen die mehreren dieser genannten Kriterien nachkommen, erhalten innerhalb der Medien starkere Aufmerksamkeit. Wenn Sportlerinnen mehr aus ihrem privaten Leben mitteilen, als nur Wettkampferfolge und sie ihre Lebensgeschichte spannend erzahlen, sich als Frau aufreizend in erotischer Weise prasentieren und sich den gegenwartigen Modetrends anpassen, kann dies sehr nutzlich sein. Wenn Sie dazu schlieBlich eine Sportart oder Disziplin betreiben, bei der sich viele Menschen angesprochen fuhlen und diese nachahmen, dann werden Sportlerinnen fur die Medien interessant.15
3.2 Inszenierung ungleicher Geschlechterverhaltnisse
Medien iiben einen grofien Einfluss auf unsere Meinungsbildung und iiber unser Bewusstsein aus. Uber ihre Moglichkeiten Ereignisse zu gestalten und aufzubereiten, konnen sie die Verhaltnisse von Mannern und Frauen in der heutigen Zeit positiv unterstvitzen oder negativ beeintrachtigen. Das betrifft auch den Sport. Das Phanomen Sexualitat ist sozial konstruiert und in den Machtverhaltnissen unserer Gesellschaft verankert. Hinsichtlich der Bedeutung von Sexualisierungsstrategien innerhalb der Sportmedien, geht es urn die Frage wer sich auf welche Art an der Aufrechterhaltung machtpolitischer Verhaltnisse beteiligt. Und auf welche Weise Inszenierungen stattfmden und dafur verantwortlich sind Sportlerinnen auf prekare Weise von Medien und ihre Inhalte Sexismus betroffen zu machen.16 Der Fokus in diesem Abschnitt blickt verstarkt auf die unterschiedlichen Darstellungsweisen von Frauen und Mannern in den Medien. Ein Mechanismus der zu Unterschieden in der Darstellung fuhrt, wird bereits im fruhen Kindesalter von Jungen und Madchen gelernt, namlich die Inszenierung stereotypischer Rollenbilder. In Schulbiichern in denen es urn den Themenbereich Sport geht, sei es FuBball oder Basketball spielen, Ski- oder Skateboard fahren, sind ausschliefilich Jungen abgebildet die diese Sportarten ausfuhren. Obwohl Madchen im gleichen Alter genauso gerne diese Sportarten betreiben.17
Im nachfolgenden Abschnitt wird unter verschiedenen Aspekten offen gelegt, welche Mechanismen dazu beitragen, dass Frauen im Hochleistungssport weniger Anerkennung, Wertschatzung sowie Aufmerksamkeit erfahren und zu Sexualobjekten degradiert werden.
[...]
1 Vgl. (Waechter, 2017)
2 Vgl.(Schmerl, 1988, S. 690) 3 Vgl.(Stilzle,2011,S.223)
4 Vgl. (Becker, 2014)
5 Ebenda.
6 Ebenda.
7 Vgl. (Klaus, 2002, S. 13)
8 Ebenda.
9 Ebenda, S. 12
10 Vgl. (Anders & Braun-Laufer, 1999, S. 99)
11 Ebenda, S. 85
12 Ebenda.
13 Vgl. (Schaaf &Nieland, 2011, S. 17)
14 Vgl. (Anders & Braun-Laufer, 1999, S. 85-90)
15 Ebenda,S. 107
16 Vgl. (Hartmann-Tews, 2011, S. 101)
17 Vgl. (Klaus, 2002, S. 12)
- Arbeit zitieren
- Rebekka Gajewski (Autor:in), 2017, Sexismus im Sport. Die Sexualisierung von Sportlerinnen in den Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/539298
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