In meiner Arbeit möchte ich mich mit den pädagogischen Gedanken im Hermann Hesses Werk „Das Glasperlenspiel” beschäftigen. In erster Linie untersuche ich die Rolle und Bedeutung der Erziehung, dann die daraus folgenden praxisbezogenen Erziehungsansätze.
„Das Glasperlenspiel” ist kein Werk mit rein pädagogischer Intention, wie z.B. das Früwerk „Unterm Rad” oder „Unterbrochene Schulstunde”. Diese Frühwerke haben die Schulerziehung und deren Grenzen als Hauptthema. Hesses Spätwerk enthält ein Gedankenkomplex. Es beschäftigt sich mit mehreren Hauptthemen, wie z.B. Geschichte, Musik, Schule, fernöstlicher Glaubensvorstellungen, Zeitkritik u.ä., und kann aufgefasst werden als eine Ausreifung der Hauptprobleme, ein Breviarium Hesses Lebenswerkes. Wir konzentrieren also auf die Erziehung und die damit zusammenhängenden Probleme.
Erziehung ist zu unserer Zeit wieder großer Bedeutung. In der Gesellschaft, im Schulalltag tauchen immer wieder heikle Fragen auf: Wie sollte man die nachkommenden Generationen richtig erziehen; ob das ganze, traditionelle Schulsystem diesem Ziel entspricht oder man andere Wege suchen soll – solche zeigen uns die alternativen Schulen europaweit.
Hesse beschäftigt dieser Bereich, auch weil er die negative Auswirkungen eines einseitigen, traditionellen Schulsystems lebens- und hautnah erfuhr, auch weil er selber Erzieher war, und nicht zuletzt weil er im „Glasperlenspiel” in der Tradition des deutschen Bildungsromans steht.
Das Glasperlenspiel ist Hesses Alterswerk, das u.a. nach H. Esselborn-Krumbiegel (1996: 17) alle wichtige Motive früherer Werke aufnimmt. So sehe ich in seinem Roman eine Fülle pädagogischer Gedanken, die uns - heutigen Lesern, Lehrern und Erziehern – keineswegs bloß utopistische Ideen überliefert, sondern – wie wir sehen werden – eine praktische und lebensnahe Pädagogie, nicht auf Grund wissenschaftlicher Abhandlungen aus dem Bereich der Erziehungswissenschaft, sondern eigene, literarisch geformte, und m.E. wohlgeformte, brauchbare pädagogische Gedanken.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Stand der Forschung
- 2. Hintergründe
- 3. Erziehung bei Goethe - Novalis - Mann
- 3.1. Bildung und Erziehung
- 3.2. Erziehung bei Goethe
- 3.3. Bindung an die Romantik
- 3.4. Der Kollege und Freund
- 4. Perspektive der Erziehung im Glasperlenspiel
- 4.1. Institutionelle Erziehung
- 4.2. Die ,,pädagogische Provinz”
- 4.3. Das Menschenbild als Grundsätzliches
- 4.4. Der Lehrer als Meister, Diener und Opfer…
- 4.5. Der Schüler als Individuum
- 4.6. Die Rolle der Musik und Meditation
- 4.7. Die fiktiven Lebensläufe als pädagogische Übungen
- 5. Excurs
- 6. Pflichtlektüre?
- 6.1. Die Begegnung
- 6.2. Lebensläufe
- 7. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den pädagogischen Gedanken in Hermann Hesses Werk „Das Glasperlenspiel”. Der Fokus liegt auf der Rolle und Bedeutung der Erziehung sowie den daraus resultierenden praxisbezogenen Erziehungsansätzen.
- Die Erziehungslandschaft in Hesses Werk und ihre Vergleichbarkeit mit der traditionellen Schulwelt
- Die kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept der ,,pädagogischen Provinz” in Kastalien
- Die Rolle der Musik, Meditation und fiktiven Lebensläufe als pädagogische Elemente
- Hesses eigenes Menschenbild und dessen Einfluss auf die pädagogischen Ideen im Werk
- Die Relevanz von „Das Glasperlenspiel” als literarisches Werk für die Pädagogik und Erziehungsdebatte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Forschungsfrage. Es wird darauf hingewiesen, dass „Das Glasperlenspiel” zwar nicht als pädagogisches Handbuch gedacht ist, jedoch wichtige Fragen und Anstöße zur Reflexion der Erziehung beinhaltet. Die Einleitung beleuchtet auch Hesses eigene Erfahrungen mit dem traditionellen Schulsystem.
Kapitel 1 behandelt den aktuellen Forschungsstand zu Hermann Hesse und seinem Werk. Hierbei wird die polarisierte Rezeption von Hesse und dessen Werken deutlich. Die Debatte um seine Ideen und die Interpretationen seiner Werke werden beleuchtet.
Kapitel 2 liefert einen Überblick über die Hintergründe der Arbeit und die Relevanz des Themas Erziehung im Werk Hesses.
Kapitel 3 beleuchtet die Erziehungsphilosophie von Goethe, Novalis und Mann im Kontext der Bildungsideen von Hesse. Es wird die Entwicklung von Hesses eigenen pädagogischen Ansätzen im Laufe seines Schaffens aufgezeigt.
Kapitel 4 stellt die verschiedenen Perspektiven der Erziehung im „Glasperlenspiel” dar, insbesondere die institutionelle Seite der Erziehung, die Rolle der ,,pädagogischen Provinz” und die Bedeutung des Menschenbildes. Auch die Rolle des Lehrers und Schülers sowie die Bedeutung von Musik und Meditation für die Erziehung werden beleuchtet.
Kapitel 5 bietet einen Exkurs zu dem Thema, ob „Das Glasperlenspiel” als Pflichtlektüre geeignet ist.
Kapitel 6 behandelt die Begegnung mit dem Werk und die persönlichen Erfahrungen des Autors mit dem Text.
Kapitel 7 fasst die wichtigsten Punkte der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die pädagogischen Aspekte von Hermann Hesses „Das Glasperlenspiel”. Schlüsselbegriffe sind: Erziehung, Bildung, Schulsystem, Traditionelle Pädagogik, ,,Pädagogische Provinz”, Menschenbild, Musik, Meditation, Fiktive Lebensläufe, Kritik, Reflexion. Die Arbeit analysiert Hesses eigene Erfahrungen mit der Schule und seine literarischen Ideen zu Bildung und Erziehung.
- Quote paper
- Lajos Kovács (Author), 2004, Erziehung in Hermann Hesses "Glasperlenspiel", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53936