In der folgenden Arbeit sollen der Inhalt sowie die Sprache des Brief[es] an den Vater genauer untersucht und analysiert werden, um herauszuarbeiten und darzustellen, dass eine klar abgrenzende Unterscheidung zwischen dem "echten" Kafka und der Kunstfigur Kafka nicht möglich ist. Es soll also gezeigt werden, dass Kafka Person und Literatur gleichzeitig ist und damit verbunden seine Werke nicht eindeutig als Literatur oder biografisches Werk identifiziert werden können.
"Ich habe kein literarisches Interesse, sondern bestehe aus Literatur, ich bin nichts anderes und kann nichts anderes sein.“ Mit diesem Zitat stilisiert sich Kafka zu einer literarischen Figur, denn er ist nicht nur Urheber und Erschaffer von Literatur, er ist diese selbst. Doch wie kann ein Mensch die Literatur selbst sein? Die Person Kafka ist keine Literatur, sie ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, oder? Er ist der Autor seiner Werke und Erschaffer von Literatur, nicht diese selbst, oder? Alles Fragen, die sehr einfach und klar zu beantworten sein sollten. Vielleicht aber nicht so eindeutig wie auf den ersten Blick anzunehmen ist.
In seinem 60 Druckseiten umfassenden und im Jahre 1919 verfassten Brief an den Vater verschwimmen die Grenzen zwischen real existierendem und literarischem Kafka sehr stark, denn es ist nicht immer eindeutig zu unterscheiden, welche Aspekte des Briefes biografisch realer Natur entspringen und bei welchen es sich um literarische Aspekte handelt, obgleich der Brief ein privates Zeugnis Kafkas darstellt. Handelt es sich bei diesem Dokument also nur um die Aufzeichnungen einer Kunstfigur? Oder ist es möglich, den „echten“ und "wahren" Kafka in den Niederschriften aufzustöbern? Dazu wird sein" Brief an den Vater" nachfolgende eingehend untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Medium Brief im Brief an den Vater
- Allgemeine Charakteristika eines Briefes
- Formale Charakteristika eines Briefes
- Merkmale von Literatur im Brief an den Vater
- Analyse der sprachlichen Gestaltung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Brief an den Vater von Franz Kafka auf seine literarischen und biografischen Aspekte. Sie analysiert den Brief als Medium und ergründet die spezifischen Merkmale, die ihn zum literarischen Werk machen.
- Die Ambivalenz zwischen biografischem und literarischem Aspekt im Brief an den Vater
- Die Rolle des Briefes als Medium für die Auseinandersetzung mit der Vater-Sohn-Beziehung
- Die sprachliche Gestaltung des Briefes als Ausdruck der literarischen Kunstfertigkeit
- Die Frage nach der Identität Kafkas als Person und als literarische Figur
- Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion im Werk Kafkas
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Inwiefern ist der Brief an den Vater gleichzeitig biografisches Dokument und literarisches Werk?
- Das zweite Kapitel beleuchtet die Merkmale des Briefes als Medium und analysiert, inwiefern der Brief an den Vater diesen Kriterien gerecht wird.
- Im dritten Kapitel werden die literarischen Merkmale des Briefes an den Vater untersucht.
Schlüsselwörter
Franz Kafka, Brief an den Vater, Biografie, Literatur, Sprache, Kunstfigur, Identität, Vater-Sohn-Beziehung, literarische Merkmale, biografische Aspekte.
- Quote paper
- Anna Lewen (Author), 2020, "Ich habe kein literarisches Interesse, sondern bestehe aus Literatur". "Kafkas "Brief an den Vater" zwischen Biografie und Literatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/539377