Migration. Argumente für (relativ) geschlossene Grenzen


Dossier / Travail, 2018

12 Pages, Note: 2,3

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Argument für (relativ) geschlossene Grenzen

3. Resümee

4. Literaturverzeichnis

1. Einführung

Immer mehr Menschen neigen dazu, ihre eigene Heimat zu verlassen. Auf diese Weise verlegen sie ihren Lebensmittelpunkt an einen anderen Ort der Fremde und erhoffen sich ein besseres, zukunftsweisenderes und sozioökonomisch stabileres Leben. So geht auf der Homepage der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) hervor, dass durch diesen Prozess des „Verlassens“ heutzutage weltweit mehr als 150 Millionen Menschen in einem Staat leben, der nicht ihre ursprüngliche Heimat darstellt. (IQ 1)

Diese Zahl der Menschen verdeutlicht unmissverständlich, dass dieser Prozess nicht erst seit einigen Jahren im Fokus steht. Zumal laut Celikates (2016) Migrationsbewegungen über Staatsgrenzen hinweg seit dem Bestehen von territorialen Grenzen gäbe. (Celikates 2016: 229) Also könnte doch gemeint werden, dass die Thematik der Migration mittlerweile verstanden und einigermaßen gehandhabt sein müsse. Zumal sich auch die Internationale Politische Theorie, so Kreide und Niederberger (2016), mit derartigen globalen Prozessen wie eben der Migration beschäftige, um ethische Grundlagen festlegen zu können. (Kreide/ Niederberger 2016: VII)

Allerdings entsteht beispielsweise mit einem reflektierenden Rückblick auf die letzten 50 Jahre Deutschlands sowie auf die aktuelle Debatte rund um die Flüchtlingsfrage ein verkehrtes Bild. Angefangen zu Zeiten der Gastarbeitermigration mit dem Modell des „Gastarbeiters“ über die des „Ausländers“ und „Asylanten“ bis hin zu dem postmodernen Begriff des „Migranten“ (Karakayali 2008) demonstrieren diese nicht nur, dass alle Begriffsmodelle, so Celikates (2016), negativ konnotiert sind und immer nur bestimmte Menschengruppen ansprechen, sondern in gleicher Weise auch eine Verschiebung der Verantwortung und des notwendigen Interesses sich vollzogen hat. So lassen sich gerade diese Konsequenzen und Folgen des Desinteresses und der Ignoranz gegenüber dem Thema der Migration auf jeder Ebene, sei es gesellschaftlich, sozial, pädagogisch oder politisch, spüren (Mecheril/Varela 2010 :23).

Dieses verkehrte Bild wird ebenfalls durch Klaus Georgens (2017) Statement „So viel Verunsicherung war selten“ noch einmal untermauert. (Georgen 2017: 4) Georgen (2017) wirft dieses Statement angesichts der aktuellen Flüchtlingsfrage auf und führt weiter fort, dass Uneinigkeit innerhalb Europas als auch Uneinigkeit innerhalb der „politischen Elite“ Deutschlands vorherrsche. (ebd.:4)

Aus dessen motiviert stellt sich die Frage, weshalb immer wieder versucht wird, den Prozess der Migration bestmöglich und mit positiven Absichten für Migranten oder Einwanderer zu regeln. Kann der Prozess der Migration nicht auch aus einer verkehrten Perspektive betrachtet und dementsprechend gehandhabt werden? Haben diejenigen Bürgerinnen und Bürger des jeweiligen aufzunehmenden Staates kein Recht darauf, ihre Meinungen und Positionen zu der Thematik zu äußern? (vgl. Miller 2017: 9) Zumal diese Bürgerinnen und Bürger eine der wichtigsten und meistbetroffenen Instanzen im Prozess der Migration darstellen.

Auch wenn innerhalb eines Staates zwischen den Befürwortern für (relativ) offene Grenzen und für eine Migration und den Befürwortern für (relativ) geschlossene Grenzen und gegen eine Migration Klärungsbedarf bestehe, so Georgen (2017), ist es dennoch offensichtlich, dass eben Befürworter für (relativ) offene Grenzen und für eine Migration ein doppeltes Spiel spielen:

„Die größten Heuchler sind zweifellos diejenigen, die offene Grenzen propagieren: Insgeheim wissen sie, dass es dazu nie kommen wird, weil eine populistische Revolte in Europa die Folge wäre. Sie spielen die schöne Seele, die sich über die verdorbene Welt erhaben fühlt, aber heimlich gern mit dabei ist.“ (Konrad Ott 2016: 88; in Georgen 2017)

Daher wird im Weiteren versucht, den Prozess der Migration aus einer Perspektive zu beleuchten, die sich für (relativ) geschlossene Grenzen ausspricht. Repräsentativ für diese Perspektive wird David Miller und sein Argument der „nationalen Selbstbestimmung“ aufgeführt und vertieft.

Dabei sei weiter angemerkt, dass der Zusatz „relativ“ eine zentrale Rolle spielt. David Miller beabsichtigt mit seinem Argument der „nationalen Selbstbestimmung“ weniger die Grenzen vollkommen zu schließen als vielmehr eine „restriktive Einwanderungspolitik“ mit einem entsprechenden oberen Limit für jährliche Zuwanderer. (Miller 2005: 47)

„Das Argument lautet an dieser Stelle nicht, dass ein sich selbst bestimmendes politisches Gemeinwesen seine Grenzen schließen muss, sondern dass es das Recht zur Kontrolle seiner Grenzen haben muss, um sich einen nennenswerten Spielraum für politische Entscheidungen ohne Beeinträchtigung der Menschenrechte derer, die es aufnimmt, offenhalten zu können (Miller 2017: 100f.)

Immer wieder werden auch Gegenpositionen und Argumente von anderen Philosophen als auch von Miller selbst, welche seinerseits hypothetisch aufgeführt werden, mit eingebracht, sodass das Argument Millers durch eine Art Diskussion weiter gefestigt wird. Vor Allem scheinen seine eigenen hypothetischen „Gegenargumente“ unter anderem darauf ausgelegt zu sein, die Stärke seines eigenen Arguments zu belegen. (vgl. Miller 2005: 60ff.)

2. Argument für (relativ) geschlossene Grenzen

Befürworter und Unterstützer von (relativ) geschlossenen Grenzen werden unbedacht schnell als Faschisten und Rassisten abgestempelt, die lediglich daran interessiert seien, dass „Wir“ zu wahren und zugleich die Interessen und Nöte der Migranten und Einwanderer verkennen würden. (vgl. Georgen 2017: 4) Aber geht es den Befürwortern von (relativ) geschlossenen Grenzen eigentlich darum, eben einen „rechtsextremen Backlash“ durch unkontrollierte Einwanderungen zu verhindern. (Miller 2005: 47) Dieses Phänomen lässt sich beispielsweise in Deutschland verfolgen, in der die rechtsorientierte Partei AfD durch die aktuelle Einwanderungspolitik vermehrt Stimmen für sich gewinnen konnte (IQ 2). Dabei sei angemerkt, um Missverständnisse zu vermeiden, dass Migrationsbewegungen, welche durch Verfolgung, Furcht oder Gewalt motiviert sind, Zuspruch seitens der Befürworter von (relativ) geschlossenen Grenzen erhalten, wenn auch nur für eine bestimmte oder vorübergehende Zeitspanne. (Miller 2005: 60f.)

Miller (2005) zu Folge liegt dem Argument der „nationalen Selbstbestimmung“ die Idee einer öffentlichen Kultur zugrunde. Demnach sei es von zentraler Bedeutung, dass die jeweiligen Staaten eine gemeinsame öffentliche Kultur teilen und leben, um an Hand dessen Prozesse und Phänomene wie die der Demokratie und andere soziale Ziele umsetzen und weiter bestehen lassen zu können. Ferner stehe diese öffentliche Kultur auch für einen Teil der politischen Identität ihrer Mitglieder und Bürger dar. (Miller 2005: 56)

Um den Begriff der öffentlichen Kultur besser nachvollziehen und verstehen zu können, führt Miller (2017) im Weiteren die Gegenüberstellung der privaten und öffentlichen Kultur ein. Die private Kultur bezeichne die aus der Überzeugung und Einstellung eines Menschen entstehenden Wertvorstellungen für das eigene Leben – wie beispielswiese die Art und Weise der Ernährung oder die Wahl des Kleidungsstils. (Miller 2017: 108) Die öffentliche Kultur hingegen charakterisiere nach Miller (2017) ein „Konglomerat von Auffassungen“ über die Werte, die eine Gesellschaft verkörpere und für die eine Gesellschaft stehe. Darunter fallen bestimmte Verhaltensregeln für den öffentlichen Raum, Ziele einer Gesellschaft als auch Emotionen in Form von Stolz und Scham für begangene Aktivitäten. (ebd.: 108) Dabei können verschiedene Formen privater Öffentlichkeiten zwar friedvoll koexistieren, während es allerdings nur schwer vorstellbar scheint, mehrere öffentliche Kulturen innerhalb eines Staates zu haben. So können zwar nach Miller (2017) in einem beliebigen Staat zwischen Fleischfressern und Vegetariern unter der Bürgerschaft unterschieden und ein konfliktloses Zusammenleben gewährleistet werden, nicht aber zwischen Demokraten und Theokraten. (ebd.: 109)

Eben diese öffentliche Kultur vermag durch Einwanderung gefährdet zu sein. Denn die Einwanderer, so Miller (2005), würden Merkmale und Werte aufweisen, die der bestehenden öffentlichen Kultur des jeweiligen Landes nicht entsprechen oder sogar gänzlich widersprechen. (Miller 2005: 56) Aus diesem Grund werden sie, unausweichlich, dazu verleitet, bestehende Werte und Vorstellungen der öffentlichen Kultur aufzunehmen und dabei gleichzeitig ihre eigenen Werte und Vorstellungen zu verändern. Allerdings lässt sich der Prozess der Veränderung nicht nur auf Seiten der Einwanderer kennzeichnen, sondern vollzieht sich zwingendermaßen auch innerhalb der bestehenden öffentlichen Kultur. (ebd.: 56) In der Folge ist es sodann nur eine Frage der Zeit, bis die bestehende öffentliche Kultur nicht mehr wieder zu erkennen ist.

„Mit anderen Worten wird Einwanderung die öffentliche Kultur einer Gesellschaft wohl eher verändern als zerstören.“ (Miller 2005: 56)

Dabei lässt die Wortwahl Millers erkennen, dass die Einwanderung und die in der Folge eintretenden Prozesse an Überhand gewinnen können. Folgende Analogie kann wohlmöglich die Satzstelle „wohl eher verändern als zerstören“ weiter verdeutlichen: Die Zerstörung ähnelt einem schnellen Tod, ohne dabei starke Schmerzen zu empfinden. Die Veränderung jedoch kann mit einem langsamen, wohlmöglich krankheitsbedingten und in der Folge qualvollen Tod verglichen werden. Daraus kann sodann weiter geschlussfolgert werden, dass die Veränderung der öffentlichen Kultur einen langen und „qualvollen“ Prozess für die Bürger des jeweiligen Staates darstellen kann.

Allerdings scheint es fatal und haltlos zu sein, Veränderungen der öffentlichen Kulturen lediglich auf Einwanderungen zurückzuführen. Zumal, so Perry (1995), sich öffentliche Kulturen selbstverständlich im Laufe der Zeit verändern und wandeln, ohne dabei von Einwanderungen betroffen zu sein. Stattdessen sind es normale, zeitgenössische und soziale Faktoren, die einen Wandel herbeiführen. (Miller 2005: 57)

Jedoch entgehe dem Argument Perrys (1995) ein zentraler Aspekt: Das legitime Interesse der Bürger, die öffentliche Kultur ihres Landes mitzubestimmen. Das Recht der nationalen und kulturellen Selbstbestimmung der Gemeinschaft, einschließlich ihrer Werte und Vorstellungen. (ebd.: 57) Miller weist ebenfalls daraufhin, dass diese Unternehmungen für die öffentliche Kultur in Folge von ökonomischen oder anderen Kräften scheitern können. Allerdings sieht Miller den Mehrwehrt in der Idee und dem Versuch der Bürger, Grund zu haben, sich überhaupt für ihre öffentliche Kultur einzusetzen. Auf diese Weise können sich die Bürger als „Träger einer kulturellen Tradition“ identifizieren. Denn die wertvollsten Kulturen, so Miller (2005), seien die Kulturen, die sich stets weiter entwickeln können. Daher appelliert Miller (2005) für eine „kulturelle Kontinuität“ statt einer „kulturellen Starre“. (ebd.: 57) Seine Idee der „kulturellen Kontinuität“ untermauert Miller (2005) mit dem Beispiel der Sprache:

[...]

Fin de l'extrait de 12 pages

Résumé des informations

Titre
Migration. Argumente für (relativ) geschlossene Grenzen
Université
University of Duisburg-Essen  (Institut für Philosophie)
Cours
Kontroversen in der Internationalen Politischen Theorie
Note
2,3
Année
2018
Pages
12
N° de catalogue
V539825
ISBN (ebook)
9783346149299
ISBN (Livre)
9783346149305
Langue
allemand
Mots clés
Mgration, geschlossene Grenzen, David Miller, Kultur, Einwanderungspolitik
Citation du texte
Anonyme, 2018, Migration. Argumente für (relativ) geschlossene Grenzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/539825

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