Gegenstand der Zusammenfassung ist die Lektüre "Wahrheit und Methode - Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik" von Hans-Georg Gadamer. Zu Beginn der Sitzung wird erwähnt, dass in den ersten Sitzungen zunächst Vorgriffe von Gadamers Gedankenkonzept entwickelt werden, sodass ein erstes, genaues Verständnis des Lektüretextes sehr subtil werden könne. Lernen sei immer eine Überforderung und ein Verhältnis von Verstehen und Nicht-Verstehen. Die philosophische Hermeneutik ist eine Kunstlehre des Verstehens und stellt Fragen, unter welchen Bedingungen wir verstehen und was mit dem Begriff "Verstehen" gemeint ist. Der hermeneutische Zirkel ist die zentrale Denkfigur der Hermeneutik. Gadamer stellt in seiner Lektüre den Unterschied zwischen dem ontologischen hermeneutischen Zirkel und den methodischen hermeneutischen Zirkel vor.
Inhaltsverzeichnis
- Diskussion zum Textabschnitt 15
- Diskussion zum Textabschnitt 28
- Diskussion zum Textabschnitt 3
- Diskussion zum Textabschnitt 4
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Seminarprotokoll dokumentiert die Diskussionen einer Seminarsitzung zum Werk "Wahrheit und Methode" von Hans-Georg Gadamer. Ziel ist es, Gadamers hermeneutisches Denken zu verstehen, insbesondere den hermeneutischen Zirkel und die Rolle von Vorurteilen im Verstehensprozess.
- Der hermeneutische Zirkel (methodisch und ontologisch)
- Die Rolle von Vorurteilen im Verstehensprozess
- Der Begriff der "Bewährung" im Kontext des Textverständnisses
- Gadamer's Kritik an der aufklärerischen Wissenschaftsidee
- Das Verhältnis von Vorverständnis und Textverständnis
Zusammenfassung der Kapitel
Diskussion zum Textabschnitt 15: Die Diskussion um Textabschnitt 15 kreist um den scheinbaren Widerspruch zwischen der Notwendigkeit, Denkgewohnheiten abzulegen, und dem gleichzeitigen Bedarf an einem "Entwurf" beim Textverständnis. Der hermeneutische Zirkel wird als Kreisprozess dargestellt, wobei jedes Verständnis auf einem Vorverständnis aufbaut und zu einem erweiterten Verständnis führt. Das Textverständnis wird als eine hermeneutische Spirale beschrieben, die durch Reflexion und Revision des Vorverständnisses gekennzeichnet ist. Die Korrespondenztheorie der Wahrheit wird in Frage gestellt, und die Schwierigkeit, das Kriterium der Korrespondenz zwischen Vorverständnis und Gegenstand zu bestimmen, wird hervorgehoben.
Diskussion zum Textabschnitt 28: Der Begriff der "Bewährung" einer Vormeinung am Text steht im Mittelpunkt dieser Diskussion. Gadamer sieht in der Bewährung eine Art von Objektivität. Es wird diskutiert, wie sachunangemessene Vormeinungen sich durch ihre Durchführung selbst zunichtemachen und wie der Text selbst falsifiziert werden kann. Die Irritation durch den Text führt zu einem Bewusstsein des Sachunangemessenen unserer Vormeinungen.
Diskussion zum Textabschnitt 3: Hier wird Gadamers Versuch, den Begriff des "Vorurteils" zu rehabilitieren, diskutiert. Gadamer argumentiert, dass Vorurteile nicht per se negativ sind, aber zu negativen Konsequenzen führen können. Er betont die Rolle von Vorurteilen in der Aufklärung und kritisiert ein zu einfaches Bild von Aufklärung, welches den Begriff des Vorurteils zu stark vereinfacht. Die Ambivalenz des Begriffs "Entmachtung der Überlieferung" wird hervorgehoben.
Diskussion zum Textabschnitt 4: In diesem Abschnitt wird Gadamers Kritik an der Wissenschaft beleuchtet. Gadamer zeichnet ein Bild der Wissenschaft, das diese als eine Disziplin darstellt, die nach objektiven Erkenntnissen sucht und Vorurteile ausschalten will, anstatt sie als Ressource für Erkenntnis zu nutzen. Er scheint eine vereinfachte Darstellung der Wissenschaft zu verwenden, um sich von ihr abzugrenzen, wobei die Rolle von methodischer Begründung im wissenschaftlichen Urteil im Zentrum der Kritik steht.
Schlüsselwörter
Hermeneutischer Zirkel, Vorverständnis, Textverständnis, Vorurteil, Bewährung, Wahrheit, Methode, Ontologie, Gadamer, Heidegger, Aufklärung, Wissenschaft, Interpretation, Interpretandum, Interpret.
Häufig gestellte Fragen zu Gadamer's "Wahrheit und Methode" - Seminarprotokoll
Was ist der Inhalt dieses Seminarprotokolls?
Dieses Dokument fasst die Diskussionen eines Seminars über Hans-Georg Gadamers "Wahrheit und Methode" zusammen. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Diskussionen zu ausgewählten Textabschnitten (15, 28, 3, 4) und eine Liste der Schlüsselbegriffe.
Welche Themen wurden im Seminar behandelt?
Die zentralen Themen waren Gadamers hermeneutisches Denken, der hermeneutische Zirkel (sowohl methodisch als auch ontologisch), die Rolle von Vorurteilen im Verstehensprozess, der Begriff der "Bewährung" im Kontext des Textverständnisses, Gadamers Kritik an der aufklärerischen Wissenschaftsidee und das Verhältnis von Vorverständnis und Textverständnis.
Was ist die Kernaussage der Diskussion zu Textabschnitt 15?
Die Diskussion zu Textabschnitt 15 konzentrierte sich auf den scheinbaren Widerspruch zwischen dem Abbau von Denkgewohnheiten und dem notwendigen "Entwurf" beim Textverständnis. Der hermeneutische Zirkel wurde als Kreisprozess und die Interpretation als hermeneutische Spirale beschrieben. Die Korrespondenztheorie der Wahrheit wurde hinterfragt.
Was wurde in der Diskussion zu Textabschnitt 28 besprochen?
Im Mittelpunkt der Diskussion zu Textabschnitt 28 stand der Begriff der "Bewährung" von Vormeinungen am Text. Es wurde diskutiert, wie sachunangemessene Vormeinungen sich selbst widerlegen und wie der Text selbst falsifiziert werden kann. Die Irritation durch den Text führt zu einem Bewusstsein des Sachunangemessenen der Vormeinungen.
Worüber wurde in der Diskussion zu Textabschnitt 3 gesprochen?
Textabschnitt 3 behandelte Gadamers Versuch, den Begriff des "Vorurteils" zu rehabilitieren. Es wurde die Ambivalenz von Vorurteilen und die Kritik an einem vereinfachten Bild der Aufklärung diskutiert, welches den Begriff des Vorurteils zu stark vereinfacht.
Was war der Inhalt der Diskussion zu Textabschnitt 4?
Die Diskussion zu Textabschnitt 4 beleuchtete Gadamers Kritik an der Wissenschaft. Gadamer präsentiert ein Bild der Wissenschaft, das diese als eine Disziplin darstellt, die nach objektiven Erkenntnissen sucht und Vorurteile ausschalten will, anstatt sie als Ressource für Erkenntnis zu nutzen. Die Rolle der methodischen Begründung im wissenschaftlichen Urteil steht im Zentrum der Kritik.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren das Seminarprotokoll?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Hermeneutischer Zirkel, Vorverständnis, Textverständnis, Vorurteil, Bewährung, Wahrheit, Methode, Ontologie, Gadamer, Heidegger, Aufklärung, Wissenschaft, Interpretation, Interpretandum, Interpret.
Für wen ist dieses Seminarprotokoll relevant?
Dieses Protokoll ist relevant für Studierende und Wissenschaftler, die sich mit der Hermeneutik Gadamers und den damit verbundenen philosophischen Fragen auseinandersetzen. Es bietet eine strukturierte Zusammenfassung der behandelten Themen und erleichtert das Verständnis des komplexen Werkes "Wahrheit und Methode".
- Arbeit zitieren
- Lara Bösking (Autor:in), 2019, Hermeneutik und Hermeneutik-Kritik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/540071