Gut 15 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges sprechen manche Analysten vom Ausbruch eines neuen Kalten Krieges. Gut 15 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges zwischen der USA und der Sojetunion, so ihre These, erinnert die Lage in Zentralasien frappierend an die vor 1990. Alte Gräben brechen wieder auf, dank ihres Reichtums an Energieresourcen (insbersondere Gas) und ihrer geostrategisch wichtigen Lage hat sich die Region zu einem der wichtigsten Brennpunkte in der globalen Politik herauskristallisiert. Daher ringen die USA, Russland und China in Zentralasien massiv um Einfluss - um Macht, Rohstoffe, Geld. Mit anderen Worten: Es tobt ein neuer Kalter Krieg. Das Standardkonzept zur Erklärung des Kalten Krieges (und der Welt überhaupt zu Zeiten des Kalten Krieges) war der Neorealismus Waltz'scher Prägung. Mit dem Ende des Kalten Krieges jedoch wurden die Erklärungsgrenzen des Neorealismus offenkundig, und der Konstruktivismus - besonders in der von Alexander Wendt vorgeschlagenen Ausprägung - trat in die politikwissenschaftlichen Debatten ein. Diese Arbeit geht der Frage nach, inwieweit die Erklärungskraft des Neorealismus für die jüngeren Entwicklungen in Zentralasien Bestand hat - lässt sich die "alte" Theorie auch auf die neuen Entwicklungen anwenden? Neben einer Darstellung der Neorealismus-Konzepte von Kenneth Waltz und Robert Gilpin im Theorieteil liefert diese Arbeit eine empirische Analyse der geopolitischen Verschiebungen in Zentralasien, um sodann die Erklärungskraft des Neorealismus kritisch zu diskutieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Neorealistische Konzepte
- Der strukturelle Neorealismus nach Waltz
- Der polit-ökonomische Neorealismus nach Gilpin
- Der Neorealismus und der Kalte Krieg
- Der neue Kalte Krieg: Geopolitische Entwicklungen und der Neorealismus
- Erklärungsgrenzen des Neorealismus
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht, inwiefern der Neorealismus, ein etabliertes Modell zur Erklärung des Kalten Krieges, auch die gegenwärtigen geopolitischen Spannungen zwischen den USA, Russland und China erklären kann. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, ob die alten Strukturen und Strategien des Kalten Krieges in den aktuellen geopolitischen Entwicklungen wiederkehren.
- Analyse des strukturellen Neorealismus nach Kenneth Waltz und seiner Eignung zur Erklärung des Kalten Krieges.
- Bewertung des Neorealismus im Kontext der geopolitischen Entwicklungen nach dem Ende des Kalten Krieges, insbesondere zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
- Untersuchung der geostrategischen Interessen der USA, Russlands und Chinas im Fokus auf die Situation in Zentralasien.
- Bewertung der Erklärungskraft des Neorealismus im Hinblick auf den „neuen Kalten Krieg“ und seine Grenzen.
- Exemplarische Analyse der polit-ökonomischen Variante des Neorealismus von Robert Gilpin.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Hausarbeit stellt die Problematik des „neuen Kalten Krieges“ vor dem Hintergrund der geopolitischen Spannungen zwischen den USA, Russland und China dar und erläutert die Relevanz des Neorealismus für die Analyse dieser Entwicklungen.
- Neorealistische Konzepte: Dieses Kapitel stellt zwei zentrale Varianten des Neorealismus vor: den strukturellen Neorealismus nach Waltz und den polit-ökonomischen Neorealismus nach Gilpin. Dabei werden die Grundannahmen und zentralen Konzepte der beiden Ansätze beleuchtet.
- Der Neorealismus und der Kalte Krieg: Dieses Kapitel untersucht, inwieweit der Neorealismus den Kalten Krieg und seine verschiedenen Phasen erklären kann. Es werden die Stärken und Schwächen des Neorealismus in diesem Zusammenhang analysiert.
- Der neue Kalte Krieg: Geopolitische Entwicklungen und der Neorealismus: Dieses Kapitel beleuchtet die geopolitische Entwicklung der Welt nach dem Ende des Kalten Krieges, insbesondere zu Beginn des 21. Jahrhunderts, und analysiert, inwiefern der Neorealismus diese Entwicklungen erklären kann. Der Fokus liegt auf der geostrategischen Situation in Zentralasien.
- Erklärungsgrenzen des Neorealismus: Dieses Kapitel untersucht die Grenzen des Neorealismus bei der Erklärung der gegenwärtigen geopolitischen Entwicklungen. Es werden die Kritikpunkte am Neorealismus im Kontext des „neuen Kalten Krieges“ aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich dem Neorealismus als theoretischem Ansatz zur Analyse der internationalen Beziehungen. Im Fokus stehen die Konzepte des strukturellen Neorealismus nach Waltz und der polit-ökonomischen Variante nach Gilpin. Die Arbeit untersucht die Eignung des Neorealismus zur Erklärung des Kalten Krieges und seiner verschiedenen Phasen sowie der aktuellen geopolitischen Spannungen zwischen den USA, Russland und China. Zentrale Themen sind Anarchie, Macht, Sicherheit, nationale Interessen, geopolitische Entwicklungen und die Situation in Zentralasien.
- Quote paper
- Florian Zerfaß (Author), 2006, Neuer Kalter Krieg - alte Strategien und Strukturen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54019