Die Entstehung des Orchesterarrangements von Michael Kamen für Metallicas "Master of Puppets"


Seminararbeit, 2018

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

I. Metal/Rock und Klassik – gegenseitige Insprirationsquelle

II. Erklärung des Gitarrenriffs

III. Analyse der ersten Strophe
III.1 Riffbetonung/-unterstützung
III.2 Geräusch- und Bogeneffekte
III.3 Reaktion der Musik auf die Lyrics
III.4 Variation der Dreiermotivik

IV. Analyse der zweiten Strophe
IV.1 Orchesterarrangement für das Gitarrenriff
IV.2 Reaktion der Musik auf den Text
IV.3 Eine Interpretation des Dreiermotivs aus der ersten Strophe
IV.4 Geräusche und Bogeneffekte

V. Ausblick

Literaturverzeichnis

Einleitung

„S&M was Michael’s idea, Michael’s brainchild. He said he had always felt that our music lent itself to collaboration with an orchestra”.1 Dieser Eindruck von Metallica konnte vom Komponisten Michael Kamen vollauf bestätigt werden: „Combining one of America’s most powerful orchestras, the San Francisco Symphony with the world’s most powerful rock band, Metallica, was really about imagining music on top and alongside of their songs.”2 Es galt also für das 1999 realisierte Projekt „Symphonie & Metal zwei unterschiedliche Genres, Musikergruppen und Sounds zusammenzubringen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Dies ist besonders anspruchsvoll, wenn es sich um einen Song handelt, der schnell, facettenreichen und von einer komplexen Struktur geprägt ist. „Master of Puppets“ ist ein solcher Song. Die originale Orchesterpartitur Kamens zeigt, wie er die Instrumente arrangiert, Akzente setzt und diese später steigert, um auf gleicher Höhe mit dem wuchtigen Bandsound zu sein.

I. Metal/Rock und Klassik – gegenseitige Insprirationsquelle

Dass Genres wie Metal/ Rock und Klassik gar nicht so weit auseinanderliegen und sich oft in unterschiedlichster Art und Weise beeinflussen, zeigt sowohl der Komponist Michael Kamen, als auch der verstorbene Bassist von Metallica: Cliff Burton.

Der Filmmusiker und Komponist verwendete in seinen frühen Jahren mit seiner Band, dem „New York Rock Ensemble“ schon Arien Bachs aus den Goldberg-Variationen und verband sie mit Rock-Elementen.3 Als Filmkomponist griff er zusätzlich auch auf klassische Arrangements zurück, um die Filme zu begleiten. Für Cliff Burton, der eine hohe Affinität zur klassischen Musik hatte, galt Bach auch als Inspirationsquelle.4 Wie wichtig diese klassische Orientierung des Bassisten für Metallica war, wird klar an dem Zitat von James Hetfield über Cliff Burton: „He always had lots of different ideas that were layered, and it had it’s own character, because it was bass. He was genius at harmonies and layering and unique phrasing, you know, very classical sounding – not your typical rock stuff at all. He’d always push it one extra little something”.5 Er nutzte also verschiedene musikalische Parameter aus dem klassischen Bereich und verband diese mit anderen Genres: „You know always thinking that Cliff is sort of a classical musician but then there is this infusion of Punkrock in it, which is very unique. It’s like mixing Misfits with Beethoven“.6 An anderer Stelle betont der Frontman Metallica’s nochmal, dass ihr musikalischer Stil deutlich von Cliff Burton aus geprägt wurde: “We never would have written guitar harmonies or instrumentals or songs with very intricate melodies and orchestrations without Cliff. We would not be where we are today.“7 Heute noch scheint dieser spezielle, musikalisch eklektizistische Bassspieler Einfluss auf das Songwriting von Metallica zu nehmen, wie man James Hetfields Aussage entnehmen kann: „We talk about what Cliff would think and what he would have added.“8 Nicht zuletzt diente das Album „Master of Puppets“, bei dem Burton fast die Hälfte der Songs mitgeschrieben hatte, als Vorlage für das 2008 erschienene Album „Death Magnetic“.9 Für Metallica war es eine absolut neue Erfahrung mit einem Orchester zusammenzuarbeiten, aber nach eigenen Aussagen gelang dies: „From the time he approached us with the idea at that first breakfast meeting in 1997, to the day after the final mixes were complete on the record and the DVD, through the performances in Berlin, New York, and Las Vegas, we enjoyed two extremely fun, challenging, and creative years together.“10

II. Erklärung des Gitarrenriffs

Das Gitarrenriff in den Strophen, das von Kirk Hammett und James Hetfield gespielt wird, eignet sich besonders für die Analyse des Orchesterarrangements wegen seiner simplen Struktur. Es basiert auf einer Powerchord-Verschiebung, die in jedem zweiten Takt stattfindet. Das Gitarrenriff wird live in es-Moll gespielt, hier aber in e-Moll erklärt.11

Im A-Teil des Riffs spielen die Gitarristen achtmal das tiefe E als Achtelnote. Nach den Achtelnoten folgt die Powerchord-Verschiebung vom G[[5]] auf ein A[[5]] und vom Ais[[5]] auf das A[[5]] zurück und schließlich wie am Anfang vom G[[5]] auf das A[[5]]. Dazwischen wird immer die lehre E -Saite gespielt. Das Ganze findet im 4/4-Takt statt und ist enorm schnell (Bpm-Zahl=220). Die Verschiebungen der Powerchords werden daher auch als Slides gespielt. Nach weiteren acht Achtelnoten schließt sich eine letzte Powerchord-Verschiebung im 5/8-Takt zweimal vom G[[5]] auf A[[5]] an.

Abbildung 1: A-Teil des Strophenriffs

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im B-Teil des Riffs verändert sich der Grundton vom tiefen E auf ein Fis, was nun achtmal in Achtelnoten gespielt wird. Es folgt auch eine Powerchord-Verschiebung, die mit einer großen Sexte beginnt, welche anschließend durch die Quinte aufgelöst wird. Ein Slide von C[[5]] auf H[[5]] schließt sich an und es endet wieder mit dem Sext-Vorhalt. Nach weiteren achtmal als Fis gespielten Achtelnoten findet man wieder den Sextvorhalt, der zweimal wiederholt und mit Hammer-On’s zu Quinten aufgelöst wird.

Abbildung 2: B-Teil des Strophenriffs

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In einer Strophe wird der Riffteil A viermal wiederholt und Riffteil B zweimal bevor es zum Pre-Chorus übergeht. Das Gitarrenriff übernimmt also hauptsächlich ein tiefes Frequenzspektrum mit wenigen Obertönen und lässt dadurch Platz für hohe Streich- und Blasinstrumente. Dies wird verstärkt durch die Anschlagstechnik „downstroke“, bei dem die Saite nur von oben angeschlagen wird und nicht wie beim Wechselschlag von oben und unten. Sie bietet mehr Kontrolle und einen harten und „tighten“ Sound, was für Metallica gerade beim Album „Master of Puppets“ sehr wichtig war.12

III. Analyse der ersten Strophe

Für den Komponisten Michael Kamen war es besonders wichtig eine Balance zwischen elektrischen und orchestereigenen (natürlichen) Instrumenten herzustellen.13 Welche Instrumente er wann und wie einsetzt, soll nun anhand der Strophen exemplarisch untersucht werden. Dabei fallen bei der ersten Strophe folgende Komponenten auf: die Riffbetonung in Form einer unterstützenden Begleitung des Gitarrenriffs, Geräusch- und Bogeneffekte, die Reaktion von Musik auf den gesungenen Text und gewisse Reibungen von Tönen bzw. Klängen.

III.1 Riffbetonung/-unterstützung

Vor allen Dingen in der ersten Strophe scheint die Untermauerung des Gitarrenriffs ein essenzieller Bestandteil des Orchesterarrangements zu sein. „Sometimes we supported the chords or the riffs [...]“.14 Hervorzuheben ist allerdings die Unterschiedlichkeit der Takte (4/4- und 7/8-Takt) aus der Partitur und aus dem Songbook (4/4 und 5/8 Takt). Michael Kamen hat hier den Takt verändert, also mit zwei weiteren Achtelzählzeiten aufgefüllt. Die unterschiedlichen Takte (4/4- und 7/8-Takt) des Gitarrenriffs werden zunächst von den verschiedenen Instrumenten jeweils anders hervorgehoben. Im 4/4-Takt wird die erste Zählzeit von nahezu allen Instrumenten betont. Hier fällt auf, dass Kamen die Instrumente so arrangiert, dass die tieferen der jeweiligen Instrumentengruppen (bei den Streichern: Cello und Kontrabass, oder bei den Bläsern: die Tuba und die tieferen Hörner, sowie Posaunen) jeweils ein B spielen und die höheren (Violinen und Trompeten) den Grundton Es erklingen lassen. Kamen verwendet also die Quinte von Es als Basston und wandelt das Intervall so zu einer Quarte um. Hörbar an dieser Stelle ist vor allen Dingen die Pauke, die von nun an immer im 4/4-Takt die erste Zählzeit ebenfalls mit dem Grundton betont. Im 7/8-Takt hingegen, untermauern Bass, Cello, Viola, sowie Tuba, Posaune und Fagott (- Bassfagott) jeweils die erste Zählzeit mit einem als Halbenote und die fünfte Zählzeit mit einem als Achtelnote erklingenden Grundton Es. Wie eng sich Michael Kamen in dieser Strophe an das Gitarrenriff von James Hetfield und Kirk Hammett hält, wird deutlich an der orchestralen Unterstützung der Powerakkordverschiebung des Gitarrenriffs. So spielen vor allen Dingen die Instrumente tieferer Frequenzlagen (Cello, Viola und erste und zweite Posaune) exakt das, was die Gitarren auch spielen. Dabei übernimmt das Cello die Grundtöne der Akkorde und die Viola dazu die passenden Quinten. Die Posaune spielt direkt den ganzen Powerakkord.

[...]


1 Jon Wiederhorn: 18 years ago: Metallica Go Symphonic With ‘S&M’ Release, in: Loudwire: http://loudwire.com/metallica-s-m-album-anniversary/, letzter Zugriff am 06.03.2018 um 13:21 Uhr.

2 Metallica with Michael Kamen conducting The San Francisco Symphony Orchestra: DVD Booklet: S&M (Projekt), USA 1999, S.3 (Metallica: DVD Booklet).

3 Bernward Halbscheffel: Bach und Jazz und Rock, in: Johann Sebastian Bach und die Gegenwart. Beiträge zur Bach-Rezeption 1945-2005, hrsg. von Michael Heinemann und Hans-Joachim Hinrichsen Köln 2007, S.88.

4 Metallica: S&M Documentary, USA 1999, DVD S&M documentary, Warner Music Vision 2000, 41 Min, 26:56 – 27:24 (Metallica: S&M Documentary).

5 Matthew Oshinsky: Watch Metallica Talk About Making Master of Puppets and the Genius of Cliff Burton, in: Pastemagazine: https://www.pastemagazine.com/articles/2017/11/watch-metallica-talk-about-making-master-of-puppet.html, letzter Zugriff am 06.03.2018 um 13:14 Uhr.

6 https://www.youtube.com/watch?time_continue=314&v=AFAs3Y5Pyf4 (6 Min. 50 Sek. – 7 Min. 2 Sek.)

7 Interview mit James Hetfield und der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter, in: ultimate-guitar (Hrsg.): https://www.ultimate-guitar.com/news/interviews/metallica_james_hetfield_talks_on_cliff_burtons_influence.html letzter Zugriff am 06.03.2018 um 13:47 Uhr.

8 ebd.

9 Kory Grow: Metallica Talk 30 Years of ‘Master of Puppets’: ‘We Were Just Kids’, in: Rolling Stone (Hrsg.): https://www.rollingstone.com/music/news/metallica-talk-30-years-of-master-of-puppets-we-were-just-kids-20160302, letzter Zugriff am 06.03.2018 um 12:39 Uhr.

10 s. Fußnote 1.

11 s. Fußnote 9.

12 ebd.

13 Metallica: DVD Booklet, S.3.

14 ebd.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Entstehung des Orchesterarrangements von Michael Kamen für Metallicas "Master of Puppets"
Hochschule
Universität Münster  (Institut für Musikwissenschaften und Musikpädagogik)
Veranstaltung
Schreibwerkstatt: Der Musiker Michael Kamen
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
21
Katalognummer
V540219
ISBN (eBook)
9783346163042
ISBN (Buch)
9783346163059
Sprache
Deutsch
Schlagworte
entstehung, kamen, master, metallicas, michael, orchesterarrangements, puppets
Arbeit zitieren
Lukas Hüttemann (Autor:in), 2018, Die Entstehung des Orchesterarrangements von Michael Kamen für Metallicas "Master of Puppets", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/540219

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