Zuwanderung. Chance oder Herausforderung in der Produktion?


Seminararbeit, 2019

12 Seiten, Note: 2,4

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Zuwanderung nach Deutschland

3. Chancen
3.1. Deckung des Arbeitskräftebedarfs im produzierenden Gewerbe
3.2. Integration von Zuwanderung durch Beschäftigung
3.3. Optimierung der beruflichen Integration
3.4. Langfristige Reduzierung von Integr5ationskosten
3.5. Angleichung sektoraler Beschäftigungsstrukturen

4. Herausforderung
4.1.Ausbildung
4.2.Sprachkompetenzen
4.3. Bedarf an hochqualifiziertem Personal

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Seit Jahren klagt die deutsche Wirtschaft über einen zunehmenden Mangel an Fach- und Nachwuchskräften. Verschärft wird die Problematik durch den demografischen Wandel, der dazu führt, dass immer weniger junge Mengen für den Arbeitsmarkt von morgen zur Verfügung stehen.

Seit 2008 kommen mehr Einwanderer nach Deutschland als Fachkräfte das Land verlas- sen haben. Wenn man so will, ist Deutschland mit diesem Umschwung im Sinne von Meier-Braun ein Einwanderungsland (vgl. Meier-Braun 2002, S. 93). Ein- und Zuwande- rung hat es schon immer gegeben – nur eben nicht in dem Ausmaß, wie man es im Jahr 2015 erlebten musste. Die dramatischen Ereignisse in Syrien haben zu einer gewaltigen Flüchtlingsbewegung geführt. In der Folge kam es zu einer erheblichen Zuwanderung von Asylsuchenden. Die klassische Zuwanderung ist – entgegen populistischer Verlautbarun- gen – primär durch die Aussicht nach Beschäftigung getrieben (vgl. Gathmann et al. 2014, S. 159).

Von dem Flüchtlingsstrom erhofften sich nicht wenige Akteure aus der Politik und Wirt- schaft eine Linderung des drohenden Fachkräftemangels (vgl. Hinte et al. 2015, S. 744). Doch häufig zeigt sich, dass die Zuwanderer nicht über adäquate Ausbildungen und Kenntnisse verfügen, um ohne großen Aufwand in die Arbeitswelt eingebracht zu werden. Vier Jahre nach dem Ausbruch der Flüchtlingswelle muss man attestieren, dass eine In- tegration in den Bereichen, in denen der größte Mangel besteht – allen voran die High- Tech-Branchen – Zuwanderung wenig Linderung gebracht hat.

Auf den ersten Blick könnte man vermuten, dass eher schlecht ausgebildete Zuwanderer tendenziell einfacher in Arbeitsbereichen wie der Produktion integriert werden könnten. Doch ist dem wirklich so? Im Rahmen dieser Hausarbeit soll die Frage beantwortet wer- den, welche Chance, Risiken und Herausforderung sich für Zuwanderer in der Produktion ergeben.

2. Zuwanderung nach Deutschland

Die deutsche Öffentlichkeit und die Politik tun sich schon immer schwer mit dem Themen- komplex Ein- und Zuwanderung. Bei der Analyse der Einwanderungsströme der letzten drei Dekaden zeigen sich signifikante Schwankungen. Nach dem Mauerfall hat Deutsch- land eine Phase der hohen Zuwanderung erlebt. Die zweite Hochphase kann auf das Jahr 2008/2009 datiert werden. Sie ist zum einen durch die Euro- und Finanzkrise getrieben, zum anderen durch die Implementierung der Personenfreizügigkeit innerhalb der Mit- gliedsstaaten der Europäischen Union. Die beiden Hochphasen sind durch eine Zuwan- derung von 1 bis 1,2 Millionen Menschen gekennzeichnet (vgl. Gathmann et al. 2014, S. 159). In den Jahren dazwischen kamen lediglich 550.000 bis 700.000 Menschen pro Jahr nach Deutschland. Um die Zuwanderung allerdings korrekt bewerten zu können, muss die Nettozuwanderung betrachtet werden, denn einer Zuwanderung steht immer auch eine Abwanderung entgegen. Faktisch bewegt sich die Nettozuwanderung seit Mitte der 1990er Jahre auf einem Niveau von unter 200.000 Personen pro Jahr. Seit 2011 ist eine Steigerung der Nettozuwanderung auf 300.000 bis 400.000 Personen zu registrieren (vgl. Statista 2019).

Zur Beurteilung der ökonomischen Bedeutung von Zuwanderung muss die regionale Ver- teilung und die Zusammensetzung der Zuwanderer betrachtet werden. Tendenziell zieht es Zuwanderer in die wirtschaftlich starken Regionen Deutschlands und hier insbesondere nach Süd- und Westdeutschland, aber auch Berlin ist ein beliebtes Ziel. Anhand eines Beispiels lässt sich dies aufzeigen: Während Baden-Württemberg auf einen Anteil der Ge- samtbevölkerung von rund 13 Prozent kommt, wandern fast 18 Prozent der Zuwanderer in diese Region.

Die Zusammensetzung der Zuwanderung ist in den 1990er Jahren primär durch Einwan- derer aus osteuropäischen Ländern gekennzeichnet. Dies ist insbesondere durch die Ost- erweiterung der Europäischen Union getrieben. Mit dem Inkrafttreten des Arbeitnehmer- freizügigkeitgesetzes im Jahr 2011 drängen verstärkt Bulgaren und Rumänen auf den deutschen Arbeitsmarkt (vgl. Wagner, Hassel 2015, S. 6).

Besonders hoch ist der Anteil der hochqualifizierten Einwanderer seit 2005: Fast ein Drittel besitzt einen Hochschulabschluss – das ist fast doppelt so viel wie bei der deutschen Er- werbsbevölkerung (vgl. Gathmann et al. 2014, S. 160). Dem steht allerdings auch ein sig- nifikant hoher Anteil an Geringqualifizierten entgegen: Mehr als ein Viertel besitzen keine Ausbildung. Im Vergleich zur deutschen Bevölkerung: Hier gelten lediglich 10 Prozent als geringqualifiziert.

Bzgl. der Struktur der Zuwanderer, die primär durch die Flüchtlingswelle von 2015 bedingt ist, liegen keine verlässlichen Zahlen vor (vgl. Bielicki 2018). Die Kenntnisse beziehen sich überwiegend auf Kostenschätzungen für Flüchtlingshilfe und Integration. Laut Angaben von Finanzminister Olaf Scholz hat der Bund allein im Jahr 2017 knapp 21 Milliarden Euro hierfür aufgewendet.

Zuwanderung ist ein komplizierter Prozess, der durch verschiedene Phasen gekennzeich- net ist. Ein wichtiges Element von Zuwanderung stellt die Arbeitsmarktintegration von be- reits ansässigen Ausländern dar – sie gilt als Vorstufe einer Eingliederung (vgl. von Loef- felholz 2002, S. 628).

Verfolgt man die öffentliche und mediale Diskussion, so ist unverkennbar, dass die Sorge um negative Auswirkungen von Zuwanderung bzgl. des Arbeitsmarktes diese Auseinan- dersetzung bestimmt. Aus der ökonomischen Perspektive betrachtet sind die Vorausset- zungen für eine Zunahme von Arbeitslosigkeit und Lohnsenkungen eng. Empirisch sind kaum negative Auswirkungen von Zuwanderung auf den deutschen Arbeitsmarkt nachzu- weisen (vgl. Glitz 2012, S. 175). Neuere Forschungsergebnisse bewerten die Magnetwir- kung des hiesigen Arbeitsmarktes für Zuwanderer grundsätzlich positiv (vgl. Straubhaar 2014, S. 168).

3. Chancen

Betrachtet man Zuwanderung aus der theoretischen Perspektive, ist von einer grundsätz- lich positiven Wirkung auszugehen. Im Rahmen einer modelltheoretischen Betrachtung ist davon auszugehen, dass Einwanderer im Aufnahmeland erwerbstätig werden und dort Wertschöpfung generieren. Diese Sicht hält allerdings einer kritischen Analyse nur dann stand, wenn die Migration durch ökonomische Gründe getrieben ist (vgl. Märker, Schloth- feldt 2013, S. 236).

Ist die Migration durch andere Gründe wie beispielsweise politische Verfolgung im Hei- matland getrieben, gestaltet sich die Analyse komplizierter, denn bislang ist unklar, ob Migration auch für die Einheimischen positive Effekte erzielt. Komplex sind auch die Ef- fekte, die sich durch die Verteilungswirkungen von wohlfahrtlichen Institutionen ergeben.

Geht man von einem homogenen Arbeitsmarkt aus, der zwischen Hoch- und Geringqua- lifizierten segmentiert, zeigt sich ein komplementäres Verhalten dieser beiden Segmente. Kommt es zu einer vorrangigen Zuwanderung von Hochqualifizierten, führt dies zu nega- tiven Lohn- und Beschäftigungseffekten in diesem Segment, dafür steigen die Nachfrage nach Geringqualifizierten und in diesem Segment die Löhne und Beschäftigung (vgl. Schneider 2009, S. 118).

3.1. Deckung des Arbeitskräftebedarfs im produzierenden Gewerbe

Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass im produzierenden Gewerbe eher Geringqualifizierte benötigt werden. Geht man von einer überwiegend geringen bis mittle- ren Qualifizierung aus, so ergeben sich für die Einheimischen über Jahre hinaus positive Einkommenseffekte: Verschiedene Studien zeigen, dass Neuzuwanderer erst nach 19 Jahren ein vergleichbares Lohnniveau erreichen (vgl. Schäfer 2014, S. 170).

Migration wird in modernen Industrienationen primär im Kontext der Deckung des eigenen Personalbedarfs diskutiert. Darin sehen viele Unternehmen, und allen voran die Politik, Chancen zur Deckung des Arbeitskräftebedarfs im produzierenden Gewerbe. Doch in der Praxis zeigen sich dabei verschiedene Probleme, denn der europäische Arbeitsmarkt gilt traditionell als sehr inflexibel (vgl. Rinne, Zimmermann 2012, S. 3). Generell gilt dieser Markt als wenig zusammengewachsen, was sich an einer sehr niedrigen interstaatlichen Mobilität festmachen lässt: Sie liegt innerhalb der Europäischen Union bei lediglich 1 Pro- zent. Generell ist allerdings davon auszugehen, dass minderqualifizierte Beschäftigungs- verhältnisse in der Zukunft eher ab- als zunehmen werden.

3.2. Integration von Zuwanderung durch Beschäftigung

Beschäftigung hat immer auch mit Integration von Zuwanderung zu tun. So leistet jede Form der Beschäftigung eines Migranten auch einen entsprechend hohen Integrationsbei- trag. Die Migranten werden durch das ökonomische und soziale Konstrukt der Beschäfti- gung in den aufnehmenden Staat eingebettet. Damit werden sie Teil der Bevölkerung so- wie der staatlichen und sozialen Strukturen. Durch Beschäftigung generieren die Migran- ten eigene Einnahmen. Das führt zum einen zur Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls bei, zum anderen verhindert es ein Abdriften in kriminelle Milieus (vgl. Bertelsmann Stif- tung 2015, S. 34). Grundsätzlich ist das Werkzeug der Beschäftigung als wichtiges Instru- ment der Optimierung der beruflichen Integration zu betrachten.

3.3. Optimierung der beruflichen Integration

Die Angleichung von Bildungs-, Ausbildungs- und Einkommenssituationen schafft Chan- cengleichheit – zumindest in der Theorie. So kann Beschäftigung von Migranten einen signifikanten Beitrag zur Integration der verschiedenen Bevölkerungsgruppen eines Lan- des führen. Es gilt als wissenschaftlich unstrittig, dass die Eingliederung von Migranten in den Arbeitsmarkt ein essenzielles Instrument des gesamten Integrationsprozesses dar- stellt (vgl. von Loeffelholz 2002, S. 638). Allerdings zeigt sich gerade auch beim sektoralen Strukturwandel hin zu wissensbasierten Dienstleistungen, dass hier Migranten deutlich unterrepräsentiert sind.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Zuwanderung. Chance oder Herausforderung in der Produktion?
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Note
2,4
Jahr
2019
Seiten
12
Katalognummer
V540423
ISBN (eBook)
9783346190239
ISBN (Buch)
9783346190246
Sprache
Deutsch
Schlagworte
chance, herausfoderung, produktion, zuwanderung
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Zuwanderung. Chance oder Herausforderung in der Produktion?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/540423

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