"Sine coniuge caelebs" und "Let a Woman in Your Life". Ovid's Pygmalion-Metamorphose und "My Fair Lady" im Vergleich


Trabajo de Investigación (Colegio), 2018

21 Páginas


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ovid: Pygmalion
2.1. Leben und Werke Ovids
2.2. Übersetzung des Mythos
2.3. Verhalten Pygmalions
2.4. Metamorphose in der Kunstgeschichte
2.5. Einfluss von Ovids Pygmalion auf die spätere Kunst und Literatur

3. My Fair Lady – der Film
3.1. Handlung in „My Fair Lady“
3.2. Definition Musical
3.3. Charakterisierung Higgins
3.4. Ursprung des Namens von Eliza
3.5. Entwicklung von Higgins Verhalten
3.6. Higgins Metamorphose: Werk verändert Schöpfer
3.7. Musikalische Färbung von „My Fair Lady“
3.8. Handlung betont durch die Musik

4. Vergleich der Charakterisierungen von Pygmalion und Prof. Higgins

5. Schlussfolgerung: Die vollbrachte Metamorphose

6. Primärliteratur

7. Texte

8. Filmsequenzen

9. Sekundärliteratur

10. Quellen der Abbildungen

11. Anhang
11.1. Liebesgedichte an Bissula

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund urheberrechtlicher Bedenken ist ein Teil des Anhangs und einige Abbildungen nicht Teil dieser Veröffentlichung. Der fehlende Anhang kann jedoch aufgrund der Quellenangaben nachvollzogen werden.

1. Einleitung

„Sine coniuge caelebs“ hat Pygmalion in den Metamorphosen des Ovidius gelebt. Der begabte Künstler hat “Ohne Gemahlin, allein“ ein Leben geführt, weil er von der Unsittlichkeit der Propoetiden abgeschreckt wurde.

Professor Higgins war auch in dem Werk „Pygmalion“ von Bernard Shaw unverheiratet, aus dem das Musical „My Fair Lady“ entstanden ist. Der Professor zeigt ein erschreckendes Bild darüber, wenn jemand „eine Frau in seinem Leben lässt“. Beide Junggesellen lieben nur ihre Arbeit über alles. Jedoch erleben sie am Ende der Werke eine große Metamorphose, wonach sie nicht mehr ohne Frau leben können. Diese Metamorphose möchte ich im Folgenden unter die Lupe nehmen.

Das Wort Metamorphose stammt von dem griechischen meta = um und morphose = gestalten, verwandeln. In der griechischen Mythologie ist Morpheus der Gott der Träume. Er gilt als Traumdämon und hat die Fähigkeit, sich in ein beliebiges menschliches Lebewesen zu verwandeln und den Menschen im Traum zu erscheinen (vgl. Wikia, 2013) (vgl. Aberger, 2018) (Abb. 3). „Im Glauben der Griechen gab es Vorstellung, dass Götter, aber auch zauberkundige Menschen sich oder andere Menschen verwandeln könnten. Metamorphosen waren ein beliebter Gegenstand der hellenistischen Dichtung. In ihrer Nachfolge stand Ovid mit seinen Metamorphosen libri“ (Bücher der Verwandlungen) (Irmscher, 2013, S. 372). Diese „Bibel der Antike“ war Ovids bedeutendstes Werk, das das kulturelle Gedächtnis der Nachwelt tief geprägt hat.

Ovid zählt in der römischen Literaturgeschichte neben Horaz und Vergil zu den drei großen Poeten der klassischen Epoche.

2. Ovid: Pygmalion

2.1. Leben und Werke Ovids

Publius Ovidius Naso wurde am 20. März 43 v. Chr. in Sulmo geboren. Er wuchs in der Sicherheit der Pax Augusta auf. Er war der Spross einer wohlhabenden Familie aus dem Ritterstand. Sein Vater hat ihm eine hervorragende Bildung möglich gemacht. Unter Anderem hat er einen „Studienaufenthalt“ in Griechenland ermöglicht. Seine Beamtenlaufbahn gab er früh auf, um Dichter zu werden. Sein Kunstpatron Marcus Valerius Messalla Corvinus förderte ihn. Ovid schrieb in der Frühphase Liebesgeschichten, in der mittleren Phase die Metamorphosen, in denen alte Sagen reich ausgeschmückt neu erzählt werden, und in der Spätphase Klagelieder. Im Jahr 8. n.Chr. hat ihn Augustus nach Tomis verbannt, und er durfte nie mehr nach Rom zurückkehren. Ovid gibt selbst an, dass die Ursachen für seine Verbannung „carmen et error“ („Gedicht und Verfehlung“) seien. Der wirkliche Grund ist bis heute noch unklar. Der unglückliche Poet starb im Jahr 17 n.Chr. in der Verbannung (vgl. Wikipedia, Ovid, 2018).

Noch vor der Verbannung hat er die Metamorphosen beendet. In seiner Verzweiflung hat er das Werk vernichtet. Dank seiner Freunde wurden Kopien gerettet für die Nachwelt. „Für das Bild, das man sich von der antiken Religion machte, war lange Zeit Ovids Gestaltung des Mythos bestimmend, die Loslösung der Mythen von ihrer kultischen Verankerung, ihre psychologische Durchdringung und die Akzentuierung ihrer menschlichen Aspekte […]“ (Ovidius, 2010, S. 1008). Die Metamorphosen sind ein mythologisches Epos in 15 Büchern. Etwa 700 bis 900 Verse beschreiben die Entstehung und Geschichten der Welt in den Begriffen der römischen und griechischen Mythologie. Dabei wurden etwa 250 Sagen verarbeitet. (vgl. Wikipedia, Ovid, 2018)

Im zehnten Buch wird das Leben des Orpheus beschrieben. Orpheus war ein großer Sänger, der seine Frau Eurydike kurz nach der Heirat wegen eines Schlangenbisses verloren hatte. Er singt so herzzerreißend, dass die Götter ihm erlauben, seine Frau aus der Unterwelt zurückzuholen. Aber nur unter der Bedingung, dass er sich kein einziges Mal zu ihr umschaut. Sie folgt ihm, doch er dreht sich um, zur Vergewisserung, dass sie ihm folge. Daraufhin sinkt sie zurück in die Unterwelt und Orpheus verliert sie zum zweiten Mal - für immer. Der Sänger ist untröstlich. (vgl. Fächerprojekte, 2017)

Nach langer Zeit singt er wieder schmerzliche Lieder, u.a. „über göttergeliebten Knaben und Mädchen, die böser Leidenschaft verfallen sind“ (X, V. 143-739). Eine Geschichte spielt auf Zypern und handelt von den Cerasten und Propoetiden, die so sehr die Venus beleidigen, dass sie die Cerasten zu grimmigen Stieren werden lässt und die Propoetiden zur Prostitution zwingt und sie dann in Steine verwandelt. (vgl. Fächerprojekte, 2017)

Auf diese Verwandlung folgt der Pygmalion-Mythos (V. 243-297). Über das zügellose Verhalten der Propoetus-Töchter entsetzt, lebt er lange zurückgezogen und schafft sich in seiner Notlage eine elfenbeinerne Statue, wahrscheinlich eine Votivgabe (vgl. Wikipedia, Votivgabe, 2017), in die er sich verliebt.

Schon die Kulturen der Vorgeschichte und des Altertums kannten den Brauch, dass Votivgaben oder Votive (ex voto, „wegen eines Gelübdes“, von votum „Gelübde“) als symbolische Opfer einer überirdischen Macht (Gott, oder Göttin) öffentlich dargebracht werden. In diesem Sinne könnte sie Bitt- oder Dankopfer sein. Dies geschieht insbesondere für die erfolgte oder gewünschte Rettung aus einer Notlage und häufig an einer kultischen Stätte. Die vielen Kouros (Jüngling) und Kore (Mädchen) Statuen, die in den antiken Kultstätten gefunden wurden, erfüllten diese Aufgaben. (vgl. Wikipedia, Votivgabe, 2017) (Abb. 4 und 5) Mit tiefer Andacht fleht Pygmalion Venus auch - im Sinne des alten Gebrauchs - an, ein Geschöpf lebendig zu machen.

2.2. Übersetzung des Mythos

Meine Übersetzung der Metamorphose (Ovidius, 2010, S. 538 ff) des Pygmalion lautet wie folgt:

Weil Pygmalion gesehen hatte, dass diese (Propoetiden) ein Leben in Schande führten, führte er, von den Fehlern angegriffen, die die Natur viel dem Gemüt der Frauen gab, ledig und ohne Gemahlin und er entbehrte lange die Gemeinschaft im Ehebett.

Inzwischen bearbeitete er glücklich mit bewundernswerter Geschicklichkeit das schneeweiße Elfenbein und gab ihr eine Gestalt, die keine geborene Frau haben kann und er verliebte sich in sein Werk.

Das Aussehen ist einer wahren Jungfrau ähnlich, und du glaubest, sie lebe und wenn nicht die Achtung entgegenstehe, wolle sie sich bewegen“. So sehr ist im Kunstwerk seine Kunst verborgen. Pygmalion bewundert es und seine Brust schöpft Flammen aus dem scheinbaren Körper heraus.

Oft führt er prüfend seine Hände an das Geschöpf heran und er will noch nicht bekennen, ob es ein Körper sei oder ob es noch immer Elfenbein ist.

Er gibt Küsse und glaubt, dass sie erwidert werden und er spricht mit ihr und er hält sie und er glaubt, dass, nachdem er sie berühre, die Finger eindringen und er befürchtet, dass nicht blaue Flecken an den gedrückten Gliedern entstehe und bald wendet er Schmeichelei an, bald bringt er Gaben, die das Mädchen erfreuen, Meermuscheln, geschliffene Steinchen, kleine Vögel und Blumen in tausend Farben, Lilien und bunte Bälle und vom Baum der Heliaden getropfte Tränen, er schmückt auch die Glieder mit Gewändern, er gibt den Fingern Siegelringe, er gibt dem Hals lange Ketten, am Ohr hängen zierliche Perlen, an der Brust Geschmeide, alles steht ihr; aber auch nackt scheint sie nicht weniger schön. Er legt jene auf Decken, die mit sidonischem Purpur gefärbt sind und er nennt sie Gefährtin des Lagers und legt ihren geneigten Nacken auf weichen Flaum ab, als ob sie es fühlen würde.

Der Festtag der Venus, den ganz Zypern festlich begeht, war gekommen und schon waren die krummen Hörner mit Gold überzogen und die Opferkühe stürzten, mit einem Beil in den schneeweißen Nacken geschlagen, nieder und Weihrauch stieg empor, als Pygmalion, nachdem er der heiligen Pflicht Genüge getan hatte, bei dem Altar stehen blieb und mit Furcht sagte: „Ihr Götter, wenn ihr alles geben könnt, dann sei meine Gemahlin, wünsche ich“, er wagte nicht zu sagen „die Elfenbeinjungfrau“, sondern er sagte „meinem Mädchen aus Elfenbein ähnlich.“

Die goldene Venus fühlte, da sie ja selbst bei ihrem Fest zugegen war, was er mit jenem Wunsch wollte und zum Zeichen der wohlgesinnten Gottheit flackerte die Flamme dreimal und durch die Luft stieg sie empor.

Als er zurückkehrte, suchte jener das Bildnis seines Mädchens auf und er neigte sich auf das Bett und küsste sie: ihm schien es, als sei sie warm; er naht wieder seinen Mund, auch mit den Händen betastet er die Brust.

Nachdem er getastet hatte, wurde das Elfenbein weich und es verliert seine Starrheit, weicht zurück und gibt den Fingern nach, wie Wachs vom Hymettos an der Sonne erweicht wird und sich durch das Kneten des Daumens in viele Gestalten formen lässt und durch den Künstler selbst es brauchbar gemacht wird.

Während er staunt und sich zögernd freut und eine Täuschung befürchtet, berührt der Liebende die Erwünschte wieder und wieder und zieht seine Hand zurück.

Es war ein Leib! Während die Daumen fühlen, pochen die Adern.

Dann fasst der paphische Heros wahrlich zahlreiche Worte zusammen, die Venus danken und er presst endlich seinen Mund auf nicht falsche Lippen und die Jungfrau fühlt die Küsse, die er gibt und sie errötet und scheu zum Licht die Augen wendend, erblickt sie den Liebenden zusammen mit dem Himmel.

Dem Bund, den sie erzielt hat, steht die Göttin bei, und als sich die Hörner des Mondes neunmal zur ganzen Scheibe gerundet hatten, brachte jene Paphos zur Welt, von welcher die Insel den Namen hat.

2.3. Verhalten Pygmalions

Anhand der Stilmittel im Ovid-Text folgt nun eine Charakterisierung des Pygmalion.

Der Text fängt damit an, dass Pygmalion ohne Frau lebt, was u.a. mit der Alliteration „Quas quia“ begründet wird (V. 243). Er ist nämlich von dem Verhalten der Propoetiden abgeschreckt, welches er mit den Fehlern, die die Natur dem Gemüt der Frauen gegeben hat, rechtfertigt: „vittii, quae plurima menti feminae natura dedit“ (V. 245). Er verhält sich daher egoistisch, zurückgezogen und einzelgängerisch. Dennoch hat er ein Ideal in seinem Kopf, wie eine schöne Frau für ihn aussehen könnte und schafft sich nach diesem ein eigenes Kunstwerk. Ovid verwendet in seinem Mythos zahlreiche Enjambements (Zeilensprünge), (vgl. V. 243-246 und 291-294), die dazu beitragen, dass der Text fließender wirkt. Außerdem werden viele Alliterationen vom Dichter benutzt, um bestimmte Wortgruppen ins Zentrum zu stellen. Beispiele dafür sind „coniuge caelebs“ (vgl. V. 245), „consorte carebat“ (V. 246), „ad aras“ (V. 273) und „lumina lumen“ (V. 293).

Dass Pygmalion alleine lebt und lange die Gemeinschaft im Ehebett entbehrt, wird durch das Hyperbaton mit diu deutlich, (V. 245 f.): „thalamique diu consorte carebat“. Ovid benutzt Hyperbata allgemein oft, um die vorangestellten Wörter in den Vordergrund zu platzieren. Doch die Hyperbata zeigen auch die Ungeduld des Schöpfers und dass er innerlich erregt ist. Eine weitere Funktion dieser Stilmittel ist, dass sie ausdrücken wenn etwas häufig passiert (vgl. V. 289) bzw. wenn etwas langer anhält (V. 247). Die Ehelosigkeit Pygmalions beschreibt Ovid auch durch die Synonymenhäufung in V. 245: „sine coniuge caelebas vivebat“.

Jedoch scheint er sich auch nach Frauen zu sehnen, weil er eine nach seiner Vorstellung aus Elfenbein erschafft.

Auch ist er ein begabter, großartiger und gründlicher Künstler, was man an der Sperrung mit feliciter (V. 247) erkennen kann: „mira feliciter arte sculpsit“. Weiterhin ist er so talentiert, dass er eine Skulptur nach seinen Träumen erschaffen kann, so dass er sich in sie verliebt. Auch die Verwandlung des Opus wird im Text bereits durch einen Passiv-Infinitiv „moveri“ (V. 251) und das Wort „nasci“, (V. 251), das die Geburt der Frau ausdrückt, beschrieben.

Ovid verwendet hierbei eine Alliteration des Buchstabens „V“, um das Geschehen in der Metamorphose stärker zu betonen: „virginis“ (V. 250): eines Mädchens, wird hier über „verae“ (eines echten Mädchens) über „vivere“ im Sinne von scheinbarer Lebendigkeit zu „velle moveri“, dem eigenen Wunsch danach, sich zu bewegen, fortgeführt und die Steigerung der Vorstellungen hervorgehoben.

Pygmalion ist ebenso begeistert von seinem Kunstwerk, hingerissen und berauscht davon, wie der Satz „Ars adeo latet arte sua“ (V. 252) beweist, der die wundervolle Schöpfung von ihm verdeutlicht. Das Wort “ars“, das hier den Ablativ „arte“ aufhebt, stellt auch ein Polyptoton dar, wo aus dem Kunstwerk ein neuer menschlicher Körper durch seine Perfektion entsteht. Die Begierde und das Verlangen Pygmalions zeigt die Metapher „ignes“ (V. 253).

Schließlich werden seine Gefühle stärker und sein Kunstwerk hält er für die Realität, was durch die Anapher „an sit corpus an illud ebur“ (V. 245 f.) verdeutlicht wird.

Doch dann wird die Schwärmerei, Entflammung und Hinreißung des Künstlers zur Begierde des Meisterwerks. Er denkt, die Elfenbeinstatue sei ein lebendiges Mädchen und küsst sie, spricht sie an, umarmt sie, und hält sie. Das stellt Ovid durch ein Polysyndeton dar: „oscula dat… et credit… et metuit… et modo blanditias…“ (V. 257 ff.). Er glaubt auch, sie würde ihm etwas erwidern, wie in V. 256 beschrieben: „reddique putat“. Die Polysyndeta machen die Wörter noch bedeutsamer und durch ihre Wirkung als Aufzählung beschreiben sie eine fortlaufende Handlung.

Eine weitere Verhaltensweise des Schöpfers der Elfenbeinstatue ist seine Fürsorglichkeit, seine Sorgsamkeit, Umsichtigkeit. Das stellt die m-Alliteration in V. 257 f. dar: „membris et metuit. Der Künstler glaubt, dass sein Werk bereits ein Mensch sei, weshalb er hingebungsvoll und schonend mit ihr umgeht.

Doch dann fängt bereits die Verwandlung des Pygmalion an, indem er anfängt, ganz seine Abneigung und Antipathie gegenüber Frauen zu verlieren, denn er fängt an, sein Kunstwerk mit vielen Gaben zu beschenken. Ovid benutzt hier ein Polysyndeton, um die Menge der Geschenke aufzuzählen. (vgl. V. 260 ff.): „fert illi conchas…lapillos…parvas volucres…flores…liliaque…Heliadum lacrimas…“. Er schenkt ihr Meermuscheln, kleine Vögel, Lilien, Bernstein, usw.

Dann entflammt er noch mehr in Begierde und tiefer Liebe zu seinem Werk, das auch nackt ohne die von ihm daraufgelegten prächtigen Gewänder schön zu betrachten ist. Das kann man an dem Vers 266 erkennen. Die unübertreffliche Pracht des Kunstwerks kann man dort am Wort „ formosa “, das noch stärker ist als „ pulchra “, sehen.

Weiterhin ist Pygmalion auch gottesfürchtig und unterwürfig, denn er bittet, nachdem er keine Abneigung mehr gegen Frauen hat, Venus, die Liebes- und Schönheitsgöttin, dass sie in das Geschehen eingreifen und seine Statue zum Leben erwachen lassen soll. Er bringt auch den Göttern andächtig und ehrfürchtig Opfergaben dar, wie junge Kühe, und spricht sie alle an und äußert seinen Wunsch (vgl. V. 274: „si di dare cuncta potestis“). Der reservierte und bescheidene, zurückhaltende Charakter des Künstlers wird deutlich, als er nicht das Wort „Elfenbeinjungfrau“ den Göttern gegenüber erwähnt, sondern nur bittet, sie solle dieser ähnlich sein. Dies zeigt auch seine eigene Scheu, über seine außergewöhnliche, seltsame und sonderbare Zuneigung zum Elfenbeinkunstwerk zu sprechen.

Darauf versteht Venus seinen Wunsch und gibt ein positives Omen, das dreifache Entfachen der Flamme, verdeutlicht durch die dreifache Alliteration in V. 279: „ter accensa est apicemque per aera“.

Darauffolgend kann der Schöpfer seine Leidenschaft nicht mehr aufhalten und das ihn überkommende Verlangen zeigt Ovid durch das Trikolon in V. 280 ff.: („rediit- petit- dedit“). Er küsst und umarmt die Elfenbeinjungfrau voller Erwartung und sie erwacht, sichtbar an einem weiteren Trikolon in V. 283 f.: („mollescit- subsidit- cedit“). Das Erwachen wird bei Ovid mit dem Schmelzen des Wachses vom Hymettos verglichen. Während aus dem Werk ein Mensch wird, staunt Pygmalion und ist verunsichert, sichtbar an vielen a- bzw. u-Lauten.

Schließlich erwacht der Leib des Mädchens völlig (vgl. V. 289: „corpus erat“) und die Metamorphose des Künstlers und seines Werks ist völlig beendet, gekennzeichnet durch das Imperfekt. Pygmalion fühlt die pochenden Adern seiner Angebeteten und ist sich nun sicher, dass seine Liebste lebt. Er küsst nun nicht mehr falsche Lippen, verdeutlicht am Polyptoton: „ora…ore“ in V. 291 ff. Er empfindet nur noch Liebe und Verlangen gegenüber Frauen, im Besonderen gegenüber der Jungfrau und seine frühere Antipathie gegenüber dem weiblichen Geschlecht hat er abgelegt. Er ist nun völlig verwandelt.

[...]

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Detalles

Título
"Sine coniuge caelebs" und "Let a Woman in Your Life". Ovid's Pygmalion-Metamorphose und "My Fair Lady" im Vergleich
Curso
Certamen Carolinum, Landesschülerwettbewerb Alte Sprachen, NRW
Autor
Año
2018
Páginas
21
No. de catálogo
V540447
ISBN (Ebook)
9783346172952
ISBN (Libro)
9783346172969
Idioma
Alemán
Notas
Auf der Grundlage der vorliegenden Arbeit hat die Verfasserin den „Sonderpreis als Jahrgangsbeste der Jahrgangsstufe Q1“ und den Preis von „Pro Lingua Latina“ beim Certamen Carolinum 2018 gewonnen.
Palabras clave
Ovid Pygmalion Metamorphose Musical My Fair Lady
Citar trabajo
Christina Nagy (Autor), 2018, "Sine coniuge caelebs" und "Let a Woman in Your Life". Ovid's Pygmalion-Metamorphose und "My Fair Lady" im Vergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/540447

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