Kulturrevolution in China. Zwischen politischer Gewalt und Revolution


Hausarbeit, 2006

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


I. Inhaltsverzeichnis

1) Einleitung

2) Die Große Proletarische Kulturrevolution in China und Politische Gewalt
2.1) genutzte Gewaltformen
2.2) Der Legitimitätswandel legaler Gewalt

3) Kultur„revolution“?
3.1) Die Kulturrevolution – eine wirkliche Revolution?
3.2) Ursachen der Kulturrevolution

4) Fazit

II. Literatur- & Quellenverzeichnis.

1) Einleitung

Die Große Proletarische Kulturrevolution im China der 1960er und 1970er Jahre stellt eine der radikalsten und verheerendsten Ären in der Existenz der Volksrepublik China dar. Schwankende Opferzahlen von mehreren Zehntausend bis hin zu Millionen Menschen unter einer Diktatur, die in innenpolitische Machtkämpfe und außenpolitische Isolation eingebettet ist: die Kombination dieser Elemente bildet die ideale Grundlage für eine Anwendung des Sachverhaltes auf die in der Vorlesung „Politische Gewalt und politische Instabilität“ behandelten Themenbereiche „politische Gewalt“ und „Revolution“.

Die Erläuterung genutzter Gewaltformen sowie der machtpolitischen Ursachen der Notwendigkeit einer Revolution sollen im ersten Kapitel im Mittelpunkt stehen.

Handelte es sich bei der Kulturrevolution um eine friedliche Revolution? Sind ihre Hintergründe eher im ideologischen Bereich oder in den Machtinteressen Maos zu suchen?

Im zweiten Kapitel soll der tatsächliche „Revolutionsgehalt“ der Kulturrevolution sowie ihre zentralsten Ursachen untersucht werden.

War die Kulturrevolution wirklich eine Revolution oder eher eine Beseitigung politischer Gegner?

Durch die nötige Kürze dieser Arbeit können die einzelnen Aspekte leider nur in der dafür unbedingt erforderlichen Tiefe untersucht werden.

2) Die Große Proletarische Kulturrevolution in China und Politische Gewalt

2.1) genutzte Gewaltformen

„Die Gewalt ist der Geburtshelfer jeder alten Gesellschaft, die mit einer neuen schwanger geht.“ - Karl Marx, 1867

(Marx, 1962, S.779)

Infolge permanenter Konflikte zwischen verschiedenen Interessensgruppen lässt sich im Zuge der Kulturrevolution die Nutzung fast aller Gewaltformen für politische Zwecke nachweisen. Ein Gewalteinsatz lässt sich dabei nicht nur von Seiten der Protestierenden oder Rebellen gegen staatliche Instanzen feststellen, sondern ebenso und in stärkerem Ausmaß ebenfalls von staatlichen und militärischen Institutionen gegenüber Individuen und Gruppen.

Es handelt sich um politische Gewalt, da die folgenden drei Kriterien erfüllt werden:

a) Mit dem Gewalteinsatz wurden bestimmte Ziele verfolgt; bspw. eigene machtpolitische Interessen beim Ausschalten oppositioneller Kräfte.
b) Durch die permanent steigende Zahl der Beteiligten nahmen politische Bedeutung und Tragweite zu; bspw. bei der Adaption und Expansion der Aktivitäten der Rotgardisten in ganz China.
c) Reaktionen der Öffentlichkeit zeigen ebenfalls die politische Dimension eingesetzter Gewalt auf. Als Mao im November 1965 in Shanghai einen Artikel veröffentlichte, der eine ihn indirekt kritisierende Oper denunzierte und er deswegen für ihr Verbot warb, wurde der Artikel zu Maos Empörung von der restlichen chinesischen Presse ignoriert. Grund hierfür war Peng Zhen, von Mao ernannter Herr über die Kultur und loyaler Anhänger der Kommunisten. (Chang & Halliday, 2005, S. 658)

Die Mao-treue Volkszeitung hingegen fand blutige Hausdurchsuchungen durch Rotgardisten im Sommer 1966 „einfach großartig“. (Chang & Halliday, 2005, S. 675)

Vor der Gewalt gegen Personen schreckte man ebenso wenig zurück wie vor der Beschädigung bis Zerstörung nichtmenschlicher Objekte wie bspw. von Kulturdenkmälern, Tempeln oder Teilen der chinesischen Mauer. Von den 6843 Pekinger Monumenten wurden zwischen 1958 und 1966 4922 zerstört. (Chang & Halliday, 2005, S. 677)

Gewalt gebrauchte man ebenso in physischer wie psychischer Form, bspw. bei der Misshandlung des Schriftstellers Lao She, der nach seelischer und körperlicher Folterung durch die Pekinger Roten Garden im August 1966 im Suizid den einzigen Ausweg sah. (Chang & Halliday, 2005, S. 674)

Der Einsatz psychischer Gewalt zeigt sich ebenso in den oft eingesetzten erzwungenen öffentlichen Schuldbekenntnissen der Mao-feindlichen „Rechtsabweichler“ bspw. nach der Hundert-Blumen-Bewegung im Juni 1957. (Domes, 1972, S. 82)

Organisierte Gewalt findet sich auf mehreren „Seiten“: auf staatlicher, militärischer und in begrenztem Rahmen auch auf bürgerlicher Ebene.

Auf staatlicher Seite bspw. in Form der „Gruppe Kulturrevolution“ vom Februar 1966, die sich aus hohen chinesischen Politikern zusammensetzte und die „Große Proletarische Kulturrevolution“ deklarierte. Ihre eigentliche Aufgabe bestand darin, Richtlinien für die unter dem Begriff „Kulturrevolution" zusammengefassten Diskussionen zu erarbeiten. Auf Grundlage dieser Diskussionen erarbeitete die Gruppe den „Februarbericht“ im Februar 1966, mit dem Mao öffentlich angegriffen wurde. (Domes, 1972, S. 142)

Mittels organisierter Gewalt trat andererseits das Militär der linken sowie rechten Politik entgegen: die Armeeführung deklarierte im März 1967 indirekt die Militärherrschaft in den Provinzen, indem sie die militärgeleiteten Revolutionskomitees zu den neuen Führungsorganen auf lokaler und regionaler Ebene erklärte – u.A., um die Unruhen auf dem Land einzudämmen. (Domes, 1972, S. 161; S. 164)

Auf bürgerlicher Ebene lässt sich organisierte Gewalt zu Teilen bei den Roten Garden nachweisen, die sich nach der Auflösung der Parteigruppen im Juli 1966, die ihre Aktivitäten kontrollieren sollten, teilweise selbst organisierten und durch Maos öffentliche Unterstützung begannen, in ganz China zu agieren. Eine Art Selbstorganisation zeigte sich, indem die örtlichen Gruppen der Rotgardisten neben Politkommissaren der VBA auch von „Arbeiter- und Bauernstudenten“ geführt wurden. (Domes, 1972, S. 152) (Franke, 1974, S.464)

Extreme Ausbrüche spontaner Gewalt finden sich hingegen auf Seiten der Rebellengruppen vom Sommer 1966, die als unorganisierte Form den Rotgardisten unmittelbar vorangingen. Diese Rebellengruppen bestanden zumeist aus Schülern und Studenten, deren Beweggründe vom Glauben an Maos revolutionäre Ideale bis hin zur blanken Lust an Rebellion reichten. (Domes, 1972, S. 152f.)

Instrumentelle Gewalt, die kalkuliert eingesetzt wird, findet sich bspw. beim (gescheiterten) Putschversuch auf Mao durch Lin Biao im September 1971, dessen in greifbarer Nähe stehendes Amt des Staatspräsidenten kurz zuvor durch Mao abgeschafft wurde. (Chang & Halliday, 2005, S. 725f.)

Lin Biaos Aufruf zum „Krieg gegen die Alte Welt“ im August 1966 verdeutlicht hingegen den Einsatz symbolischer Gewalt: er ruft auf, alles zu vernichten, was kapitalistisch, reaktionär, feudal oder revisionistisch im Sinne einer Revision des maoistischen Entwicklungskonzepts für die chinesische Gesellschaft war. Das „alte China“ sollte somit begraben werden. (Chang & Halliday, 2005, S. 673)

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Kulturrevolution in China. Zwischen politischer Gewalt und Revolution
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Makrosoziologie)
Veranstaltung
Politische Gewalt und politische Instabilität
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
13
Katalognummer
V54067
ISBN (eBook)
9783638493475
ISBN (Buch)
9783638792011
Dateigröße
472 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Begriffe, Politische, Gewalt, Revolution, Großen, Proletarischen, Kulturrevolution, China, Politische, Gewalt, Instabilität
Arbeit zitieren
Eva Schade (Autor:in), 2006, Kulturrevolution in China. Zwischen politischer Gewalt und Revolution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54067

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