Diese Arbeit reflektiert zunächst die allgemeinen CG Rahmenbedingungen in Deutschland und den USA. Will man dem Begriffspaar „Corporate Governance“ auf den Grund gehen, sieht man sich unmittelbar mit diversen definitorischen Schwierigkeiten konfrontiert. Schon hinsichtlich der Definition der „Unternehmung“ als solche existiert eine kaum überschaubare Anzahl an Definitionen, welche sich je nach Blickwinkel des Betrachters stark unterscheiden. Fast blasphemistisch drückt sich Bierce aus. Nach ihm ist ein Unternehmen „an ingenious device for obtaining individual profit without individual responsibility”.
Zwar ist diese Beschreibung zweifelsohne überspitzt und in dieser Form wohl auch nicht mit Applaus zu bedenken, jedoch drückt sie ein zentrales CG Problem aus. Bereits 1932 untersuchten Berle und Means die Konsequenzen der Trennung zwischen Eigentum und Kontrolle und brachten ihre Erkenntnisse in ihren wegweisenden Ausführungen in „The Modern Corporation and Private Property“ zu Papier. Abseits des theoretischen Grundgerüsts, welches im Hinblick auf CG Themen seither stark und seit Beginn des neuen Jahrtausends wohl exponentiell ausgebaut wurde, liegt diesem Thema auch ein unmittelbar praktisches, gesellschaftliches Interesse zugrunde. So besitzen mittlerweile 16,2% der Deutschen direkte oder indirekte Unternehmensanteile in Form von Aktien oder Fonds. Zwar ist der Anteil der Aktienbesitzern in Deutschland im Vergleich zu den USA relativ gering, jedoch kann den Anteilseignern unabhängig des Herkunftslandes wohl immer mindestens ein Interesse an Mitsprache, Information und Vergütung attestiert werden.
Dagegen steht unter anderem das Interesse der Entscheidungsträger (Manager) einer möglichst schnellen und kostengünstigen Kapitalversorgung. Dass diese Interessen nicht immer miteinander vereinbar sind zeigen die Auswirkungen der Gesetzesnovellierungen Anfang der 2000er, als sich in Konsequenz auf die höheren bürokratischen Anforderungen sogar einige Firmen vom US-amerikanischen Parkett zurückzogen. Die nun schon tangierten Gesetzesänderungen sind Teil und Auswirkung eines Paradigmenwechsels in den letzten Jahrzehnten. Besonders nach dem Skandal um Enron wurden auch gesetzliche Änderungen forciert, die im Sarbanes-Oxley Act sowie dem Deutschen Corporate Governance Kodex Ausdruck finden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Vergleich der CG Rahmenbedingungen
- 2.1 Zusammensetzung und Struktur der Leitungsorgane
- 2.1.1 Allgemeine Unterschiede
- 2.1.2 Empirische Befunde
- 2.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen
- 2.3 Vergleich der CG Kodizes
- 3. Entwicklung in den letzten 20 Jahren
- 3.1 Systematiken und Tendenzen in Deutschland
- 3.2 Systematiken und Tendenzen in den USA
- 3.3 Konvergenz der Systeme
- 4. Praktische Implikationen
- 4.1 Die Rolle der US Institutionen
- 4.2 Beurteilung und Kosten des SOX in der Praxis
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Vergleich von Corporate Governance Modellen in Deutschland und den USA. Sie untersucht die Unterschiede in der Zusammensetzung und Struktur der Leitungsorgane, den gesetzlichen Rahmenbedingungen und den Corporate Governance Kodizes der beiden Länder. Darüber hinaus werden die Entwicklungen in den letzten 20 Jahren und die praktischen Implikationen der verschiedenen Modelle analysiert.
- Unterschiede in der Zusammensetzung und Struktur der Leitungsorgane in Deutschland und den USA
- Vergleich der gesetzlichen Rahmenbedingungen für Corporate Governance in beiden Ländern
- Analyse der Unterschiede in den Corporate Governance Kodizes
- Entwicklungen in den letzten 20 Jahren in Bezug auf Corporate Governance Modelle
- Praktische Implikationen der verschiedenen Corporate Governance Modelle
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in die Thematik der Corporate Governance Modelle im Vergleich. Das zweite Kapitel vergleicht die Rahmenbedingungen für Corporate Governance in Deutschland und den USA, indem es die Zusammensetzung und Struktur der Leitungsorgane, die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Corporate Governance Kodizes analysiert. Das dritte Kapitel untersucht die Entwicklungen in den letzten 20 Jahren in beiden Ländern, wobei es die Systematiken und Tendenzen der Veränderungen beleuchtet. Das vierte Kapitel befasst sich mit den praktischen Implikationen der verschiedenen Modelle, insbesondere mit der Rolle der US Institutionen und der Beurteilung der Kosten des Sarbanes-Oxley Act (SOX). Das fünfte Kapitel bietet eine Schlussbetrachtung.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Corporate Governance, Leitungsorgane, gesetzliche Rahmenbedingungen, Corporate Governance Kodizes, Deutschland, USA, Sarbanes-Oxley Act (SOX), Entwicklung, Konvergenz, praktische Implikationen.
- Citation du texte
- Marcel Spiegelhalter (Auteur), 2019, Corporate Governance Modelle im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/540673