Die Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage, aus welchen Gründen die Große Koalition mit dem Rentenpaket 2014 ein sehr umfangreiches Alterssicherungspaket auf den Gesetzesweg gebracht hat.
Argumentiert wird in der Bachelorarbeit auf Basis von politökonomischen Überlegungen von Anthony Downs und der Wählerverteilung in Deutschland, dass zahlenmäßig stärkere bzw. ältere Geburtsjahrgänge bei Zustandekommen einer Großen Koalition aufgrund deren Wählerbindung stärker von ihrer Sozialpolitik profitieren als z.B. jüngere Wähler.
"In der Zwangsehe der schwarz-roten Koalition ist es wie in jeder Ehe: Keiner will sich so recht um den Haushalt kümmern". In einem unmissverständlichen Wortlaut lässt dieses Zitat, das dem Journalisten Andreas Dunker nachgesagt wird, eine der gesetzgeberischen Unzulänglichkeiten einer Regierung aus den Volksparteien SPD und CDU/CSU in der Bundesrepublik Deutschland erahnen.
Obwohl man von vornherein vielleicht annehmen könnte, eine solche Regierung wäre durch die umfassende Legitimierung qua starkem Stimmenproporz ein Segen für die Nation, stand die Bildung einer solchen Koalition in der Vergangenheit bildlich gesprochen meistens unter keinem guten Stern. Egal ob zu Beginn der Regierungszeit des Bundeskanzlers Kiesinger 1966 oder Merkel in den Jahren 2005 sowie 2013, die Formierung eines Bündnisses auf bundesdeutscher Ebene aus den besagten Parteien stellt bis zum heutigen Zeitpunkt keinen Vorgang dar, dem etwas Innovatives beigemessen wurde.
Der Bildung ging in den meisten Fällen eine verfahrene Situation voraus. Auf der einen Seite etwa eine Bundestagswahl mit unklaren Mehrheitsverhältnissen, die die Bildung einer "kleinen Koalition" ermöglicht hätten, oder auf der anderen Seite inhaltliche Differenzen und Schwierigkeiten der Koalitionspartner in der Vorgängerregierung.
Die erste Großen Koalition unter Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger (CDU) folgte auf eine Regierungskrise der schwarz-gelben Koalition unter der Kanzlerschaft Erhards, die Kiesinger mitunter als Rechtfertigung ansah, ab 1966 eine Koalition mit den Sozialdemokraten einzugehen, um mit der breiten Mehrheit der beiden großen Volksparteien agieren zu können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Große Koalitionen und ihre Sozialpolitik seit 1966
- 1.2 Anthony Downs Beitrag zur Neuen Politischen Ökonomie
- 1.3 Forschungsfrage
- 2. Theorie und Methodik
- 2.1 Grundannahmen des Rational-Choice-Ansatzes
- 2.1.1 Der Methodologische Individualismus als Erkenntnisgrundsatz
- 2.1.2 Der Homo Oeconomicus als zentrales Handlungsprinzip
- 2.2 Kernelemente der Ökonomischen Theorie der Demokratie nach A. Downs
- 2.2.1 Institutioneller Bezugsrahmen
- 2.2.2 Wähler und Parteien als nutzenmaximierende Akteure
- 2.2.3 Vollständige und unvollständige Information
- 2.2.4 Bildung des Parteidifferentials
- 2.2.5 Das Medianwählertheorem
- 2.2.6 Das „Paradox des Wählens\" und weitere Kritikpunkte
- 2.3 Das Mehrparteiensystem als Sonderfall der Down'schen Theorie
- 2.4 Forschungsmethode und Hypothesen
- 3. Rentenpaket der Bundesregierung 2014
- 3.1 Sozialpolitische Ausgangslage
- 3.2 Rentenpolitische Ziele von Union und SPD zur Bundestagswahl 2013
- 3.3 Bildung der Großen Koalition 2013
- 3.4 Zusammensetzung der Wählerschaft bei der Bundestagswahl 2013
- 3.5 Einzelmaßnahmen des Rentenpakets
- 3.5.1 Abschlagsfreie Rente mit 63° und Mütterrente
- 3.4.2 Weitere Begleitmaßnahmen
- 4. Expertenkritik und prognostizierte Auswirkungen des Rentenpakets
- 4.1 Prof. Dr. Sinns Plenarvortrag auf der Jahrestagung der DGD 2004
- 4.2 Der Staff Report des Internationalen Währungsfonds
- 4.3 Das Jahresgutachten 2014/2015 des Sachverständigenrats
- 5. Fazit
- 5.1 Langfristige gesamtwirtschaftliche Risiken durch das Rentenpaket
- 5.2 Kongruenz der Profiteure des Rentenpakets mit der Wählerschaft der Regierungsparteien
- 5.3 Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht das Rentenpaket der Großen Koalition im Jahr 2014 aus politökonomischer Perspektive. Die Arbeit analysiert die Entstehung des Pakets im Kontext der Bundestagswahl 2013 und befasst sich mit den Hintergründen und Zielen der Reformmaßnahmen. Dabei werden insbesondere die theoretischen Ansätze von Anthony Downs zur Ökonomischen Theorie der Demokratie herangezogen.
- Die Rolle von Parteien und Wählern im Entscheidungsprozess
- Der Einfluss des Medianwählers auf die Rentenpolitik
- Die Folgen des Rentenpakets für die Altersvorsorge in Deutschland
- Die Auswirkungen des Rentenpakets auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung
- Die Kritik von Experten an den Reformen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und skizziert die Bedeutung von Sozialpolitik in der Arbeit von Großen Koalitionen seit 1966. Es beleuchtet auch den Beitrag von Anthony Downs zur Neuen Politischen Ökonomie und leitet die Forschungsfrage der Arbeit ab.
Kapitel zwei beschäftigt sich mit der theoretischen Grundlage der Arbeit. Es werden die Grundannahmen des Rational-Choice-Ansatzes vorgestellt, einschließlich des Methodologischen Individualismus und des Homo Oeconomicus. Zudem werden die Kernelemente der Ökonomischen Theorie der Demokratie nach A. Downs erläutert, darunter die Rolle von Institutionen, Wählern und Parteien sowie das Medianwählertheorem. Die Besonderheiten des Mehrparteiensystems im Kontext der Down'schen Theorie werden ebenfalls beleuchtet. Zum Schluss werden die Forschungsmethode und die Hypothesen der Arbeit dargelegt.
Kapitel drei untersucht das Rentenpaket der Bundesregierung aus dem Jahr 2014. Es beleuchtet die sozialpolitische Ausgangslage, die rentenpolitischen Ziele von Union und SPD zur Bundestagswahl 2013 sowie die Bildung der Großen Koalition 2013. Die Zusammensetzung der Wählerschaft bei der Bundestagswahl 2013 wird ebenfalls betrachtet, um den Einfluss der Wähler auf die Rentenpolitik zu analysieren. Das Kapitel beschreibt anschließend die einzelnen Maßnahmen des Rentenpakets, darunter die abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren und die Mütterrente, sowie weitere Begleitmaßnahmen.
Kapitel vier analysiert die Kritik von Experten am Rentenpaket. Es beleuchtet den Plenarvortrag von Prof. Dr. Sinn auf der Jahrestagung der DGD 2004, den Staff Report des Internationalen Währungsfonds sowie das Jahresgutachten 2014/2015 des Sachverständigenrats. Diese Kritiken fokussieren auf die langfristigen gesamtwirtschaftlichen Risiken des Rentenpakets und die potenziellen Folgen für die Altersvorsorge.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die folgenden Schlüsselbegriffe: Rentenpolitik, Große Koalition, Sozialpolitik, Neue Politische Ökonomie, Anthony Downs, Rational-Choice-Ansatz, Medianwählertheorem, Altersvorsorge, Wirtschaftswachstum, Expertenkritik.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2015, Das Rentenpaket der Großen Koalition 2014. Eine politökonomische Untersuchung der Alterssicherungspolitik in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/540709