Coubertin und die Olympischen Spiele 1900-1924


Seminararbeit, 2002

18 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. 1900 – Paris
2.1. Vorgeschichte
2.2. Verlauf
2.3. Fazit

3. 1904 – St. Louis
3.1. Vorgeschichte
3.2. Verlauf
3.3. Fazit

4. 1906 – Athen
4.1. Vorgeschichte
4.2. Verlauf
4.3. Fazit

5. 1908 – London
5.1. Vorgeschichte
5.2. Verlauf
5.3. Fazit

6. 1912 – Stockholm
6.1. Vorgeschichte
6.2. Verlauf
6.3. Fazit

7. 1916 – Berlin
7.1. Vorgeschichte
7.2. Verlauf
7.3. Fazit

8. 1920 – Antwerpen
8.1. Vorgeschichte
8.2. Verlauf
8.3. Fazit

9. 1924 – Paris
9.1. Vorgeschichte
9.2. Verlauf
9.3. Fazit

10. 1924 – I. Olympische Winterspiele Chamonix
10.1. Vorgeschichte
10.2. Verlauf
10.3. Fazit

11. Zusammenfassung

12. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Zwischen 1900 und 1924 fanden 8 mal Olympische Spiele statt. Davon 7 mal Sommer- und 1 mal Winterspiele. Es gab viele Probleme, Kontroversen und Zwischenfälle, weshalb die Olympische Bewegung schon kurz vor dem Aus stand. Coubertin hielt jedoch an seiner Idee fest und so überdauerten die Olympischen Spiele auch diese schweren Anfangsjahre. Coubertin hatte dabei mit vielen Problemen und Kritikern zu kämpfen. Er opferte für diese Spiele und die Olympische Idee fast sein gesamtes Vermögen um sie am Leben zu erhalten. Die Olympischen Spiele haben sich in den 24 Jahren grundlegend verändert. Für, aber auch gegen den Willen von Coubertin. Zahlreiche Sportarten wurden in das Olympische Programm aufgenommen, der Frauensport hielt Einzug und die Zahl der Teilnehmenden Länder und Athleten stieg stetig an.

2. 1900 – Paris

Spiele der II. Olympiade

20.05.-28.10.1900

Teilnehmer: 1227

Länder: 26

Wettbewerbe: 95 in 20 Sportarten

2.1 Vorgeschichte

Nach der erfolgreichen Wiederaufnahme der Olympischen Spiele 4 Jahre zuvor in Athen wurden Stimmen laut, Griechenland als permanenten Austragungsort festzulegen. Coubertin jedoch war gegen diese Regelung und so kam man zu dem Kompromiss, die Spiele zirkulierend alle zwei Jahre im Wechsel zwischen Athen und einer anderen Stadt der Welt durchzuführen. So kam es, dass die Olympischen Spiele 1900 an seine Heimatstadt Paris vergeben wurden. Aus Budget-Gründen wollte Coubertin die Spiele an die

Exposition Universelle International, die Weltausstellung angliedern, die im selben Zeitraum in Paris stattfinden sollte. Zum Generaldirektor der „nationalen und internationalen Wettbewerbe der Leibesübungen und des Sports“ wurde Daniel Mérillon berufen, der seit 1887 Präsident des französischen Schützenbunds, der „Société de Tir“, war. Das Organisationskomitee der Weltausstellung, sowie die französische Regierung bootete Coubertin aus und führte in eigener Regie sportliche Wettbewerbe im Rahmen der Weltausstellung durch, so dass bis heute nicht ganz klar ist, welche Wettbewerbe „olympisch“ waren und welche der Weltausstellung angehörten. Viele Athleten wussten Jahre später noch nicht, dass sie an Olympischen Spielen teilgenommen hatten und glaubten ihre Wettbewerbe hätten zur Weltausstellung gehört.

2.2 Verlauf

Die Spiele der II. Olympiade begannen am 20.Mai mit den ersten Entscheidungen im Segeln und endeten erst 5 Monate später mit dem Rugby Finalspiel zwischen Frankreich und Deutschland. Es gab noch keine offizielle Eröffnungs- und Schlussfeier. Im Vergleich zu den Olympischen Spielen 4 Jahre zuvor in Athen hatte sich die Zahl der Sportarten auf etwa 20 mehr als verdoppelt. Neu waren z.B. Motorbootrennen, Ballonwettfahren, Unterwasserschwimmen, Fechten, Fußball und Rudern. Erstmals nahmen auch einige wenige Frauen teil, jedoch nur im Tennis und Golf.

Beide Sportarten waren jedoch um 1900 nicht als „olympisch“ klassifiziert. Coubertin war Zeit seines Lebens gegen die Teilnahme von Frauen an Olympischen Spielen, konnte die Entwicklung der steigenden Anzahl teilnehmender Frauen jedoch nicht aufhalten. Die Athleten reisten nicht als Mannschaften der Länder zu den Spielen, sondern kamen einzeln zu den jeweiligen Wettbewerben an denen sie teilnehmen wollten. Frankreich war das erfolgreichste Land, dass mit ca. 880 Männern und 4 Frauen auch die meisten Athleten stellte. Bis heute existieren keine korrekten Zahlen, weil das IOC keine wirkliche Kontrolle über die Spiele hatte. Da es kein Hauptstadion zur Durchführung der Wettbewerbe gab, wurden die vorhandenen Anlagen in Paris genutzt. Diese waren jedoch nicht in solch einem schlechten Zustand wie oft zu lesen ist. Diese Informationen sind auf Coubertins Unmut über die Durchführung eigenständiger Wettbewerbe im Rahmen der Weltausstellung, sowie die mangelnde Beachtung die „seinen“ Olympischen Spielen zukam, zurückzuführen.1 Sie sind jedoch nachweislich übertrieben bzw. nicht korrekt und beruhen auf Informationen aus Coubertins Olympischen Erinnerungen. Coubertins Memoiren sind lange Zeit aus Mangel an weiterer Literatur als Standardwerk für Olympische Spiele genutzt worden. Dieses Werk ist jedoch ermöglicht jedoch keinesfalls einen objektiven Blick darauf.

2.3 Fazit

Die Spiele von 1900 werden häufig als ein „Chaos von 162 Tagen“ dargestellt. Aus heutiger Sicht mag das auch so erscheinen, objektiv betrachtet stellt man jedoch fest, dass die Olympischen Spiele zur Jahrhundertwende einen ganz anderen Stellenwert und die Organisatoren einfach andere Vorstellungen hatten.

Die Umstände waren nicht so katastrophal wie häufig berichtet wird. Der geringe Bekanntheitsgrad der Spiele um 1900 und die damit verbundenen lückenreichen Aufzeichnungen machen eine vollständige Rekonstruktion nahezu unmöglich. Man kann dennoch sagen, dass Coubertins Versuch, das Interesse an den Olympischen Spielen zu verstärken, fehlschlug. Durch die Angliederung an die Weltausstellung wurden die Spiele um 1900 nur als Randerscheinung und nicht als eigenständiges internationales Sportfest wahrgenommen. 4 Jahre später sollte sich dies wiederholen.

3. 1904 – St. Louis

Spiele der III. Olympiade

01.07.-23.11.1904

Teilnehmer: 687

Länder: 13

Wettbewerbe: 94 in 18 Sportarten

3.1 Vorgeschichte

„Griechenland, Frankreich, die Vereinigten Staaten: eine Dreiheit, zum Anfang sehr geeignet, den weltweiten Charakter der Stiftung hervorzuheben und ihr eine unbestreitbare Grundlage zu geben.“2

Schon 1894 beim Gründungskongress in Paris wurde beschlossen, die Spiele der III. Olympiade an die „neue Welt“ zu vergeben. Chicago, Buffalo und St. Louis meldeten dafür Interesse an und es kam zu zahlreichen Querelen wer den Zuschlag bekommen sollte. Das IOC entschied sich zunächst für Chicago wo die Spiele vom 10.-25.09.1904 stattfinden sollten. Der amtierende US-Präsident William McKinley wurde jedoch im September 1901 angeschossen und verstarb einige Monate später, so dass Theodore Roosevelt, mit dem Coubertin befreundet war, das Amt übernahm. Der verschob die für 1903 geplante Weltausstellung auf 1904 und es kam der Vorschlag auf, die Spiele wieder zusammen mit einer Weltausstellung durchzuführen. Chicago sollte ausgebootet werden. Coubertin ließ sich im Einverständnis mit Roosevelt darauf ein, die IOC-Mitglieder zu einem Wechsel des Austragungsortes zu befragen. Am 07.03.1903 wurde definitiv St. Louis ausgewählt, die Spiele zu übernehmen.

Die Vorgänge und die Tatsache, dass die Spiele wieder nur ein Anhängsel einer Weltausstellung sein würden frustrierten Coubertin, so dass er auf der 6. IOC-Session 1904 in London bekannt gab, nicht nach St. Louis zu reisen. Die beiden Delegierten Gebhardt und Kemény wurden statt dessen beauftragt ihn zu vertreten.

3.2 Verlauf

Die Spiele der III. Olympiade waren wieder nur das Anhängsel einer Weltausstellung und somit zur Nebenveranstaltung degradiert. Sämtliche Sportwettkämpfe waren der Abteilung für körperliche Ausbildung (Physical Culture) zugeordnet die von James Edward Sullivan geleitet wurde. Sullivan, der Sekretär des American Olympic Commitee, und der Amateur Athletic Union galt als Gegenspieler Coubertins. Die Organisation jedoch war mangelhaft. Es gab internationale, nationale und Handicap-Wettkämpfe. Die heutige Einordnung in „olympisch“ und „nichtolympisch“ ist teilweise willkürlich. Darunter fallen Wettbewerbe mit nationaler und internationaler Beteiligung. Berücksichtigt wurden in der Regel nur solche Wettkämpfe, die den (inoffiziellen) Rang einer Weltmeisterschaft hatten, die ohne Handicaps ausgetragen wurden und bei denen keine Profis an den Start gingen. Nicht nur Coubertin und die meisten IOC-Mitglieder blieben den Spielen fern, auch viele Athleten scheuten die weite Reise und die hohen Reisekosten. Dies führte dazu, dass ca. 4/5 der Teilnehmer US-Bürger waren. Die USA wurde aus diesem Grund auch unangefochten die erfolgreichste Nation und konnte 80 von 94 möglichen Siegen für sich verbuchen. Die Deutschen schickten mit 23 Teilnehmern das stärkste ausländische Aufgebot. Zum 1.Mal gingen auch schwarze Athleten an den Start was für den damals rassistischen Süden der USA eine ungeheure Provokation darstellte. Die meisten der Wettkämpfe wurden im Francis Field, einem ellipsenförmigen Stadion mit 36000 Zuschauerplätzen, ausgetragen. Daneben befand sich das Gymnasium für Hallensportarten, das auch als Umkleideraum diente. Die Schwimmwettbewerbe fanden im künstlich angelegten Life Saving Exhibition Lake statt, der ebenfalls für die Ausstellung der US-Lebensrettungsgesellschaft genutzt wurde. Die Wettkampfanlagen waren bis auf wenige Ausnahmen in einem schlechten Zustand. Der spätere Präsident der Deutschen Sportbehörde Johannes Runge (1878-1950) schrieb in seinem Bericht: „Die Aschenbahn , Länge eine Drittelmeile ist das einzige, was ich loben kann. Alle übrigen Einrichtungen sind sehr mäßig. Am übelsten sieht es im Umkleidelokal aus. Solch einen Raum auswärtigen Athleten, die eine lange See- und Landreise nicht gescheut haben, anzubieten, finden wir einfach skandalös.“3

stlouis1904.html

Im Verlauf der Wettkämpfe wurden viele gute Leistungen erzielt, die mit kostspieligen Pokalen und erstmals auch mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen belohnt wurden. Dafür wurden Startgelder von den Aktiven verlangt. Im Rahmen der Anthropologischen Tage gab es auch Wettkämpfe nationaler Minderheiten. Dabei traten Afroamerikaner, Indianer, Philippinos und andere Völkergruppen in Wettbewerben wie z.B. Schwimmen, Baumklettern und Bogenschießen gegeneinander an. Diese Veranstaltung diente ausschließlich der Unterhaltung der Zuschauer und das IOC distanzierte sich von Anfang an von dieser Form der Rassendiskriminierung. Bei Coubertin stieß diese Völkerschau auf heftige Kritik.

3.3 Fazit

Nach den Spielen erschien das erste Olympiabuch überhaupt und Theodore Rossevelt wurde 1905 als erster mit dem von Coubertin im Jahr zuvor erfundenen Olympischen Diplom

(seit 1975 Olympischer Orden) ausgezeichnet. Die Bedeutung dieser Spiele lag darin, dass sie das öffentliche Interesse in der Welt an den noch weithin unbekannten Olympische Spielen erheblich verstärkten. Die Spiele zeigten deutlich, wie falsch es bisher gewesen war sie in eine Weltausstellung einzugliedern und damit zur Nebenveranstaltung zu degradieren.

4. 1906 – Athen

Zwischenspiele

22.04.-02.05.1906

Teilnehmer: 884

Länder: 20

Wettbewerbe: 78 in 13 Sportarten

4.1 Vorgeschichte

Vom Erfolg von 1896 ermutigt beanspruchten die griechischen Olympier die Spiele auf Dauer. Auch das Parlament verabschiedete einen entsprechenden Beschluss. Dies stand Coubertins Vorstellungen von internationalen und zirkulierenden Spielen entgegen.

Auf der 4. Session 1901 reichten die 3 deutschen IOC-Mitglieder ein Projekt ein, das unter anderem den Vorschlag enthielt, alle 2 Jahre die Olympischen Spiele abwechselnd in Athen und anderen großen Städten der Kulturstaaten durchzuführen. Coubertin hatte auch dagegen Vorbehalte. Dennoch wurde der Vorschlag angenommen und so luden 1906 die Griechen nach Athen ein. Coubertin reiste nicht nach Athen und weigerte sich auch danach konsequent, diese Olympischen Spiele zur Kenntnis zu nehmen. Stattdessen berief er den 4. Olympischen Kongress zum Thema der „Einbeziehung der Kunst in die Olympischen Spiele und den sportlichen Alltag“ für Ende Mai 1906 nach Paris ein.

4.2 Verlauf

Da die Staatskassen leer waren wurden die Staatsmittel durch den Verkauf von Sonderbriefmarken, Vignetten, Programmen und Erinnerungsmedaillen aufgebessert.

Wie 1896 zehrten auch die Olympischen Spiele in 1906 vom großen Enthusiasmus der Griechen, so dass das Athener Olympiastadion gut gefüllt war. Regen Anteil nahmen auch die Mitglieder des Königshauses, die sich wie schon vor 10 Jahren als Kampfrichter zur Verfügung stellten.

[...]


1 P. de Coubertin: Olympische Erinnerungen. Frankfurt/M: Ullstein, 1996, S. 51 ff.

2 P. de Coubertin: Olympische Erinnerungen. Frankfurt/M: Ullstein, 1996, S. 62

3 A. Picolin. St. Louis 1904 – Olympische Spiele wieder nur Anhängsel der Weltausstellung.

Zugriff am 05.Juli 2002 unter http://www.picolin.de/sommerspiele/stlouis1904/

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Coubertin und die Olympischen Spiele 1900-1924
Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln  (Institut für Sportgeschichte)
Veranstaltung
Seminar: Coubertin und die Olympische Bewegung
Note
2
Autor
Jahr
2002
Seiten
18
Katalognummer
V5416
ISBN (eBook)
9783638132954
ISBN (Buch)
9783640315475
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit befaßt sich mit Coubertin und seiner Funktion für die Olympische Bewegung zwischen 1900 und 1924, also den Anfangsjahren. Sehr dichte Arbeit - einzeiliger Zeilenabstand.
Schlagworte
Pierre de Coubertin, Olympische Spiele, Olympische Bewegung
Arbeit zitieren
Christian Hackel (Autor:in), 2002, Coubertin und die Olympischen Spiele 1900-1924, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5416

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