Tod, Trauer und Hoffnung: Themen im Religionsunterricht der Grundschule?


Dossier / Travail, 2003

27 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Thema

1 Einleitung

2 Definitionen
2.1 Tod
2.2 Trauer
2.3 Hoffnung

3 Theoretische Grundlagen zu den Themen Tod und Trauer
3.1 Die Themen Tod und Trauer in der heutigen Gesellschaft
3.2 Todesvorstellungen im Christentum
3.2.1 Todesvorstellungen im Alten Testament
3.2.1 Todesvorstellungen im Neuen Testament
3.3 Kindliche Vorstellungen vom Tod 3.3.1 Bedingungsfaktoren für die Entwicklung kindlicher Todeskonzepte
3.3.2 Entwicklungsphasen bei der Ausbildung von Todeskonzepten

4 Trauer und Trauerbewältigung von Kindern
4.1 Wie trauern Kinder?
4.2 Hilfe bei der Trauerbewältigung von Kindern

5 Die Rolle der Schule beim Umgang mit den Themen Tod, Trauer und Hoffnung
5.1 Warum sollten Tod, Trauer und Hoffnung Themen des Religionsunterrichts sein
5.1.1 Warum sollten diese Themen schon in der Grundschule thematisiert werden?
5.2 Funktion des Lehrers/der Lehrerin 5.3 Wie können die Themen Tod, Trauer und Hoffnung behutsam eingeführt und Kindern erlebbar gemacht werden?

6 Kinderbücher zu den Themen Tod, Trauer und Hoffnung
6.1 Beispiel eines sehr empfehlenswerten Bilderbuches
6.1.1 Abschied von Tante Sofia
6.2 Ein weniger geeignetes Buch als Gegenbeispiel
6.2.1 Und was kommt dann? Das Kinderbuch vom Tod

7 Persönliche Stellungnahme

8 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit beschäftige ich mich mit den Themen Tod, Trauer und Hoffnung unter der Fragestellung, ob und wie diese im Religionsunterricht der Grundschule behandelt werden sollen. Um diese Fragen tief greifend beantworten zu können, gebe ich zuerst eine kurze Definition von Tod, Trauer und Hoffnung (Þ 2), um anschließend auf theoretische Grundlagen zum Thema Tod und Trauer einzugehen (Þ 3). Das unter dieses Thema gefasste Bild von Tod und Trauer in der heutigen Gesellschaft (Þ 3.1), sowie die christlichen (Þ 3.2) und kindlichen Todesvorstellungen (Þ 3.3) halte ich daher zur Beantwortung der gestellten Fragen für enorm wichtig. Nur wenn man darüber informiert ist, dass der Tod (in der heutigen Gesellschaft) in einem Zwiespalt zwischen Verdrängung und Veralltäglichung steht kann man einen großen Teil der Wichtigkeit, die Themen Tod, Trauer und Hoffnung bereits in der Grundschule einzuführen, nachvollziehen. Gleichzeitig ist das Wissen über die christlichen Todesvorstellungen unerlässlich, wenn man diese Themen im Religionsunterricht bearbeiten möchte. Auch sollten kindliche Todeskonzepte und Trauererscheinungen, sowie –bewältigung (Þ 4) vertraut sein. Anschließend gehe ich auf die Rolle der Schule und des Lehrers beim Umgang mit den Themen Tod, Trauer und Hoffnung ein (Þ 5). In diesem Zusammenhang werden die oben aufgeführten Fragen, auf dem Hintergrund der bis dahin erarbeiteten, grundlegenden Informationen, noch einmal explizit beantwortet. Als abschließenden Punkt der Hausarbeit stelle ich als Beispiel ein empfehlenswertes und ein ungeeignetes Kinderbuch zu den Themen Tod, Trauer und Hoffnung einander gegenüber und zeige auf, wo die besonderen Stärken und Schwachstellen dieser vorgestellten Bücher liegen.(Þ 6) In meiner persönlichen Stellungnahme nehme ich Bezug darauf, weshalb ich dieses Thema gewählt habe, ob es Schwierigkeiten in der Erstellung der Hausarbeit gab, welche persönlichen Erfahrungen ich zu diesen Themen gesammelt habe und natürlich, wie ich selber zu den Grundfragen dieser Hausarbeit stehe (Þ 7). Den äußeren Rahmen dieser Arbeit bildet, wie üblich das Literaturverzeichnis (Þ 8)

2 Definitionen

2.1 Tod

Biologisch gesehen bezeichnet der Tod das Erlöschen des individuellen Lebens eines Organismus, einen Prozess, dem alles Lebendige ausgesetzt ist. Bei allen höheren Organismen (Pflanzen und Tiere) setzt nach Abschluss der Entwicklung zum „erwachsenen“ Lebewesen ein Alterungsprozess ein, der zum Tod führt. Typisch ist, dass mit dem Tod ein völliges Erlöschen aller wichtigen physiologischen Funktionen einher geht

Philosophie und Theologie bemühen sich um eine Sinndeutung des Todes, die „die Weisungen für die Lebensgestaltung, die eigene Haltung und die Frage nach Unsterblichkeit einschließt.“[1] Der Tod wird aufgrund des Glaubens an eine unsterbliche Seele und das damit verbundene „Leben nach dem Tod“ nicht als endgültiges Erlöschen gesehen, sondern als Übergang in eine andere „Seins-Form“.[2]

2.2 Trauer

Trauer ist das Bündel an emotionalen[3] und kognitiven[4] Reaktionen auf den Verlust eines geliebten Menschen, Tieres oder Objektes, durch das die schmerzhaften Gefühle des Verlustes ausgedrückt werden. Diese emotionalen und kognitiven Reaktionen stellen gleichzeitig den Verarbeitungsprozess bezüglich des Verlustes dar

2.3 Hoffnung

Allgemein gesehen wird mit Hoffnung „das jeden Lebenswillen speisende Ausgreifen nach etwas Erfüllendem, das noch Zukunft, aber auch erreichbare Möglichkeit ist“[5] verbunden

Die Christen verbinden damit, aufgrund ihres Glaubens an Gottes Allmacht, auch die „unerschütterliche Zuversicht auf ein endzeitliches Heil“, d.h. ein Leben nach dem Tod bei Gott

3 Theoretische Grundlagen zum Thema Tod

3.1 Die Themen Tod und Trauer in der heutigen Gesellschaft

In der heutigen Gesellschaft stehen die Themen Tod und Trauer in einem Zwiespalt zwischen Verdrängung aus dem alltäglichen Leben und einem diesbezüglichen „Ver-gleichgültigungseffekt“ (Abstumpfung) durch die Allgegenwärtigkeit des Todes

Auf der einen Seite versuchen die Menschen diese ihnen unangenehmen Themen aus dem täglichen Bewusstsein herauszuhalten; durch unmäßiges Besitzstreben und die für den Menschen typische Rastlosigkeit wird der Tod vergessen[6] und es wird gestattet, „das Sicherste in unserem Leben, nämlich, dass wir sterben müssen, zu dem zu machen, mit dem nicht gerechnet wird. Der moderne Tod ist demnach der verdrängte Tod“[7]

Auch veränderte Lebensbedingungen wie z.B. eine geringere Säuglings- und Kinder-sterblichkeit, sowie eine Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung tragen zur Verdrängung des Todes aus dem täglichen Bewusstsein bei.[8] Somit ist der Tod scheinbar nur noch für ältere Menschen von Bedeutung und da diese immer häu-figer in Altersheimen oder Krankenhäusern betreut werden (anstatt von ihren Familien), findet auch dort Auseinandersetzung mit dem Thema Tod immer seltener statt.[9]

Hinzu kommt, dass den Angehörigen so gut wie alles, was an das Leid des Todes erinnert, von einem Bestattungsunternehmen abgenommen werden kann.[10] Gleichzeitig ist auch bezüglich der Trauer- und Beerdigungsrituale eine deutliche Veränderung zu spüren. Während familiäre Traditionen, wie Aufbahrung zu Hause oder Totenwache, weitgehend verschwunden sind und auch ein Rückgang gottesdienst- bzw. kirchlich begleiteter Zeremonien zu beobachten ist, geht der „Trend“ zu einem „Tod ohne Trauerfeier“

Ebenso wie beim Thema Tod gibt es in der heutigen Gesellschaft auch Berührungsängste beim Thema Trauer. Es bestehen Unsicherheiten im Umgang mit öffentlich weinenden Angehörigen und aus Angst und Hilflosigkeit distanziert sich die Gesellschaft von Trauernden.[11]

Aufgrund all dieser Veränderungen fehlt der persönliche Kontakt zum Sterbenden und den Angehörigen wird eine weitergehende „emotionale Verarbeitung des Todeserlebens erspart“[12], wobei ihnen in Folge dessen aber zugleich die gesellschaft-liche Stütze fehlt. Doch genau durch diese Verdrängung aus dem Alltag entstehen immer größere Ängste und Unsicherheiten im Bezug auf das Thema Tod und Trauer

Allerdings findet in der heutigen Gesellschaft nicht nur eine Verdrängung, sondern gleichzeitig eine „Veralltäglichung des Todes“[13] statt. Durch Nachrichten, Filme oder Computerspiele ist der Tod allgegenwärtig. Tagtäglich sieht man in den Nachrichten Kriegsopfer oder in Krimis Mordszenen. In einer amerikanischen Untersuchung wurde herausgefunden, dass dort ein Kind im Durchschnitt „während seiner Grundschulzeit ungefähr 8.000 Morde und 100.000 andere Gewalttaten auf dem Bildschirm“[14] sieht. All diese Gewalttaten im Fernsehen verzerren das Bild vom Tod. Sie haben nichts mit dem stillen und alltäglichen Sterben zu tun und erzeugen bei Kindern neben einem „Vergleichgültigungseffekt“ bzw. einer Abstumpfung ein einseitiges Bild vom Tod, der fast immer gewaltsam ist.[15] Sowohl die Abstumpfung, als auch die Tabuisierung haben eine Verdrängung des Todes zur Folge, der entgegengewirkt werden muss. Um die bestehenden Unsicherheiten zu beheben und wieder ein realistischeres Bild von Sterben, Tod und Trauer zu bekommen muss das Thema enttabuisiert und in die individuelle Lebenspraxis mit einbezogen werden. Entgegen der gesellschaftlichen Praxis betonen viele Wissenschaftler die Notwendig-keit einer möglichst frühen Auseinandersetzung mit diesem Thema, weil diese be-deutenden Einfluss auf die grundsätzliche Haltung gegenüber dem Leben hat.[16] „Jede geglückte Auseinandersetzung mit dem Tod bewirkt eine Intensivierung des Lebens.“[17] Diese Erkenntnis und die benannten Missstände in der Gesellschaft sprechen dafür, die Themen Tod, Trauer und Hoffnung schon in der Grundschule aufzugreifen, um den Kindern eine gesellschaftliche Stütze zu geben und menschliche Grunderfahrungen von Anfang an aufzuarbeiten

3.2 Todesvorstellungen im Christentum

Leben, Tod und die Hoffnung auf Auferstehung sind die zentralen Themen im Christentum. Der Glaube an Gott, den Schöpfer allen Lebens („Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde...“[18] ), an die Auferstehung Jesu, sowie an den Tod als Teil des Lebens und Übergang ins Ewige Leben sind hier sehr wichtige Grundpfeiler. Damit man in der Lage ist, im Religionsunterricht zu den verschiedenen Fragen in Bezug auf die christliche Todesvorstellung Antworten (soweit möglich) und Unterstützung zu geben, muss man sich als Religionslehrer vorab selbst, soweit noch nicht ausreichend geschehen, diese Fragen stellen. Es bedarf also zunächst einer intensiven persönlichen Auseinandersetzung mit diesen Themen um vor den Kindern und ihren oft „naiv“, ehrlichen Fragen bestehen zu können

3.2.1 Todesvorstellungen im alten Testament

Die Wurzeln des christlichen Glaubens liegen im alten Testament. Deshalb ist es un- umgänglich, zunächst einen Blick auf die dort verkündete Todesvorstellung zu werfen, welche jedoch nicht einheitlich ist. In einigen Abschnitten des alten Testaments (z.B. Gen 2,7/6,3; Ps 31,17) wird der Tod als die Macht Jahwes beschrieben, der das Leben gibt und auch wieder nimmt.[19] Das Leben wird als Leihgabe Gottes gesehen und nicht als menschlicher Eigentum.[20]

Gleichzeitig wird schon im Schöpfungsbericht wird deutlich, dass das menschliche Leben aus zwei Quellen entspringt:[21] „Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“[22] Zum einen besteht der Mensch somit aus einem vergänglichen Leib, der aus „irdischer“ Materie geformt wurde und zum anderen aus Gottes Atem, das heißt aus etwas, das genau wie Gott unsterblich ist und als Seele bezeichnet wird.[23] Durch den Tod wird, die Seele vom Leib getrennt: „...doch ein Mensch geht zu seinem ewigen Haus, und die Klagenden ziehen durch die Straßen – ja, ehe die silberne Schnur zerreißt (...), der Staub auf die Erde zurück-fällt als das, was er war, und der Atem zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat.“[24] Gott erschafft das Leben und begrenzt es gleichzeitig durch den Tod. Der Leib zerfällt und die Seele kommt an einen von Gott bestimmten Ort und muss dort warten, bis Gott über „(...) ihre Lebensweise während der Erdenzeit Rechenschaft fordern wird.“

[...]


[1] Das moderne Lexikon. Band 18. Gütersloh, Berlin, München, Wien: Verlagsgruppe Bertelsmann 1973, S.373

[2] Ebd., S.373

[3] emotional = auf Gefühlen

[4] kognitiv = auf Erkenntnis

[5] Ebd., Band 8. S.193

[6] Vgl. Böcker, Werner: Gesellschaftliche und religionspädagogische Aspekte im Umgang mit Sterben und Tod. In: Der evangelische Erzieher, Heft 6, 45.Jg., 1993, Frankfurt/Main: Diesterweg, 1993, S.647 (Künftig zitiert als: Böcker 1993)

[7] Schmidt, G.: Das Schlagwort vom verdrängten Tod. In: Universitas, Zeitschrift für interdisziplinäre Wissenschaft 46 (1991), S.329

[8] Hahn, A.: Einstellungen zum Tod und ihre soziale Bedingtheit. Stuttgart 1968, S.21

[9] Vgl. Ebd. S.21

[10] Böcker 1993, S.650

[11] Vgl. Ebd. S.650

[12] Ebd. S.647

[13] Böcker 1993 S.657

[14] Süddeutsche Zeitung Nr. 47 vom 26.02.1992

[15] Böcker 1993, S.657

[16] Vgl. Ebd. S.653

[17] Ennulat, Gertrud: Kinder in ihrer Trauer begleiten. Ein Leitfaden für ErzieherInnen. Freiburg: Herder, 1998, S.174 (künftig zitiert als „Ennulat 1998“)

[18] Die Bibel: Genesis 1

[19] Vgl.: Vorgrimler, Herbert: Der Tod im Denken und Leben der Christen. Düsseldorf 1978, S.47

[20]

[21] Vgl. Eger, Thomas: Gestorben, begraben und dann? 2. Auflage, Lahr-Dinglingen: Johannis-Druckerei C. Schweickhardt, 1989, S. 9 (künftig zitiert als Eger 1989)

[22] Die Bibel: Genesis 2,7

[23] Vgl. Eger 1989, S. 9

[24] Die Bibel: Kohelet 5-7

Fin de l'extrait de 27 pages

Résumé des informations

Titre
Tod, Trauer und Hoffnung: Themen im Religionsunterricht der Grundschule?
Université
University of Münster
Cours
Der Religionsunterricht als Ort beziehungsstiftender Kommunikation
Note
1,0
Auteur
Année
2003
Pages
27
N° de catalogue
V54218
ISBN (ebook)
9783638494731
ISBN (Livre)
9783638732468
Taille d'un fichier
480 KB
Langue
allemand
Mots clés
Trauer, Hoffnung, Themen, Religionsunterricht, Grundschule, Religionsunterricht, Kommunikation, Tod, Sterben
Citation du texte
Susanne Hoff (Auteur), 2003, Tod, Trauer und Hoffnung: Themen im Religionsunterricht der Grundschule?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54218

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