Lernförderliches Klima durch Achtsamkeit im Schulalltag. Aktive Aufmerksamkeitslenkung durch die bewusste Wahrnehmung der Sinne


Projektarbeit, 2018

42 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Achtsamkeit – Theoretische Fundierung
2.1 Achtsamkeit- Gehirn und Denken
2.2 Achtsamkeit im pädagogischen Kontext
2.3 Forschungsstand und Studien

3. Problembeschreibung – fehlende Aufmerksamkeitslenkung

4. Mögliche Lösungsstrategie: Aktive Aufmerksamkeitslenkung durch die bewusste Wahrnehmung der Sinne

5. Kooperation im Kollegium

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

9. Anhang

1. Einleitung

Es war lange her, wieder einmal über einen längeren Zeitraum in der Schule zu sein. Von außen hat sich mein festgesetztes Schulbild kaum verändert, wurde ich doch in den Klassenzimmern stark überrascht. Heterogenität in der Schule bezog sich in meinem Verständnis vermehrt nur auf Lernvoraussetzungen und auf die unterschiedlichen Sozialisationen der Schülerinnen und Schüler. Allerdings stellte sich meine Perspektive als doch sehr oberflächlich dar. Insofern sich die Heterogenität in allen Bereichen wiedererkennen lässt. Lernvoraussetzungen, Lernziele, Motivation, Herkunft, Erwartungen, Verhältnisse, Bewältigung von Schwierigkeiten oder die Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit. All diese Bereiche sind bei den Schülerinnen und Schülern anderweitig ausgeprägt und vorhanden. (vgl. Brunsting 2013: 65). Hinzu kommt, dass unter anderem durch diese heterogenen Erscheinungsformen vermehrt Aggressionen und jegliche Lernwiderstände den Schullalltag prägen. Respektlosigkeiten untereinander, Stresszustände, die sich in aggressive und gewaltbereite Haltungen wandelten, ohne dabei diese Impulse kontrollieren zu können, als auch fehlende Lernbereitschaften zählten zur Tagesordnung. Insofern beschreibt auch Kaltwasser (2013) die Situationen der Schule aus ähnlicher Perspektive. (Kaltwasser 2013: 12) Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich weniger mit dem Unterrichtsgeschehen als vielmehr mit anderen Reizen. Hinzu kommt, dass diese Tatsache durch fehlende Aufmerksamkeit bekräftigt wurde. Kleinste Störungen oder Geräusche lösten die Schülerinnen und Schüler vom Unterricht.

Mir stellte sich die Frage, weshalb die Schülerinnen und Schüler ein derartiges Verhalten an den Tag legten. Zumal das Klassenzimmer mit bunt verzierten Fenstern, versehen mit einem SMART Board, beschmückt mit diversen farbigen Plakaten zu unterschiedlichen Themen sowie gemeinsam festgelegten Regeln, die laminiert an der Wand hängen, ausgestattet war. Anscheinend trübt dieses Bild, welches doch Dritte staunen lassen könnte, im Vergleich zu der Situation der Schülerinnen und Schüler. In diesem Sinne sei auch erwähnt, dass diese subjektiven Erfahrungen auf mein Praxissemester zurückzuführen sind und dementsprechend keine Allgemeingültigkeit besitzen.

Die fehlende Unterstützung im Elternhaus, die Zunahme von Konkurrenzkämpfen in Form von ständigen Leistungserwartungen, der mediale Einfluss sowie die permanente Bilderflut können mögliche Gründe für das auffällige Verhalten der Schülerinnen und Schüler darstellen. (ebd.:12f.)

Die Gründe zu kennen, kann dazu beitragen, dass Problem gezielt angehen zu können. Aber stellt sich die Frage, auf welche Art und Weise? Zumal die Heterogenität enorm facettenreich verbreitet ist, ohne dabei die Heterogenität negativ darstellen zu wollen, sodass es vermutlich unmöglich ist, diese genannten Gründe individuell angehen zu können. Vielmehr braucht es andere Strategien und Herangehensweisen, die ich in meinem weiteren Studium kennen lernen durfte.

Achtsamkeit? Ein Begriff, der mir lange Zeit lediglich als Synonym für „vorsichtig sein“ bekannt war. Meine eindimensionale Betrachtungsweise war so stark ausgeprägt, dass der Begriff für mich und mein Studium keinerlei Bedeutung hatte. Insofern hätte ich mir auch nicht erdenken können, dass das Konzept der Achtsamkeit so weit verbreitet als auch so effektiv sein mag.

Ein ganz normaler Seminarbesuch hat sich für mich als eine Bereicherung erwiesen. In diesem Sinne sei ausdrücklich erwähnt, dass dieser Seminarbesuch ohne Erwartungen und ohne Vorwissen besucht wurde, sich aber positiv entpuppt hat. Daher sollen andere Seminarbesuche keinesfalls negativ stigmatisiert werden. Das Seminar hat uns Studierenden die Möglichkeit geschaffen, wöchentlich regelmäßig, sei es im Seminar als auch in privaten Räumlichkeiten, Achtsamkeitsübungen durchzuführen. Der Mehrwert am Ende des Seminares war erstaunlich und hat mich auch in der Folge sehr beschäftigt.

Fakt ist, dass die Schule neben der zentralen Aufgabe der Wissensvermittlung auch die allseitige Förderung der Persönlichkeit erfassen soll. Aus diesem Grund wird es notwendig sein, vielseitige Programme in den Schulalltag zu integrieren und umzusetzen. (ebd.: 12) Das Seminar der Projektwerkstatt hat es mir ermöglicht, den Mehrwert des Seminares über die Achtsamkeit für schulische Zwecke nutzen und ein eigenständiges Projekt entwickeln zu können. Dieses Projekt versucht mit alltäglichen Elementen, die Persönlichkeitsentwicklung bestmöglich zu unterstützen und den Schülerinnen und Schülern ihr auffälliges Verhalten bewusst zu machen. Auf diese Weise sollen auch die Schülerinnen und Schülern mit dem Begriff der Achtsamkeit in Berührung kommen. Das Projekt soll einen Raum für die Schülerinnen und Schüler schaffen, in dem sie ihre Sinne ausbilden, ihre Kreativität entdecken und sich selbst kennenlernen können. (ebd.: 13)

Zu Beginn der Arbeit wird eine theoretische Fundierung über den Begriff der Achtsamkeit vorgenommen. Anschließend wird der Themenbereich Gehirn und Denken angerissen, um die Auswirkungen der Achtsamkeit auf die Denkprozesse verstehen und erkennen zu können. Zumal die Denkprozesse das Handeln eines Individuums lenken und beeinflussen können. Dieser theoretischen Phase folgt sodann der pädagogische Kontext, indem die Bedeutung der Achtsamkeit für die Schule skizziert wird. Dieser pädagogische Kontext wird noch mit Forschungen untermauert, um im Weiteren auf das Hauptproblem, der fehlenden Aufmerksamkeitslenkung, eingehen zu können. Anschließend folgt der Hauptteil der Arbeit, die ein eigenständig entwickeltes Projekt beinhaltet. Schließlich erfolgt noch ein kurzer Blick in die Kooperation des Kollegiums, die einen zentralen Faktor für das Gelingen des Projektes darstellt. Ein reflektierender Rückblick soll noch einmal wertvolle Aspekte der Achtsamkeit in der Schule aufgreifen und das Projekt als mögliche Lösungsstrategie für ein lernförderliches Klima in der Schule diskutieren.

2. Achtsamkeit – Theoretische Fundierung

Eine kurze Auszeit! Wer braucht das nicht? Doch so banal diese Aussage sich anhören mag, so selten haben Individuen im alltäglichen Leben noch die Möglichkeit, sich eine kurze Auszeit zu erlauben. Aufgrund des alltäglichen Stresszustandes oder auch der rasenden Zeit, der hinterhergerannt werden muss, und weiteren unterschiedlichen Faktoren, wie Medien, Familie, Freunde etc. werden die Gelegenheiten zum bewusst werden der gegenwärtigen Augenblicke kaum noch erfasst. Gerade bei Schülerinnen und Schülern tragen diese Faktoren dazu bei, dass sie die situativen Momente eingeschränkt wahrnehmen. Doch was bedeutet das denn, bewusst werden über den gegenwärtigen Augenblick? Damit wird gemeint, dass die Fähigkeit, sich seiner selbst bewusst zu werden, sich selbst zum Gegenstand zu machen, entwickelt wird. (Kaltwasser 2013: 45) Unter dem Begriff der Achtsamkeit verbirgt sich die aktive Lenkung der Aufmerksamkeit. So ist Achtsamkeit die menschliche Fähigkeit, sich selbst wahrzunehmen und sich gleichzeitig selbst zu reflektieren. (Dauber 2012: 197) Hauptsächlich besitzt Achtsamkeit die Bedeutung, das Gewahr werden dessen, was in dem Augenblick gedacht wird durch die Vermittlung der Sinne. Die Achtsamkeitspraxis ist überwiegend der buddhistischen Erkenntnistheorie zu verdanken. (ebd.) Achtsamkeit bildet in der buddhistischen Tradition und auch in vielen anderen östlichen Schulen der Selbstkultivierung die Basis für Praktiken wie der Meditation, Yoga etc. (Kaltwasser 2013: 45) Trotz ihrer Vielfältigkeit hinsichtlich ihrer Praktiken haben diese Traditionen eine grundlegende Gemeinsamkeit: Den Körper wahrnehmen und den Geist zu schulen sind Verfahren, die parallel ablaufen. Die körperlichen Übungen, solche wie die Atemübungen, verhelfen zur Besserung des Geistes und die geistigen Übungen dienen dazu, den Körper gesund zu halten. Wie schon erwähnt bedeutet Achtsamkeit, das Gewahr werden dessen, was uns über die Sinne vermittelt wird. Zu den fünf Sinnen gehört im Buddhismus auch der Sinn des Denkens. (ebd.) Bei diesem Sinn geht es um eine bestimmte Art von Aufmerksamkeit: die selektive Aufmerksamkeit. (ebd.) Spitzer (2002) erläutert, dass es sich bei dieser speziellen Art wesentlich um das Zuwenden zu bestimmten Sachverhalten und das gleichzeitige Ausblenden von anderen Sachverhalten handelt. (ebd.) Die selektive Aufmerksamkeit bildet den Ausgangspunkt der Achtsamkeitsschulung. Es sind verschiedene Möglichkeiten gegeben, Achtsamkeitsmomente zu genießen. Einen von diesen stellt beispielsweise der Atem dar. Dabei wird die Konzentration auf den Atem gelenkt, sodass die Lenkung der Aufmerksamkeit auf den Atem es ermöglicht, im gegenwärtigen Augenblick anzukommen. (ebd.: 46) Vier Grundlagen zur Achtsamkeit definiert Majjhima Nikaya mit den Worten von Buddha: Achtsamkeit dient zur Überwindung von Kummer und Klagen, zum Verschwinden von Schmerz und Trauer, zum Erlangen des wahren Wegs und zur Verwirklichung der Befreiung. (Nakamura 2013: 22) Moderne Psychologen definieren Achtsamkeit mit unterschiedlichen Begrifflichkeiten. So benennen Brown, Ryan und Creswell (2007) Achtsamkeit als ein offenes, unvoreingenommenes Gewahrsein und die Aufmerksamkeit auf die innere Erfahrung und die klare Handlung. (ebd.) Grossmann wiederum beschreibt die Achtsamkeit als ein anhaltendes, unmittelbares Bewusstsein körperlicher Empfindungen, Wahrnehmungen, Affektzustände, Gedanken und Vorstellungen als fortwährende Aufmerksamkeit gegenüber vorübergehenden geistigen Inhalten im gegenwärtigen Augenblick, ohne dabei über die vorübergehenden geistigen Phänomene nachzudenken, diesbezüglich Vergleiche anzustellen oder sie anderweitig zu bewerten. (ebd.) Den Moment wahrzunehmen, eine kurze Auszeit zu genießen oder gar den gegenwärtigen Augenblick urteilsfrei stehen zu lassen ermöglicht die Achtsamkeit. (ebd.) Die Verbreitung auf der ganzen Welt ist Prof. Jon Kabat- Zinn zu verdanken. (Kaltwasser 2013: 53/ Nakamura 2013: 22) So definiert Kabat- Zinn Achtsamkeit wie folgt:

„Im Grunde ist Achtsamkeit ein ziemlich einfaches Konzept. Seine Kraft liegt in der praktischen Umsetzung und Anwendung. Achtsamkeit beinhaltet, auf eine bestimmte Art aufmerksam zu sein: bewusst im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu beurteilen.“

(Kabat- Zinn 1994/2007. In: Kaltwasser 2013: 45)

Es wird ersichtlich, dass sich alle Definitionsversuche mit drei zentralen Komponenten charakterisieren lassen. Zu diesen Komponenten zählen die Intention, die Aufmerksamkeit und die Einstellung. (Nakamura 2013: 23) Die Intention basiert auf der Frage, weshalb eine Person überhaupt aufmerksam sein möchte. Denn die Intention einer Person beeinflusst unmittelbar ihre Wahrnehmung. Mit der Aufmerksamkeit wird die selbstständige Beobachtung der eigenen Haltung und Erfahrung von dem gegenwärtigen Augenblick verstanden. Die letzte Komponente bezieht sich auf die Einstellung, welche mit einer Grundhaltung in der Achtsamkeitspraxis verbunden sei. Zu dieser Grundhaltung gehört der liebevolle, akzeptierende, mitfühlende Umgang mit sich selbst und anderen Personen. (ebd.)

Im folgenden Abschnitt wird eine kurze Beschreibung über den Aufbau des Gehirns erfolgen, um im weiteren Verlauf die Auswirkungen von Achtsamkeitsübungen auf die Denkprozesse und das Gehirn der Schülerinnen und Schüler verstehen zu können.

2.1 Achtsamkeit- Gehirn und Denken

Das Gehirn besteht aus einer schwammartigen Masse und wiegt individuell unterschiedlich ausgeprägt um die 1500 Gramm. Das Gehirn besitzt ca. 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen), welche die Verarbeitung und den Transport von Informationen steuern. Verschiedene Informationen werden durch elektrische Impulse zwischen den Nervenzellen übertragen. Dabei fungieren Synapsen als eine Art Verbindungsstelle zwischen den einzelnen Nervenzellen, welche die Stärke der Impulse regulieren. (Leuders 2010: 38) Leuders (2010) geht davon aus, dass jede Nervenzelle nach wenigen Schritten in gewisser Weise mit jeder anderen Nervenzelle verbunden sei, weshalb das menschliche Gehirn ein stark rückgekoppeltes System darstelle. (ebd.) So kann festgehalten werden, dass das menschliche Gehirn ein eng vernetztes System sei, bei dem prinzipiell alles mit allem in gewisser Weise zusammenhänge.

Trotz dieser stark ausgeprägten Vernetzung wird das menschliche Gehirn in zwei Hälften aufgeteilt: Auf der linken Seite befindet sich das Barco- Areal und auf der rechten Seite das Wernicke- Areal. Beiden Gehirnhälften werden unterschiedliche Bereiche zugeordnet. (Amthor 2013: 201ff.) Diese Zuordnung sollte in einer Art „Schwerpunktsetzung“ verstanden werden und nicht als reine Isolation; zurückzuführen ist die Erkenntnis auf die Vernetzung des menschlichen Gehirns. (Leuders 2010: 37) Der linken Gehirnhälfte werden die Bereiche des Sprachzentrums, der Analytik, der Logik, der Gesetze und der Regeln zugeordnet. In diesem Sinne kann von einer „Arbeit im Detail“ gesprochen werden. Der rechten Gehirnhälfte werden wiederum die Bereiche der Kreativität, der Kunst, der Intuition, der Gefühle sowie der räumlichen und visuellen Muster anerkannt. Daher wird in der rechten Gehirnhälfte „Alles zum Ganzen“ zusammengesetzt. (Amthor 2013: 201ff.)

Inwieweit nun die Achtsamkeit eine Auswirkung auf die Denkprozesse der Schülerinnen und Schüler und somit auf das Gehirn hat, wird mit verschiedenen Erklärungen und Forschungsansätzen im Bereich der Achtsamkeitsschulung dargelegt.

Das Gehirn stellt eine Art Wunder dar, dies steht außer Frage. Es ist plastisch und veränderbar. Die Möglichkeit der Veränderbarkeit stellt einen zentralen Grundsatz der Achtsamkeit dar. Denn das bedeutet wiederum, dass eine Geistesschulung stattfinden kann. (Brunsting 2013: 32) Vergleichsweise kann ein gut trainierter Körper sicherlich bessere Leistungen im sportlichen Bereich erbringen, als ein untrainierter und träger Körper. Genau dieselbe Reaktion weist das Gehirn auf. Ein Gehirn, welches trainiert ist, kann mehr Informationen durch die Synapsen übertragen und sie längerfristig speichern. Nur stellt sich nun die Frage, wie das Gehirn zu trainieren ist und was im Inneren passiert?

Achtsamkeitsübungen, wie beispielsweise die Meditation, sind bewiesene Möglichkeiten, um das Gehirn sinnvoll zu trainieren. Insofern konnte in der Achtsamkeitsforschung nachgewiesen werden, dass erfahrene Meditierende mehr graue Substanzen im Gehirn bilden konnten und deshalb auch mehr Zellkörper in ihnen entstehen würden, die wiederum zu einer reduzierten Schmerzempfindlichkeit führen. (Grant, Courtemanche & et. al 2010: 43) Bei erfahrenen Laien- Mönchen sind sogar klare Konzentrationssteigerungen durch regelmäßiges Aufmerksamkeitstraining nachgewiesen worden. (Lagopoulos, Xu & et al. 2009: 58ff.) Sie sind entspannter und können ihre Konzentration bewusst lenken, ohne dabei aktive Denkprozesse vollziehen zu müssen. (ebd.) Beide Studien verdeutlichen, dass das Gehirn durch regelmäßige Achtsamkeitsschulungen mit mehr grauen Substanzen, also Zellkörpern, eine entspanntere und konzentrationsfähigere Stellung einnehmen kann.

Eine weitere elfstündige Meditationseinheit konnte nachweisen, dass eine stärkere Verbindung zwischen den Synapsen und den weißen Substanzen im Gehirn zu erkennen ist. Im ACC (anteriore cinguläre Cortex) der sich im vorderen Teil des Gehirns befindet, werden Entscheidungsfindungen, Impulskontrollen und Emotionen gelenkt. Durch die erwähnte elfstündige Meditationsübung kann die Regulation von Aufmerksamkeit in dieser Gehirnhälfte nachgewiesen werden. (Brunsting 2013: 34) Diese Impulskontrolle ist bei Reizen und Ablenkungen ein wichtiger Bestandteil, um die Aufmerksamkeit zu regulieren und diese zu stabilisieren.

In einem weiteren Schritt wird die Auswirkung der Achtsamkeitsschulung im Gedächtnissystem dargestellt. Das Gedächtnis ist ausgestattet mit einem Arbeitsgedächtnis, indem Informationen für einen kurzen Zeitraum aufgenommen und gespeichert werden. (IQ1) Der Einfluss verschiedener Meditationen zeigt sich mit einer vergrößerten Kapazität des Arbeitsgedächtnisses. (Brunsting 2013: 35). Die aufgenommenen Informationen werden vom Arbeitsgedächtnis in ein Speichersystem weitergeleitet, welches als eine Festigung von neuen Gedächtnisinhalten zu verstehen ist. Informationen werden gespeichert und gefestigt, um sie bei Bedarf wieder abrufen zu können. Das Langzeitgedächtnis ermöglicht eine Wissens- und Informationsspeicherung über einen langen Zeitraum hinaus. (IQ1) Die positive Auswirkung der Meditation ist auch in diesem Kontext deutlich zu erkennen.

Ferner konnte nachgewiesen werden, dass bei erfahrenen Meditierenden vermehrt graue Substanzen in unterschiedlichen Hirnregionen vorzufinden waren. (ebd.: 34) Diese grauen Substanzen ermöglichen in der Folge die Steuerung der Aufmerksamkeit sowie von Impulsen. (ebd.)

Kurz gefasst lässt sich sagen, dass durch Meditation folgende Komponenten im Gehirn gestärkt werden. Dazu gehört die Aufmerksamkeitslenkung, die Informationsverarbeitung und das bewusste Lernen. Diese Komponenten sind selbstverständlich essentiell für einen gelungenen Unterricht.

Welche Bedeutungen nun Achtsamkeit im schulischen Kontext einnehmen kann, wird im folgenden Abschnitt beleuchtet.

2.2 Achtsamkeit im pädagogischen Kontext

Die Fähigkeit aufmerksam und geistesgegenwärtig zu sein, wird in der Achtsamkeitspraxis gefördert (Nakamura 2013: 43) In den letzten Jahren haben unterschiedliche Studien gezeigt, dass Achtsamkeit auch in pädagogischen Kontexten relevant sein kann. Heute sind viele Lehrkräfte an verschiedenen Orten der Ansicht, Achtsamkeitsübungen in unterschiedlicher Weise in ihren Unterrichtsphasen einzubauen und regelmäßig durchzusetzen. Auch wenn immer noch vermehrt Elternteile diese Übungen als Verlust der kostbaren Unterrichtszeit sehen, versuchen dennoch Lehrkräfte mit Achtsamkeitsphasen im Unterricht ihre Schülerinnen und Schüler mit innerer Ruhe und Aufmerksamkeit zu konfrontieren und verhelfen ihnen somit besser mit Aufregung und Stress umzugehen. (ebd.) In einer Zeit, in der die Vergleichsstudien, wie beispielsweise PISA, eine große Verbreitung haben und immer mehr an Bedeutung für die internationale Bildungssituation gewinnen, sind die Schülerinnen und Schüler einem ständigen Konkurrenzkampf und andauernden Leistungsdruck für hervorragende Fachleistungen in bestimmten Fachgebieten unterlegen. Es sollte zum Augenschein gebracht werden, dass in internationalen Leistungsstudien Schülerinnen und Schüler aus Deutschland mittelmäßig abschneiden und sogar eine sinkende Leistung in verschiedenen Bereichen, wie beispielsweise der Naturwissenschaften, zu beobachten sind. (ebd.: 9) Kaltwasser (2013) betont, dass Schülerinnen und Schüler sich subjektiv wohl fühlen sowie physisch auch mit sich selbst im Einklang sein müssten, um genau diese hervorragenden Leistungen erbringen zu können (Kaltwasser 2013: 9) Die Lehrkräfte sollen erkennen und verstehen, dass kognitives und soziales Lernen wahrzunehmen und im Unterricht mit begleitender Unterstützung umzusetzen sind. (ebd.) Einer Studie aus Bielefeld kann entnommen werden, dass Schülerinnen und Schüler nur dann leistungsfähig sind, wenn sie sich gesund fühlen und ein Gleichgewicht zwischen den Anforderungen ihres Körpers, der Psyche, ihrer sozialen und physikalischen Umwelt herstellen können. (ebd.) Das Klassenklima und somit auch das Lernklima seien laut Professor Bauer entscheidend für das Lernen (ebd.: 43) Weiter führt Bauer auf, dass das Lernen erfolgreicher sei, wenn die Schülerinnen und Schüler Freude am Lernen haben. An diesem Punkt sei erwähnt, dass selbstverständlich auch die Lehrkräfte einen wichtigen Beitrag zum erfolgreichen Lernen leisten. Insofern sollten die Lehrkräfte ihre Fächer gut kennen und Spaß an dem Unterrichten ihres Faches haben. Denn nur auf diese Weise können wiederum Schülerinnen und Schüler von ihren Lehrkräften für die jeweiligen Fächer begeistert werden. Einen weiteren Aspekt für erfolgreiches lernen stellt die persönliche Betroffenheit der Schülerinnen und Schüler dar. Schülerinnen und Schüler können effektiver Lernen, wenn das Erlernen von neuen Inhalten an ihre Vorerfahrungen anknüpft. Schließlich ist in Bezug auf die Achtsamkeitspraxis zu nennen, dass die Lernsituationen alle Sinne ansprechen sollten und beim Lernen eine Wechselwirkung zwischen Körper und Geist geschaffen wird. (ebd.: 44) Feststeht, dass die Vermittlung von Fachwissen als zentrale Aufgabe der Schule zu charakterisieren ist. Doch nur die Anhäufung von Fachwissen und das Erlernen von unterschiedlichen Kompetenzen sind nicht als abgeschlossene Bildung zu definieren. (Kaltwasser 2012: 165) Schülerinnen und Schüler können erst dann über Kompetenzen verfügen, wenn sie eine bestimmte Meta- Kompetenz besitzen. Sie sollen sich ihren Fähigkeiten bewusstwerden, sodass neu erworbene Teilfähigkeiten selbstständig eingeordnet werden können. (ebd.) Beispielsweise sollen Schülerinnen und Schüler mit Hilfe ihrer Meta-Kompetenz Themen, aber auch nur Stichworte, fächerübergreifend miteinander in Verbindung setzen können. Allerdings setzt eine derartige Meta-Kompetenz einen gewissen Grad an Selbstbewusstsein voraus. Insofern ist es verwunderlich, dass im Kernlehrplan die Kompetenz des Selbstbewusstseins nicht verankert ist. (ebd.: 168) Körper und Geist werden als zwei getrennte Faktoren betrachtet. Die geistige Haltung genießt einen höheren und relevanteren Status, während der Körper als Störenfried eingestuft wird. Das zappeln, kippeln oder auch andere Unruhen im Klassenzimmer werden oft mit verschiedenen Aussagen, wie beispielsweise „Passt endlich auf!“ seitens der Lehrkraft gestoppt. (ebd.) Doch mit dieser Aussage sind die Schülerinnen und Schüler überfordert. Sie wissen gar nicht, wie sie ihre Aufmerksamkeit zu lenken haben. Genau hier ist die Forderung von einer Zusammenfindung von Geist und Körper notwendig. Die Schülerinnen und Schüler besitzen keine für ihr Alter gemäße Impulskontrolle, welche die Voraussetzung für das Lernen bildet. (Kaltwasser 2013: 13) Mit verbalen Ermahnungen, wie beispielhaft oben aufgeführt, kann die Impulskontrolle nicht ausgebildet werden. Vielmehr noch werden Unaufmerksamkeiten negativ eingestuft. Verschiedene Aspekte im Schulalltag bringen Schwierigkeiten mit sich, sodass die Impulskontrollen der Schülerinnen und Schüler erschwert werden. Dazu gehören die ständige Bilderflut und die immer neuen Technologien, denen Schülerinnen und Schüler täglich ausgesetzt sind. (ebd.) Ohne dass sie es bemerken, werden sie dadurch in einen Stresszustand versetzt. Auch ist zu erwähnen, dass immer mehr Verhaltensauffällige und eher gewaltbereite Schülerinnen und Schüler in der Schule ihren Platz finden. Daher muss die Schule neben der Wissensvermittlung auch gestärkt der Erziehung nachgehen. Schülerinnen und Schüler sehen oftmals ihre Eltern als Vorbilder und handeln in bestimmtem Situationen entsprechend. Greifen die Eltern zu Hause während einer Stresssituation zu einer Zigarette oder zum Bier, wird dieses Verhalten an die eigenen Kinder übertragen.(ebd.: 48) Zwar werden die Utensilien seitens der Schülerinnen und Schüler nicht übernommen, verstehen sie dennoch, dass sich ihre Eltern dadurch ablenken und auf andere Gedanken kommen. Dasselbe Schemata weisen die Schülerinnen und Schüler in der Schule auf, wenn sie beispielsweise mit einer Problemlöseaufgabe konfrontiert werden und sich durch Gespräche mit den Nachbarn ablenken lassen. Fällt ihnen eine Aufgabe zu schwer, schwätzen sie mit ihren Nachbarn und verursachen weitere Störungen. (ebd.) Viele Schülerinnen und Schüler finden ihren Rückhalt nicht in ihrer Familie, so wie es eigentlich sein sollte, auch sind sie wie vorher schon erwähnt, einem ständigen Konkurrenzkampf und Leistungsdruck ausgesetzt, sodass immer häufiger ein Konfliktpotenzial im Schulalltag zu erwarten ist. (ebd.) Es kann kein Allheilmittel eingesetzt werden, welches all diese Probleme verschwinden lässt. Jedoch kann die Ausbildung der Persönlichkeit ein Schritt in die richtige Richtung werden. (ebd.: 12) An dieser Stelle ist die Erziehung aus dem Elternhaus, die sich allmählich in die Schule verschiebt, gefragt. (ebd.:20f./26) Denn gerade in der Schule können Freiräume für die Schülerinnen und Schüler geschaffen werden, in denen sie ihre Sinne erfahren, ihre eigene Kreativität entdecken und sich selbst besser kennenlernen können. (ebd.: 13) Das bedeutet, dass sie in diesen Freiräumen lernen, sich regelmäßig Auszeiten zur Stressmilderung zu geben und diese auch in ihrem späteren Leben fortführen. Auf diese Weise soll vermieden werden, dass andere lukrative und zugleich schädliche Möglichkeiten zur Stressmilderung, wie die Zigarette oder das Bier, genutzt werden. Es kann vermutet werden, dass die Lukrativität derartiger Utensilien mit ihrem Status und ihrer Bekanntheit in Verbindung stehen. Im Umkehrschluss lässt sich daraus schlussfolgern, dass eine allgemein bestehende Unkenntnis über die Achtsamkeit und ihre Folgen ihre Praxis nicht ermöglicht.

Um dennoch der zentralen Aufgabe der Wissensvermittlung gerecht werden zu können, können Achtsamkeitsphasen zwischenzeitlich in den Unterricht eingebaut werden. Denn erst wenn die Schülerinnen und Schüler aufnahmebereit, motiviert und entspannt sind, kann von einer effektiven Wissensvermittlung gesprochen werden. (Nakamura 2013: 49) Daher ist in diesem Sinne das pädagogisch geschickte Handeln der Lehrkräfte gefragt. Sie müssen die Schülerinnen und Schüler überzeugen, dass die Impulskontrolle viele Vorteile für ihre schulische als auch persönliche Entwicklung mit sich bringt. An diesem Punkt sei erwähnt, dass die Lehrkräfte sich nicht nur auf die schulische Entwicklung beziehen, da die Schullaufbahn begrenzt ist. Vielmehr sollen die Schülerinnen und Schüler verstehen, dass die Impulskontrolle für ihre persönliche Gestaltung des Lebens relevant ist. Insofern belegt das berühmte Marshmallow- Experiment, welchen Mehrwert die Impulskontrolle zur Persönlichkeitsentwicklung beiträgt. Dieses Experiment wurde von Prof. Walter Mischel an der Stanford Universität mit vierjährigen Kindern durchgeführt. (Kaltwasser 2013: 22) Den Probanden wurde ein Marshmallow angeboten und weiter noch mitgeteilt, dass sie ein weiteres Marshmallow bekommen, wenn sie innerhalb von 20 Minuten den ersten Marshmallow nicht essen. (ebd.) Als Jugendliche wurden dieselben Probanden noch einmal getestet. Es stellte sich heraus, dass die Probanden, die schon als vierjährige eine Impulskontrolle vorzeigen konnten, im Scholastic Aptitude Test besser abschnitten als diejenigen, die keine Impulskontrolle besaßen. In diesem Kontext sei erwähnt, dass sich dieser Scholastic Aptitude Test weniger auf Wissen als vielmehr auf Fähigkeiten bezieht. (ebd.) Bauer (2007) führt fort, dass nicht nur das Warten als Kompetenz zu verstehen sei, sondern auch das Vertrauen der Kinder gegenüber den Versuchsleitern. Denn der Aspekt des Vertrauens ist ein wesentlicher Bestandteil der Impulskontrolle. (ebd.) Durch eine liebevolle und akzeptierende Erziehungsatmosphäre gelingt die Einübung der Impulskontrolle wesentlich besser. Die Impulskontrolle ist nicht als ausreichender Erziehungsfaktor zu betrachten, sie setzt lediglich voraus, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Fähigkeit zur Selbstwirksamkeit erreichen. So sollten beispielsweise Abiturienten in ihrer langen Zeit der Schullaufbahn gelernt haben, wie genau mit Stress umzugehen ist. Denn damit hätten sie eine Sicherheit vor der Abiturprüfung und ihre Selbstwirksamkeit wäre ausgereift. Es steht nicht außer Frage, dass Beunruhigungen und gewisse Stresszustände vor der Prüfung selbstverständlich sind. Zumal sie einen natürlichen Zustand des Menschen wiedergeben. Doch durch unterschiedliche Achtsamkeitsübungen und regelmäßiger, begleitender Persönlichkeitsentwicklung, hätten Abiturienten gelernt, sich vor der Prüfung entspannen zu können. (ebd.: 43) Je eher die Prozesse der Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion im Kindesalter bewusstwerden, umso mehr Freiheit gewinnen sie im Umgang mit ihren Wünschen, Abneigungen, Stresszuständen und auch im Umgang mit anderen Kindern. (ebd.: 46) Mit elf Jahren entwickelt sich das Frontalhirn der Kinder, welche die Fähigkeit der Selbstreflexion beinhaltet. (ebd.: 47) Ab diesem Zeitpunkt sollten Eltern und vielmehr die Schule, also die Lehrkräfte, bemüht sein, vielfältige Erfahrungs- und Erprobungsmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler bereitzustellen, in denen sie ihre Impulskontrolle entwickeln können. (ebd.:48) Sind Schülerinnen und Schüler in der fünften Klasse schon mit Achtsamkeitsübungen vertraut, so sind sie auch gut gegen den Sturm der Pubertät gerüstet. Sie wissen, wie sie mit ihren Wünschen und Emotionen umzugehen haben, indem sie sich selbst besser kontrollieren können (ebd.: 50) Je regelmäßiger die Achtsamkeitsphasen in den Unterricht eingebaut werden, desto differenzierter können Wahrnehmungen stattfinden und schließlich die Impulskontrolle gesteigert werden. (ebd.: 53)

Im Weiteren sollen verschiedene Studien folgen, die belegen, dass Achtsamkeit im Unterricht einen effektiven Einfluss auf die Leistungen und der Impulskontrolle der Schülerinnen und Schüler ausüben kann.

2.3 Forschungsstand und Studien

Viele Studien innerhalb der Achtsamkeitsforschung sind überwiegend durch John Kabat- Zinns praktiziertem MBSR- Programm, einem Verhaltenstraining, zur Stressbewältigung inspiriert. Die durch das MBSR- Programm gestärkte emotionale Impulskontrolle und Aufmerksamkeitssteuerung haben Pädagogen aufmerksam werden lassen. (Kaltwasser 2012: 69) Es ist anzumerken, dass die empirischen Forschungen nicht weit genug fortgeschritten sind, um Aspekte der Zusammengehörigkeit, des Altruismus, der Empathie und der Impulsivität unter Kontrolle halten zu können. (Weare 2012: 194) Dennoch sind verschiedene Studien aus den USA vorzufinden, die belegen, dass eine regelmäßige und konsequente Schulung der Achtsamkeit durch unterschiedliche Übungen positive Rückwirkungen auf die Aufmerksamkeitssteuerung und der emotionalen Stressregulation hat. (Kaltwasser 2012: 169) In den USA sind fest verankerte, fortgeschrittene Achtsamkeitsprogramme für den Schulalltag vorgesehen. Zu diesen gehören beispielsweise die Inner Kids und die Mind- Up (Weare 2012: 182) In dem Programm Inner Kids von Flook u.a (2010) wurde die Fähigkeit der Sieben- bis Neunjährigen Schülerinnen und Schüler zur Achtsamkeit untersucht. (ebd.) Der Mehrwert dieses Programms lässt sich wie folgt skizzieren: Die Schülerinnen und Schüler konnten ihre eigene Problemlösefähigkeit stärken, eigene Handlungen besser kontrollieren als auch aufmerksam und geistig flexibel sein (ebd.) Des Weiteren untersuchten Schonert- Reichl und Hymel (2007) mit ihrem Mind- Up Programm die Entwicklung des Wohlbefindens und der inneren Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler durch die Konzentration auf die Achtsamkeit und zugleich die Fähigkeit, ihre Impulskontrolle zu regeln. (ebd.) Das Programm wurde mit Neun- 13-jährigen Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Lehrkräfte konnten am Ende feststellen, dass sich eine Steigerung und Verbesserung in der Konzentrationsfähigkeit und im Verhalten wiedererkennen lässt. (ebd.) Eine weitere Studie, die sich auf die 17- 19-jährigen Jugendlichen bezieht, wurde von Broderick und Metz (2009) durchgeführt. (ebd.:183.) Ihr Programm „Learning to BREATHE“ wurde in einer amerikanischen Mädchenschule realisiert. Während die Schülerinnen eine Verringerung ihrer negativen Grundeinstellungen erlebten, ließ sich gleichzeitig eine Steigerung in Ruhe, Entspannung, Selbstakzeptanz, Bewusstheit und Klarheit im Denken herausstellen. (ebd.)

Gleichwertige Studien lassen sich auch in anderen Ländern wiederfinden. Insofern haben Huppert und Johnson (2010) ihr Programm „Mindfulness in Schools“ mit 14- 15-jährigen Jungen an zwei unterschiedlichen Schulen in Großbritannien durchgeführt. Ein vierwöchiges Achtsamkeitstraining begleitet die Schüler in ihrem Alltag. Eine Gruppe von Jungen praktiziert täglich zehn minütige Achtsamkeitsübungen, während die andere Gruppe, die Kontrollgruppe, dies nicht tut. Es lassen sich erstaunliche Wirkungen bei den Schülern, die diese Übungen regelmäßig durchführen, erkennen: Sie bekommen ein Gefühl von Identität, sie sind belastbar und erleben ein Wohlbefinden. Im Gegenteil lassen sich bei der Kontrollgruppe keinerlei positive Veränderungen erkennen. Diese Erkenntnis führte dazu, dass die Kurse auf neun Wochen erweitert wurden und an verschiedenen Schulen in Großbritannien als auch in ganz Europa durchgeführt werden. (ebd.: 184)

Ferner werden auch Interventionsprogramme wie das Programm AISCHU (Achtsamkeit in der Schule) seit 2004 an der Universität München erforscht. Es werden regelmäßige Achtsamkeitsübungen in den Unterricht eingeführt und später reflektiert. (Kaltwasser 2012: 171) Es ist aus der Hirnforschung bekannt, dass Wiederholungen beim Üben eine große Bedeutung für die neuronalen Impulse besitzen. Je häufiger Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, ihren Wahrnehmungen aufmerksam zu folgen, sich eine Auszeit zu nehmen oder sich beispielsweise auf den Atem zu konzentrieren, umso leichter wird es ihnen gelingen, besser in dem gegenwärtigen Augenblick anzukommen. Gleichzeitig wird die Fähigkeit der Aufmerksamkeitssteuerung gefördert.

Insofern kann festgehalten werden, dass Achtsamkeitsphasen in der Schule einen wesentlichen Platz einnehmen sollten. Denn werden immer noch vermehrt Elemente der Persönlichkeitsentfaltung, wie beispielsweise die Kreativität, Selbstwirksamkeit oder Impulskontrolle, zugunsten der Erwartungen des Kernlehrplanes weiter reduziert (Kaltwasser 2013: 157), sodass die Schülerinnen und Schüler in einen Kreislauf von diversen Problemen geraten. Dieser Kreislauf soll in der Problembeschreibung charakterisiert werden.

3. Problembeschreibung – fehlende Aufmerksamkeitslenkung

„Wenn ich nur in die Köpfe der Schülerinnen und Schüler schauen könnte.“ Diese Aussage ist mir während meiner Hospitation in meiner Praxissemesterzeit durch den Kopf gegangen. Was ist mit den Schülerinnen und Schülern passiert? Warum hat kein Schüler ein Block auf dem Tisch, wo sind die Stifte und die restlichen Materialien? Wird ein Schüler gefragt, wo denn die Materialien sind, folgt die emotionslose Antwort: „Habe ich vergessen.“ Wie kann es sein, dass Materialien, die in der Schule gebraucht werden, vergessen werden? Im Alltag unterscheiden wir zwischen wichtig und unwichtig. Das Unwichtige gerät oft in Vergessenheit. Ist die Schule denn so unwichtig für Schülerinnen und Schüler, dass sie ihre Ausstattung für einen vernünftigen Unterricht vergessen können? Haben die Schülerinnen und Schüler keine Lust mehr an der Schule, mit den Lehrkräften zu arbeiten? Oder haben sie kein Interesse an den Fächern und keine Freude an ihren Mitmenschen, speziell an ihren Mitschülern? Diese und ähnliche Fragen oder Möglichkeiten eine Antwort auf das Desinteresse der Schülerinnen und Schüler zu finden, ist mir immer wieder während meiner Tätigkeit in der Schule durch den Kopf gegangen. Gerade deswegen würde ich gerne die Gedanken der Schülerinnen und Schüler an einigen Situationen lesen können, um eine sinnvolle Antwort auf die Art und Weise der Schülerinnen und Schüler zu finden. Doch nach einer Zeit hat sich meine Verwirrung über die Demotivation der Schülerinnen und Schüler teilweise gelegt. Zumal ich selbst nach einem sechsstündigen Schulalltag der Hospitation, ohne dabei wertend zu werden, so allmählich meine Kräfte verloren habe und sich mein Interesse verringert hat. Ich habe gespürt, dass meine Aufmerksamkeit immer weiter abnahm und mir in der Schule, die doch sehr stark befüllt ist, ein Rückzugsort für den einen oder anderen Moment gefehlt hat.

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Details

Titel
Lernförderliches Klima durch Achtsamkeit im Schulalltag. Aktive Aufmerksamkeitslenkung durch die bewusste Wahrnehmung der Sinne
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Fakultät für Bildungswissenschaften)
Veranstaltung
Projektwerkstatt: Theorie-Praxis-Projekt
Note
1,0
Jahr
2018
Seiten
42
Katalognummer
V542395
ISBN (eBook)
9783346160157
ISBN (Buch)
9783346160164
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Achtsamkeit, Wahrnehmnug der Sinne, Entfaltung der Persönlichkeit, aktive Lenkung der Aufmerksamkeit, Gehirn & Denken, Meditation, effektiver Lernen, Leistungsdruck, Konzentraionsfähigkeit, Interesse der SuS, Atemlenkung, Rituale, Achtsamkeitsraum, Implementierung im Schulalltag, gesundes Klassenklima, Kooperation im Kollegium, Steigerung der Leistungen
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Anonym, 2018, Lernförderliches Klima durch Achtsamkeit im Schulalltag. Aktive Aufmerksamkeitslenkung durch die bewusste Wahrnehmung der Sinne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/542395

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Titel: Lernförderliches Klima durch Achtsamkeit im Schulalltag. Aktive Aufmerksamkeitslenkung durch die bewusste Wahrnehmung der Sinne



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